"Je suis Charlie"

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Catholic
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#231 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Catholic » Sa 31. Jan 2015, 20:14

Reduzieren muss man die Koranstellen keineswegs,denn wann wurden sie- aus islamischer Sicht - offenbart und für welche Zeit waren sie gültig oder sind alle (!) Aussagen des Koran heute noch uneingeschränkt gültig.
Ähnlich bei der Bibel:
Haben die Stellen,die sich auf den Gottesdienst im Jerusalemer Tempel beziehen heute noch die selbe Bedeutung wie zur Zeit Jesu?

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sven23
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#232 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » Sa 31. Jan 2015, 20:28

Catholic hat geschrieben:Reduzieren muss man die Koranstellen keineswegs,denn wann wurden sie- aus islamischer Sicht - offenbart und für welche Zeit waren sie gültig oder sind alle (!) Aussagen des Koran heute noch uneingeschränkt gültig.
Ähnlich bei der Bibel:
Haben die Stellen,die sich auf den Gottesdienst im Jerusalemer Tempel beziehen heute noch die selbe Bedeutung wie zur Zeit Jesu?

Es geht weniger um Zermonienregeln als vielmehr um ethische Grundwerte. Wenn Gott/Allah seine Meinung nicht ändert, müssen diese Werte vor 2 oder 3 Tausend Jahren die gleiche Gültigkeit gehabt haben wie heute. Das Christentum konnte weitgehend domestiziert werden, beim Islam ist das noch nicht gelungen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#233 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Sa 31. Jan 2015, 20:46

sven23 hat geschrieben:Du wirfst der historisch-kritischen Methode Reduktionismus vor. Dann muß man den Koran und die Bibel auch holistisch sehen und nicht auf bestimmte Stellen reduzieren.
Stimmt schon - bevor man reduktionistische gegenseitige Zitaten-Schlachten macht (gilt auch für die Bibel), schaut man sich als erstes die Praxis an. Und da sagt die praktische Vernunft, dass dies für "unsere" Moslems eine Phantom-Debatte ist.

Stell Dir mal vor, wir Schlaumeier basteln uns ein Islam-Bild zusammen (natürlich objektiv historisch-kritisch :devil: ) und gehen damit zu einer beliebigen islamischen Gemeinde: "Damit Ihr mal hört, was Eure Religion ist - gelle". - Die werden sich bestenfalls an die Kopf langen und höflich sagen: "Was UNSERE Kultur seit unseren Großvätern macht <weiter können sie es aus der Praxis nicht zurückverfolgen> wissen WIR und nicht Ihr. - Habt Ihr nicht alle Tassen im Schrank?". - Zurecht.

sven23 hat geschrieben:Wenn Gott/Allah seine Meinung nicht ändert, müssen diese Werte vor 2 oder 3 Tausend Jahren die gleiche Gültigkeit gehabt haben wie heute.
Quatsch. - Sogar der Islam selbst sagt, dass es ihn in verschiedenen Auslegungen gibt (sagen Islam-Wissenschaftler).

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sven23
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#234 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » Sa 31. Jan 2015, 21:26

closs hat geschrieben: Und da sagt die praktische Vernunft, dass dies für "unsere" Moslems eine Phantom-Debatte ist.

Die 12 Toten sind nicht von Phantomen erschossen worden, sondern von realen Islamisten.

closs hat geschrieben: Stell Dir mal vor, wir Schlaumeier basteln uns ein Islam-Bild zusammen .

Man muß da nichts zurecht basteln, die Schriften sind nun mal so, wie sie sind. Daß die meisten sie nicht holistisch verstehen, ist doch begrüßenswert.
Vergleichbar hätten wir eine Situation, in der wir froh darüber wären, wenn die meisten Gesetze des BGB nicht angewendet würden.

closs hat geschrieben: Quatsch. - Sogar der Islam selbst sagt, dass es ihn in verschiedenen Auslegungen gibt (sagen Islam-Wissenschaftler).
Daß in den Heiligen Schriften viel Quatsch steht, davon brauchst du mich nicht zu überzeugen.
Man muß aber auch erklären können, warum Gott/Allah wollte, daß so viel Quatsch drin steht.
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closs
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#235 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Sa 31. Jan 2015, 21:50

sven23 hat geschrieben:Die 12 Toten sind nicht von Phantomen erschossen worden, sondern von realen Islamisten.
Stimmt. - Aber was soll das, das Wort "Phantom" aufzugreifen und daraus eine rhetorische Figur zu machen? - Das Phantom sind nicht die Mörder, sondern die Hinwendung der Diskussion bei uns in Deutschland auf den normalen Islam in Deutschland.

sven23 hat geschrieben: Daß die meisten sie nicht holistisch verstehen, ist doch begrüßenswert.
Hä?

Wie auch immer: Das Rum-Gegurke des deutschen Meinungs-Michels auf Feldern, von denen er a) keine Ahnung hat, aber b) diese Ahnungs-Losigkeit umso offensiver ausspielt, nervt mich auch.

sven23 hat geschrieben:Daß in den Heiligen Schriften viel Quatsch steht
Dass Du Quatsch erzählst, war das Thema.

sven23 hat geschrieben:Man muß aber auch erklären können, warum Gott/Allah wollte ...
Dazu sind Islam-Gelehrte da. - Wenn man sich mal einige anhört, wird man die Bandbreite erkennen. - Und dann muss man nur noch zuordnen, wo in dieser Bandbreite der reale Islam in Deutschland stattfindet.

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sven23
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#236 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » So 1. Feb 2015, 07:32

closs hat geschrieben: - Das Phantom sind nicht die Mörder, sondern die Hinwendung der Diskussion bei uns in Deutschland auf den normalen Islam in Deutschland.

