Begleitung von Sterbenden

Politik und Weltgeschehen
Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#61 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von Savonlinna » Do 26. Nov 2015, 09:22

JackSparrow hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Wie wäre es mit deutschen Personalpronomen? Kannst Du mit etwas beschäftigt sein?
Ich kann mit etwas beschäftigt sein, da "ich" in diesem Satz als Personalpronomen meine eigene Person bezeichnet.

Mein Ich kann nicht mit etwas beschäftigt sein, da "mein Ich" in diesem Satz als Possessivpronomen ein Objekt bezeichnet, welches sich mutmaßlich (aber nicht notwendigerweise) in meinem Besitz befindet.

Denn Du bist ja nur ein Personalpronomen.
Ich bin die Person, welche durch das Personalpronomen referiert wird. Wenn du über das Personalpronomen "du" sprechen möchtest, musst du die dritte Person nutzen: Du ist ein Personalpronomen.

Dann nehmen wir ein anderes Beispiel, um zu zeigen, wie unsere Sprache funktioniert:

"Meine Schnerzen sagen mir, dass ich mich untersuchen lasssen sollte."
Der, der den Satz ausgesprochen hat: Ist der ein Spökenkieker? Hat sie nicht alle und sieht auf offener Straße die Schmerzen neben sich laufen, die mit ihm reden, trotz Mundlosigkeit?

Nein, es ist eine bildhafte Sprache. Die Sprache ist bildhaft, wahrscheinlich seit ihrem Entstehen.
Ich habe inzwischen lernen müssen, dass es Menschen gibt, die Bildhaftigkeit nicht verstehen. Sie nehmen Sprache wörtlich und finden, dass Schmerzen ja nun mal nicht reden können und mein Satz albern und sinnleer ist, bzw., dass ich an Geister glaube.

Recht hättest Du allerdings dann, wenn Du der Argumentation, die ich oft bringe, folgst: dass Abstraktionen auf Konkretes rückführbar sein müssen, aonsten sie reine Kopfgeburt sind. Zum Beispiel das Wort "Sein", wenn es als Substantiv benutzt wird. Ein "Sein" gibt es nicht, nur als Wort gibt es das.

"Meine Schmerzen" oder "Mein Ego" hingegen sind nur Bilder für ganz Konkretes:
Ich habe Schmerzen, also nenne ich sie "meine" Schmerzen, obwohl ich nicht für sie bezahlt habe und sie nicht haben will.
Mit "meine Schmerzen sagen mir" meine ich: Weil ich Schmerzen habe und sie loswerden will, sollte ich zum Arzt gehen, der die Ursachen der Schmerzen finden und mich von ihnen befreien könnte.

"Ego" ist nun ein Begriff aus der Psychologie". Er ist ein Teil der menschlichen sog. Psyche. Das Ego existiert so wenig ohne Psyche, wie Schmerzen ohne Körper existieren - in der Regel verstehen Menschen das. Manche aber nicht, weil sie bildhaftes Sprechen nicht verstehen.
Mit "Ego" ist also ein Teil des menschlichen Handelns verbildlicht.

Allerdings - und da gäbe ich Deinem Hinterfragen Recht - tun manche so, als ob das Ego tatsächlich isoliert existiert und wirkliche Eigenschaften hat. Dabei ist es nur der Mensch, der diese Eigenschaften hat; man hat diese Eigenschaften nur ein bisschen sortiert und mit Namen versehen.

Bei dem Wort "Sein" passiert es leider auch bei Menschen, als ob das Sein nun wirklich existiert und nicht nur bildhaft gemeint ist: ein sprachliches Bild also für die Eigenschaft, das etwas da ist, seiend ist.

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#62 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von ThomasM » Do 26. Nov 2015, 09:52

Savonlinna hat geschrieben: Dieser Autor hat aber einem seiner Bücher den Titel gegeben: "Surprised by Joy" / "Überrascht von Freude", und dieser Titel zumindest passt zu mir. Das Buch kenne ich nicht.
Ich kann dir das Buch empfehlen :wave:
Es schildert, wie besagter Autor grummelnd und widerstrebend den christlichen Glauben annimmt unter der Annahme, dass das gute Leben damit vorbei ist.
Und plötzlich überwältigt wird von der Freude.

