Whistleblower

Politik und Weltgeschehen
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#161 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jan 2014, 03:56

closs hat geschrieben:Man müsste mal hochrechnen, was mehr Schaden bringt: Einzelne nicht vereitelte Teror-Akte oder die Destabilisierung der Demokratie an sich.
Die WAS, bitte??
Destabilisierung der Demokratie sieht anders aus. Wenn der amerikanische Kongress der NSA weiter das Abhören von Telefongesprächen billigt, ist das ein demokratischer Beschluss, oder habe ich eine falsche Vorstellung von Demokratie?

Pluto hat geschrieben:Saddam Hussein war nicht nur gefährlich, er war ein unberechenbarer zynischer Psychopath.
Glaube ich auch. - Trotzdem wäre mal nachzurechnen, durch wen mehr Zivilisten ums Leben kamen: Durch Saddam oder durch G.W.Bush. - Ich weiß die Antwort nicht, denke aber, dass es ein knapper Ausgang ist.
Verstehst du wirklich den Unterschied nicht, oder ist das jetzt Polemik? Saddam hat die eigenen Landsleute vergast, Bush hat das niemals getan. :roll:

Pluto hat geschrieben: Hat Gott etwa die Menschen vor Hitlers Holocaust oder vor der Stasi der DDR geschützt?
Dieser Vergleich hat in Deutschland ausschließlich der Dämonisierung der DDR gedient. - DDR war wirklich bescheuert - aber Berufsverbote und Kommunistenhatz gab es in der BRD auch.
Ähm... bitte nicht ablenken!
Zur Erinnerung: es ging darum ob Gott sich der Betroffenen angenommen hat oder nicht.

Um es mal ganz böse zu sagen: Ob jemand durch den Staat stirbt, weil es keine flächendeckende Gesundheitsversorgung gibt (USA) oder weil er auf der Flucht erschossen wird, sind Varianten....Und zwar Varianten desselben - nämlich das Satanischen.
Wie bitte?

Im übrigen erfüllt der Vergleich zwischen Hitler- und SED-Staat den Tatbestand der Verniedlichung des Nationalsozialismus.
Ich habe sie nicht verglichen.

Pluto hat geschrieben:Hussein hat Zehntausende seiner eigenen Landsleute (Kurden) mit Giftgas elend umbringen lassen.
In Vietnam war es Agent Orange, etc.
Bitte nicht dauern die Fakten verdrehen.
Saddam hat Kampfgas eingesetzt dessen einzige Anwendung es war, Menschen zu töten. Agent Orange war eine viskose Flüssigkeit, die zur grossflächigen Brandrodung von Wäldern eingesetzt wurde. Etwaige Opfer waren Kollateralschäden in einem schmutzigen Krieg.
Aber welcher Krieg ist nicht schmutzig? Das war schon zu biblischen Zeiten so (5.Mose 20).

Siehst Du - das war genauso abscheulich wie ehrlich. - Was glaubst Du, wieviele Menschen unter amerikanischer "Obhut" so gestorben sind? - Man fliegt sie dann in Staaten aus, in denen Folter erlaubt ist - man will sich ja nicht die Finger dreckig machen.
Was soll diese ewige Miesmacherei?
Es ging um Saddam Hussein und nicht um Amerika. Doch zu deinem Punkt.

Die USA sind sicher nicht schlechter als andere demokratische Staaten auch, und mit Sicherheit viel besser als diktatorisch regierte Staaten. Wenn ein demokratisch gewählter Kongress aus frei gewählten Abgeordneten in einer demokratischen Abstimmung das Verhalten der NSA billigt, dann sollte das eigentlich als Beweis reichen.
Warum spricht hier Niemand von den Foltermethoden der Russen und Chinesen, oder der Nazis und der Stasi?

Wichtig ist/wäre, dass solche Dinge unter den Augen oder gar im Auftrag der UN erfolgen und völkerrechtlich abgesegnet sind (Den Haag).
... und 50 Jahre später sterben die Verbrecher an Altersschwäche.

