Pluto hat geschrieben:Mit welcher Begründung?
Dass die Krim schon immer die russische (nicht nur sowjetische) Verbindung zum Mittelmeer war und eigens deshalb von Russland im 17./18. Jh. erobert wurde - und seither nie anders besiedelt war als (mehrheitlich) durch Russen. - Das wird nicht dadurch obsolet, dass Chrustschow damals innerhalb der Sowjetunion die Krima an die Ukraine verschenkt hat.
Völkerrechtlich formal richtige Argumente gehen hier an der Substanz vorbei - anders gesagt: Eine nicht-russische Krim ist für Russland nur dann möglich, wenn so viel Einvernehmen zwischen der Ukraine und Russland besteht, dass man sie bei den Ukrainern belassen kann - wie es ja bis 2013 der Fall war.
Pluto hat geschrieben:Kannst du Beispiele nennen?
Ich meine, dass Vattenfall (?) eine inner-deutsche Sache (Regierung ./. Vattenfall) in den USA zur Klage gebracht hat - sozusagen eine über-nationale Parallel-Justiz.
Pluto hat geschrieben:1.) Die Weigerung Russlands, den Zusammenbruch der SU anzuerkennen. Mit welchem Recht erheben sie Ansprüche auf die umliegenden Länder?
Der Zusammenbruch der SU war doch weitgehend eine Folge der Perestroika - zwar nicht geplant, aber Folge der Öffnung nach dem Westen. - Unter Putin wäre die SU damals NICHT zusammengebrochen.
Wie auch immer: Der Westen hat die Erwartungen Russlands enttäuscht - etwa Reisefreiheit/weitgehende Handels-Vereinbarungen. - UND: Es war damals (1991 rum) vereinbart, dass KEIN neues EU-Land östlich von Deutschland NATO-Mitglied werden dürfe - trotzdem hat Russland entgegegenkommend zugestimmt, dass das Baltikum und Polen zur NATO stoßen - weil man ja selber langfristig Teil davon werden wollte - zu Partner-Verträgen ist es dann ja auch gekommen.
Damals gab es keinerlei Ansprüche auf umliegende Länder - man war sich ja einig. - Spätestens mit dem Fall der Ukraine hat man (vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung) die Notbremse gezogen.
"Rechte" hat Russland keine - aber Mindest-Interessen. - Die USA hätte auch keine "Rechte" gehabt, in Kuba einzumarschieren (oder es zu zerstören) - hätte es aber 1962 getan, wenn in Kuba die Atomwaffen verblieben wären - wegen Mindest-Interessen - man möchte keine Bedrohung unmittelbar vor der Tür haben. Die USA hätten in diesem Fall keine rechtlichen Einwände gelten lassen.
Genau das droht Russland, wenn die Ukraine NATO-Mitglied werden KÖNNTE. - Also wirkt man massiv ein, dass es nicht geschieht.
Pluto hat geschrieben:2.) Wieso fühlt sich Russland vom Westen verarscht? Welche Gründe hat der Westen ihnen dazu gegeben? (Ich sehe keine.)
Oben habe ich welche genannt:
1) Stationierung von Rakten im Baltikum/Polen (?), die gegen den Nahen Osten gerichtet sind - wenn sie da sind, kann man sie auch gegen Russland richten - also Bedrohung.
2) Abwehr von Reiseerleichterungen für Russen in EU.
3) Abwehr von lange gewünschten Handels-Vereinbarungen EU-Russland
4) Entweder-oder-Haltung gegenüber Ukraine ("Wenn Ihr zu uns (EU) wollt, könnt Ihr nicht zum russischen Einfluß-Bereich gehören")
5) Internationale Missachtung bei Krisen-Bewältigungen (In Syrien konnte sich Russland erstmals wieder einmal einbringen)
6) "Ihr meint, Ihr seid die Kings und wir wären der Depp"
Pluto hat geschrieben: und kein jammerndes Säbelrasseln wie bei den Russen.
Das sehen die Russen inzwischen ähnlich: Keine Verarsche mehr, kein Jammern mehr - jetzt heben wir auch mal die Hand und zeigen, wo's lang geht.
Das sind sicherlich nicht nur rational glasklare Argumente, sondern auch Gefühls-Argumente - aber das ist wurscht - denn wichtig ist, was sich da in Russland zusammengebraut hat und wie man verhindert, dass daraus irgendeine explosive Mischung wird. - Die Wirtschafts-Sanktionen sind in diesem Sinne NICHT deeskalierend - Russen sind gewohnt zu leiden. Und erfolgreich im Sinne einer Beugung werden diese Sanktionen auch nicht sein.
Es geht hier um Märkte, an denen die USA Interesse haben - Egon Bahrs hier zitierten Sätze haben vom Kern her ins Schwarze getroffen.