Vegane Kindertagesstätten

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Magdalena61
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#61 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von Magdalena61 » Mi 8. Aug 2018, 01:05

PeB hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Kleine Kinder gehören nicht in eine Kita. (!) Sondern zu ihrer Mutter.
...wenn nun aber die Mutter arbeiten muss, weil das Einkommen des Vaters nicht für die Familie reicht? Und es ist keine Oma da? Wohin sollen dann die Kinder.
Die Frage ist, wofür das Einkommen des Vaters nicht reicht.
Niedriglohnarbeiter können neben dem Kindergeld noch Kinderzuschlag, Wohngeld und andere Sozialleistungen erhalten. Höher als auf Hartz IV- Niveau kommen sie damit aber nicht. Und viele WOLLEN nicht auf der Hartz IV - Ebene leben, zu Lasten ihrer kleinen Kinder. Als Singles oder kinderloses Paar konnten sie sich finanziell einiges leisten. Restaurantbesuche, Urlaub, Hobbys, Shoppen. Mit Kind und nur einem Einkommen müssten sie dann ihre Ansprüche merklich zurückschrauben- und diese Umstellung auf ein ganz anderes privates Wirtschaftssystem und Konsumverhalten packen viele nicht.

Vollzeitmütter müssen gegen den Strom schwimmen. Wer "arbeitet" ist besser angesehen, auch von anderen Frauen. Die Vollzeitmütter leben in einem permanenten Rechtfertigungszwang und dürfen aufgrund der Ausfallzeiten durch die Erziehung von Kindern ihrem Rentenalter entgegenbangen.
Grundsätzlich möchte ich dir rechtgeben. Aber es ist leider gesellschaftlich so, dass monetäre Zwänge den Familien andere Lösungen aufbürden. Es wird leider allzu oft vergessen, dass das Armutsrisiko steigt und dass eine Familie immer häufiger nicht mehr von einem Einkommen alleine leben kann.
Ein zu niedriges Einkommen aus Erwerbstätigkeit kann durch Hartz IV aufgestockt werden.
Wie alt ein Kind aktuell sein muss, bis man die Mutter dazu zwingen kann, sich wieder einen Job zu suchen, ist mir gerade nicht geläufig. Aber selbst, wenn das Jobcenter verlangen würde, sie solle ihr drei Monate altes Baby tagsüber in einer Kita entsorgen und Bewerbungen schreiben, könnte sie gelassen bleiben. Weil sie bei Arbeitgebern nämlich mit ihrer Familiensituation mit Sicherheit nicht ganz oben auf der Liste steht, wenn es darum geht, eine Stelle neu zu besetzen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Magdalena61
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#62 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von Magdalena61 » Mi 8. Aug 2018, 01:10

sven23 hat geschrieben:Aber wir sind hier OT.
Eure Beiträge kann ich gerne abtrennen und separat stellen, wenn ihr länger darüber diskutieren möchtet.
Allerdings checke ich noch nicht, worüber ihr eigentlich schreibt.
Eine Überschrift (Threadthema) sowie die Zuordnung zu einem Forenbereich würden mir weiterhelfen. Ethik und Medizin? Philosophie? Blickpunkt?
LG
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PeB
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#63 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von PeB » Mi 8. Aug 2018, 14:40

Magdalena61 hat geschrieben:Die Frage ist, wofür das Einkommen des Vaters nicht reicht.
Auwau! ;)
Darf ich hier einhaken?
Denn ich möchte vermeiden, dass Hartz-IV-Empfänger populistisch als Schmarotzer gesehen werden, die ihr vom Staat "erschlichenes Vermögen" ausschließlich für unnötigen Tand ausgeben und ihre Kinder vernachlässigen. Das trifft eher auf andere Bevölkerungsgruppen zu.
Aber so hast du es sicher auch nicht gemeint. :)

Es gibt Schmarotzer - jawohl - in allen Bevölkerungsschichten, auch bei Hartz-IV-Empfängern. Vermutlich in einem ähnlichen Verhältnis. Bei ihnen schlägt es aber zu Buche, weil der gesellschaftliche Sozialneid dann natürlich zuschlägt und sagt: eigentlich müssten diese Steuergeld doch mir zu Gute kommen. Aber diese Leute sind nicht die Regel.
BTW: ich bin nicht stolz drauf, aber ich habe selber Erfahrungen mit dem Hartz-IV-System; durchweg negative.

Ich würde aber gerne darauf aufmerksam machen, dass alleine ein Drittel (!) der Hartz-IV-Empfänger alleinerziehende Mütter sind. Und die haben nun wirklich die Ar***karte gezogen. Denn es gibt ein Dilemma:
Bleibe ich zuhause beim Kind und beziehe Stütze? Oder gehe ich arbeiten und gebe mein Kind in eine Kita?

