Neuauflage Antisemitismus in Europa

Politik und Weltgeschehen
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#61 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von sven23 » Sa 8. Sep 2018, 11:17

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Stimmt, Nazis haben ja nichts gegen Juden. Das müssen dann wohl Außerirdische gewesen sein. :lol:
Hier geht es nicht um die wohlfeile Assoziierung mit historischen Stereotypen, sondern ob da etwas vorgefallen ist oder nicht.
Vorgefallen ist ja was. Die Frage war, wer es war. Kleiner Tip. Nazis sollte man nicht per se ausschließen. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Martinus
Beiträge: 3059
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:17
Wohnort: Kasane

#62 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Martinus » Sa 8. Sep 2018, 11:17

Leider ist differenziertes Lesen nicht jedermann gegeben. Für einige müssen die Beiträge wie Arbeitsblätter mit Übungen zum differenzierenden Lesen aufgebaut werden.
Angelas Zeugen wissen was!

piscator
Beiträge: 4771
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:18
Wohnort: Großraum Stuttgart

#63 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von piscator » Sa 8. Sep 2018, 14:55

Man sollte nicht den Fehler machen, Antisemitismus nur auf der Seite der Rechten zu sehen. Auch die politische Linke hat ihre Probleme mit Israel bzw. den Juden.
https://www.cicero.de/innenpolitik/wie- ... -kam/42297

Die Linkspartei, wie hält sie es mit dem Antisemitismus? Das ist zurzeit die Gretchenfrage nicht nur im deutschen Feuilleton, sondern auch in der politischen Linken und speziell in der Linkspartei selbst. Kritiker werfen den Linken vor, ihre Solidarität mit den Palästinensern trage dermaßen obsessive Züge, dass in Folge einseitiger Parteinahme mit dem „palästinensischen Volk“ antisemitische Stereotype reaktiviert werden.
Kritik kommt nicht nur von außen. Etwa vom Präsidenten des Zentralrats der Juden Dieter Graumann, der Teilen der Linken „blindwütigen Israelhass“ vorwirft. Kritik wird auch innerhalb der Linken geäußert, etwa von dem ehemaligen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch, der die Vorwürfe „sehr ernst“ nimmt. Jüngst forderte der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich auf einer Podiumsdiskussion der jüdischen Gemeinde Berlins, dass nicht länger über den Antisemitismus in der Linken geschwiegen werden dürfe. Der Fall Inge Höger und ihr Auftritt auf einer Veranstaltung Hamas naher Organisatoren hätten das Fass zum Überlaufen gebracht, so Liebich. Auch der BAK-Shalom, ein Arbeitskreis innerhalb der Linken, der sich massiv gegen Antizionismus zur Wehr setzt und aus dessen Reihen auch der Mitautor der jüngsten Antisemitismusstudie in der Linken kommt, gehört zu den schärfsten Kritikern. Kritik, die erste Erfolge vorzuweisen hat, denn am Montag dieser Woche hat der Vorstand der Linkspartei beschlossen, ein klares Bekenntnis zum Existenzrecht Israels in sein Grundsatzprogramm aufnehmen zu wollen.

Dieser Artikel beschriebt sehr schön die Hintergründe. Interessanterweise bringen die Linken es fertig, Juden aufgrund des Holocaust als "Opfer" zu sehen, was nicht weiter verwundert, weil Linke sich für aus ihrem Selbstverständnis heraus für die Guten halten und den Opferbegriff gepachtet haben, während si andererseits Israel wegen der Palästinenserpolitik (Palästinenser sind auch wieder "Opfer " nach Lesart der Linken) vehement kritisieren bzw. bekämpfen.

So waren noch vor wenigen Jahren in "gebildeten" SPD-Familen Orangen aus Jaffa verpönt, weil man mit deren Erwerb die Unterdrückung des palästinensischen Volkes unterstützte. Coca Cola war Imperialisten-Brause und Pepsi des Teufels, weil die regelmäßig für die Republikaner spenden.
Auch Mickey Mouse und Disney selbst war amerikanischer Schund, Asterix allerdings erlaubt, weil da der heldenhafte Kampf eines kleinen fortschrittlichen Kollektivs gegen die verhassten übermächtigen [d]Amerikaner[/d] Römer heroisiert wird.

