Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

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sven23
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#41 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von sven23 » So 8. Feb 2015, 10:30

closs hat geschrieben: Gäbe es bei Dir noch eine Abstufung zwischen "rechts-extremistisch" und "faschistisch"?

Ich weiß nicht, was es bringen soll, hier noch eine Relativierung einzubringen zwischen verschiedenen Begrifflichkeiten, die mehr oder weniger aus derselben Ecke kommen.
Was soll schlechter oder besser sein?

http://de.wikibooks.org/wiki/Rechtsextr ... 3%A4rungen
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closs
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#42 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von closs » So 8. Feb 2015, 10:46

sven23 hat geschrieben:Ich weiß nicht, was es bringen soll
Es soll vor einer Inflationierung von Wort-Gebrauch schützen. - Denn wenn "Rechts-Extremismus" und "Faschismus" Synonyme sind, gibt es bei uns nur wenige Menschen, die dem gerecht werden. Denn dann müßten Begriffe enthalten sein wie
a) Auschwitz-Leugnung
b) Hitler-Idolisierung
c) Rassen-HASS (nicht nur Angst vor Überfremdung - selbst wenn diese Angst aus der Luft gegriffen ist)

DANACH gibt es kein nennenswertes Potential in Deutschland.

Wenn man dagegen Rechts-Extremismus synonym sieht mit Überfremdungs-Angst, Sehnsucht nach Ordnungs-Staat, Ablehnung von Homo-Ehe, etc - dann denke ich schon, dass da 20 - 30% zusammenkommen.

"Wehret den Anfängen" kann doch nicht heißen, dass man Menschen bei kleinster Abkehr vom Mainstream und dessen Political Correctness "Faschismus" unterstellt. - Da ist nochmal auf Barabaras Einführung des Begriffs "Trigger-Wort" hinzuweisen - denn genau DAS ist die Realität.

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sven23
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#43 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von sven23 » So 8. Feb 2015, 11:21

closs hat geschrieben: Wenn man dagegen Rechts-Extremismus synonym sieht mit Überfremdungs-Angst, Sehnsucht nach Ordnungs-Staat, Ablehnung von Homo-Ehe, etc - dann denke ich schon, dass da 20 - 30% zusammenkommen.

Das wiederum ist eine unzulässige Übertreibung. Wer die Homo-Ehe ablehnt, muß noch kein rechter Extremist sein. Wer behauptet denn so was?

Es gibt aber diesen harten Kern an Rechtsextremisten, und es gibt ein erweitertes Symphatisantenumfeld, aus dem sich auch der Zulauf für Parteien am rechten Spektrum rekrutiert, und zwar als europaweites Phänomen.

Richtig ist auch, daß sich die Regierungen und etablierten Parteien zu wenig mit der Frage beschäftigen, warum das so ist.
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2Lena
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#44 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von 2Lena » So 8. Feb 2015, 12:08

Sven23 hat geschrieben:Es gibt aber diesen harten Kern an Rechtsextremisten, und es gibt ein erweitertes Symphatisantenumfeld, aus dem sich auch der Zulauf für Parteien am rechten Spektrum rekrutiert, und zwar als europaweites Phänomen.
Lieber Sven23, darf ich nach deinem Geburtsjahr fragen?
Folgender Hintergrund ist dazu:
Die ersten Jahrgänge, die nach dem Krieg geboren wurden, erlebten die Erzählungen der Eltern und Großeltern über den krieg und die Zeiten davor. Da waren wirtschaftliche Sorgen, wegen der Wirtschaftskrisen der 20er Jahre, der Aufbau kam schließlich, als einer wieder Mut machte, den Parteienstreit beendete, die Deutschen an ihre Nation erinnerte.