Im ersten Fall Folgendes:
416 Euro für die Mutter
240 Euro für das unter fünfjährige Kind

Zusammen: 656 Euro

Alle anderen Zuwendungen sind zweckgebunden, können also nicht beispielsweise für eine bessere Ernährung eingesetzt werden. Kindergeld wird zwar ausgezahlt, aber vom Hartz-IV-Satz wieder abgezogen, so dass ein Nullsummenspiel bleibt. Vom Kindergeld haben nur Menschen mit Erwerbseinkommen etwas. Für andere ist es nicht greifbar.

Um diesen Zuwendungsbetrag von 656 Euro noch etwas deutlicher zu beleuchten, muss hier einmal gesagt werden, welcher Anteil davon gemäß Bundesregierung für die Ernährung angedacht ist:
die Mutter darf im Monat 145,04 Euro für ihr eigenes Essen aufbringen und für das Kind sind 84,12 Euro zur Ernährung vorgesehen.

Da bleibt weder viel für eine gesunde, ausgewogene Ernährung, noch für den vielbeschworenen und populistisch propagierten LED-Breitformat-Fernseher, den angeblich viele Hartz-IV-Empfänger einer guten Ernährung (ihrer Kinder) vorziehen.

In Wahrheit ist Hartz-IV blanker, menschenverachtender Zynismus.

Im Zweiten Fall, die Mutter geht arbeiten, verdient sie als - sagen wir ungelernte Schulabbrecherin, die Irgendjemand unvorsichtigerweise geschwängert hat - wenn es gut läuft 1200 Euro, aber im Durchschnitt eher deutlich darunter. Wenn sie die Erziehung ihres kindes ernstnimmt und deswegen vielleicht nur halbtags arbeitet, reduziert sich das Nettoeinkommen entsprechend. Auch nicht viel besser als Hartz-IV.

Aber es kommen andere Ausgaben auf sie zu: wenn wir schon von Kita reden, dann sollten wir auch über die Kosten dafür sprechen. In Rheinland-Pfalz beispielsweise ist die Kita kostenlos. Hier könnte das Konzept mit der Billigexistenz, die der Kapitalismuis den Menschen aufbürdet, vielleicht aufgehen.

Aber bei uns hier kostet ein Kita-Platz monatlich 200,- Euro für das erste Kind und 160,- Euro für das zweite (ungefähr, ohne Garantie der genauen Exaktheit). Wie gut, dass die Frau nur ein Kind hat. Dann bleiben nach Abzug der Kitagebühren immer noch 1000,- Euro zum Leben. Das ist immerhin doppelt so viel wie bei Hartz-IV. Das Kind darf dann also mit sage und schreibe 170,- Euro im Monat ernährt werden. Da kann man nicht täglich ins Steakhaus gehen, aber für eine gesunde Ernährung könnte das ausreichen.
Aber es gibt weitere Ausgaben: wenn die Frau arbeitet, muss sie zum Arbeitsplatz kommen. Ein Auto wollen wir erst gar nicht in Erwägung ziehen, denn die (höhere) Gesellschaft dürfte sich weitgehend einig sein, dass es unmoralisch ist, wenn arme Menschen Auto fahren. Das steht nur den Reichen zu und die dürfen dann auch 25-Liter-Geländewagen zum Schaden der Umwelt und der Lungen fahren - das ist widerum moralisch völlig in Ordnung.

Nein, die Frau hat eine Monatskarte für den ÖPNV. Kostenpunkt: 120,- Euro im Monat.
Damit schmälert sich das Nettoeinkommen wieder bis auf rund 880,- Euro.

Weitere Ausgaben lassen wir mal außen vor, obwohl wir alle wissen, dass es sie gibt. Vielleicht sollte das kind einen Sportverein besuchen - oder ist das unmoralisch bei Armen?

Aber eines vielleicht noch: die alleinerziehende Mutter muss nach der Arbeit zuhause ihr ind versorgen und noch den Haushalt machen, wenn es nicht aussehen soll wie bei Hempels unterm Sofa und das Kind in geordneten Verhältnissen aufwachsen soll.

Am Ende des Tages klappt die Alleinerziehende Mutter halbtot ins Bett, wird aber nach Mitternacht wird aus dem Schlaf gerissen, weil das Kind Bauchweh hat. Morgens um 6 Uhr geht es wieder los: Kind fertig machen und dann zur Arbeit.

Aber halt - wie kriegt die Mutter ihr Kind in die Kita? Ein Auto hat sie nicht. Die Nachbarin - ebenfalls eine stinkfaule Hartz-IV-Socke - ebenfalls nicht. Mit dem Bus! Ist der Bustransfer für unter Fünfjährige kostenlos? Nicht überall! Hoffentlich bei ihr.

