Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

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piscator
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#51 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von piscator » Fr 29. Jan 2016, 14:15

Der "kleine Mann" ist nicht neidisch auf den Jacht-Besitzer in Monacao, sondern fühlt sich beleidigt durch den damit klammheimlich verbundenen Anspruch, dieser habe in seinem Leben mehr leisten müssen, um Jacht-Besitzer zu sein.
Wenn interessiert denn der Jacht-Besitzer in Monaco? Das ist doch viel zu abgehoben. Ich nehme an, dass die wenigsten Superreichen eine Jacht in Monaco haben. Meist leben die nicht viel anders als wir "arme Schlucker". Und wenn die tatsächlich eine Jacht haben, dann dümpelt das Ding nicht so einfach im Wasser rum, man braucht dazu Personal. Das sind Jobs, von denen Familien leben. Man sollte vielleicht mal die Arbeitnehmer fragen die Jobs haben, gerade weil ihr Arbeitgeber reich ist.

Einer meiner Freund hat sich vor einiger Zeit eine Halle gebaut, um seine zahlreichen Autos, ich denke, das sind so um die 40 Stück, unterbringen zu können. Daran verdienen Tankstellen und Werkstätten und zwei oder drei Leute aus dem Ort, die sonst keinen Job finden.

Ja, der Mann hat etwas geleistet, deshalb kann er sich diesen Fuhrpark leisten. Er hat länger und härter gearbeitet als die meisten Menschen, die ich kenne. Zudem ist er sehr große finanzielle und unternehmerische Risiken eingegangen, die sich letztendlich ausgezahlt haben. Heute beschäftigt er rund 220 Arbeitnehmer in seinen Betrieben. Wo wären diese Menschen, wenn mein Freund vor viele Jahren eine Beamtenlaufbahn eingeschlagen hätte?

Diese Neiddiskussion kotzt mich an. Mir selbst geht es materiell gut, ich komme gut über die Runden. Manche nennen mich vielleicht reich. Aber das bin ich nicht. Ich habe keine Kinder. Für mich ist jeder reich, der Kinder hat. Reichtum und Zufriedenheit hat mit Geld absolut nichts zu tun.
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#52 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von piscator » Fr 29. Jan 2016, 14:27

Wenn wir gerade bei der Neiddiskussion der Steuern sind, hier ein Artikel aus der TAZ:

BERLIN taz Eine Minderheit der Bürger kommt in Deutschland für den Großteil der Einkommensteuer auf. So zahlten die obersten 26,8 Prozent der Steuerpflichtigen 79,6 Prozent der Lohn- und Einkommensteuer, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zu diesem obersten Viertel zählt schon, wer über ein Jahreseinkommen von mehr als 37.500 Euro verfügt.

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Umgekehrt trug die untere Hälfte der Einkommensbezieher fast gar nichts zum Steueraufkommen bei: Sie zahlten ganze 4,3 Prozent der Lohn- und Einkommensteuer. Allerdings verfügt diese Gruppe auch nur über ein Jahreseinkommen von weniger als 23.000 Euro.

Die Zahlen stammen von 2004 - denn zunächst musste die zeitaufwändige Arbeit der Finanzämter abgeschlossen sein, bevor sich die Statistiker an die Auswertung machen konnten.

Das Jahr 2004 war allerdings insofern besonders, als damals die elektronische Lohnsteuerbescheinigung eingeführt wurde. Nun konnten erstmals die Einkünfte der sogenannten "nichtveranlagten Lohnsteuerzahler" weitgehend erfasst werden. Meist handelt es sich dabei um Bezieher relativ niedriger Einkommen. Dabei zeigt sich: 28,8 Prozent aller Steuerpflichtigen hatten 2004 nur ein Jahreseinkommen von maximal 10.000 Euro. Damit lagen sie kaum über dem Grundfreibetrag und diese geringen Einkünfte waren daher zum größten Teil steuerfrei.

