Der Prozess

[sven23]

Da sind wir uns einig. - Allerdings darf man von Politikern nicht fordern, nach Ende ihrer politischen Tätigkeit 2 Jahre lang nichts zu tun, ohne sie in dieser Zeit normal weiter zu zahlen.

Warum nicht? Betreutes Arbeiten gibt es auch im normalen Leben nicht. (außer in Behindertenwerkstätten). Selbst in USA gibt es glaube ich eine Karenzzeit von 5 Jahren. Bei uns geht das alles nahtlos ineinander über.
Wulff sagte einmal, er wolle nicht in einer Welt leben, in der man sich von Freunden kein Geld leihen darf.
Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der zwar Politiker vom Steuerzahler bezahlt werden, aber in der Hauptsache Lobbyarbeit für bestimmte finanzkräftige Interessengruppen machen.
Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Politiker, die ihre verfassungsmäßige Aufgabe ernst nehmen und sich der vom Gesetz vorgesehenen Besoldung begnügen, als Looser gelten.

Das läuft doch im Normalfall so: .........

Am Ende hat meine eine willkommene Melange aus Sexparties und Bestechung - und das von einem Minister. Skandal. - Das ist Satire - ABER: Diese Satire steht der Realität nicht nach - bei Wulff war es qualitativ NICHT anders.

Na ja, jetzt übertreibst du aber. Nebenfrauen bei Politikern reißen keinen mehr vom Hocker. Das war vielleicht mal früher so, aber heute tritt deshalb keiner mehr zurück.


Was Wulff immer abging, war das Gespür für das, was für ein Staatsoberhaupt geht und was nicht.
Seine Vorgänger- und auch sein Nachfolger- haben da wohl mehr Sensibilität oder sie können es besser verheimlichen.

[closs]

Wulff sagte einmal, er wolle nicht in einer Welt leben, in der man sich von Freunden kein Geld leihen darf.

Das sollte man auch so stehen lassen - denn mit dem Menschen, um den es da ging, war Wulff seit 30 Jahren (!) - also bereits VOR seiner politischen Karriere - befreundet. Dass man sich dann, wenn man politisch oben steht. mit Menschen umgibt, denen man traut, halte ich ebenfalls erstmal für normal.

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der zwar Politiker vom Steuerzahler bezahlt werden, aber in der Hauptsache Lobbyarbeit für bestimmte finanzkräftige Interessengruppen machen.

Stimmt - aber dafür war Wulff exakt die falsche Adresse. - Umgekehrt wird ein Schuh draus: Man hat Interessen und verbindet sie mit der Lobbywelt (anders kann KEIN Politiker überleben).

Was Wulff immer abging, war das Gespür für das, was für ein Staatsoberhaupt geht und was nicht.

Die Vorwürfe bezogen sich doch auf das, was (angeblich) VORHER passiert war.

Seine Vorgänger- und auch sein Nachfolger- haben da wohl mehr Sensibilität oder sie können es besser verheimlichen.

Und werden von den Medien geschont. Auch bei Gauck könnte man recherchieren ohne Ende und würde etwas finden - man tut es nicht, weil man als Medien zeigen will: "Seht Ihr - unsere Arbeit hat sich gelohnt - der Nachfolger von Wulff ist sauber". - Reine Taktik - die Medien haben sehr wohl ein Gespür für Selbstvermarktung.

[Martinus]

Was Wulff immer abging, war das Gespür für das, was für ein Staatsoberhaupt geht und was nicht.
Seine Vorgänger- und auch sein Nachfolger- haben da wohl mehr Sensibilität oder sie können es besser verheimlichen.

Quatsch. Die Vorwürfe liegen in der Zeit als Herr Wulff noch Ministerpräsident des Landes Niedersachsen war.

[sven23]

Das sollte man auch so stehen lassen - denn mit dem Menschen, um den es da ging, war Wulff seit 30 Jahren (!) - also bereits VOR seiner politischen Karriere - befreundet. Dass man sich dann, wenn man politisch oben steht. mit Menschen umgibt, denen man traut, halte ich ebenfalls erstmal für normal.

Soziale Kontakte sind ja nicht verboten.
Trotzdem muß er ein schlechtes Gewissen gehabt haben, sonst hätte er das Parlament nicht belogen, bzw. die Wahrheit verschwiegen.
Und in einem hohen politischen Amt sollte man sich genau überlegen, bei wem man sich in finanzielle Abhängigkeiten begibt.
Ich glaube auch nicht, daß ein Weizäcker oder Gauck sich ständig Flugreisen und Urlaube bezahlen lassen. Als Staatsoberhaupt sollte man dafür ein Gespür haben, und das hatte Wulff nicht.
Und nebenbei: bei 200000 € lebenslangem "Ehrensold" und sonstigen Privilegien hält sich mein Mitgefühl in Grenzen. Es gibt sicher Millionen, denen es weitaus dreckiger geht und nach denen kein Hahn kräht.

[sven23]

Quatsch. Die Vorwürfe liegen in der Zeit als Herr Wulff noch Ministerpräsident des Landes Niedersachsen war.

Für einen Landesvater, also auch ein hohes poltisches Amt, darf man nicht geringere Ansprüche stellen.
Außer vielleicht bei den Amigos in Bayern.

