Pluto hat geschrieben:Allein aus Saudi-Arabien flossen in einem Jahr 180 Milliarden Dollar in Form von Spenden an islamistische Gruppierungen
Davon abgesehen, dass man klären müsste, was unter "islamistisch" zu verstehen ist (da wird es bestimmt welche geben, die Sunniten durchgehend als Islamisten bezeichnen, weil bei ihnen die Scharia das Rechtssystem darstellt), ist natürlich richtig, dass es zur Zeit eine enorme Politisierung des Islam gibt (und auch weiterhin geben wird).
Aus meiner Sicht ist dies die geschichtliche Antwort auf Kolonialismus, Protektorats-Zeiten und ständige westliche Einmischung in innere Angelegenheiten des Nahost - warum wohl: Weil der Westen das Öl gebraucht hat. Jetzt emanzipiert man sich - und zwar mit dem gemeinsamen Erkennungszeichen "Islam" - wie früher mit dem gemeinsamen Erkennungszeichen "Christentum" - und wie auch auf der anderen Seite mit dem gemeinsamen Erkennungszeichen "Säkularismus". - Gruppen-psychologisch ist das alles dasselbe.
Dieses Verständnis dessen, was da abgeht, beinhaltet nun NICHT, es auch gut zu finden - im Gegenteil: Da wird es noch einigen Ärger geben - China wird sich ins Fäustchen lachen, dass man in Europa/Nahost/Nord-Afrika gut beschäftigt ist - und wir sollten uns auf die Zunge beißen, dass der Westen in den letzten 20 Jahren eine derart beschissene Russland-Politik betrieben haben. - Es macht aber keinen Sinn, den Grund für diese Radikalisierung im Islam zu suchen - der Islam ist Erkennungszeichen, also gemeinsames Symbol dafür, aber nicht der Grund.
Auch das Christentum kann man gewaltsam auslegen - das hat die Geschichte gezeigt und zeigt sich auch heute bsp. bei den "Falken" der Republikaner in den USA (incl. Tea Party). - Aus meiner Sicht KEIN Grund, das Christentum auf den Prüfstand zu stellen - und das gilt für den Islam prinzipiell ebenso (wiewohl es sehr wohl wesentliche Unterschiede zwischen Christentum und Islam gibt).
Pluto hat geschrieben:Das aus einem Land wo Steingungen und Enthauptungen zu den gesetzlichen Strafen gehören, und öffentliche Auspeitschungen sowie das Abtrennen von Gliedmaßen an der Tagesordnung sind...
Es tut mir leid - ich kann nach wie vor keinen entscheidenden Unterschied zwischen Saudi Arabien und den USA erkennen (außer in der formalen Ausgestaltung der Rechtsform). - Ob man Water Boarding macht oder Leute auspeitscht, sollte kein großer Unterschied sein. - Ob man Leute enthauptet oder auf den elektrischen Stuhl setzt, auch nicht. - Ob man (unter Narkose) Gliedmaßen abtrennt oder ein ordentliches Sozialsystem verweigert, ohne das Millionen Leuten die Zähne (ohne Betäubung) rausfallen, ist für mich kulturell kein Unterschied - beides ist barbarisch.
Jedes Land hat sein staatliches (!) Rechtssystem - bei den Saudis ist so, bei den Amis ist es anders (in Indonesien gibt/gab es sogar die bindend vorgeschriebene Todesstrafe bei Rauschgift-Delikten). - Wir in Europa haben ein relativ zivilisiertes Rechtssystem - wir sollten uns dieses Privilegs bewusst bleiben. - Jedenfalls sehe ich keinen Anlass, mich über Saudi-Arabiens System mehr zu empören als über andere, die nicht weit weg davon sind (USA, Russland, China).