Aber auch bei den Spitzenverdienern lassen sich deutliche Unterschiede erkennen: 2004 wurden genau 9.688 "Euro-Millionäre" gezählt, die es auf ein Durchschnittseinkommen von 2,7 Millionen Euro brachten. Darauf zahlten sie im Schnitt 968.000 Euro an Einkommensteuer - was einem Durchschnittssteuersatz von 35,8 Prozent entspricht. Selbst Millionäre zahlen also keineswegs den Spitzensteuersatz von 42 Prozent, weil sie einen großen Teil ihres Einkommens steuerfrei absetzen können. Diese Erkenntnis deckt sich mit einer Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Februar veröffentlichte. Dort hatte man die 450 Deutschen mit dem höchsten Einkommen untersucht - und herausgefunden, dass sie 2002 durchschnittlich 34 Prozent Einkommensteuer gezahlt hatten.

Auch in den Einkommensklassen darunter gilt, dass die Durchschnittssteuersätze gering ausfallen. Wer etwa über ein Jahreseinkommen von 37.500 bis 50.000 Euro verfügt, zahlt darauf rund 18 Prozent Steuern.

Insgesamt gab es 2004 rund 35 Millionen Steuerpflichtige - bei etwa 82 Millionen Einwohnern. Eine Erklärung: Ehepaare werden häufig als nur ein Steuerpflichtiger gezählt. Insgesamt brachte die Lohn- und Einkommensteuer 180,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Auf die Mehrwertsteuer entfielen 2004 rund 137 Milliarden Euro.

ULRIKE HERRMANN

Fassen wir mal zusammen. Nicht ganz 27 % der steuerpflichtigen Bürgen erwirtschaften rund 80 % des Aufkommens an der Einkommen- und Lohnsteuer. Die Steuern die Kapitalgesellschaften bezahlen, sind da nicht aufgeführt.

Wenn ich mir hier so manche Diskutierende anschaue, dann dürfen sich rund 27 % der Steuerzahler als Schmarotzer beschimpfen lassen, weil sie den Löwenanteil der Steuern in diesen Land bezahlen.

Vielleicht sollten diese 27 % der Bürger einmal fragen, was genau mit Ihren Steuern eigentlich passiert und wer letztendlich davon profitiert?

Ah ja, richtig. Wenn sich jetzt jemand daran aufhängt, warum der tatsächliche Prozentsatz nur ca. 34 % beträgt? Kapitalgesellschaften zahlen in der Regel 15 % Körperschaftsteuer und 14 % Gewerbesteuer und das hat einen Grund. Warum soll ein Bürger mit rund 48 % dann prozentual mehr behagen als ein Konzern?
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#53 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 14:45

II (sorry, habe den vorherigen Post aus Versehen zu früh weggeschickt)
ThomasM hat geschrieben:das Einkommen der Politiker
Politiker sind gemessen an ihren Kollegen in ihrer Wirtschaft in der Regel hoffnungslos unterbezahlt.

ThomasM hat geschrieben:Warum sollen Väter denn kein Geld bekommen?
Wenn sie die Erziehungs-Arbeit übernehmen und dafür auf ihren Job verzichten, gilt das genauso - in der Regel sind es Mütter (und sollten es nach meinem Dafürhalten in den ersten Jahren auch sein).

ThomasM hat geschrieben: Hier geht es darum, dass du den Leuten, die Besitz haben, es diesen wegnehmen willst.
Die meisten größeren Besitze sind nicht durch Leistung entstanden, sondern durch Umstände. - Die Frage ist vor diesem Hintergrund, was der Grundgesetz-Satz "Eigentum verpflichtet" zu bedeuten hat.

