AlTheKingBundy hat geschrieben:Halman hat geschrieben:AlTheKingBundy hat geschrieben:
Diese Vers ist in der Tat knifflig, ebenso
Off 1:3. Das hier mit "nahe" übersetzte griechische Wort lautet an beiden Stellen εγγÏÏ‚ (Transliteration
eggus; Transkription
engus) und bedeutet auch tatsächlich
nah(e).
Eine Lösung könnte meiner Meinung nach darin bestehen, die prophetische Symbolsprache der eschatologischen Apokalyptik nicht zwingenderweise buchstäblich aufzufassen.
Nun, ich verstehe den Vers keineswegs buchstäblich sondern inhaltlich. Wenn die Zeit nahe ist, kann sie nicht fern sein. Wieso sollte Johannes das Buch der Offenbarung nicht versiegelen? Was bedeutet das? Wenn wir uns Daniel 12 anschauen, so sollte die Weissagung versiegelt werden = nicht verstanden werden können. Bis zur Erfüllung vergingen ca. 500 Jahre, das ist verständlich, wenn man sie zum damailgen Zeitpunkt nicht verstehen konnte. Wie kann es nun sein, dass die Offenbarung unversiegelt also von den Menschen der damaligen Zeit verstanden werden sollte? Es wundert mich nicht, wenn die Menschen heutzutage sie nicht verstehen.
Das wundert mich auch nicht bei der kryptischen Symbolsprache der Offenbarung.
Der Gegensatz zwischen Daniel ("versiegle",
Dan 12:5) und der Offebarung ("versiegle nicht",
Off 22:10) ist in der Tat eine kniffliche Angelegenheit. Da die Frage hier schon mal gestellt wurde, hatte ich mich damit beschäftigt, aber leider kann ich Dir darauf wohl keine zufriedenstellende Antwort geben. Also präsentiere ich Dir mein "Stückwerk".
In Off 22.10 steht das selbe Wort wie in Daniel 22:4 (LXX), nämlich σφÏαγίζω {
sphragizÅ} -
versiegeln, mit dem Unterschied, dass in der Offenbarung μὴ (
mä,
"nicht") vor σφÏαγισης (
versiegeln) steht.
In hebriäischen Grundtext von Daniel
(Dan 2:4b bis 7:28 ist aramäisch, der überwiegende Teil ist hebräisch, ferner enthält das Buch einige persische Begriffe) steht das Wort ×—×ª× (
châtham), welches nach meiner bescheidenen Recherche sowohl im Altgriechischen wie im Deutschen korrekt wiedergeben wurde.
Die
Versiegelung in Daniel sollte bis
"bis zur Zeit des Ende" bestehen, Johannes sollte sein Buch hingegen
nicht versiegeln, mit der Begründung, dass
"die Zeit ist nahe" war. Genau genommen ist dies nicht identisch, wenn es auch verwandt erscheint.
In der Fussnote der
Neuen Evangelistischen Übersetzung wird erklärt:
Offenbar sollte er wie Jeremia 32,10-12 ein Original aufbewahren, aber gleichzeitig offene Abschriften davon zugänglich machen.
Dies verstehe ich so, dass Daniel die Anweisung erhielt, im Sinne von
Jer 32:10-12 das Original sicher zu verwahren, während Johannes die Anweisung erhielt, die Offenbarung den Gemeinden zugänglich zu machen, ohne ein Original zu archivieren.
Dies würde auch zu den griechischen Namen Ἀποκάλυψις (gr.
apokalypsis) des letzten Buches der Bibel passen, denn dieser bedeutet
"Enthüllung".
In Offb 1,3 und Offb 22,10 heißt es:
"... die Zeit ist nahe". An diesen Stellen steht auch im griechischen Grundtext εγγÏÏ‚ (
engus), was "nahe" bedeutet.
Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Offenbarung in erster Linie an sieben Gemeinden gerichtet ist. Aber warum werden im
prophetischen Text Briefe an die
sieben Gemeinden erwähnt? Warum gerade
sieben? Die Sieben ist doch eine symbolische Zahl, welche Vollständigkeit anzeigt
(sechs Tage und der Sabbat, daher die sieben Lichter der Menora usw.)? Dies meint meiner Meinung nach alle Gemeinden, für die jene sieben in der Offenbarung symbolisch stehen und dies ist nicht notwendig auf die Zeit der Abfassung der Offenbarung beschränkt.
Offenkundig hat sich
Off 21:3-4 bis heute nicht erfüllt, oder siehst Du das?
AlTheKingBundy hat geschrieben:Halman hat geschrieben:AlTheKingBundy hat geschrieben:
An dieser Stelle steht im griechischen Grundtext εν ταχει (
en táchei). Die deutsche Übersetzung mit "bald" erscheint mir etwas unglücklich; treffender wäre meiner Meinung nach die Übersetzung
„in Schnelligkeit“ o.
„plötzlich“. Dies passt auch zu den Gedanken, dass Jesus
»plötzlich und unerwartet wie ein Dieb« kommt (s.
Off 16:15).
Das erklärt aber immer noch nicht "die Zeit ist nahe" da steht nichts von schnell oder rasch. Du hast Dich um eine Erklärung gedrückt, außer dass man es prophetisch wegsymboliseren sollte.
Nun, in prophetischen Texten werden Geschehennisse häufig Visionär so geschildert, als seien sie bereits geschehen, obgleich ihre Erfüllung noch in [ferner] Zukunft lag. Dies wird meiner Meinung nach besonders beim
Untergang Babylons deutlich. Darin heißt es u.a.:
"Denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden." Aber auch:
"So wird Babylon, die große Stadt, mit Gewalt niedergeworfen und nie mehr gefunden werden." Etwas, das bereits geschehen ist, ist also in dem Sinne in der Vision geschehen, dass es ganz bestimmt sein wird.
Ein
Prediger einer ev. Gemeinschaft (der vier Jahre auf einer Bibelschule war) bestätigte mir, dass die Jünger und vermutlich auch Paulus eine Naherwartung Christie zu ihren Lebzeiten erhofften. Diese Hoffnung mag damals in den urchristlichen Gemeinden präsent gewesen sein, wich aber mehr und mehr einer
Stehtserwartung.
Häufiger als
"nahe" steht in der Offenbarung
"in Kürze", oder
"bald". In diesen Fällen steht im griechischen Grundtext εν ταχει (
en táchei) oder ταχυ (
takhu), beides Worte die "in Schnelligkeit" oder "schnell" bedeuten und treffender mit "plötzlich" übersetzt werden sollten. Nicht zufällig sind die Worte mit dem
Tachometer (Geschwindigkeitsmesser) verwandt.
Jesus kommt
plötzlich und in diesem Sinne ist die Erwartung stehts präsent, weil sie zwar zeitlich unbestimmt, aber dem Glauben zufolge zuverlässig ist.
Laut dem oben erwähnten Prediger kann das hebräische Wort für Glauben/Vertrauen auch
"sich verlassen auf" bedeuten. Es geht nicht darum, etwas im wissenschaftlichen Sinne zu
wissen, sondern sich auf etwas zu
verlassen - insbesondere im Bezug auf Jesus.
Zumal Petrus mit Bezug auf Jesaja daran erinnert, dass Gottes Zeitmaßstäbe andere sind.
"Nahe" im göttlichen Sinne, innerhalb eines prophetischen Textes, in dem die Grenzen zwischen Gegenwart und Zukunft durchbrochen sind (ekstatischen Zeitverständnis, Berger), ist m. E. nicht konkretisierbar.