Das beruhigte etwas die Schmach, die nach dem 1. Weltkrieg mit den schwierigen Verträgen entstand. Er versprach Arbeit mit Verdienst - und das kam auch. So war es kein Wunder, dass alle die Hand hoben, so ziemlich einheitlich. denn - wer wollte das nicht? Wer im öffentlichen Leben etwas werden wollte, der tat sich besonders mit Handheben hervor. Andere fanden es übertrieben - wollten aber schließlich Arbeit und winkten zu. So etwa gingen die Erzählungen der damals im Leben stehenden. Sie wirkten nicht anders als bei heutigen Parteien und mit ähnlichen Diskussionen.

In dem Gerede der heute 20 - 30jährigen, die einen Nationalsozialismus als Gefahr oder Tabu eingeimpft bekommen, sind die Grundlagen ein paar verbogene (meist amerikanische) Filme, merkwürdiger Schulunterricht, sich aufschauckelndes Gerede.

Wie im richtigen Leben ist alles jedoch meist ziemlich "bunt". Es gab Kriegshelden, ausgerastete, verwilderne, raubende Meuten, falsche Befehlsempfänger, treue Untertanen, Ausnutzer, Vetternwirtschaft, echte Kameradschaft und was so alles im Topf kocht. Wenn du das Ganze etwas geschichtlicher siehst, war der Nationalsmus etwas von den Wehen, die seit der Völkerwanderung zur Römerzeit unaufgeräumt und modernd im Keller lagen, mit Mist, das noch aus weit älteren Zeiten stammte.

Die Kriegswehen sind auch nur selten -wahrheitsecht- geschildert. Es ist stets ein Eindruck von verarbeiteten Empfindungen, aufgestautem hass, Sorgen, bestimmten Rückschlüssen. Teils ist es logisch, weil es Millionen Schicksale gab. Die lassen sich nicht als "ein" Schicksal zusammenfassen. Das siehst du in der Geschichte der ehemaligen DDR. Da sind nicht alle davongelaufen, sondern die meisten haben ein normales Leben geführt.

Die Schilderungen sind unter bestimmten Situationen eben nicht "vielseitig". Als ich die Kriegsberichte oder nur die Erwähnung von Alpträumen in den 50er Jahren hörte, überlegte ich mir, ob niemand wohl sein Buch schrieb. Ich war damals noch unter 10 Jahren und konnte das nicht, hätte das zu gern gemacht, denn ich spürte, dass in Bälde ganz anders erzählt werden wird. Nicht dass ich mich besonders vor dem Jägerlatein fürchte, aber von den immer größer werdenden Tieren habe ich Bange. Dann kam aber erst einmal eine Periode des absoluten Schweigens, bis endlich - nach fast zwei Jahrzehnten ein Schulunterricht dazu kam, Ausstellungen, Bücher ... Die Fotos schauten noch immer gleich aus. Das Empfinden war aber dann anders. Die Geschichten hatten nicht mehr den identischen Zusammenhang, auch manche falsche Zielführung.

Martinus
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#45 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von Martinus » So 8. Feb 2015, 12:17

sven23 hat geschrieben:Nach allem was sie so von sich geben kann man eins mit Sicherheit sagen: die Gesinnung ist stark braun gefärbt.
Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

Quelle sollte bekannt sein.
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sven23
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#46 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von sven23 » So 8. Feb 2015, 12:27

Martinus hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nach allem was sie so von sich geben kann man eins mit Sicherheit sagen: die Gesinnung ist stark braun gefärbt.
Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

Quelle sollte bekannt sein.

Das hat doch hier niemand bestritten.
Nur wenn man sie in die Tat umsetzt (siehe NSU, rechtsextreme Anschläge etc) hört der Spaß auf.
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#47 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von Pluto » So 8. Feb 2015, 12:27

2Lena hat geschrieben:Die Kriegswehen sind auch nur selten -wahrheitsecht- geschildert. Es ist stets ein Eindruck von verarbeiteten Empfindungen, aufgestautem hass, Sorgen, bestimmten Rückschlüssen. Teils ist es logisch, weil es Millionen Schicksale gab. Die lassen sich nicht als "ein" Schicksal zusammenfassen. Das siehst du in der Geschichte der ehemaligen DDR. Da sind nicht alle davongelaufen, sondern die meisten haben ein normales Leben geführt.