ThomasM hat geschrieben:Was bitteschön hat das alles mit deinem "abschöpfen" zu tun, deinem Glaube, dass der Staat alles entscheiden, alles regeln, den Menschen sämtliche Handlungsfreiheit wegnehmen und alle Ungerechtigkeiten ausgleichen muss?
"Handlungsfreiheit" ist nicht das Thema - Gerechtigkeit sehr wohl. - Auch vor dem Hintergrund, dass wir uns die Demokratie ans Bein gebunden haben. :devil:

Aber Du hast recht: Man kann hier zu sehr unterschiedlichen Meinungen kommen. - Wenn es nach mir ginge, würde ich gar nicht so viel ändern (allein weil supra-nationale Bedingungen maßgebend sind) - aber man könnte sehr wohl gesellschaftlich und somit auch politisch auf Sprach-Hygiene dringen, die auf eine Entkopplung von "Leistung" und "Geld" dringt - weil es eben der Realität weitgehend entspricht (ich spreche NICHT davon, dass einer, der am Band 500 Einheiten schafft nicht mehr kriegen soll als der, der 400 Einheiten bekommt - DA funktioniert es).

ThomasM hat geschrieben:Dadurch dass man das Vererben verbietet?
Nein - dadurch dass man ordentliche Freibeträge einräumt (gibt es ja schon), die ein durch ehrliche Arbeit erwirtschaftetes Vermögen nicht in Frage stellen. - Wir haben 2 bezahlte Häuser - wenn wir sie heute an unsere Kinder vererben würden, würden auch beim Gesetzentwurf der LINKEN keine Steuern anfallen. - Wir sprechen nicht vom "normalen" Angestellten oder von Kleinbetrieben oder kleineren Mittelständlern - diese wären nach wie vor so gut wie unbetroffen.

ThomasM hat geschrieben:Ist es dann nicht auch folgerichtig, wenn man verantwortungsvollere Stellen besser bezahlt.
Nein - dadurch werden die Leute nicht besser. - Das eigentliche Problem besteht in der Praxis darin, dass Manager/Geschäftsführer nicht langfristig (oft nicht einmal mittelfristig) denken müssen, sondern für ein paar Jahre Zahlen bringen müssen, die der eigenen Karriere dienlich sind ("nach mir die Sintflut") - die ganze Kultur ist krank - die Köpfer sind verdreht - da nützt es nicht, mehr Geld zu geben.

ThomasM hat geschrieben:Wäre das vermieden worden, wenn man die Reichen von vorne herein arm gemacht hätte?
Nein - aber dadurch, dass man per Staat/Notenbank Börsen-Blasen verhindert hätte. - Auf lange Sicht sind die Aktien-Reichen nur auf Kosten der Leistungs-Träger reich, denen man dann Neid vorwirft, wenn sie nichts davon haben. :devil:

Im Grunde haben wir aufgrund der Gesetze des internationalen Finanzmarktes heute einen Rückfall in feudale Verhältnisse des Mittelalter: Das arbeitende Volk muss seinen Zehnten an die Feudalherren abgeben.

ThomasM hat geschrieben:Stellst du dich vor die Familie der Albrechts und sagst ihnen ins Gesicht, sie wären Parasiten, nur weil ihre Väter die Kette Aldi aufgebaut haben.
Den (verstorbenen) Albrecht-Brüdern würde ich es nicht sagen - sie haben, wie Du vielleicht weißt, bis zuletzt in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen gelebt. - Den Erben würde ich auch nicht sagen, dass sie Parasiten sind (sie können ja nichts dazu). -Aber ich würde ihnen empfehlen, sich ja nicht einzubilden, sie hätten in ihrem Leben mehr geleistet als ein tüchtiger Facharbeiter.

Rein pragmatisch sind wir uns möglicherweise einiger, als es jetzt aussieht: Das bestehende System ist in seiner ihm eigenen Logik unterm Strich besser als jegliche Form von Kommunismus o.ä., zumal es da ja irgendwo auch noch das Element der Demokratie gibt. - Ich würde wesentlich nichts ändern, weil es im "Fürstentum der Welt" vollkommen unrealistisch wäre. - Aber man soll erkennen, was ist - mehr erwarte ich nicht. - Und es ist erkenntnis-verhindern, wenn man Götzen wie "Leistungs-Gesellschaft" in den Raum stellt, um damit den Blick auf die eigentliche Realität zu verstellen.

