Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#21 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von Pluto » So 6. Jul 2014, 12:59

sven23 hat geschrieben:Das meine ich doch auch. Manche Manager "verdienen" in der Stunde mehr.
Manche Fußballer und Schauspieler ebenfalls.

sven23 hat geschrieben:Viele Rentner müssen netto mit deutlich weniger auskommen. Auch hier ist die Gesellschaft immer mehr gespalten.
Damit wird bestätigt, dass die Welt ungerecht ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Abischai
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#22 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von Abischai » So 6. Jul 2014, 13:11

Die Lebenshaltungskosten sind entscheidend. Da wir das alles in € umwandeln, stimmt die Rechnung nicht.
Jedes System (Staat) müßte separat berechnet werden und dann in % seine Angaben veröffentlichen, nur so kann man die Systeme vergleichen. Die Globalisierung und der Wegfall irgendwelcher offizieller Grenzen verfälscht die Ergebnisse aber gewaltig.

In der Schweiz z.B. sind die Lebenshaltungskosten so hoch, daß wohl selbst 10€ ein Hungerlohn wären. In Deutschland (Ostdurchschnitt) sind 10€ viel.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

closs
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#23 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von closs » So 6. Jul 2014, 15:51

Pluto hat geschrieben: Dein Nebenmann hatte vielleicht die Wahl der Zeit, sowohl beim Hin- als auch beim Rückflug, oder er hat sein Ticket zu einem Zeitpunkt bestellt, wo sich die Fluggesellschaft sehr sicher war, den Flug füllen zu können.
Ja - zum Beispiel.

Pluto hat geschrieben:Was du in deinem Beispiel beschreibst IST Marktwirtschaft in einer Leistungsgesellschaft! Du wunderst dich (und schimpfst?) nur über die Höhe der Schwankungsbandbreite — das ist alles.
Was soll dieser Ragout? Wenn der Markt die Leistungs-Gesellschaft aushebelt, sind wir eben keine Leistungs-Gesellschaft. - Jeder Profi-Manager weiß das und zuckt mit der Achsel.

Ich wundere mich doch nicht darüber - was mich verwundert, ist, warum man gegen jede Logik das Goldene Kalb "Leistungsgesellschaft" halten will, wo es doch ganz offensichtlich schon längst geschlachtet ist. Warum müssen wir so sentimental sein und gegen jede Lebenserfahrung an so etwas glauben?

Pluto
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#24 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von Pluto » So 6. Jul 2014, 16:08

closs hat geschrieben:Was soll dieser Ragout? Wenn der Markt die Leistungs-Gesellschaft aushebelt, sind wir eben keine Leistungs-Gesellschaft.
Ein Frage der Definition, lieber closs. ;)

Ich wollte damit sagen, dass der Markt der fairste Weg ist, Leistungen in einer Leistungs-Gesellschaft zu honorieren.

Warum?
Sofern der Markt einigermaßen liquide ist, enthält der Preis alle Informationen und Faktoren die zur Preisbildung relevant sind.
Mit politischen Maßnahmen kann man ein Ungleichgewicht erzwingen (Paradebeispiel: Eurokrise), aber auf Dauer sind solche Maßnahmen zum Scheitern verurteilt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Abischai
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#25 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von Abischai » So 6. Jul 2014, 16:23

? Du bist ja ein Bilderbuchopportunist!

Rein Theoretisch hast Du recht, aber wir leben die Realität, nicht die Theorie!
Wenn sich jemand bereichern kann, dann tut er das auch, wir haben es nämlich nicht mit ehrlichen Leuten zu tun, sondern mit Wolfsnaturen. Und wenn diese Leute ihre persönlichen Chancen erhöhen, indem sie sich mit anderen in kleinem Kreis zusammentun, ist das eine Verschwörung. Diese Art "Demokratie" (wie sie offiziell immer noch aussieht) ist die effektivste Form der Beherrschung der Menge, ja der ganzen Welt.

