Whistleblower

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#221 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » Sa 1. Feb 2014, 21:43

barbara hat geschrieben:Da gibt es nichts zu kennen:
Auch das ist natürlich ein Vorurteil deinerseits.
Polemisch wie eh und je...? ;)
nein,beim Thema "Empathie gegenüber Mord als Sport" kann man gar nicht so polemisch sein, wie die Handlung daneben ist. [/quote] Wenigstens gibst du es zu... ;)
Das Ziel heiligt bekanntlich nicht die Mittel, Barbara. Dehalb lässt sich Polemik in einer Diskussion durch nichts rechtfertigen.
Es könnte doch auch um eine differenzierte Betrachtung gehen, mit Zwischentönen.
Da sind wir uns ja einig, denn dass es sich bei Manning um einen kompelxen Fall handelt, hatte ich bereits angedeutet.
Pluto hat geschrieben:In einer solchen Situation ist es nicht leicht zu entscheiden ob er ein Held oder ein Verräter ist. Wir sind nicht im Besitz der Fakten seiner Motive.

Natürlich können wir darüber diskutieren und Meinungen bilden. Wer sollte uns daran hindern?
Zwischen Meinungsbildung und Urteil besteht allerdings ein großer Unterschied. :P
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closs
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#222 Re: Whistleblower

Beitrag von closs » Sa 1. Feb 2014, 22:14

Pluto hat geschrieben:Zwischen Meinungsbildung und Urteil besteht allerdings ein großer Unterschied.
Wenn dies eine akademische Diskussion wäre, würde ich es auch lockerer sehen. - Hier sitzt aber einer für die nächsten 25 Jahre (oder so), weil er ein Kriegsverbrechen aufgedeckt hat (für einen jungen Menschen sind 25 Jahre sehr, sehr lang). - Und Snowden würde sitzen, wenn er kein Asyl hätte - und da tut man sich manchmal schon schwer, es mit der formellen Schiene zu belassen.

Pluto
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#223 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » Sa 1. Feb 2014, 22:38

@ closs

Meinungsbildung ist Okay, aber ohne die Fakten zu kennen, steht uns ein Urteil nicht zu.
Es gibt genügend Indizien, wie bspw. die Diagnose unabhängiger Psychologen, die Manning als labil und unausgeglichen beschreiben, um an der Redlichkeit seiner Motive zu zweifeln. Ist Zurückhaltung auch meiner Meinung nach, das Beste was man tun kann.
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closs
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#224 Re: Whistleblower

Beitrag von closs » Sa 1. Feb 2014, 22:46

Pluto hat geschrieben:die Diagnose unabhängiger Psychologen
Möglicherweise ist da was dran - ich beurteile es nicht. - Andererseits würden diese Psychologen nicht bemüht werden UND würde deren Expertise nicht veröffentlicht werden, wenn die Dienste/die Regierung kein Interessen hätten, es so veröffentlicht zu sehen. - Unabhängig davon: Trotzdem wird er als junger Mensch seiner Freiheit beraubt sein, weil er ein Kriegsverbrechen aufgedeckt hat - halt leider im Dienst.

Hätte es ein Journalist getan, würde man ihn nicht belangen. - Weshalb man kaum Journalisten ohne Uniform in Helikoptern im Kampfeinsatz findet.

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#225 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » Sa 1. Feb 2014, 23:07

closs hat geschrieben:Hätte es ein Journalist getan, würde man ihn nicht belangen. - Weshalb man kaum Journalisten ohne Uniform in Helikoptern im Kampfeinsatz findet.
In der Tat... In Amerika gehört Rede- und Pressefreiheit zu den obersten Geboten der Verfassung.
Wenn man liest was in Afghanistan geschieht, jetzt wo die Kontrolle an die einheimischen Sicherheitskräfte übergeht, graut es einem erst so richtig vor der Zukunft.
Mit dem Abzug der internationalen Truppen sorgen sich die afghanischen Medien zunehmend um ihre Sicherheit. Ob Fernsehen oder Pressefotos: Die radikal-islamischen Taliban haben während ihrer Herrschaft jegliche visuelle Medien verboten. Es gab nur ein Taliban-Propagandaradio. Ausländische Medien waren tabu. Aber nicht nur die Taliban seien eine Gefahr für kritische Journalisten, so Khalwatgar: "An mehr als der Hälfte der Gewaltfälle gegen Journalisten sind afghanische Sicherheitskräfte beteiligt." Er befürchtet, dass die Zahl der Übergriffe seitens der Sicherheitskräfte durch die Übernahme der Sicherheitsverantwortung im ganzen Land noch steigen wird. Der Medienschaffende fordert daher die Regierung auf, endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Journalisten zu schützen.
[Quelle]
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#226 Re: Whistleblower