ThomasM hat geschrieben:Doch hier geht es um die Behauptung, man müsse die "Reichen abschöpfen". Und deine Wortwahl sagt ja klar Reich = Parasit.
Ja - man hätte beispielsweise die Finanzkrise über den Markt lösen müssen: Jedem eine Summe von 100.000 Euro/Dollar sowie als solche ausgewiesene Rentenvorsorge im realistischen Rahmen staatlich schützen und ansonsten den Profiteuren sagen: "Ihr habt profitiert, jetzt müsst Ihr auch selber sozialisieren". - Es war ein Parasitentum ohnegleichen, dass man stattdessen die Verluste das "normale" Volk hat tragen lassen.

"Reich-sein" ist allein kein ausreichendes Kriterium für "Parasitentum" - es kann jedem passieren, reich zu sein oder zu werden. - Aber man kann auf das Bewusstsein dringen, dass man ab einer Summe x letztlich "unverschuldet" reich ist.

Wenn nun ein Bill Gates echte Milliarden spendiert, um nachvollziehbare Entwicklungshilfe-Projekte durchzuziehen, ist das ein richtiger Ansatz - Gates erscheint wie einer, der weiss, dass er mit seiner Idee damals genauso hätte scheitern können und heute mit irgendwelchen 5ßß Dollar im Monat rum-eiert. Er ist kein Parasit, der sich seinen Zehnten abliefern lässt. - Gleichzeitig muss er wissen (bei ihm halte ich es sogar für möglich), dass sein Reichtum Folge von Verträgen und nicht von Leistung ist - niemand kann so viel leisten, dass er am Ende mehr als 10 mehr als der Ärmste hat.

ThomasM hat geschrieben:in der Wortwahl unchristlich
Aber möglicherweise in der Substanz sehr wohl christlich. - Denn als Christ würde man wissen, dass einem Talente GEGEBEN sind und würde diese in aller Demut nutzen - dann ist der Satz "Eigentum verpflichtet" nicht lästig, sondern Bedürfnis.

Ich bin wirklich nicht blauäugig in wirtschaftlichen Dingen - das sollte nicht daran hindern, christliches und kapitalistisches Denken unterscheiden zu können. - Wer heute meint, er dürfe sich seinen Erfolg selber zuschreiben, wird schnell derjenige sein, der sich als Erster sieht, aber Letzter sein wird.

ThomasM hat geschrieben: Vermutlich wäre es volkswirtschaftlicher besser, in Kinderkrippen statt in Mütter zu investieren
Finanziell kann das gut sein - irgendwann kommt jemand drauf, dass externe Befruchtung und externe Austragung von Kindern auch noch ein paar Prozente in puncto Kostenersparnis erbringt. - Wetten, dass das spätestens in 50 Jahren die Regel sein wird? .... in fortschrittlichen Kulturen. :angel: :silent: - Für die damit verbundenen psychischen Folgen wird es dann sicher auch Therapien geben - im übrigen: Wenn jeder einen Schlag weg hat, fällt's ja nicht mehr auf ... :devil:

ThomasM hat geschrieben:du willst ja alle zwingen, dein christliches Weltbild zu haben
Gar nicht - es wäre viel gewonnen, wenn jeder die Folgen seines jeweiligen Weltbildes begreifen würde. - Wären wir soweit, würde sich alles andere ergeben ...

