Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Politik und Weltgeschehen
Martinus
Beiträge: 3059
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:17
Wohnort: Kasane

#191 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Martinus » Sa 10. Jan 2015, 12:08

Pluto hat geschrieben:Die Stimmung wird weiter durch solche "Kriegserklärungen" aufgeheizt.
Internet-Aktivisten erklären ISIS den Cyber-Krieg

eine gute Idee gegen die Dauerbeleidigten.
Angelas Zeugen wissen was!

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#192 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Sa 10. Jan 2015, 12:12

sven23 hat geschrieben:Im Ernst, bei den Temperaturen?
Du musst das absolut sehen - das waren mindestens 275 Kelvin.

Pluto hat geschrieben:Die Stimmung wird weiter durch solche "Kriegserklärungen" aufgeheizt.
Ja - da wird es jetzt krachen. - Ich erwarte übrigens auch einen islamistischen Gegen-"Charly" für den europäischen Markt.

Pluto hat geschrieben:"12 000 ausländische Extremisten kämpfen in Syrien"
... steht in Deinem Link. - Das korrespondiert mit einer gestrigen Sendung über französische "Banleues" (= ethnische Randstädte in französischen Großstädten).

In dieser Sendung wurde u.a. gesagt, dass allein ein Banlieue-Absender auf einem Bewerbungs-Schreiben zur Absage führt - die Leute kriegen also keine Arbeit. - Und jetzt kommt jemand und sagt: "Hier ist ein Ticket nach Syrien, dort kannst Du etwas werden, dort kannst Du Deinen Hass loswerden, dort kannst Du eine Frau bekommen, etc." - für einen frustrierten jungen Mann, der alles probiert hat und WEISS, dass er in seiner Heimat Europa mit Füßen getreten wird, ist das schon eine Alternative - mit "Glaube" hat das wenig zu tun.

Psychologisch (NICHT inhaltlich) korrespondiert das auch mit PEgida - inszwischen ist man drauf gekommen (o Wunder :devil: ), dass die Pegida-Demonstranten KEINE politischen Demonstranten sind, sondern sich einfach von der Gesellschaft verarscht fühlen. - Das Moslem-Problem ist ein Blitzableiter-Problem - Wutumleitung.

Trotzdem: Unterm Strich mache ich mir für Europa KEINE Sorgen. - Jeder stammelt zwar zur Zeit "Je suis Charly", aber das ist für "Charly" sehr gefährlich, weil sie damit verbürgerlicht werden. - Wenn "Charly & Co" jetzt mit Millionen-Auflage kommen (haben sie vor), werden sie von einem ganz neuen Klientel gelesen werden, die sich angewidert abwenden werden - "Charly" wird sich also etwas verbürgerlichen müssen, um den PR-Erfolg durch die Morde halten zu können.

Auch in Deutschland wird es zunehmende Diskussionen über Medien geben - ich halte persönlich einen Fall Wulff in Zukunft nicht mehr für denkbar. Da wurde in der Vergangenheit etwas überdehnt, was keine Spannung mehr zurückgewinnen kann.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#193 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von sven23 » Sa 10. Jan 2015, 12:13

closs hat geschrieben:Doch - warum nicht? - Körperliche Verletzung findet nicht statt, psychische Verletzung spielt keine Rolle, da ent-tabuisiert. - Sehe da keine Probleme.

Da sieht man mal wieder, wie Religion zur Verrohung der Sitten beiträgt. :lol:

closs hat geschrieben: Stimmt - und diese Grenzen ändern sich. - Die Änderung dessen, was gesetzlich erlaubt und nicht erlaubt ist, ändert aber nichts an der Substanz - eine rassistische Religions-Satire bleibt eine rassistische Religions-Satire, auch wenn sie erlaubt ist. - Insofern würde ich mehr Eigenverantwortung bei Anhängern der freiheitlichen Demokratie erwarten.

Die Gesellschaft ist nun mal keine homogene, gleichgeschaltete Masse. Eine gesunde, starke Demokratie hält das aus.

Die Frage wird auch sein, wie die Staaten auf die Bedrohungen reagieren.
Eher hysterisch mit Einschränkung der Bürgerrechte wie nach 9/11 oder besonnen und souverän wie die Norweger nach dem Breivik Attentat.
Ich würde mir letzeres wünschen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#194 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Sa 10. Jan 2015, 12:16

sven23 hat geschrieben: Eine gesunde, starke Demokratie hält das aus.
Solange genug Gegenkräfte erhalten bleiben, JA. - Und diesbezüglich sehe ich eine aufkommende Offensive - Pegida ist erst der Anfang.