Dann führt Pegida eine Phantomdiskussion.

closs hat geschrieben: Dazu sind Islam-Gelehrte da. - Wenn man sich mal einige anhört, wird man die Bandbreite erkennen. - Und dann muss man nur noch zuordnen, wo in dieser Bandbreite der reale Islam in Deutschland stattfindet.

Lesen kann wohl jeder noch selber, da helfen die Ausreden der Islamexperten auch nicht weiter. Neulich schwadronierte ein deutscher Nahostexperte darüber, daß im Islam die Verteidigung des Glaubens mit dem Schwert kulturell verankert sei. (mit Blick auf ISIS).
Genau so gut könnte man in Deutschland argumentieren, daß die Verbrennung von Hexen und Juden nun mal kulturell verankert sei.
Nein, das Problem liegt woanders. Ich habe noch keine einzige plausible Erklärung dafür gehört, warum z.B. der Koran nicht als ganzheitliches (holistisches) Werk verstanden werden soll, sondern reduktionistisch auf bestimmte Stellen begrenzt ist.
Wer hat den Koran so kontaminiert? War es Mohammed? Warum tat er dies und warum findet darüber keine breite Diskussion statt?
Gut, in Saudi Arabien würde ich die Diskussion nicht beginnen, aber in Deutschland ist so etwas möglich.
Zuletzt geändert von sven23 am So 1. Feb 2015, 10:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Martinus
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#237 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Martinus » So 1. Feb 2015, 07:40

sven23 hat geschrieben: Wer hat den Koran so kontaminiert? War es Mohammed? Warum tat er dies und warum findet darüber keine breite Diskussion statt?

wie hätte er das machen sollen? Hatte Jesus die Bibel kontaminiert? Natürlich nicht. Es sind immer "Schriftgelehrte". Sie finden in den Schriften regelmäßig Aussagen die dort nicht stehen.
Angelas Zeugen wissen was!

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#238 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von barbara » So 1. Feb 2015, 09:29

sven23 hat geschrieben: Nein, das Problem liegt woanders. Ich habe noch keine einzige plausible Erklärung dafür gehört, warum z.B. der Koran nicht als ganzheitliches (holistisches) Werk verstanden werden soll, sondern reduktionistisch auf bestimmte Stellen begrenzt ist.

natuerlich soll er ganzheitlich verstanden werden.

Allerdings kann man dann nicht mehr einzelne Stellen, womoeglich noch in der deutschen oder andern fremdsprachigen Uebersetzungen, rauspicken und dann meinen, das sei das, was der Koran meint.

Eine Regel ist, dass das arabische Original gilt. Kann ich leider selbst nicht lesen, also auch nicht beurteilen. Aber es gibt sicher islamische Gelehrte, die das auf Deutsch auslegen koennen, zB was ein Unglaeubiger genau ist.



Warum tat er dies und warum findet darüber keine breite Diskussion statt?

Eine breite Diskussion findet nicht statt, weil das sorgfaeltige Aufarbeiten theologischer Details in den Medien als eher unsexy gilt. Raeubergeschichten und Grusliges verkaufen sich besser.

gruss, barbara

closs
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#239 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » So 1. Feb 2015, 11:08

sven23 hat geschrieben: Ich habe noch keine einzige plausible Erklärung dafür gehört, warum z.B. der Koran nicht als ganzheitliches (holistisches) Werk verstanden werden soll, sondern reduktionistisch auf bestimmte Stellen begrenzt ist.
Das ist doch genau der Vorwurf an unsere westlichen Scharfmacher.

sven23 hat geschrieben:t, in Saudi Arabien würde ich die Diskussion nicht beginnen, aber in Deutschland ist so etwas möglich.
Wenn man in Deutschland über fundamentalistische Auslegung des Islam sprechen will, ist das doch legitim. - Aber man darf die gemäßigten nicht derart einbeziehen, dass man sagt: "Jetzt habt IHR ein Problem - äußert Euch mal dazu". - Wenn man über den KukluxKlan spricht, kann man nicht zu den Amish sagen: 'Das geht Euch auch an'". - DAS ist die Fehl-Konstruktion.

sven23 hat geschrieben:Dann führt Pegida eine Phantomdiskussion?
Insofern ja, dass die obige Differenzierung im Mainstream unzureichend vorgenommen wird - auch hier auf dem Forum nicht.

Pluto
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#240 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Pluto » So 1. Feb 2015, 11:21

closs hat geschrieben:Aber man darf die gemäßigten nicht derart einbeziehen, dass man sagt: "Jetzt habt IHR ein Problem - äußert Euch mal dazu". - Wenn man über den KukluxKlan spricht, kann man nicht zu den Amish sagen: 'Das geht Euch auch an'". - DAS ist die Fehl-Konstruktion.
Sehe ich anders.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Islamisten nicht auf uns "Wessies" hören werden. Deshalb erscheint mir der einzig richtige Weg zu sein, die gemäßigten Muslime (Imame, Muftis, usw.) dazu aufzurufen, den Islamisten mit den Worten des Koran klar zu machen, dass Gewalt nicht das Hauptanliegen des Propheten war (falls dies tatsächlich so ist).

Der gemäßigte Islam beteiligt sich IMO viel zu wenig an der Bekäpfung des Terrorismus in ihren Reihen. Es kann nicht sein, dass eine Minderheit die Menschen terrorisiert und ihre Glaubensbrüder waschen sich die Hände in Unschuld und wenden sich einfach nur ab. Nur zuschauen und sich davon distanzieren erscheint mir eindeutig zu wenig!

Da kommt allzu schnell der Verdacht hoch, sie würden insgeheim mit den Extremisten in den eigenen Reihen sympathisieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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