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#54 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 15:20

piscator hat geschrieben: Und wenn die tatsächlich eine Jacht haben, dann dümpelt das Ding nicht so einfach im Wasser rum, man braucht dazu Personal. Das sind Jobs, von denen Familien leben. Man sollte vielleicht mal die Arbeitnehmer fragen die Jobs haben, gerade weil ihr Arbeitgeber reich ist.
Da setze ich Dir sogar noch gerne eins drauf:
Gäbe es nicht die Eitelkeit des Menschen, wäre die deutsche Wirtschaft weltweit (mit) am meisten betroffen. - Denn die Autoindustrie macht mit Zulieferern und allem Rumedum ca. ein Drittel der deutschen Volkswirtschaft aus - und "Auto" heisst im Export (und da werden die Gewinne erzielt) im wesentlichen Mercedes, BMW, Audi. - Dieses Argument müsste doch ganz nach Deinem Geschmack sein, oder nicht?

piscator hat geschrieben: Er hat länger und härter gearbeitet als die meisten Menschen, die ich kenne.
Wie gesagt: Personengeführter Mittelstand (sowie die vielen Kleinbetriebe) ist nicht das Problem - im Gegenteil.

Allerdings würde ich mit dem "länger und härter" vorsichtig sein: Ich kenne viele Menschen, bei denen Mutter und Vater jeweils 2 Jobs haben (angestellt plus 450,--Euro-Basis) PLUS Familie. - Die kommen beide auch nicht unter jeweils 3000 Stunden pro Jahr hin - und haben zusammen (incl. Kindergeld) maximal 3000 Euro netto p.m.). - Trotzdem fallen sie aus dem Götzen-Raster "Leistungs-Gesellschaft" raus.

piscator hat geschrieben:Diese Neiddiskussion kotzt mich an.
Mich auch - aber aus anderen Gründen. - Nämlich weil sie nur in der öffentlichen Wahrnehmung, aber nicht bei den Betroffenen stattfindet. - Wie bereits gesagt: Der "kleine" Leistungsträger fühlt sich nicht angekotzt, dass er sich keinen Fuhrpark leisten kann, sondern weil es so hingestellt wird, als würde er weniger arbeiten als der, der in Saus und Braus lebt. - Da sind leider viel die Hartz-4-Medien (RTL2, usw.) schuld, die halb tot-gebotoxte Weiber am Pool als Leistungs-Träger darstellen.

Andersrum: Die Leute, die wirklich Geld haben UND wirklich gebildet sind (das gibt es tatsächlich), wissen, was Sache ist --- und wissen auch, dass es nichts ändern würde, wenn sie ihren Reichtum an Arme verteilen würden und fortan unter der Brücke leben würden. - Das Problem ist nicht das Reich-Sein, sondern der Erkenntnis darüber, warum es so ist.

piscator hat geschrieben: Reichtum und Zufriedenheit hat mit Geld absolut nichts zu tun.
*unterschreib* --- Um so wichtiger wäre es, dies so zu vermitteln - damit unsere Gesellschaft (letztlich zugunsten beider Seiten) mal aufwacht.

piscator hat geschrieben:Nicht ganz 27 % der steuerpflichtigen Bürgen erwirtschaften rund 80 % des Aufkommens an der Einkommen- und Lohnsteuer.
Ja - die andere Seite: Die 2% oder 8%, die ein Normalverdiener mit Steuerklasse 3 zahlt, kommen in Form von Verbrauchssteuern wieder an den Staat und machen in der Summe mehr aus als diese 80%.

piscator hat geschrieben:Vielleicht sollten diese 27 % der Bürger einmal fragen, was genau mit Ihren Steuern eigentlich passiert und wer letztendlich davon profitiert?
Genau dasselbe, was von den vielen an Verbrauchssteuern und an den 2 - 8% vom Staat eingenommen wird.

piscator hat geschrieben:Wenn ich mir hier so manche Diskutierende anschaue, dann dürfen sich rund 27 % der Steuerzahler als Schmarotzer beschimpfen lassen
Nee - wir sprechen hier von DER Schicht, die ÜBER dem erfolgreichen mittelständischen Unternehmer ist.

piscator hat geschrieben: 14 % Gewerbesteuer
Du weisst besser als ich, dass am Ende nur eine Differenz-Steuer rauskommt - oder nicht?