Beitrag von sven23 » So 2. Feb 2014, 08:11

Mal was Generelles:
Jeder Dissident, der seine Haltung öffentlich macht, verletzt Regeln per Definition.
Ein Stauffenberg brach seinen Eid auf Hitler, der Gammelfleischaufdecker kam aus der Belegschaft und verlor seinen Job. Ohne Insiderinformationen würden viele Skandale gar nicht öffentlich.
Die Bedingungen für Whistleblower in Bezug auf Informantenschutz und Kronzeugenregelung müßten verbessert werden. Whistleblower wären froh, wenn sie nur halb so viel Schutz genießen würden wie V-Leute in der rechten Szene.
Snowden hat unbestritten Regeln verletzt, aber das haben die USA auch, und zwar in ganz anderen Dimensionen. Das per Gesetz verbotene flächendeckende Ausspionieren der eigenen Bevölkerung hat man geschickt umgangen durch einen Überkreuz-Datenaustausch mit Großbritannien, das wiederum die Daten von den USA über die eigene Bevölkerung erhielt.
Und in Deutschland wurde mit Sicherheit nicht nur die Kanzlerin ausspioniert, das anzunehmen wäre naiv. Laut Snowden wurde runter bis auf die kommunale Ebene ausspioniert.

Ich kann bei den Amerikanern auch keinen echten Gesinnungswandel erkennen. Obama eiert herum, hat jetzt wieder einen Mann aus dem Militär an die Spitze der NSA gesetzt. Business as usual, möchte man sagen. Was technisch machbar ist, wird auch gemacht.

Nebenbei haben wir inzwischen die perverse Situation, daß das, was wir bei sozialistischen oder kommunistischen Staaten empört abgelehnt haben, nämlich den Überwachungs- und Schnüffelstaat, ausgerechnet in rechtsstaatlichen Demokratien zur Regel geworden ist.

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Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#227 Re: Whistleblower

Beitrag von closs » So 2. Feb 2014, 09:02

Pluto hat geschrieben: In Amerika gehört Rede- und Pressefreiheit zu den obersten Geboten der Verfassung.
Und dafür gibt es eine ordentliche Nische - sobald man aber las Nicht-Journalist journalistisch tätig ist, landet man im Knast.

sven23 hat geschrieben:der Gammelfleischaufdecker kam aus der Belegschaft und verlor seinen Job
So ist es - und jetzt noch einen obendrauf:

Wer heute als einfacher Wachmann weiß, dass er völkerrechtlich-widrig eingesperrte Menschen bewacht (KZ, etc.), macht sich völkerrechtlich schuldig und wird selber eingesperrt. - Wenn einer Kriegsverbrechen aufdeckt, ist die Rechtslage offensichtlich exakt umgedreht (siehe Mannings). - Es ist der Wahnsinn.

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#228 Re: Whistleblower

Beitrag von sven23 » So 2. Feb 2014, 09:21

closs hat geschrieben:
Wer heute als einfacher Wachmann weiß, dass er völkerrechtlich-widrig eingesperrte Menschen bewacht (KZ, etc.), macht sich völkerrechtlich schuldig und wird selber eingesperrt. - Wenn einer Kriegsverbrechen aufdeckt, ist die Rechtslage offensichtlich exakt umgedreht (siehe Mannings). - Es ist der Wahnsinn.

So ist es. Da hat sich eine gewaltige Schieflage gebildet. Nicht der Rechtsbrecher wird verfolgt, sondern der, der es aufdeckt oder darüber berichtet.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#229 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » So 2. Feb 2014, 10:33

sven23 hat geschrieben:Mal was Generelles:
Jeder Dissident, der seine Haltung öffentlich macht, verletzt Regeln per Definition.
Ein Stauffenberg brach seinen Eid auf Hitler, der Gammelfleischaufdecker kam aus der Belegschaft und verlor seinen Job. Ohne Insiderinformationen würden viele Skandale gar nicht öffentlich.
Aber Sven....
Es geht doch nicht darum, ob solche Informationen öffentlich gemach werden sollen sondern um das WIE.
In den USA z. Bsp. gibt es einen politischen Schutz für Whistleblower. Das ganze fällt unter den Titel "politische Ethik".

De richtige Weg für einen Whistleblower ist der Weg über die Politik, und NICHT über die Medien.
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#230 Re: Whistleblower

Beitrag von closs » So 2. Feb 2014, 10:38

Pluto hat geschrieben:De richtige Weg für einen Whistleblower ist der Weg über die Politik, und NICHT über die Medien.
Glaubst Du ernsthaft, dass das geschehene Kriegsverbrechen (Mannings) und die menschenrechtsverletzende Abhörpraxis des NSA (Snowden) über die Politik öffentlich geworden wäre, hätte man es dort gemeldet? - Nach meiner Ansicht wären diese Dinge aufgrund "nationalen Interesses" unter Verschluss gehalten worden. - Diesbezüglich habe ich überhaupt kein Vertrauen in das, was sich als "politische Ethik" bezeichnen lassen will.

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