Das ich nicht lache!
Das sind ja wirklich schöne, tröstende Aussichten für die Opfer und Angehörigen von Terroranschlägen.

Irgendwie verstehe ich nicht wie solche Argumente hier teilweise unter Vorhaltung christlicher Werte in den Diskussionen angeführt werden können.

Da wird ein Mann verteidigt, der sein Wort bricht und sein Land hintergeht, dort wird der Zerfall demokratischer Werte beklagt und ein Verbrecher als Held gefeiert... den Nobelpreis soll er bekommen. Alles als Entschuldigung für sein Engagement für den Schutz eines Verbrechers.

Ist das christlich?

Warum will hier kaum Jemand verstehen, dass das Wohl der Allgemeinheit auf dem Spiel steht, und nicht der egoistische Schutz der eigenen Person vor einem abgehörten Telefongespräch.

Hauptsache man wird nicht selbst zum Opfer.
Sorry, aber diese egoistische Einstellung (ach du meine Güte, ich könnte ja bespitzelt werden) finde ich zum Kotzen. :x
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
Beiträge: 3269
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:07
Kontaktdaten:

#162 Re: Whistleblower

Beitrag von barbara » Sa 4. Jan 2014, 09:28


Wenn die Gefahr in Deutschland "unverändert" hoch ist, kann sie nicht sehr hoch sein, denn: Anzahl islamistischer Anschläge in den letzten, sagen wir, 40 Jahren in Deutschland: Null.

Die Gefahr von Anschlägen und Vandalismus, die durch rechts- oder linksextreme oder nur fussballfanatische Einheimische ausgehen, ist bedeutend grösser, da gabs immer wieder mal Ereignisse. Das schlimmste Terrorereignis in Deutschland seit langen war, wenn ich mich recht erinnere, die Brandstiftung in Solingen auf ein Asylheim, wobei fünf Menschen ums Leben kamen.



Olympische Spiele sind in der Tat eine beliebte Zielscheibe für Terroristen, in der Tat. Das war auch München 1972 so.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geiselnahm ... C3%BCnchen

Das rechtfertigt durchaus eine massive Präsenz von Polizei und Militär zur Sicherung der Spiele während der Spiele und ihrer Vorbereitung, aber keineswegs flächendeckende Dauerüberwachung abseits solcher Ereignisse.

gruss, barbara

barbara
Beiträge: 3269
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:07
Kontaktdaten:

#163 Re: Whistleblower

Beitrag von barbara » Sa 4. Jan 2014, 09:38

Pluto hat geschrieben:
Abischai hat geschrieben:Fanatiker, Einzelgänger zu ermitteln, und zwar um Vorfeld, das klappt nicht mal bei perfekter Überwachung.
Sollen wir deswegen, den Versuch unterlassen? :roll:

Ja! Weil das Leben nun mal lebensgefährlich ist. Weil wir auch nicht alle Autos verbieten, obwohl deutlich mehr Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen oder schwer verletzt und fürs Leben verstümmelt werden, als bei Terroranschlägen. Weil weder du noch ich wissen, ob wir den heutigen Tag überleben werden.

und vor allem: wenn alle Politik und riesige Budgets den Terroristen gewidmet werden, so heisst das, dass die Terroristen schon das erste Mal gewonnen haben - weil nämlich einige wenige Täter und Möchtegern-Täter es schaffen, Millionen und Milliarden von Menschen in ihrem Leben einzuschränken und in Angst zu versetzen.

Nein. Nicht alles... aber ich denke die Geheindienste dieser Welt erfüllen recht gut ihre gesteckten Aufgaben, in dem sie den Menschen in ihren jeweiligen Ländern ein ganz beträchtliches Mass an Sicherheit und Demokratie zusichern.

mit Demokratie haben Geheimdienste nicht das Geringste zu tun. Sie wurden nicht durch eine Volksabstimmung eingeführt, ihre Chefs werden nicht in Volkswahlen gewählt, sie legen nicht öffentlich Rechenschaft ab über ihr Tun und Lassen, und sie erstatten keinen detaillierten Bericht über Resultate, wie das sonst für alle Ministerien und Behörden üblich und logisch ist.