[sven23]

Auch bei Gauck könnte man recherchieren ohne Ende und ...

Jetzt spekulierst du und stellst Verdächtigungen in den Raum ohne Beweise und tust damit genau dasselbe, was du den Medien vorwirfst.

[closs]

Jetzt spekulierst du und stellst Verdächtigungen in den Raum ohne Beweise und tust damit genau dasselbe, was du den Medien vorwirfst.

Ich "tue" gar nichts und würde nie ohne sehr massiven Grund bei Gauck recherchieren - aus Gründen des Anstands. Aber dieses Wort "Anstand" gibt es ja nicht mehr.

Trotzdem muß er ein schlechtes Gewissen gehabt haben, sonst hätte er das Parlament nicht belogen, bzw. die Wahrheit verschwiegen.

Das ist aber ein Unterschied: verschweigen darf er. - Denn das Ansinnen des Parlaments war ja auch rein politisch motiviert und sicherlich nicht primär wahrheits-orientiert. Und wenn dann einer fragt "Hast Du meine Frau 2 x betrogen?" würde ich auch "Nein" antworten, wenn es 3 x gewesen wäre. - Das ist ein politisches Spiel, das mit Wahrheits-Suche nichts zu tun hat.

Als Staatsoberhaupt sollte man dafür ein Gespür haben, und das hatte Wulff nicht.

Als Staatsoberhaupt hat er es ja nicht getan - als Ministerpräsident hat er es wohl getan (und damit übrigens die Staatskasse geschont). - Wenn ich als Ministerpräsident als Schirmherr für irgendwas gebeten werden würde, und fände den Zweck gut, und der Anfragende übernimmt die Kosten für eine diesbezügliche Veranstaltung, würde ich das annehmen - ES SEI DENN, ich wäre PR-mäßig so gewieft, dass ich misstrauisch werden würde (wahrscheinlich wäre ich es). Und dann würde ich halt auf Staatskosten hinfahren. - Da wird sehr viel von außen reingedeutet, was von innen als provinziell verstanden wird.

[sven23]

Das ist aber ein Unterschied: verschweigen darf er. - Denn das Ansinnen des Parlaments war ja auch rein politisch motiviert und sicherlich nicht primär wahrheits-orientiert. Und wenn dann einer fragt "Hast Du meine Frau 2 x betrogen?" würde ich auch "Nein" antworten, wenn es 3 x gewesen wäre. - Das ist ein politisches Spiel, das mit Wahrheits-Suche nichts zu tun hat.

Juristisch vielleicht, moralisch nicht. Solche Spitzfindigkeiten sind politiküblich. Auch das Verschweigen der Wahrheit kann man als Lüge werten. Du sollst nicht lügen, heißt es doch irgendwo. Wofür steht eigentlich das C in der Partei von Wulff?
Im übrigen sollte man vor einem Untersuchungsausschuß schon die Wahrheit sagen.

Immerhin hat Wulff die deutsche Sprache bereichert

Wulffen heißt:

- einen Anrufbeantworter vollsprechen
- nicht lügen, indem man nicht die Wahreit sagt
- schnorren

[closs]

uristisch vielleicht, moralisch nicht.

"Moral" und "politisches Spiel" passen nicht zusammen. Das Parlament hat nicht aus moralischer Betroffenheit gefragt, sondern um ein Spiel zu treiben.

Trotzdem sind wir uns einiger, als das jetzt gerade aussieht. Wulff hätte in die Offensive gehen und sagen sollen:
a) Ich habe Geld ausgeliehen von einem Menschen, mit dem ich seit 30 Jahren befreundet bin - ich würde das wieder tun.
b) Ich habe mich zu einem Urlaub einladen lassen, weil ich mit dem Gastgeber befreundet bin - auch das würde ich wieder tun.
Ich eröffne hiermit eine öffentliche Debatte (um Euch Heuchlern den Wind aus den Segeln zu nehmen). - Das kann schief gehen, ist aber aufrecht.

So hat er aber in gleicher Verschlagenheit reagiert, wie an ihn herangetreten wurde - das kann man ihm vorwerfen. Aber nur dann, wenn man selber aufrecht ist. Mit anderen Worten: Die Mehrheit der Medien und auch in diesem Fall das Parlament darf nicht mit Begiffen wie "Moral" kommen - das ist Heuchelei pur.

Wulffen heißt:

Und "Gewulfft-Werden" steht für die politische Form der Fuchsjagd - ein Fuchs, viele Köter. - Zur Zeit wird der Limburger Bischof gewulfft.

[sven23]

- Zur Zeit wird der Limburger Bischof gewulfft.

Ich denke, ew war gar nicht Mal eine einzelne Verfehlung, die den Ausschlag gegeben hat, sondern die Summe und nicht zuletzt der Umgang damit.
Es ist wie bei einer Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung. Wer dann, wie Hoeneß, nicht ganz die Hosen runterläßt, muß trotzdem mit Strafe rechnen. Irgendwann ist die Zeit des Taktierens vorbei.
Das haben beide viel zu spät erkannt.

Abschließend noch eine kleine Satire von Kalkofe über Wulffs Pressekonferenz:
Wenn man genau hinhört, erkennt man die Feinheiten, die einen realen Bezug zu Wulff aufweisen.