Whistleblower

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#231 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » So 2. Feb 2014, 10:39

closs hat geschrieben:Wer heute als einfacher Wachmann weiß, dass er völkerrechtlich-widrig eingesperrte Menschen bewacht (KZ, etc.), macht sich völkerrechtlich schuldig und wird selber eingesperrt. - Wenn einer Kriegsverbrechen aufdeckt, ist die Rechtslage offensichtlich exakt umgedreht (siehe Mannings). - Es ist der Wahnsinn.
Nicht Wahnsinn, lieber closs, sondern Unsinn!
Der berühmteste Whistleblower der Geschichte war wohl Daniel Ellsberg, der Mann der seinerzeit die Watergate Affäre ins rollen brachte. Ellsberg war allerdings damals NICHT Arbeitnehmer eines Staatsunternehmens, und hatte dadurch keine Loyalitätspflicht gegenüber dem Staat, sondern arbeitete für die RAND Corporation.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#232 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » So 2. Feb 2014, 10:48

closs hat geschrieben:Glaubst Du ernsthaft, dass das geschehene Kriegsverbrechen (Mannings) und die menschenrechtsverletzende Abhörpraxis des NSA (Snowden) über die Politik öffentlich geworden wäre, hätte man es dort gemeldet? -
Selbstverständich glaube ich das!
Die USA hat im internationalen Vergleich die beste Gesetzgebung zum Schutz von Whistleblowern. Das ist geschichtlich bedingt, weil die Politik bereits 1777 die Notwendigkeit eine solchen Schutzes erkannte.

Diesbezüglich habe ich überhaupt kein Vertrauen in das, was sich als "politische Ethik" bezeichnen lassen will.
Es gibt einen richtigen Weg, und der ist oft steinig und schmal. Der Weg zum Verrat und zu den Medien ist dagegen eine gut ausgebaute 3-spurige Autobahn. (vgl. Matthäus 7,13-14).

Welchen Weg gehst du?
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barbara
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#233 Re: Whistleblower

Beitrag von barbara » So 2. Feb 2014, 11:00

Pluto hat geschrieben: Der berühmteste Whistleblower der Geschichte war wohl Daniel Ellsberg, der Mann der seinerzeit die Watergate Affäre ins rollen brachte. Ellsberg war allerdings damals NICHT Arbeitnehmer eines Staatsunternehmens, und hatte dadurch keine Loyalitätspflicht gegenüber dem Staat, sondern arbeitete für die RAND Corporation.

Snowden war im Moment, als er die NSA-Machenschaften öffentlich machte, auch nicht Staatsangestellter sondern Angestellter eines privaten Unternehmens, das im Auftrag des Staats arbeitet... Er arbeitete für Booz Allen Hamilton.
http://www.huffingtonpost.com/2013/08/2 ... 37459.html

und nein, ich glaube nicht eine Sekunde, dass er USA-intern eine Chance gehabt hätte, seine Kritik öffentlich zu machen. Er wär entweder in Lichtgeschwindigkeit in einem Gefängnis verschwunden, oder hätte einen Unfall gehabt, oder wäre sonst wie einfach "weg" gewesen.

und du hast sicher auch gelesen, was Ellsberg über Snowden sagt, im Wiki-Link:

Im Juni 2013 bezeichnete er die Veröffentlichungen zum PRISM-Überwachungsprogramm von Edward Snowden als die „wichtigsten in der Geschichte der USA“, Snowden würde die Bürger vor der „Vereinigten Stasi von Amerika“ schützen.

gruss, barbara

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#234 Re: Whistleblower

Beitrag von closs » So 2. Feb 2014, 11:04

Pluto hat geschrieben:Es gibt einen richtigen Weg, und der ist oft steinig und schmal.
Wahrscheinlich liegt da das Missverständnis: Mannings und Snowdon sind nach Ansicht vieler den steinigen Weg gegangen. Der eine geht ins Gefängnis (und dieses Risiko muss ihm bewusst gewesen sein) - der andere lebt im Asyl (auch das musste er mit einkalkulieren).

Wir haben also dasselbe Argument für das Gegenteil. Und das verweist auf das eigentliche Problem: Wir haben seit einiger Zeit eine Umwertung der Werte.

barbara hat geschrieben:ich glaube nicht eine Sekunde, dass er USA-intern eine Chance gehabt hätte, seine Kritik öffentlich zu machen.
Das glaube ich pragmatischerweise auch.

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sven23
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#235 Re: Whistleblower

Beitrag von sven23 » So 2. Feb 2014, 12:16

Pluto hat geschrieben:
De richtige Weg für einen Whistleblower ist der Weg über die Politik, und NICHT über die Medien.