Wir müssen selbst etwas tun, lieber Abischai. Hat Gott etwa die Menschen vor Hitlers Holocaust oder vor der Stasi der DDR geschützt?

nein, aber er hat einigen immerhin so viel Vernunft gegeben, dass sie gegen Hitler und Stasi schon sehr früh protestieren - als diese noch nicht verantwortlich waren für den Tod von Millionen.

Auch da wurde im Nachhinein gemerkt: viele haben schon früh gesehen was passiert und geschwiegen - und somit war die Bahn frei, dass diese Tyrannen öffentlich an die Macht kommen konnten.

Eine der Lektionen aus dem zweiten Weltkrieg ist ja gerade, dass man nicht warten darf, bis sich der Diktator schön gemütlich einrichten kann und seine Machstruktur ausbauen kann. Fragwürdige Menschen und Organisationen müssen rechtzeitig gestoppt werden.

gruss, barbara

barbara
Beiträge: 3269
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:07
Kontaktdaten:

#164 Re: Whistleblower

Beitrag von barbara » Sa 4. Jan 2014, 09:46

Magdalena61 hat geschrieben:Und jetzt frage ich einmal ganz schlicht und einfach: Würdet ihr, die ihr Snowden verteidigt, das tun, was er getan hat?

Ich weiss nicht, ob ich den Mut dazu hätte. Ich weiss nicht, ob ich es schaffen würde, mein ganzes Leben, alle Freunde, die Familie... nie wieder zu sehen. einen schnellen Tod oder, noch schlimmer einen langsamen Tod und Folter zu riskieren.


Würdet ihr geheime Informationen, die ihr illegal kopiert habt, den Feinden eures Landes- aller Welt- zugänglich machen? Und das auch noch über die maßgeblichen Köpfe eurer eigenen Obrigkeit hinweg?

Wenn ich es mit meinem Gewissen in Einklang wäre, ja.

Die Abgeordneten entschieden mit 217 zu 205 Stimmen, dass der Geheimdienst auch künftig Hunderte Millionen Telefongespräche von US-Bürgern uneingeschränkt überwachen und aufzeichnen darf.

Ohne Snowden wäre die Frage im Parlament gar nie behandelt worden. Das ist immerhin ein demokratisches rechtsstaatliches Verfahren, das zu akzeptieren ist, auch wenn die Resultate nicht gefallen.


Darf man Böses mit Bösem vergelten? Darf man die Welt mit denselben Waffen und Methoden bekämpfen, die sie selbst verwendet?

nein.

Allerdings, was heisst "dürfen"? - wenn einer es tun will, wird ihn niemand daran hindern können.

Aber ich halte es für einen Fehler, selbst so zu werden wie jene, die man bekämpft. Dadurch hat das Böse gewonnen, denn das Böse interessiert sich nicht für Parteien sondern dafür, Menschen zu trennen, zu Hass aufzustacheln, zu Gewalt aufzufordern.

Als Christ kann ich Verstöße gegen geltendes Recht niemals gutheißen. Wenn andere anders entscheiden, dann müssen sie das vor Gott (und vor ihren Nächsten) verantworten, nicht ich.

Du hast aber schon mitgekriegt dass die Zeit der Könige und Kaiser von Gottes Gnaden vorbei ist...?

Die Bevölkerung sieht nur ihre eigenen privaten Felle gefährdet, ihre vermeintliche "Freiheit"...

die Freiheit ist nicht nur vermeintlich. Freiheiten werden, besonders seit 9/11, faktisch immer mehr eingeschränkt.


und dieser grandiose Egoismus freier Bürger in Kombination mit ihrer Ignoranz der positiven Leistungen der Geheimdienste ist schon phänomenal. :?

Da die Geheimdienste keine Rechenschaft ablegen, weiss niemand nix über deren Leistungen ausser sie selbst (vielleicht), egal ob positiv oder negativ.