Wenn es möglich ist einen Sportschuh für € 150,- zu verkaufen, Herstellung und Vertrieb ungefähr € 100,- kosten, dann ist die Differenz irgendwie der Gewinn des Eigentümers der Herstellerfirma. Ganz schön viel, aber O.K.

Wenn die Kosten aber auf € 10,- reduziert werden können, indem man Sklaven die Arbeit machen läßt, dann wird das auch so gemacht ! Der Gewinn von 140% ist aber nicht mehr tragbar, weil es kein Gewinn ist, sondern Beute, es ist Raub.

Der Markt funktioniert so. Der Endkunde weiß davon nichts, soll er auch gar nicht, sonst bricht das System vielleicht noch mittels "fair trade" zusammen.

Ein VW Golf kostet übrigens € 6.000,- Aus irgendeinem Grunde bekommt man den aber nicht dafür zu kaufen, ist auch nur 6.000 wert, das Ding.

"Wert" ist per Definition jedoch das, was irgendjemand bereit ist dafür zu bezahlen.

Wie sieht das aber mit Schutzgelderpressung aus? Wenn mir jemand eine Schachtel Zigaretten für € 10.000,- verkauft, weil er sonst meine Familie umbringt und mein Haus niederbrennt, dann ist der "Preis" bzw der "Wert" einer Schachtel L&M also € 10.000 ? Nein, es geht um andere Werte, für die ich bereit wäre alles zu geben.

Und genau so ist das mit dem "Wert der Arbeit" oder eines PKW, weil da nämlich nicht der Wert des Autos, sondern der Wert dessen, daß ich zur Arbeit komme, auf langen Strecken keine teuren Reparaturen riskieren und überhaupt gesellschaftsfähig sein muß, im Hintergrund steht. Das ist mir so viel Geld und Zinsknechtschaft wert, nicht das blöde Auto. Ich hätte lieber einen alten Toyota, der technisch besser und langlebiger ist, aus "Rücksicht" auf mich und die Umwelt aber vorsichtshalber gewaltsam vom Markt genommen worden ist.

Wir haben keinen Markt mehr, wir haben eine totalitäre Diktatur. Reine Marktwirtschaft wäre immer noch besser als das, was wir jetzt haben, was aber in der Propaganda als "Marktwirtschaft" bezeichnet wird.

Früher dachte ich, daß ich mir ein altes Auto kaufe, wenn ich nicht viel Geld habe. Heute habe ich ebenso kein Gled, aber das alte Auto kriege ich nicht mehr, es ist mir verboten worden. Das ist Totalitarismus.
Zuletzt geändert von Abischai am So 6. Jul 2014, 16:42, insgesamt 2-mal geändert.
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sven23
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#26 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von sven23 » So 6. Jul 2014, 16:30

Pluto hat geschrieben: Mit politischen Maßnahmen kann man ein Ungleichgewicht erzwingen (Paradebeispiel: Eurokrise), aber auf Dauer sind solche Maßnahmen zum Scheitern verurteilt.

Eigentlich ein Plädoyer gegen den Euro.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#27 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von barbara » Mo 7. Jul 2014, 09:20

Abischai hat geschrieben: In der Schweiz z.B. sind die Lebenshaltungskosten so hoch, daß wohl selbst 10€ ein Hungerlohn wären. In Deutschland (Ostdurchschnitt) sind 10€ viel.


Stimmt!

Und es gibt auch immer wieder Schlaumeier, die versuchen, eben diese Differenzen auszunutzen.

So zum Beispiel:
http://bazonline.ch/basel/stadt/Roche-r ... 2890?track

Für die Schweizer Behörden sollen dabei bewusst Verträge und Lohnabrechnungen gefälscht worden sein, damit die Unterwanderung des Mindestlohns nicht auffliegt. 15 Franken waren in den polnischen Verträgen als Stundenlohn festgehalten, 26.15 Franken sind das Schweizer Minimum.

Für einen Polen, der hier in der Baracke lebt und nach Beendigung des Auftrags nach Polen zurück kehrt, ist das nach wie vor viel Geld; aber hiesige Firmen können mit diesen Preisen nicht konkurrenzieren, denn ein Monteur, der hier lebt, hat nun mal so hohe Lebenshaltungskosten, die sind mit Fr. 15 Stundenlohn nicht abgedeckt.

