Folter Vorwürfe?

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sven23
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#21 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von sven23 » Sa 13. Dez 2014, 08:17

closs hat geschrieben:Ich meine mich zu erinnern, dass dieses Thema mal unter "Verschwörungs-Theorie" gelaufen ist. - Warum eigentlich nicht? Es war doch nicht bewiesen, obwohl es eigentlich jeder wusste, der hinschaut? Reicht das nicht für das Etikett "Verschwörungs-Theorie"?

Nein, auf keinen Fall. Bereits 2002 billigte Rumsfeld verschärfte Verhörmethoden, wie Schlafentzug, völlige Entkleidung der Gefangenen, Einschüchterung mit Hunden, Verharren in unbequemen Haltungen usw. Waterboarding sollte nicht als Foltermethode eingestuft werden.
Spätestens seit Abu Greib im Jahre 2004 war allen klar, daß die Amerikaner die Foltermethoden auch in der Praxis einsetzten.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß die Amerikaner etliche "Experten" in deutschen Talkshows plazierten, die uns zunächst den Irakkrieg und später die Folter als legitime Verhörmethode schmackhaft machen wollten. Schon damals fühlte ich mich angeekelt.

Ich glaube aber nicht, daß es irgendwelche juristischen Konsequenzen haben wird, außer für die kleinen Folterknechte an der Basis, die sich mehr dadurch schuldig gemacht haben, daß sie die Taten filmisch dokumentierten und verbreiteten, als durch die Taten selbst.

Bevor ein Politiker angeklagt wird, wird es eher zu einer Amnestie nach dem Vorbild Nixons kommen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#22 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von closs » Sa 13. Dez 2014, 09:55

sven23 hat geschrieben:Ich glaube aber nicht, daß es irgendwelche juristischen Konsequenzen haben wird, außer für die kleinen Folterknechte an der Basis
So ist es - wie immer.

sven23 hat geschrieben:Bevor ein Politiker angeklagt wird, wird es eher zu einer Amnestie nach dem Vorbild Nixons kommen.
Dito.

Vor geraumer Zeit kam mal eine Sendung über Geheimdienste mit recht prominenten Vertretern aus der Szene. - Einen Satz sollte man sich hinter die Ohren schreiben: "Dienste sind darauf trainiert, für den Fall eines Scheiterns (= etwas wird öffentlich) eine kommunikative Version in petto zu haben, dass die Politik nichts wusste und dass es ein bedauerlicher Einzelfall war". - In diesem Sinne sind schon einige loyale Geheimdienst-Offiziere im Knast gelandet (Norton (?) war da ein gutes Beispiel), weil sie als "Einzeltäter" die Folgen einer gescheiterten Mission gegenüber der Öffentlichkeit auf sich genommen haben - obwohl es Ankläger und Gericht auch wissen.

Alle spielen dabei mit, um die Demokratie nicht zu gefährden - und schon ist der Grals-Begriff der USA präsent: Nationale Sicherheit.

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sven23
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#23 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von sven23 » Sa 13. Dez 2014, 10:05

closs hat geschrieben: Alle spielen dabei mit, um die Demokratie nicht zu gefährden

Hier würde ich eher sagen, um den eigenen Allerwertesten nicht zu gefährden. Demokratiegefährdend sind die Allmachtsphantasien von Politik, Geheimdiensten und Militärs.


closs hat geschrieben: - und schon ist der Grals-Begriff der USA präsent: Nationale Sicherheit.

Zustimmung. Und wer die nationale Sicherheit gefährdet ist unpatriotisch, schlimmer als ein Kinderschänder.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

barbara
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#24 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von barbara » Sa 13. Dez 2014, 10:24

sven23 hat geschrieben: Oder die Religion selbst, die genügend entsprechende Vorlagen liefert.

ich bin Christin, und MIR liefert meine Religion garantiert keine Rechtfertigung, andere Leute zu misshandeln. Nie und nimmer.