Ich glaube, daß das Gesetz für Whistleblower aber ausdrücklich nicht für die Geheimdienste gilt. Man sieht ja heute noch, daß sich die Amerikaner eigentlich keiner Schuld bewußt sind. Wenn man es realistisch betrachtet, wäre bei Einhaltung des Dienstweges alles unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit unter Verschluß gehalten worden.
Die Frage ist, ob man solchen Leuten eine Rechtsgüterabwägung zubilligt oder nicht. IMO sollte man das tun.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#236 Re: Whistleblower

Beitrag von sven23 » So 2. Feb 2014, 12:20

Pluto hat geschrieben: Es gibt einen richtigen Weg, und der ist oft steinig und schmal. Der Weg zum Verrat und zu den Medien ist dagegen eine gut ausgebaute 3-spurige Autobahn. (vgl. Matthäus 7,13-14).

Welchen Weg gehst du?

Na ja, die 3-spurige Autobahn ist wohl eher der bequeme und sichere Weg des Wegguckens und Schweigens.
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#237 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » So 2. Feb 2014, 12:48

sven23 hat geschrieben:Na ja, die 3-spurige Autobahn ist wohl eher der bequeme und sichere Weg des Wegguckens und Schweigens.
Du weißt aber genau, dass ich einen anderen meinte: In einer Nacht-und-Nebel Aktion mit einem Ticket Erster Klasse, ein Flugzeug nach Hong Kong besteigen, nach dem man sichergestellt hat, dass die geplante Pressekonferenz auch stattfindet.
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#238 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » So 2. Feb 2014, 12:52

Noch was...

Snowden war gerade mal 2 Monate auf dem Job als er abgehauen ist. Was um Himmels Willen hat ihn dazu bewogen die Stelle anzunehmen? Sind seine Motive bekannt?
Ein Außenstehender könnte auf die Idee kommen, er hätte sich bei der NSA beworben, um gezielt nach "Schmutzwäsche" zu suchen. Ist das wirklich so abwegig?
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#239 Re: Whistleblower

Beitrag von barbara » So 2. Feb 2014, 15:00

Pluto hat geschrieben: Snowden war gerade mal 2 Monate auf dem Job als er abgehauen ist. Was um Himmels Willen hat ihn dazu bewogen die Stelle anzunehmen? Sind seine Motive bekannt?

Wie schon erwähnt: ja sie sind bekannt. Snowden selbst hat mitgeteilt, dass er diese Stelle in der Absicht angenommen habe, an NSA-Dokumente zwecks Whistleblowing heranzukommen.

Ich sehe keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln oder ein anderes Motiv anzunehmen.

Ein Außenstehender könnte auf die Idee kommen, er hätte sich bei der NSA beworben, um gezielt nach "Schmutzwäsche" zu suchen. Ist das wirklich so abwegig?

Es gibt von Snowden Chatprotokolle, als er in Genf arbeitete und noch recht frisch beim CIA war - da stand er noch voll dahinter. Er war überzeugt, dass die Arbeit der amerikanischen Geheimdienste gut und richtig war. Erst im Lauf seiner Arbeit über die Jahre hinweg kamen bei ihm Fragen auf, und ethische Bedenken.

und die Idee, diesen schmalen und gefährlichen Weg zu gehen, den er jetzt geht - indem er sein Heim, seine Freunde, seine Familie aufgibt, seinen guten Lohn, seine Reputation, unter Umständen sein Leben - kam ihm im Lauf seiner Arbeit, als sein Gewissen ihn offenbar mehr und mehr zu plagen begann, etwas zu unternehmen und nicht mehr länger nur zuzuschauen und mitzumachen.

und ja, wenn er schon den Gestank der schmutzigen Wäsche, in der er von Berufs wegen täglich herumwühlte, nicht mehr ertrug, war es nicht mehr als das Gebot der Vernunft, so gründlich wie möglich auszulüften. Das wird dir jede Hausfrau so bestätigen können, dass es keinen Wert hat, die Arbeit nur halb zu machen. Etnweder ganz oder gar nicht.

gruss, barbara

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#240 Re: Whistleblower

Beitrag von sven23 » Mo 3. Feb 2014, 10:27

barbara hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Snowden war gerade mal 2 Monate auf dem Job als er abgehauen ist. Was um Himmels Willen hat ihn dazu bewogen die Stelle anzunehmen? Sind seine Motive bekannt?

Wie schon erwähnt: ja sie sind bekannt. Snowden selbst hat mitgeteilt, dass er diese Stelle in der Absicht angenommen habe, an NSA-Dokumente zwecks Whistleblowing heranzukommen.


Also so eine Art Günter Wallraff auf amerikanisch. Aber nur so kommt man an echte Informationen aus erster Hand.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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