Mein Hintergrund war zwar anders, aber auch ich war von der Freude über die Begegnung mit Gott total überwältigt. Daher konnte ich mich mit vielen Punkten, die das Buch schildert, identifizieren.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#63 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von ThomasM » Do 26. Nov 2015, 09:59

Savonlinna hat geschrieben: Dann nehmen wir ein anderes Beispiel, um zu zeigen, wie unsere Sprache funktioniert:

"Meine Schnerzen sagen mir, dass ich mich untersuchen lasssen sollte."
Der, der den Satz ausgesprochen hat: Ist der ein Spökenkieker? Hat sie nicht alle und sieht auf offener Straße die Schmerzen neben sich laufen, die mit ihm reden, trotz Mundlosigkeit?

Nein, es ist eine bildhafte Sprache. Die Sprache ist bildhaft, wahrscheinlich seit ihrem Entstehen.
Du hast Recht und trotzdem liegt in dem Ausdruck "Ich glaube an Gott" mehr.
An der Bildhaftigkeit deines Beispiels zweifelt keiner, die Menschen, die diese Bildhaftigkeit nicht verstehen, haben eine konkrete psychologische Störung.

Der Ausdruck "Ich glaube an Gott" kann auf verschiedene Weisen gedeutet werden, die alle unterschiedliche Auswirkungen auf die Vorstellungen von Realität haben.
Letztlich sind die Diskussionen, die hier immer wieder geführt werden, Diskussionen über die Struktur der Realität.

Da die persönlichen Vorstellungen über diese Struktur sehr eng verwoben sind mit der Persönlichkeit und den Denk-Strukturen der einzelnen, wird es - im Gegensatz zu deinem Beispiel - bei diesem Satz keine Einigkeit geben können.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#64 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von Salome23 » Do 26. Nov 2015, 09:59

ThomasM hat geschrieben: aber auch ich war von der Freude über die Begegnung mit Gott total überwältigt.
Auf welche Art bist du "Gott" begegnet?
Wie sieht er aus?
Was macht dich so sicher, dass es sich dabei um "Gott" handelte?

Hemul
Beiträge: 19835
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:57

#65 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von Hemul » Do 26. Nov 2015, 10:09

Pluto hat geschrieben: Wir sind die glücklichen Menschen, denn wir sind diejenigen die geboren wurden, und so die Süße des Lebens genießen können.

Wir sind die glücklichen Menschen-weil wir die "Süße des Lebens" genießen können? :roll: Glücklich sind die Menschen die mit dem "Sauren des Lebens" glücklich bleiben-selbst Angesichts des Sauersten-dem Tode. Nero soll fast wahnsinnig geworden sein-als
die ersten Christen Gott Lobpreissingend in die Arena einzogen wo ausgehungerte Löwen auf sie warteten. Weder ein Atheist
Agnostiker oder Zweifler wird das je verstehen können. Ist aber für mich völlig verständlich. Im Gegensatz zu den von mir genannten Gruppierungen kannten u. glaubten die damaligen Christen den Worten des Apostel Paulus in 1.Korinther 15:55-58 wo
es heißt:
55 "Wo ist, Tod, dein Sieg? Wo ist, Tod, dein Stachel?" 56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. 57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus! 58 Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, allezeit überreich in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist!

