Magdalena61 hat geschrieben:Eine interessante Diskussion
Kurt Tucholsky hat einmal gesagt: "Jeder hat ja so recht" - das gilt auch hier. - Das Problem dabei ist: Das absichtliche Miss-Verstehen des jeweils anderen - man nennt das dann "demokratischen Diskurs", übersieht dabei aber, dass Demokratie eigentlich nichts mit Destruktion zu tun haben sollte.
Unter redlichen Gesichtspunkten hat Steinbach natürlich recht, wenn sie sagt, dass der Islam
historisch nicht zu Europa gehört (Randgebiete ausgenommen). - Sie hat natürlich auch recht, wenn sie auf islam-bedingte Verwerfungen innerhalb unserer Gesellschaft hinweist, die vor allem in Ballungszentren gegeben sind.
Die anderen Drei haben sowieso recht: Der Islam gehört im 21. Jh. zu Europa - man muss nur nach Deutschland oder nach Frankreich gucken, um zu sehen, dass es so ist. - Und vor allem: Das sind ja meistens keine Gäste, sondern Franzosen oder Deutsche.
Das Hauptproblem scheint nicht zwischen christlicher europäischer Tradition und islamischen Einfluss zu liegen, sondern die Integration von kulturell-religiösen Traditionen überhaupt. - Denn die Spannung besteht ja nicht zwischen Christentum und Islam, sondern zwischen Säkularität und Religion an sich (egal ob christlich oder islamisch). - Unsere Zeit definiert sich ja durchweg weltlich und betrachtet jegliche Religion als "Spielverderber" - mit dem Unterschied, dass das Christentum in der Tat besser integriert ist - erstens weil es nun wirklich noch mehr mit der Gesellschaft verwoben ist, zweitens es nun mal das Neue Testament gibt, das keine Scharia oder ähnliches kennt.
Diese Vorteile hat der Islam nicht - wiewohl die normale islamische Familie nicht gewaltsamer ist als die normale christliche oder säkulare Familie. - Das aber zählt nicht in der öffentlichen Meinungs-Dynamik, weil man plötzlich religiöse SChriften entdeckt, die man reduktionistisch (also auf Einzelzitate und nicht auf ein Gesamtverständnis bezogen) interpretiert. - So dass dann jeder Depp seine Expertise

über den Islam abgeben kann, die danach ausfällt, was seine Interessen sind.
Insofern haben wir eine sehr unfreundliche öffentliche Atmosphäre - dem Deutsche Michel wird eingebleut, welch überlegenes Weltbild das säkulare sei, und so tritt er als Vertreter dieses Weltbilds in geliehener Überlegenheit und somit arrogant auf - nicht bedenkend, dass die Objekte seiner Arroganz ihm in menschlicher und kultureller Substanz weit überlegen sein könnten. - Auf gut Deutsch: Der westliche Mainstreamler, der seine Moden in Homosexualität, Kinderlosigkeit und geistiger Orientierungsfreiheit ansiedelt, stellt sich über Vertreter gestandener Kulturen. - Und hält sich dabei am Ende noch gebildet und fortschrittlich.
Das beste wäre, wenn sich jeder die Mühe machen würde, das andere so zu verstehen, wie es in der Praxis gemeint ist - und nicht, wie man es reduktionistisch hinbiegen kann.