Natürlich könnte man Steuergesetze ändern - etwa ein "Bürgergeld FÜR ALLE" wie in der Schweiz einführen. - Denn Rest könnte man dann mit dem gleichen Satz für alle besteuern.

Oder man schafft die Steuerklassen ab, indem man Kinderfreibeträge abschafft und dafür das Kindergeld erhöht bzw. eine versicherungs-pflichtiges Gehalt im öffentlichen Dienst für Erziehende einführt (Stichwort: Volkswirtschaftliche Leistungsträger - nennt man in der Wirtschaft "Forschung und Entwicklung" - gut bezahlte Jobs, obwohl kein unmittelbarer ROI ansteht). - Und schafft dazu noch das Splitting abschafft.

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#55 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von Pluto » Fr 29. Jan 2016, 15:48

closs hat geschrieben:Die Neid-Debatte ist eine medial geschickt eingefädelte Urban Legend, um das Phantom der Leistungs-Gesellschaft zu rechtfertigen. - Der "kleine Mann" ist nicht neidisch auf den Jacht-Besitzer in Monacao,
Doch. Ich glaube genau darum geht es.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#56 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von piscator » Fr 29. Jan 2016, 17:20

Gäbe es nicht die Eitelkeit des Menschen, wäre die deutsche Wirtschaft weltweit (mit) am meisten betroffen. - Denn die Autoindustrie macht mit Zulieferern und allem Rumedum ca. ein Drittel der deutschen Volkswirtschaft aus - und "Auto" heisst im Export (und da werden die Gewinne erzielt) im wesentlichen Mercedes, BMW, Audi. - Dieses Argument müsste doch ganz nach Deinem Geschmack sein, oder nicht?
Ja, das ist es. In 2014 gab es in der deutschen Automobilindustrie ca. 744.000,00 Beschäftigte. Ohne diesen Industriesektor sähe es bei uns sehr mau aus.
Allerdings würde ich mit dem "länger und härter" vorsichtig sein: Ich kenne viele Menschen, bei denen Mutter und Vater jeweils 2 Jobs haben (angestellt plus 450,--Euro-Basis) PLUS Familie. - Die kommen beide auch nicht unter jeweils 3000 Stunden pro Jahr hin - und haben zusammen (incl. Kindergeld) maximal 3000 Euro netto p.m.).
es mag für dich seltsam klingen, aber die meisten Menschen sind ganz zufrieden
Wie bereits gesagt: Der "kleine" Leistungsträger fühlt sich nicht angekotzt, dass er sich keinen Fuhrpark leisten kann, sondern weil es so hingestellt wird, als würde er weniger arbeiten als der, der in Saus und Braus lebt.
Ich bilde mir ein, schon von Berufs wegen viele dieser "kleinen" Leistungsträger zu kennen und da ist keiner angekotzt. Im Gegenteil.
- Da sind leider viel die Hartz-4-Medien (RTL2, usw.) schuld, die halb tot-gebotoxte Weiber am Pool als Leistungs-Träger darstellen.
´Naja, wird diesen Mist anschaut, ist selbst schuld.
Andersrum: Die Leute, die wirklich Geld haben UND wirklich gebildet sind (das gibt es tatsächlich), wissen, was Sache ist --- und wissen auch, dass es nichts ändern würde, wenn sie ihren Reichtum an Arme verteilen würden und fortan unter der Brücke leben würden. - Das Problem ist nicht das Reich-Sein, sondern der Erkenntnis darüber, warum es so ist.
Du meine Güte "reich und gebildet". Hast du noch mehr solcher Klischees?
Ja - die andere Seite: Die 2% oder 8%, die ein Normalverdiener mit Steuerklasse 3 zahlt, kommen in Form von Verbrauchssteuern wieder an den Staat und machen in der Summe mehr aus als diese 80%.
Falsch. Verbrauchsteuern treffen jeden, ob arm oder reich. Wer viel konsumiert, bezahlt viele Steuern. Im Übrigen führen Verbrauchssteuern, gemessen am Steueraufkommen mit der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer ein kümmerliches Schattendasein.
Oder man schafft die Steuerklassen ab, indem man Kinderfreibeträge abschafft und dafür das Kindergeld erhöht bzw. eine versicherungs-pflichtiges Gehalt im öffentlichen Dienst für Erziehende einführt (Stichwort: Volkswirtschaftliche Leistungsträger - nennt man in der Wirtschaft "Forschung und Entwicklung" - gut bezahlte Jobs, obwohl kein unmittelbarer ROI ansteht). - Und schafft dazu noch das Splitting abschafft.
Oder man schafft am besten gleich alles und jeden ab .... :lol:
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#57 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 17:23

