piscator hat geschrieben:Sehr schön sieht man das an der aktuellen Rentengeschichte
Eine sehr einfache Frage taucht in der Renten-Diskussion allerdings so gut wie nie auf: Was sind eigentlich Rentenversicherungs-Beiträge?
Eine weit verbreitete Auffassung unter den Einzahlern (auch lange Zeit bei mir): "Ich zahle in eine kapitalbildende Versicherung ein - das Geld wird unter Berücksichtigung von Risiken angemessen verzinst. Erreiche ich das Rentenalter, erhalte ich von meinem Ersparten eine lebenslange Rente - sterbe ich vorher, gibt es gegebenfalls Witwen/r-Rente". Man lege also Geld beim Staat an, so wie es der nicht Versicherungs-Pflichtige auf dem privaten Versicherungsmarkt tue. - Dass der Staat das Umlageverfahren bevorzugt, interpretiert man pragmatisch - schließlich darf auch eine Bank mit Einlagen arbeiten, wie sie will.
Anleger waren deshalb nie besonders beunruhigt, wenn aus der Rentenkasse zweckfremde Posten bedient wurden. Man würde schon (bei durchschnittlicher Lebenserwartung) sein Angespartes mit bescheidenem Zins und Zinseszins bekommen - meinte man. Zu Unrecht - wie man heute weiß. - Denn der durchschnittliche (ehemalige BRD-) Einzahler erhält heute nach 45 Versicherung-Jahren seine Einlagen nicht vollständig zurück - wegen zweckfremder Belastungen der Rentenkassen, vor allem durch Kosten der Wiedervereinigung.
Und: Man hat Einbußen nicht nur hinzunehmen, sondern muss sich sogar rechtfertigen - während der Privat-Versicherte Wege wählen kann, die ihm (oder seinen Erben) sein Geld wohlverzinst garantieren. - Zweckfremde Belastungen sowie Benachteiligungen gegenüber (meistens vermögendereren) Privat-Versicherten führen system-bedingt zu Ungerechtigkeit, die die heutigen Rentner trifft und die jüngere Generation wütend macht.
Insofern ist die aktuelle Renten-Geschichte der Versuch, rückwirkend wenigstens etwas Leistungs-Gerechtigkeit herzustellen. - Allerdings, das ist wahr, auf Kosten der zukünftigen Rentner.
Leistungs-Gerechtigkeit ruft, grundlegende Rentenreform ruft. - Ab 2017 wird es eine Bürgerversicherung geben - da wird langfristig kein Weg drum rum gehen - meint Heiner Geißler (CDU).