Mir fiel schon bei den Präsidentschaftswahlen bei diesem Mitt Romney auf, auch ein Mormone, dass der irgendwie sehr hart wirkt. Aalglatt-freundliche Oberfläche, und darunter hart.

gruss, barbara

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#25 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von barbara » Sa 13. Dez 2014, 10:28

closs hat geschrieben: Alle spielen dabei mit, um die Demokratie nicht zu gefährden

Demokratie? Welche Demokratie?

Mir wäre nicht bewusst, dass diese "erweiterten Verhörmethoden" jemals durch eine Volksabstimmung gebilligt wurden.

Was erhalten werden soll, ist die de facto-Regierung einer kleinen Elite.

gruss, barbara

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#26 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von Pluto » Sa 13. Dez 2014, 11:06

barbara hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Alle spielen dabei mit, um die Demokratie nicht zu gefährden
Demokratie? Welche Demokratie?
Gute Frage.
Das demokratische Modell ist nicht perfekt, aber es ist IMO sehr viel besser als jede andere mir bekannte Staatsform.

Hast du was Besseres anzubieten?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von barbara » Sa 13. Dez 2014, 11:13

Pluto hat geschrieben: Hast du was Besseres anzubieten?

Demokratie ist schon in Ordnung, wo man eine tatsächlich hat - wo es echt ist, nicht bloss ein Lippenbekenntnis. Ich mag Demokratie.

Aber es ist nicht in Ordnung, ein System oder auch nur einen Vorgang "demokratisch" zu nennen, der nicht (direkt oder indirekt) vom Volk legitimiert wurde. Wie eben Geheimgefängnisse, in denen gefoltert wird.

gruss, barbara

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#28 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von Pluto » Sa 13. Dez 2014, 11:32

barbara hat geschrieben:Ich mag Demokratie.
Na also... :D

barbara hat geschrieben:Aber es ist nicht in Ordnung, ein System oder auch nur einen Vorgang "demokratisch" zu nennen, der nicht (direkt oder indirekt) vom Volk legitimiert wurde. Wie eben Geheimgefängnisse, in denen gefoltert wird.
Mit all seinen Praktiken, bleibt die praktische Demokratie immer noch das beste System, oder bist du da etwa anderer Meinung?

Dies soll kein Plädoyer für GWB werden, sondern ist eine pramatische Frage.
Versuche dich in die Lage eines Entscheidungsbevolllmächtigten (Staatsführers) in einer Demokratie zu versetzen. Die Zeit ist knapp, und du hast tausend andere wichtige Dinge über die du entscheiden musst.
Wie würdest du solche Auswüchse vermeiden wollen? Was würdest du konkret am System ändern? Den Geheimdienst auflösen, und auf Informationen verzichten?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#29 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von closs » Sa 13. Dez 2014, 14:53

Pluto hat geschrieben:Wie würdest du solche Auswüchse vermeiden wollen?
Diese Auswüchse sollen doch gar nicht vermieden werden, weil sie Teil des Systems sind. - Sie werden nur dann als Auswüchse bezeichnet, wenn die Öffentlichkeit Kenntnis davon erhält.

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#30 Re: Folter Vorwürfe?

Beitrag von Pluto » Sa 13. Dez 2014, 16:06

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie würdest du solche Auswüchse vermeiden wollen?
Diese Auswüchse sollen doch gar nicht vermieden werden, weil sie Teil des Systems sind. - Sie werden nur dann als Auswüchse bezeichnet, wenn die Öffentlichkeit Kenntnis davon erhält.
Mein Punkt war ein gänzlich anderer.
Einfach aus dem philosophichen Ohrensessel heraus "dagegen zu wettern" klingt für mich nach Polemik.
Was sollte/müsste man an der Demokratie "drehen", um sie besser zu machen, wenn man es denn könnte, wenn man die Macht des Staatsoberhaupts hätte?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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