Langer Rede kurzer Sinn: ich gönne Jedem eine gesunde ausgewogene Ernährung - egal ob vegan oder nicht - der es sich leisten kann. Ich würde mir aber darüber hinaus eine gerechte Gesellschaft wünschen, in der sich alle Menschen eine solche Ernährung leisten können.
Und vor allem würde ich mir ein Sozialsystem wünschen, in dem - anders als bei Hartz-IV - die Kinder nicht darunter leiden müssen, dass ihre Eltern keine Arbeit finden und von der Gesellschaft ausgespuckt werden.

Ich habe fertig! ;)

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#64 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von Lena » Mi 8. Aug 2018, 14:45

Wunderbare Einrichtung für vegan lebende Eltern :D.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#65 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von JackSparrow » Do 9. Aug 2018, 00:00

PeB hat geschrieben:die Mutter darf im Monat 145,04 Euro für ihr eigenes Essen aufbringen und für das Kind sind 84,12 Euro zur Ernährung vorgesehen.
Erscheint mir ausreichend. Nur nicht für Fertignahrung, da ein dehydriertes, mit Glutamat aufgefülltes und in buntes Plastik verpacktes Convenience-Produkt selbstverständlich etwas teurer ist als die darin verarbeiteten Rohstoffe. Einfach mal nachrechnen.

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#66 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von PeB » Do 9. Aug 2018, 07:24

JackSparrow hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:die Mutter darf im Monat 145,04 Euro für ihr eigenes Essen aufbringen und für das Kind sind 84,12 Euro zur Ernährung vorgesehen.
Erscheint mir ausreichend....
Okay... :?
Dann sollten wir alle das tun...

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SamuelB
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#67 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von SamuelB » Do 9. Aug 2018, 07:33

Muss sie mit ALGII den vollen Preis für die Fahrkarte zahlen? Bei uns gibt es für die Leute erhebliche Ermäßigung.

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#68 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von PeB » Do 9. Aug 2018, 07:40

SamuelB hat geschrieben:Muss sie mit ALGII den vollen Preis für die Fahrkarte zahlen? Bei uns gibt es für die Leute erhebliche Ermäßigung.
Von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Ist der ÖPNV privatwirtschaftlich oder ist er kommunal; auch das dürfte relevant sein.
Bei und gibt es Ermäßigung über den Umweg einer Sozialkarte, die aber erst beantragt werden muss.

Das Problem ist, dass nicht überall die gleichen Voraussetzungen gelten. Deshalb kann der Hartz-IV-Satz im einen Fall vielleicht ausreichen, aber anderswo nicht.

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SamuelB
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#69 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von SamuelB » Do 9. Aug 2018, 08:12

PeB hat geschrieben:Bei und gibt es Ermäßigung über den Umweg einer Sozialkarte, die aber erst beantragt werden muss.
Das sollte ja kein Hinderniss sein.

Kita-Gebühren staffeln sich nach dem Einkommen. Mit ALGII für umsonst. Wir haben hier Glück, dass wir 5 Stunden sowieso nicht bezahlen brauchen.

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#70 Re: Vegane Kindertagesstätten

Beitrag von PeB » Do 9. Aug 2018, 10:21

SamuelB hat geschrieben:
PeB hat geschrieben:Bei und gibt es Ermäßigung über den Umweg einer Sozialkarte, die aber erst beantragt werden muss.
Das sollte ja kein Hinderniss sein.

Kita-Gebühren staffeln sich nach dem Einkommen. Mit ALGII für umsonst. Wir haben hier Glück, dass wir 5 Stunden sowieso nicht bezahlen brauchen.
Es gibt Gemeinden, in denen der ÖPNV durch ein privatwirtschaftliches unternehmen durchgeführt wird; hier hängt es von der Firmenphilosophie und der Kostennutzenrechnung ab, ob Sozialtarife erhoben werden.

Die Kitagebühren liegen im Ermessen des Trägers: Gemeinde, Kirche, Verein...
Hier gibt es die unterschiedlichsten Modelle; Staffelungen und Sozialtarife gibt es sicherlich auch, aber dafür gibt es keine gesetzliche Grundlage. Der Träger entscheidet das. Der Träger muss ja auch das Personal bezahlen und daher die Gebühren kalkulieren. Dazu vielleicht: Kommunen (zumindest bei uns) sind gesetzlich verpflichtet (!), Gebühren zur Kofinanzierung ihrer Kitas in einem bestimmten Prozentsatz (ich glaube, hier sind es 50% der Personalkosten) von den Eltern zu erheben.

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