Martinus
Beiträge: 3059
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:17
Wohnort: Kasane

#195 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Martinus » Sa 10. Jan 2015, 12:17

closs hat geschrieben: ich halte persönlich einen Fall Wulff in Zukunft nicht mehr für denkbar. D......

wer sollte im Fall Wulf etwas gelernt haben :idea: Ich bin sicher das bei passender Gelegenheit wieder zur Jagd geblasen wird.
Angelas Zeugen wissen was!

piscator
Beiträge: 4771
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:18
Wohnort: Großraum Stuttgart

#196 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von piscator » Sa 10. Jan 2015, 12:23

closs hat geschrieben:Stimmt - und diese Grenzen ändern sich. - Die Änderung dessen, was gesetzlich erlaubt und nicht erlaubt ist, ändert aber nichts an der Substanz - eine rassistische Religions-Satire bleibt eine rassistische Religions-Satire, auch wenn sie erlaubt ist. - Insofern würde ich mehr Eigenverantwortung bei Anhängern der freiheitlichen Demokratie erwarten.
Das ist doch eine Frage des Blickwinkels. Wenn sich ein Moslem durch eine Mohammed-Karikatur beleidigt fühlt, dann sollte er sich erst einmal fragen, ob es überhaupt sein Mohammed ist, der da angeblich beleidigt wird.

Mein Schatz ist gläubig, sie hat mich fast gefressen, als ich ihr eine DVD mit "Dogmna" und dann "Das Leben des Brian" vorgesetzt hatte. Trotzdem hat sie es mit mir angesehen und dann darüber gesprochen. Es hat etwas gedauert, aber sie hat kapiert, dass hier nicht die Religion oder Jesus Ziel der Satire war, sondern der Umgang mancher Gläubigen mit ihrer Religion. Seither sieht sie vieles ungezwungener, was sich positiv auf unser Zusammenleben auswirkt.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#197 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Sa 10. Jan 2015, 12:36

piscator hat geschrieben:Das ist doch eine Frage des Blickwinkels.
In der Praxis funktioniert das nicht. - Wenn jemand sagt "Deine Frau ist eine Hure", wirst Du kaum sagen "Macht nichts - aus meinem Blickwinkel ist sie es nicht".

Martinus hat geschrieben:Ich bin sicher das bei passender Gelegenheit wieder zur Jagd geblasen wird.
Da bin ich halt mal optimistischer - aber natürlich kannst Du Recht haben.

piscator
Beiträge: 4771
Registriert: So 21. Apr 2013, 11:18
Wohnort: Großraum Stuttgart

#198 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von piscator » Sa 10. Jan 2015, 12:39

closs hat geschrieben: In dieser Sendung wurde u.a. gesagt, dass allein ein Banlieue-Absender auf einem Bewerbungs-Schreiben zur Absage führt - die Leute kriegen also keine Arbeit. - Und jetzt kommt jemand und sagt: "Hier ist ein Ticket nach Syrien, dort kannst Du etwas werden, dort kannst Du Deinen Hass loswerden, dort kannst Du eine Frau bekommen, etc." - für einen frustrierten jungen Mann, der alles probiert hat und WEISS, dass er in seiner Heimat Europa mit Füßen getreten wird, ist das schon eine Alternative - mit "Glaube" hat das wenig zu tun.
Nein, der junge Mann hat nicht alles getan. Ich hätte an seiner Stelle erst einmal den Wohnort gewechselt, Im Süden werden jede Menge Leute im Tourismus gebracht. Dann hätte ich Deutsch gelernt und wäre Richtung Süddeutschland gegangen.

Wenn die Arbeit nicht zu mir kommt, dann muss ich dahin gehen, wo die Arbeit ist. Selbst ohne Ausbildung findet man hier überall einen Job. In meiner Kneipe mitten Schwäbischen Wald treffe ich Engländer, Litauer, Polen, Bulgaren und Franzosen, die ihre Heimat verlassen haben, um in der Fremde arbeiten. Den Meisten gefällt es so gut, dass sie auf Dauer hier bleiben.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#199 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Sa 10. Jan 2015, 12:47

piscator hat geschrieben:Nein, der junge Mann hat nicht alles getan.
Theoretisch richtig - praktisch in ganz wenigen Fällen vielleicht möglich (Tellerwäscher - Millionär). - Auf jedem Fall keine Lösung für das Problem an sich.

Die (teure) Lösung wäre, dass man sämtliche Ghetto-Plattenbauten-Randstädte abreißt und deren Einwohner dezentralisiert in Europa unterbringt - unrealistisch. - Da hat Deutschland wieder mal einen Vorteil durch seine föderale Struktur.

piscator hat geschrieben:Wenn die Arbeit nicht zu mir kommt, dann muss ich dahin gehen, wo die Arbeit ist.
Ja - der Wandersmann auf der Walz, der außer ein paar Unterhosen nichts dabei hat und frühs nicht weiss, wo er abends schläft. - Finde ich durchaus sympathisch. - Vielleicht kommt das ja wirklich noch, dass die Banlieues irgendwann buchstäblich auf die Straße gehen (nicht zur Demonstration, sondern sich auf ganz Frankreich als Obdachlose verteilen, bis sie irgendwo Fuß fassen).

Martinus
Beiträge: 3059
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:17
Wohnort: Kasane

#200 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Martinus » Sa 10. Jan 2015, 13:03

ich lese gerade das Charlie Hebdo nur eine Auflage von 60.000 Exemplare hatte. Unglaublich so eine kleine Zeitung für einige ein Problem sein kann.
Angelas Zeugen wissen was!

Antworten