Die Schilderungen sind unter bestimmten Situationen eben nicht "vielseitig". Als ich die Kriegsberichte oder nur die Erwähnung von Alpträumen in den 50er Jahren hörte, überlegte ich mir, ob niemand wohl sein Buch schrieb. Ich war damals noch unter 10 Jahren und konnte das nicht, hätte das zu gern gemacht, denn ich spürte, dass in Bälde ganz anders erzählt werden wird. Nicht dass ich mich besonders vor dem Jägerlatein fürchte, aber von den immer größer werdenden Tieren habe ich Bange. Dann kam aber erst einmal eine Periode des absoluten Schweigens, bis endlich - nach fast zwei Jahrzehnten ein Schulunterricht dazu kam, Ausstellungen, Bücher ... Die Fotos schauten noch immer gleich aus. Das Empfinden war aber dann anders. Die Geschichten hatten nicht mehr den identischen Zusammenhang, auch manche falsche Zielführung.
Du sprichst mir aus der Seele, libe 2Lena.
Hast du sehr schön zusammengefasst. :thumbup:

Eine Suppe wird nie so heiß gegessen wie sie gekocht wird.

Nicht jeder Spruch gegen Überfremdung muss gleich als "braun" bezeichet werden. Das würde die Grenzen der Meinungsfreiheit verletzen.

Dass die Pegida-Bewgung von echt "braun" gesinnten Menschen als Unterschlupf missbraucht wird, ist das was mich an dieser Bewegung abstößt.
Dabei ist aber allzu leicht zu übersehen, dass die meisten Pegida-Demonstranten von Ängste und Sorgen bewegt werden, die man durchaus ernst nehmen sollte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#48 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von sven23 » So 8. Feb 2015, 12:34

2Lena hat geschrieben: In dem Gerede der heute 20 - 30jährigen, die einen Nationalsozialismus als Gefahr oder Tabu eingeimpft bekommen, sind die Grundlagen ein paar verbogene (meist amerikanische) Filme, merkwürdiger Schulunterricht, sich aufschauckelndes Gerede.

Und was willst du uns damit sagen?
War der Nationalsozialismus keine Gefahr für die Menschlichkeit?
Mußten Juden, Minderheiten, Homosexuelle, Behinderte und alles was durchs nationalsozialistische Raster fiel nicht um ihr Leben fürchten?
Mußten "minderwertige" slawische Völker keine Angst vor der Vernichtung und Versklavung haben?
Waren 50-60 Mio Tote nicht genug?

Ich sehe keine Gründe, das verbrecherische Regime des Nationalsozialismus zu relativieren.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#49 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von Pluto » So 8. Feb 2015, 12:42

sven23 hat geschrieben:Ich sehe keine Gründe, das verbrecherische Regime des Nationalsozialismus zu relativieren.
Das will doch hier Niemand.
Aber sobald Jemand von Überbevölkerung redet, muss man ihn nicht gleich in die "braune" Ecke stecken.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#50 Re: Brauner Sumpf? - Wehret den Anfängen!

Beitrag von sven23 » So 8. Feb 2015, 12:56

Pluto hat geschrieben:Das will doh hier Niemand.

Na, das hier:
In dem Gerede der heute 20 - 30jährigen, die einen Nationalsozialismus als Gefahr oder Tabu eingeimpft bekommen, sind die Grundlagen ein paar verbogene (meist amerikanische) Filme, merkwürdiger Schulunterricht, sich aufschauckelndes Gerede.

hörte sich aber schon stark danach an.

Pluto hat geschrieben: Aber sobald Jemand von Überbevölkerung redet, muss man ihn nicht gleich in die "braune" Ecke stecken.

Überbevölkerung?
Meinst du Überfremdung?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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