Alles nicht so einfach. Als Sozialist, Linker oder Hardcore-SPD-ler bewegt man sich ständig auf einem schmalen Grat, wo ein falscher Schritt unweigerlich zum Konservatismus führen kann :lol:
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#64 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von closs » So 9. Sep 2018, 12:39

sven23 hat geschrieben:Vorgefallen ist ja was. Die Frage war, wer es war.
Das ist das eine - das andere ist, dass eine seriöse Presse nicht den Vorwurf der "Lügenpresse" bestätigt, sondern differenziert fragt:
1) Was war insgesamt los?
2) Welche Teilnehmergruppen gab es?
3) Welche Rolle spielten dezidiert verfassungsfeindliche Gruppierungen?
4) Was geschah durch wen?

Es reicht zudem nicht aus, nur differenziert zu fragen, sondern entsprechend zu berichten. - Im Grunde läuft Dein Holzhammer-Ansatz auf die Aushöhlung des Demonstrationsrechts hinaus.

Martinus hat geschrieben:Leider ist differenziertes Lesen nicht jedermann gegeben. Für einige müssen die Beiträge wie Arbeitsblätter mit Übungen zum differenzierenden Lesen aufgebaut werden.
Ich gehe vor Dankbarkeit ob dieser Aussage vor Dir in die Knie.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#65 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von sven23 » So 9. Sep 2018, 12:53

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Vorgefallen ist ja was. Die Frage war, wer es war.
Das ist das eine - das andere ist, dass eine seriöse Presse nicht den Vorwurf der "Lügenpresse" bestätigt, sondern differenziert fragt:
1) Was war insgesamt los?
2) Welche Teilnehmergruppen gab es?
3) Welche Rolle spielten dezidiert verfassungsfeindliche Gruppierungen?
4) Was geschah durch wen?
Du bist mal wieder auf dem falschen Dampfer. Hier ging es konkret um einen Anschlag auf ein jüdisches Restaurant.

closs hat geschrieben: Es reicht zudem nicht aus, nur differenziert zu fragen, sondern entsprechend zu berichten. - Im Grunde läuft Dein Holzhammer-Ansatz auf die Aushöhlung des Demonstrationsrechts hinaus.
Unsinn, die Aushöhlung wird von denen betrieben, die auf Demos Straftaten begehen. Inzwischen sind über 160 Verfahren eröffnet worden, vom Hitlergruß bis zu Sachbeschädigung.

closs hat geschrieben:
Martinus hat geschrieben:Leider ist differenziertes Lesen nicht jedermann gegeben. Für einige müssen die Beiträge wie Arbeitsblätter mit Übungen zum differenzierenden Lesen aufgebaut werden.
Ich gehe vor Dankbarkeit ob dieser Aussage vor Dir in die Knie.
Da solltest du dich an der eigenen Nase fassen, denn Lesekompetenz ist nicht gerade deine Stärke. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#66 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von closs » So 9. Sep 2018, 13:22

sven23 hat geschrieben:Du bist mal wieder auf dem falschen Dampfer. Hier ging es konkret um einen Anschlag auf ein jüdisches Restaurant.
Ich bin auf dem richtigen Dampfer. - Denn es ist ein Unterschied, ob die Konnotation der Berichterstattung lautet "Bei einer schwarz-braunen Demo wurden auch jüdische Einrichtungen attackiert" oder "Im Schutz einer friedlichen Demo haben Extremisten jüdische Einrichtugen attackiert". - Wenn es überhaupt stimmt - man kann niemandem mehr trauen.

sven23 hat geschrieben:Da solltest du dich an der eigenen Nase fassen, denn Lesekompetenz ist nicht gerade deine Stärke.
Da gibt es ganz erhebliche Einschätzungsunterschiede - da ist vermutlich nichts zu machen.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#67 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von sven23 » So 9. Sep 2018, 15:02

