Sven23 hat geschrieben:Es gibt aber diesen harten Kern an Rechtsextremisten, und es gibt ein erweitertes Symphatisantenumfeld, aus dem sich auch der Zulauf für Parteien am rechten Spektrum rekrutiert, und zwar als europaweites Phänomen.
Lieber Sven23, darf ich nach deinem Geburtsjahr fragen?
Folgender Hintergrund ist dazu:
Die ersten Jahrgänge, die nach dem Krieg geboren wurden, erlebten die Erzählungen der Eltern und Großeltern über den krieg und die Zeiten davor. Da waren wirtschaftliche Sorgen, wegen der Wirtschaftskrisen der 20er Jahre, der Aufbau kam schließlich, als einer wieder Mut machte, den Parteienstreit beendete, die Deutschen an ihre Nation erinnerte.
Das beruhigte etwas die Schmach, die nach dem 1. Weltkrieg mit den schwierigen Verträgen entstand. Er versprach Arbeit mit Verdienst - und das kam auch. So war es kein Wunder, dass alle die Hand hoben, so ziemlich einheitlich. denn - wer wollte das nicht? Wer im öffentlichen Leben etwas werden wollte, der tat sich besonders mit Handheben hervor. Andere fanden es übertrieben - wollten aber schließlich Arbeit und winkten zu. So etwa gingen die Erzählungen der damals im Leben stehenden. Sie wirkten nicht anders als bei heutigen Parteien und mit ähnlichen Diskussionen.
In dem Gerede der heute 20 - 30jährigen, die einen Nationalsozialismus als Gefahr oder Tabu eingeimpft bekommen, sind die Grundlagen ein paar verbogene (meist amerikanische) Filme, merkwürdiger Schulunterricht, sich aufschauckelndes Gerede.
Wie im richtigen Leben ist alles jedoch meist ziemlich "bunt". Es gab Kriegshelden, ausgerastete, verwilderne, raubende Meuten, falsche Befehlsempfänger, treue Untertanen, Ausnutzer, Vetternwirtschaft, echte Kameradschaft und was so alles im Topf kocht. Wenn du das Ganze etwas geschichtlicher siehst, war der Nationalsmus etwas von den Wehen, die seit der Völkerwanderung zur Römerzeit unaufgeräumt und modernd im Keller lagen, mit Mist, das noch aus weit älteren Zeiten stammte.
Die Kriegswehen sind auch nur selten -wahrheitsecht- geschildert. Es ist stets ein Eindruck von verarbeiteten Empfindungen, aufgestautem hass, Sorgen, bestimmten Rückschlüssen. Teils ist es logisch, weil es Millionen Schicksale gab. Die lassen sich nicht als "ein" Schicksal zusammenfassen. Das siehst du in der Geschichte der ehemaligen DDR. Da sind nicht alle davongelaufen, sondern die meisten haben ein normales Leben geführt.
Die Schilderungen sind unter bestimmten Situationen eben nicht "vielseitig". Als ich die Kriegsberichte oder nur die Erwähnung von Alpträumen in den 50er Jahren hörte, überlegte ich mir, ob niemand wohl sein Buch schrieb. Ich war damals noch unter 10 Jahren und konnte das nicht, hätte das zu gern gemacht, denn ich spürte, dass in Bälde ganz anders erzählt werden wird. Nicht dass ich mich besonders vor dem Jägerlatein fürchte, aber von den immer größer werdenden Tieren habe ich Bange. Dann kam aber erst einmal eine Periode des absoluten Schweigens, bis endlich - nach fast zwei Jahrzehnten ein Schulunterricht dazu kam, Ausstellungen, Bücher ... Die Fotos schauten noch immer gleich aus. Das Empfinden war aber dann anders. Die Geschichten hatten nicht mehr den identischen Zusammenhang, auch manche falsche Zielführung.