So lange die USA (weltweit) Terroristen jagen und auf Guantanamo einsperren, müssen wir uns ja die Finger damit nicht schmutzig machen, nicht wahr?

Auch wenn die USA keine Leute ohne Gerichtsurteil in illegalen Gefängnissen einsperren täten, die der Genfer Konvention widersprechen, muss sich niemand die Finger schmutzig machen mit Verhalten, das ich weder vor Gott noch vor den Menschen rechtfertigen kann.

gruss, barbara

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#165 Re: Whistleblower

Beitrag von closs » Sa 4. Jan 2014, 11:36

Pluto hat geschrieben:Wenn der amerikanische Kongress der NSA weiter das Abhören von Telefongesprächen billigt, ist das ein demokratischer Beschluss
Das Ermächtigungsgesetz von 1933 war ebenfalls ein demokratischer Beschluss - und das zu einer Zeit, als man noch nicht von Nazi-Zeit sprechen konnte. Diese hat sich erst daraus ergeben.

Pluto hat geschrieben:Saddam hat die eigenen Landsleute vergast, Bush hat das niemals getan.
Ob man eigene Landsleute umbringt oder mit Drohnen Hochzeitsgesellschaften pulversiert, mag völkerrechtlich unterschiedlich interpretierbar sein (warum eigentlich?), ist aber moralisch/ethisch/christlich gesehen dasselbe Tema con Variazione.

Pluto hat geschrieben:es ging darum ob Gott sich der Betroffenen angenommen hat oder nicht.
Das ist wirklich ein ganz anderes Thema, das wir schon hatten. Meine Antwort damals: Der Unterschied, wie ein Mensch stirbt, hat nichts damit zu tun, ob sein Tod legal oder illegal erfolgt ist. - Spirituell ist es dasselbe, ob jemand durch einen Bergrutsch verunfallt oder mit dem WTC einstürzt - entscheidend ist spirituell, was im Sterben zwischen Einzel-Mensch und Gott geschieht.

Pluto hat geschrieben:Saddam hat Kampfgas eingesetzt dessen einzige Anwendung es war, Menschen zu töten. Agent Orange war eine viskose Flüssigkeit, die zur grossflächigen Brandrodung von Wäldern eingesetzt wurde.
Sorry - hatte mich vertan - wollte Napalm sagen.

Pluto hat geschrieben:Ich habe sie nicht verglichen.
Aber in EINEM Atemzug genannt - das ist von der kommunikativen Wirkung dasselbe.

Pluto hat geschrieben:Wie bitte?
Gegenargument?

Pluto hat geschrieben:Es ging um Saddam Hussein und nicht um Amerika.
Aus meiner Sicht geht es darum, dass man den einen Verbrecher nicht dämonisieren und den anderen Verbrecher gleichzeitig beschönigen kann.

Pluto hat geschrieben:Warum spricht hier Niemand von den Foltermethoden der Russen und Chinesen, oder der Nazis und der Stasi?
Weil sie als nicht-demokratische Staaten identifiziert sind - da erwartet man nichts anderes.

Pluto hat geschrieben:Wenn ein demokratisch gewählter Kongress aus frei gewählten Abgeordneten in einer demokratischen Abstimmung das Verhalten der NSA billigt, dann sollte das eigentlich als Beweis reichen.
Das kann nicht alles sein. Verbrechen werden nicht dadurch relativiert, dass sie demokratisch legitimiert werden. - Man möchte einfach von einer Demokratie mehr erwarten.

Pluto hat geschrieben:... und 50 Jahre später sterben die Verbrecher an Altersschwäche.
Das ist allerdings wahr. - Gut - dann sollen halt einzelne Staaten als Weltpolizisten auftreten. - Die USA im nahen Osten, Russland in Tschetschenien, China in Tibet. - Man sollte aber dabei nicht so tun, als würde der eine legitimierter handeln als der andere.

