sven23 hat geschrieben:Kann ich bei den öffentlich rechtlichen so pauschal nicht erkennen
Da sehe ich auch nicht das vorrangige Problem. - Zwar halten auch diese öfter mal das Fähnchen in den Zeitgeist-Wind, aber man muss ja schon zufrieden sein, wenn es nicht mehr ist. - Was ich trotzdem vermissen:
Anspruchsvoll kritischen Journalismus - das gibt es, aber nicht oft.
sven23 hat geschrieben:Und beim Spiegel hat sich Schulz "nackig" gemacht, was er später bereut hat.
Dazu war er zu medien-unerfahren. - Andererseits: Warum muss man hyper-misstrauisch sein und sich danach verhalten, wenn man nicht über den Tisch gezogen werden will? - Auch das ist doch schon einen Aussage an sich.
sven23 hat geschrieben:Wer hat dem Spiegel wahrheitswidriges Verhalten vorgeworfen?
"Lüge" kann man juristisch, aber auch substantiell sehen. - Wenn Du Person des öffentlichen Lebens wärest und ich Dein Feind, würde ich eventuell lancieren lassen, dass Du pädophile Neigungen hättest - das geht dann so, dass man öffentlich fragt: "Hat Sven pädophile Neigungen? Gehen ungeklärte Fälle in seinem Umfeld <die man nochmal in die Öffentlichkeit hochziehen kann> auf ihn zurück?" - Am Ende des Artikels könnte dann stehen: "Solange nichts bewiesen ist, hat die Unschuldsvermutung zu gelten".
Wenn ich das schaffen würde (andere tun das), wärest Du fertig. - Denn auch noch nach Jahren würde man lancieren können, dass Sven derjenige ist, der im Zusammenhang mit pädophilen Übergriffe, die nie geklärt wurden, genannt wurde. - Damit würden schon mal Deine Proll-Feinde der anderen Seite Demonstrationen machen können: "Kein Sven - kein Schutz für Kinderschänder".
Ist das wahrheitswidrig im Sinne einer juristischen Lüge? Nein. - Ist es durch die Pressefreiheit gedeckt? Ja. - Ist es substantiell eine Lüge? Natürlich.
Und jetzt kommt der Punkt: Immer noch viele in der Bevölkerung haben diesen Instinkt für "Lüge" und scheißen drauf, ob sie juristisch belegbar ist oder nicht. - Das nennt man dann "postfaktisch".
sven23 hat geschrieben:Das Internet ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Deshalb sollte in Schulen die Medienkompetenz gefördert werden. Offensichtlich fällt es vielen schwer, zwischen seriöser Information und Fake News zu unterscheiden. Anders ist die Seuche der Verschwörungstheorien gar nicht mehr zu erklären.
Sehr richtig. - Aber WER soll das tun, wenn das Gift auch in "seriös" genannten Medien steckt?
Wie auch immer: Es ist unbedingt richtig, dass SChulen nicht nur die Kritik der Medien ernstnehmen sollten, sondern auch Kritik an den Medien ernst nehmen sollten. - Aber dazu braucht es entsprechende Lehrpläne, die *hüstel* nicht von den Medien geschrieben werden.
sven23 hat geschrieben: Es muss aber auch der politische Wille vorhanden sein, Kartelle zu verhindern.
Schwierig. - Wenn sich Politiker aller Parteien an meinungsbildende Medien heranwinseln, um ein Interview geben zu dürfen, wird das schwer. - Im Grunde darf man auch nicht die obersten Zirkel nicht vergessen: Meinungsbildung wird auf HÖCHSTER politischer Ebene und Verleger-Ebene gemacht - das macht man bei einem Arbeitsessen nach Vorarbeit durch Lobbyisten.
Da wird nun ein "normaler" Journalist sagen "Jetzt bin ich entrüstet. Ich würde nie auf Weisung eines Chefs etwas anderes schreiben, als was ich denke". - Richtig - er verkennt aber, dass er nur dann einen Artikel schreiben darf, wenn das gewünscht wird, was er aus eigenen Stücken schreibt. - Man macht sich seine Readaktionen so, dass keiner gegen sein Gewissen schreiben muss, um der Policy zu entsprechen.
sven23 hat geschrieben:Das hat noch andere Gründe. Jedenfalls hat sie nicht deshalb den Erfolg, weil die öffentlich-rechtlichen zu viel über sie berichtet hätten. Die Berichterstattung war meist kritisch, und in vielen Fällen berechtigt.
Natürlich ist es multi-kausal, aber das Medien-Verhalten hat viel dazu beigetragen.