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du bist mal wieder auf dem falschen Dampfer. Hier ging es konkret um einen Anschlag auf ein jüdisches Restaurant.
Ich bin auf dem richtigen Dampfer. - Denn es ist ein Unterschied, ob die Konnotation der Berichterstattung lautet "Bei einer schwarz-braunen Demo wurden auch jüdische Einrichtungen attackiert" oder "Im Schutz einer friedlichen Demo haben Extremisten jüdische Einrichtugen attackiert". - Wenn es überhaupt stimmt - man kann niemandem mehr trauen.
Immer noch der falsche Dampfer, weil du verlinkte Beiträge zu verstehen glaubst, die du nicht mal gelesen hast.
Es ging um keine Demo, sondern um einen Vorfall einige Wochen vor den Ereignissen im Chemnitz. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Da solltest du dich an der eigenen Nase fassen, denn Lesekompetenz ist nicht gerade deine Stärke.
Da gibt es ganz erhebliche Einschätzungsunterschiede - da ist vermutlich nichts zu machen.
Man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Also auf an die Arbeit. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#68 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von closs » So 9. Sep 2018, 18:39

sven23 hat geschrieben:Es ging um keine Demo, sondern um einen Vorfall einige Wochen vor den Ereignissen im Chemnitz.
Sorry - das habe ich wirklich nicht so verstanden. - Ein Einzelvorfall hat den "Vorteil", dass man es separat untersuchen kann und nicht mühselig aus einer Demonstration heraus isolieren muss.

Martinus
Beiträge: 3059
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:17
Wohnort: Kasane

#69 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Martinus » So 9. Sep 2018, 18:55

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ging um keine Demo, sondern um einen Vorfall einige Wochen vor den Ereignissen im Chemnitz.
Sorry - das habe ich wirklich nicht so verstanden. .

Sven führt wohl Selbstgespräche. ;) Zumindest wir hatten den Vorfall vom 27.08 im Focus.
Angelas Zeugen wissen was!

Nova
Beiträge: 264
Registriert: So 12. Aug 2018, 16:23

#70 Re: Neuauflage Antisemitismus in Europa

Beitrag von Nova » So 9. Sep 2018, 21:27

piscator hat geschrieben:Man sollte nicht den Fehler machen, Antisemitismus nur auf der Seite der Rechten zu sehen. Auch die politische Linke hat ihre Probleme mit Israel bzw. den Juden
Reflektierte und bewusst formulierte Israelkritik ist keine Judenfeindlichkeit. Die Politik jedes Staates kann, soll und muss kritisch betrachtet werden. Warum sollte Israel eine Ausnahme sein? An dieser Stelle verweise ich gerne auf diese kritischen Worte von Kabir Helminski: What Would a Moral Israel Look Like?

In America, at least, Israel has controlled the narrative, which runs something like this: the land of Israel was granted to the Jews thousands of years ago by God. The fact that the modern state of Israel was created by displacing a population that had also lived there since time immemorial is irrelevant. The Palestinians’ right to resist the appropriation of their land is denied by the Zionist state. The original injustice in the creation of the state of Israel is beyond discussion. Every incidence of protest or violence is viewed without context, as if it were an unprovoked assault on a peaceful society. The fact that Israel has maintained the occupied territories as a massive open-air prison, denying all rights of self-determination and forcing people to live under the most brutal conditions is a blatant truth for all the world to see, yet unrecognized by most Americans, especially our politicians. International law and countless UN resolutions have been ignored by Israel. And when the Zionist state launches its periodic attacks on Gaza, killing thousands of innocent civilians, it is justified by the assertion, “Doesn’t Israel have the right to defend itself?” It is as if a thug has beaten a child, thrown it into the gutter, and when the child attempts to throw some mud in the face of its brutalizer, the thug kicks the child in the teeth and claims the right of self-defense.

[...]

What would a moral Israel look like? A moral Israel could ask the forgiveness of the Palestinians for nearly 70 years of injustice and oppression. It could turn over the settlements in the West Bank and return to pre-1967 borders as hundreds of UN resolutions require. It could grant political autonomy to Palestine. It could offer reparations for the bombing of civilian infrastructure of recent years. It could recognize Jerusalem as an international, sacred city, a sanctuary for the three major traditions that love it. It could begin a process of restorative justice, much as South Africa has done, that would reconcile Palestinians and Israeli Jews. In other words, Israel could demonstrate generosity, compassion, forgiveness, and moral vision

Antworten