Es ist gut, dass die Roche handelt - ich hoffe, sie zieht es nun auch vollständig durch. Auf einer andern Grossbaustelle vor ca einem Jahr, der Messe, gab es ähnliche Probleme; der Auftraggeber hat aber nicht so entschlossen gehandelt. Ans Licht kam es, als ein Arbeiter auf der Arbeit eine Hand verlor bei einem Unfall, und es sich herausstellte, dass er gar nicht unfallversichert war durch den Arbeitgeber und dass auch die Löhne gedrückt wurden.

Solange es so grosse Unterschiede in Lebenshaltungskosten gibt, sind Mindestlöhne (auch branchenspezifische) sinnvoll und eine gute Sache, denn damit kriegen alle Beteiligten gleich lange Spiesse beim Offerieren, und die Chance ist auch grösser, dass das Geld (worauf schliesslich wieder Steuern gezahlt werden, als Firmengewinn) nicht ins Ausland abwandert.

Wenn solche Praktiken zugelassen werden - Monteure aus dem Ausland reinholen, arbeiten lassen für Minilöhne, zurückschicken - werden am Schluss alle arm. Das muss verhindert werden.

gruss, barbara

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#28 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von barbara » Mo 7. Jul 2014, 09:22

Abischai hat geschrieben:
Wir haben keinen Markt mehr, wir haben eine totalitäre Diktatur. Reine Marktwirtschaft wäre immer noch besser als das, was wir jetzt haben, was aber in der Propaganda als "Marktwirtschaft" bezeichnet wird.

ja, leider haben sich viele Grosskonzerne in der Politik einen Einfluss erarbeitet, sodass sie die Vorteile der Privatwirtscahft (zB unbegrenzt hohe Löhne fürs Management) mit den Vorteilen eines staatlichen Betriebs (zB zugesicherte Monopole oder quasi-Monopole, Absatzgarantien etc) kombinieren konnten.

Hier muss die Politik, die ja schliesslich das Volk und nicht die Grosskonzerne vertreten soll, endlich wieder aufwachen.

gruss, barbara

Pluto
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#29 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von Pluto » Mo 7. Jul 2014, 09:45

sven23 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Mit politischen Maßnahmen kann man ein Ungleichgewicht erzwingen (Paradebeispiel: Eurokrise), aber auf Dauer sind solche Maßnahmen
zum Scheitern verurteilt.
Eigentlich ein Plädoyer gegen den Euro.
Ja sicher.
Natürlich habe ich damals mitgejubelt, als er eingeführt wurde, und konnte es nicht abwarten, welche zu kriegen, aber heute denke ich es war ein großer Fehler den Euro einzuführen (Rückblickend ist man immer schlau).

Das Problem: die Kaufkraft der Löhne in den unterschiedlchen Ländern, am Beispiel Deutschland - Griechenland zu erkennen. Hätten die Griechen ihre Drachme, die Italiener ihre Lira, nd die Spaier ihre PEseten behalten, wäre Spielram gewesen, um die Kaufkraft Unterschiede auszugleichen.

Mit dem Euro geht das heute nicht mehr, so fließen die Milliarden von den fleißigen Ländern in die "Sombrero" Gebiete ab. So kann man es auch machen. Der große Vorteil des Euro: Er macht die Unterschiede in Europa transparenter.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Mindestlohn — Segen oder Fluch?

Beitrag von barbara » Mo 7. Jul 2014, 10:01

Pluto hat geschrieben: Mit dem Euro geht das heute nicht mehr, so fließen die Milliarden von den fleißigen Ländern in die "Sombrero" Gebiete ab.

von wegen "fleissig"... die Griechen, Prügelknaben des Kontinents, haben die höchsten Jahresarbeitszeiten...600 Stunden mehr im Schnitt als die vergleichbar faulen Deutschen.

http://www.focus.de/finanzen/news/oecd- ... 42816.html

gruss, barbara

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