So war es damals-und so ist es bei wahren Christen auch noch heute.
Zuletzt geändert von Hemul am Do 26. Nov 2015, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#66 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von Salome23 » Do 26. Nov 2015, 10:11

Savonlinna hat geschrieben:
Dann nehmen wir ein anderes Beispiel, um zu zeigen, wie unsere Sprache funktioniert:

"Meine Schnerzen sagen mir, dass ich mich untersuchen lasssen sollte."
Vielleicht sollte man lernen, sich korrekt auszudrücken, wenn man etwas genauer vermitteln möchte:

Da ich im rechten unteren Bereich meines Bauches Schmerzen empfinde und diese Schmerzen Anzeichen einer möglichen(nicht auszuschliessenden) Blinddarmentzündung sein könnten, finde ich es persönlich als angemessen, mich von einem kompetenten Arzt untersuchen zu lassen. Amen. :Smiley popcorn:

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#67 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von Savonlinna » Do 26. Nov 2015, 10:12

ThomasM hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Dieser Autor hat aber einem seiner Bücher den Titel gegeben: "Surprised by Joy" / "Überrascht von Freude", und dieser Titel zumindest passt zu mir. Das Buch kenne ich nicht.
Ich kann dir das Buch empfehlen :wave:
Es schildert, wie besagter Autor grummelnd und widerstrebend den christlichen Glauben annimmt unter der Annahme, dass das gute Leben damit vorbei ist.
Ja, Tolkien hat ihn zu diesem christlichen Glauben überredet. Und dann selber später Distanz zu ihm - C.S.Lewis - genommen.

Mein Anliegen ist mehr, aufzuzeigen, dass diese "Freude", die ungerufen und fast nicht verstehbar plötzlich aus irgendwelchen Abgründen kommt, jedem Menschen gegeben ist. Er muss sie sich nicht durch eine bestimmte Religion erklären.

Ich neige eher umgekehrt dazu, dass die Entstehung von Religionen durch solche Ereignisse geschehen.
Ich bin aber den Religionen dankbar dafür, dass sie solche Ereignisse tradieren, damit sie zum Abgleich zur Verfügung stehen.

ThomasM hat geschrieben:Mein Hintergrund war zwar anders, aber auch ich war von der Freude über die Begegnung mit Gott total überwältigt. Daher konnte ich mich mit vielen Punkten, die das Buch schildert, identifizieren.
Normalerweise habe ich keine Berührungsscheu - ich kann auch Bücher rein christlicher Art lesen, wenn ich sie mühelos in meine eigene Sprache übersetzen kann.
Aber ich weiß eben nicht, ob Du "Narnia" kennst. Ich war so geschockt, dass ich das lieber verdränge als es noch vertiefe.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#68 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von Salome23 » Do 26. Nov 2015, 10:31

ThomasM hat geschrieben: Du hast Recht und trotzdem liegt in dem Ausdruck "Ich glaube an Gott" mehr.
"Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Hebräer 11,1

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#69 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von ThomasM » Do 26. Nov 2015, 10:41

Salome23 hat geschrieben: Auf welche Art bist du "Gott" begegnet?
Wie sieht er aus?
Was macht dich so sicher, dass es sich dabei um "Gott" handelte?
Die Art war sehr persönlicher Natur. Das kann ich nicht in einem Forum in wenigen Sätzen darstellen. In meinem Buch habe ich es über etwa 3 Seiten versucht, aber selbst diese Darstellung trifft das, was ich sagen müsste, nicht wirklich.

Wie er aussieht weiß ich nicht, aber er ist ein sehr liebevolles Wesen.

Es ist Teil des Wunders meiner Begegnung, dass ich sicher bin, ohne zu wissen, warum ich sicher bin. Logik (und ich habe einen starken Hang, logische Erklärungen zu formulieren) war es nicht.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#70 Re: Begleitung von Sterbenden

Beitrag von ThomasM » Do 26. Nov 2015, 10:44

Savonlinna hat geschrieben: Aber ich weiß eben nicht, ob Du "Narnia" kennst. Ich war so geschockt, dass ich das lieber verdränge als es noch vertiefe.
Klar kenne ich Narnia. Ich liebe Fantasy und SF, für mich gehört das dazu.

Warum bist du geschockt?
Du als erstes müsstest die Interpretation von Texten im Kontext des Denkens der Zeit verstehen. Und auch die bildhafte Symbolik von Kampf sollte dir geläufig sein.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Antworten