R.F. hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 18:14
Putin achtete bisher darauf, dass der Krieg auf das Gebiet der Ukraine beschränkt blieb.
Aus gutem Grund, denn Putin weiß auch, dass er in einem konventionellen Krieg mit der Nato hoffungslos unterlegen wäre. Er hat sich ja schon mit der Ukraine übernommen.
R.F. hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 18:14
Dass er im Falle der Einnahme des ganzen Ukraine anders handeln würde, ist eine Unterstellung.
Man sollte Putin und anderen russischen Politikern besser zuhören, denn Putin hat seine Ziele schon lange vorher formuliert. Er denkt in imperialen Kategorien und strebt eine Restauration alter, sowjetischer Größe an. Auch Kasachstan und Moldawien bezeichneten die Russen als "künstliche Gebilde", wie man schon die Ukraine abgewertet hatte. Die angestrebte Landbrücke nach Transnistrien paßt ebenfalls ins Schema.
Der ausgewiesene Russland-Experte Jörg Baberowski hat dazu t-online ein Interview gegeben.
https://www.t-online.de/nachrichten/aus ... ssen-.html
R.F. hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 18:14
Dieser Unterstellung wegen werden Deutsche und andere Europäer merklich ärmer, nicht wenige werden während dem kommenden Winter frieren, wenn nicht gar hungern.
Das ist natürlich ein Punkt, wo Frau Wagenknecht und andere nicht ganz unrecht haben. Man hat wohl die Wirkung der Sanktionen völlig falsch eingeschätzt. Mit den stark gestiegenen Gaspreisen haben wir Putins Staatskasse gefüllt, bevor er uns dann den Gashahn zugedreht hat. Nun sind wir selber, und besonders Deutschland, in größeren Schwierigkeiten als diejenigen, denen die Sanktionen galten. Auch hat Deutschland selber die Gaspreise nach oben getrieben, indem es Gas auf dem Weltmarkt zu jedem Preis kaufte, um die Speicher zu füllen.
Aber zurückzuführen ist das alles auf die verfehlte Energiepolitik von Angela Merkel, natürlich auch unter Beteiligung der SPD
und der Industrie. Merkel hat ja ihre Rolle immer so interpretiert, dass sie die Wünsche der Industrie zu erfüllen hat, die natürlich gierig auf billige Energie war. Dabei wäre aber Diversifikation das Gebot einer umsichtigen Energiepolitik gewesen. Es gab im europäischen Ausland und den USA genügend Warnrufe. In der deutschen Parteienlandschaft waren die Grünen die einzigen, die die russchische Abhängigkeit immer kritisch gesehen haben. Es ist wohl Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ein grüner Wirtschaftsminister die Fehler der Vergangenheit jetzt ausbaden muss.
Wir haben uns selbst in diese Abhängigkeit begeben. Vergleiche es mit einem Drogenabhängigen, der seinen Drogendealer boykottieren will. Wer von beiden wird wohl mehr leiden?
R.F. hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 18:14
Und das alles aus welchen Gründen?
Wenn politische Sonntagsreden von Freiheit, Demokratie und staatlicher Souveränität keine hohlen Phrasen bleiben sollen, dann muss man den Worten auch Taten folgen lassen.
Es ist völkerrechtlich erlaubt, einem überfallenen Land durch Waffenlieferungen beizustehen, ohne selbst als Kriegspartei zu gelten.
Es darf sich nicht lohnen, ein Land zu überfallen, seine Einwohner zu ermorden und ihr Eigentum zu zerstören. Der Preis muss so hoch sein, dass es zukünftig unattraktiv wird, Kriegsverbrechen zu begehen.
R.F. hat geschrieben: ↑Mi 21. Sep 2022, 18:14
Was wäre die Folge, wenn der Westen gegenüber Russland nachgiebiger wäre? Die Probleme der ärmeren Schichten bestünden jedenfalls nicht weiter.
Die Frage wäre, zu welchem Preis?
Putin würde wohl den Gashahn erst wieder aufdrehen, wenn die Sanktionen gelockert und keine Waffen mehr an die Ukraine geliefert würden.
Das würde aber das Ende der Ukraine als eigenständiger Staat bedeuten.
Wie man aber hört, schnürt die EU bereits ein neues Sanktionspaket als Antwort auf die Teilmobilmachung.
Wir haben also die Wahl zwischen Pest und Cholera.