Pluto hat geschrieben:Doch. Ich glaube genau darum geht es.
Ich glaube, dass es eine Argumentations-Schutzwand ist, um sich eine Rechtfertigung zurecht legen zu können. - Die Leute stören sich vielmehr an der eigenen Herabwürdigung von Leuten, die mehr haben und dies mit Mehr-Leistung begründen statt den Mund zu halten.

Würde ein König sagen, der rein durch Erbfolge zu seinem Job kommt und dies auch erkennbar weiß, dass er es als Verpflichtung ansieht, diesen Job gut zu machen, WENN er schon seinen Job ohne eigenes Zutun bekommen hat (und um Geld muss er sich auch nicht scheren), würde dies ganz sicher nicht zu Neiddebatten führen - Queen Elizabeth ist ein gutes Beispiel dafür. - Die Engländer wären aber sehr beleidigt, wenn die Queen rum-posaunen würde, dass es jeder zu ihrem Job gebracht hätte, wenn er nur fleißig genug gewesen wäre.

Bei diesem Beispiel wird das Absurde offenbar - bei der finanziellen Oberschicht wird es kaschiert.

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#58 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von closs » Fr 29. Jan 2016, 17:34

piscator hat geschrieben:es mag für dich seltsam klingen, aber die meisten Menschen sind ganz zufrieden
Und sind auch nicht neidisch. - Aber sie wollen nicht beleidigt werden.

piscator hat geschrieben:Ich bilde mir ein, schon von Berufs wegen viele dieser "kleinen" Leistungsträger zu kennen und da ist keiner angekotzt.
Moment: Meine Aussage bezog sich auf Angekotz-Sein aufgrund dummer Sprüche von Vermögenden (guck mal in Talkshows rein).

Ou-ja, da fällt mir ein gutes Beispiel ein:
Bei einer Talkshow hat sich eine alleinerziehende Frau (der Mann war davon gelaufen oder sie war Witwe geworden, ich weiss es nicht mehr) darüber beschwert, dass die Unterstützung für sie und ihre 5 (!) minderjährigen Kindern zu niedrig wäre, so dass sie noch nebenbei einen Halbtags-Job habe annehmen müssen, was sie an den Rand ihrer Kräfte brächte (zum Mitschreiben: Wir reden hier von jemandem, von dem man erwartet, 5 ordentlich ausgebildete Steuerzahler für die Zukunft zu entwickeln - und nebenbei: 5 Kinder ORDENTLICH erziehen, ist ein echter Fulltime-Job, der sowohl quantitativ als auch qualitativ mehr Leistung erfordert als ein 37,5-Job in einem durchschnittlichen Büro).

