Hallo PeB,
PeB hat geschrieben:1Johannes4 hat geschrieben:
Erstmal: entweder „unabhängig“ oder „im Interesse möglichst Aller“ - wer Unmögliches fordert, kann sich natürlich immer beschweren.
Mag sein. Das ist ein Ideal - wir wissen, dass es nicht hundertprozentig zu erreichen ist. Aber Ideale sollten angestrebt werden.
Das ist wie mit der Sünde: kannst du sündlos sein? Kaum. Aber du solltest es anstreben.
Man kann diesen Anspruch doch nicht deshalb von vornherein abtun, nur weil man davon ausgeht, dass man das Ideal nicht erreicht.
da hast Du mich vermutlich missverstanden. Meiner Ansicht nach kann man nicht „unabhängig“ sein, wenn man gleichzeitig „im Interesse Aller“ handeln soll (, was in gewisser Weise eine Abhängigkeit bei der Entscheidungsfindung definiert).
PeB hat geschrieben:Warum arbeiten die Lobbyisten für eine bestimmte Klientel? Weil sie dafür eine Menge Kohle bekommen. Ein Armer wird seine Interesse auf diese Weise nicht durchsetzen können.
Der „Tag des Armen“ könnte aber der Tag sein, wo es um die Wiederwahl geht. Da könnte der Arme sich fragen: „Wurde entsprechend meiner Interessen Politik gemacht?“ Und wenn nicht, halt jemanden wählen, der eine Politik gemäß den eigenen Interessen verspricht. Die meisten Leute wählen aber nicht auf der Grundlage dessen, was in der vergangenen Wahlperiode entschieden wurde (kennen zumeist nicht mal das Abstimmverhalten ihres Wahlkreisabgeordneten) sondern lassen sich eher von einer Mischung aus ihrem Bauchgefühl und den blumigen Versprechen für die nächste Wahlperiode hinreißen - zumindest so mein Eindruck.
PeB hat geschrieben:1Johannes4 hat geschrieben:Wie sollte sich denn ein gewählter Abgeordneter eine Meinung darüber bilden, wie er am Besten abstimmen soll?
Auf die Art und Weise, auf die er auch gewählt wurde: er geht zu den "Lobbyisten" in seinem Wahlkreis, genannt "Wählerinnen und Wähler" und spricht mit denen darüber, ob sie seine Entscheidungsvorhaben okay finden oder nicht.
Fachkompetenz kann man sich daneben auch objektiv einholen. Es gibt unabhängige Institute, beispielsweise auch an den Universitäten. Du bist der Meinung, diese seien auch nicht unabhängig? Kann sein. Aber dann muss der Abgeordnete oder das Parlament mehrere unabhängige Gutachten einholen, vergleichen und bewerten.
An der eigenen subjektiven Bewertung kommen sie allerdings nicht vorbei - nur: dafür wurden sie auch gewählt.
Wie soll ein Abgeordneter denn das machen, dass er mit den Wählern darüber spricht? Bei über 62 Mio. Wahlberechtigten und 299 Wahlkreisen bedeutet das, dass es im Schnitt mehr als 200.000 Wähler pro Wahlkreis gibt. Auf
https://www.abgeordnetenwatch.de kann man sich z.B. ein Bild über die namentlichen Abstimmungen machen. Da habe ich auch mal nachgesehen an wievielen Abstimmungen ein Abgeordneter im Laufe eines Jahres teilnimmt und 2013 auf 2014 waren es beispielsweise 63 (bei einer Statistik über Anwesenheit bei Abstimmungen). So grob 1,5 Abstimmungen pro Woche, wenn man Urlaub und Feiertage berücksichtigt. Damit die Meinung eines Wählers zu einer Abstimmung einen Aussagewert hat, sollte dieser aber auch gut über das jeweilige Thema informiert sein, was den meisten Leuten vermutlich neben Beruf und Familie nicht wichtig genug ist. Insgesamt finde ich eine solche Äußerung, dass ein Abgeordneter sich an seinen Wählern orientieren sollte, eher als unrealistisch, zu kurz gedacht bzw. sogar populistisch (wenn manch Anderer das so sagen würde).
Sinnvoller wäre es da meiner Meinung nach, wenn beispielsweise die Gewerkschafen die Interessen der Leute als Arbeitnehmer vertreten, Verbraucherschutzzentralen die Interessen der Leute als Konsumenten, Umweltschutzverbände die Interessen der Leute als Lebewesen auf diesem Planeten usw..
Welches Interesse wäre z.B. für Dich wichtiger: dass das Unternehmen, für das Du arbeitest, geschlossen wird, weil es beispielsweise zu viele Schadstoffe produziert ODER, dass Du Deinen Arbeitsplatz behältst? Und wie sähe die richtige Entscheidung des Abgeordneten dann aus? Soll er Dich und Deine Kollegen, zum Teil die Versorger von Familien, ODER den Umweltschutzverband, der mit den besseren Lebensbedingungen in der Zukunft argumentiert, bzw. die anderen Bewohner des Wahlkreises, die keinen Lohn dadurch haben, aber die Schadstoffe abbekommen, berücksichtigen?
Grüße,
Daniel.