Wie auch immer:
Irgend so eine dumme Sau (ich muss hier mal deutlich werden) hat ihr dann gesagt, dass es sicherlich prinzipiell möglich wäre, Sätze anzuheben, aber der Staat habe auch die Verantwortung, "nicht so leistungsstarke" Menschen zu motivieren, wieder "in den gesellschaftlichen Prozess hineinzufinden". - In diesem Moment ist mir das ganze Ausmaß bei uns möglicher Dekadenz (von lateinisch cadere „fallen“, „sinken“, französisch décadence „Niedergang“, „Verfall“) deutlich geworden.

piscator hat geschrieben:Du meine Güte "reich und gebildet". Hast du noch mehr solcher Klischees?
Wieso "Klischee"? - Diese Kombination gibt es wirklich ab und zu.

piscator hat geschrieben:Im Übrigen führen Verbrauchssteuern, gemessen am Steueraufkommen mit der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer ein kümmerliches Schattendasein.
Die bundesweite Mehrwehrsteuer, die jeder bezahlt, wenn er eine Bockwurst kauft, wäre in der Summe niedriger als Einkommenssteuer und Umsatzsteuer?

piscator hat geschrieben:Oder man schafft am besten gleich alles und jeden ab ....
Oder man lässt es und lässt Geld- und Leistungs-Gesellschaft immer weiter auseinander-driften. - Das geht lange gut, bis dann die Demokratie mal wirklich zuschlägt ...

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#59 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von piscator » Fr 29. Jan 2016, 17:37

Ich glaube, dass es eine Argumentations-Schutzwand ist, um sich eine Rechtfertigung zurecht legen zu können. - Die Leute stören sich vielmehr an der eigenen Herabwürdigung von Leuten, die mehr haben und dies mit Mehr-Leistung begründen statt den Mund zu halten.
Das bildet du dir ein. Der Normalbürger hat in der Regel keine Kontakt zu der von der angeblich so verkommenen finanziellen Oberschicht.
Würde ein König sagen, der rein durch Erbfolge zu seinem Job kommt und dies auch erkennbar weiß, dass er es als Verpflichtung ansieht, diesen Job gut zu machen, WENN er schon seinen Job ohne eigenes Zutun bekommen hat (und um Geld muss er sich auch nicht scheren), würde dies ganz sicher nicht zu Neiddebatten führen - Queen Elizabeth ist ein gutes Beispiel dafür. - Die Engländer wären aber sehr beleidigt, wenn die Queen rum-posaunen würde, dass es jeder zu ihrem Job gebracht hätte, wenn er nur fleißig genug gewesen wäre.
Schlechtes Beispiel. Die Queen ist nicht nur Monarchin, sondern auch noch schwer reich.
Bei diesem Beispiel wird das Absurde offenbar - bei der finanziellen Oberschicht wird es kaschiert.
Dein Hass auf Reiche ist schon fast pathologisch. Die Mehrheit der Superreichen ist mit Sicherheit nicht so verkommen, wie du es darstellst, sondern ihrer Verantwortung gegenüber anderen Menschen bewusst.
Nur wird das in der Öffentlich selten wahrgenommen, da man es hierzulande nicht wie in den USA, lautstark hinausposaunt, wenn man den Wohltäter spielt.
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#60 Re: Ungerechte Einkommensverteilung gefährdet die Demokratie

Beitrag von piscator » Fr 29. Jan 2016, 17:53

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:es mag für dich seltsam klingen, aber die meisten Menschen sind ganz zufrieden
Und sind auch nicht neidisch. - Aber sie wollen nicht beleidigt werden.
Glaube mir, diese Menschen sind auch nicht beleidigt.
Moment: Meine Aussage bezog sich auf Angekotz-Sein aufgrund dummer Sprüche von Vermögenden (guck mal in Talkshows rein).
Naja, wenn man davon ausgeht, dass Talkshows oder Assi-Familien wie die "Geissens" die Realität abbilden?
Die bundesweite Mehrwehrsteuer, die jeder bezahlt, wenn er eine Bockwurst kauft, wäre in der Summe niedriger als Einkommenssteuer und Umsatzsteuer?
Es gibt keine Mehrwertsteuer, sondern nur eine Umsatzsteuer. :shock: Dazu ein paar Zahlen: Im Jahr 2012 betrug das Aufkommen an Ertragsteuern rund 232.000 Millionen Euro, das Aufkommen an der Umsatzsteuer lag bei 194.000 Millionen Euro.
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