Pluto hat geschrieben:Sorry, aber diese egoistische Einstellung (ach du meine Güte, ich könnte ja bespitzelt werden) finde ich zum Kotzen. :x
Wie gesagt: Mich stört es auch nicht, weil ich letztlich sehr weltabgewandt bin. -

Aber es sollte eben auch so publiziert werden: "Leute, Ihr werdet von den Mächten, die es können, systematisch ausspioniert". - Sei dies Politik, Wirtschaft ohnehin oder sei dies die Privatperson. - Und bitte kein Feigenblatt, dass demokratisch legitimierter Gesetzesbruch was besseres wäre als diktatorischer Gesetzesbruch.
Zuletzt geändert von closs am Sa 4. Jan 2014, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.

barbara
Beiträge: 3269
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:07
Kontaktdaten:

#166 Re: Whistleblower

Beitrag von barbara » Sa 4. Jan 2014, 11:40

closs hat geschrieben:Und bitte kein Feigenblatt, dass demokratisch legitimierter Gesetzesbruch was besseres wäre als diktatorischer Gesetzesbruch.

ja, das ist ein wichtiger Punkt.

Wer sich zu "god's own country" hochstilisiert und zum Verteidiger von Freiheit und Demokratie, an den wird einfach ein höherer Massstab (nämlich der eigene!) angelegt als an Länder, die offen dazu stehen, dass Folter, Gefängnisse, Geheimpolizei zu ihrem normalen politischen Arsenal gehören.

gruss, barbara

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#167 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jan 2014, 12:19

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn der amerikanische Kongress der NSA weiter das Abhören von Telefongesprächen billigt, ist das ein demokratischer Beschluss
Das Ermächtigungsgesetz von 1933 war ebenfalls ein demokratischer Beschluss - und das zu einer Zeit, als man noch nicht von Nazi-Zeit sprechen konnte. Diese hat sich erst daraus ergeben.
Es gab gute Gründe, warum die Weimarer Republik abgelöst wurde. Hol dir ein Geschichtsbuch und les es selber nach. Mit der Situation heute in den USA ist das überhaut nicht vergleichbar.

Pluto hat geschrieben:Saddam hat die eigenen Landsleute vergast, Bush hat das niemals getan.
Ob man eigene Landsleute umbringt oder mit Drohnen Hochzeitsgesellschaften pulversiert, mag völkerrechtlich unterschiedlich interpretierbar sein (warum eigentlich?), ist aber moralisch/ethisch/christlich gesehen dasselbe Tema con Variazione.
Was bitte soll an einem Krieg unchristlich sein? Auch hier beweist die Geschichte das Gegenteil, und sogar die Bibel strotzt nur so von "heiligen" Kriegen. Die Praktiken im Krieg sind heute wie damals dieselben, nur dass die Methoden im Laufe der Zeit verfeinert wurden, und einige Dinge weggefallen sind (man versklavt heute keine Zivillisten mehr).

Pluto hat geschrieben:es ging darum ob Gott sich der Betroffenen angenommen hat oder nicht.
Das ist wirklich ein ganz anderes Thema, das wir schon hatten.
Das soll Abischai entscheiden. Er hat schliesslich das Thema aufgebracht. Ich finde es passt ganz gut.

Sorry - hatte mich vertan - wollte Napalm sagen.
Nein, nein. Du hast es richtig in Erinnerung. Napalm ist/war der Handelsname für die Brandrodungs-Flüssigkeit die in Vietnam eingesetzt wurde. Es ist eine klebrige Masse die an den Bäumen hängen bleibt. Man hat sie mit Flammenwerfern enztzündet.

Pluto hat geschrieben:Wie bitte?
Gegenargument?
KENE.
Erst mal beweisen, dass es den Satan gibt, bevor du etwas als sein Werk bezeichnest.

Aus meiner Sicht geht es darum, dass man den einen Verbrecher nicht dämonisieren und den anderen Verbrecher gleichzeitig beschönigen kann.
Ich beschönige nichts. Auch wenn ich Snowden für einen Verbrecher halte, ist er natürlich nicht mit dem Psychopath Saddam zu vergleichen.

Man möchte einfach von einer Demokratie mehr erwarten.
Das sind Phantasien. Eine Demokratie die sich nicht gegen Angriffe verteidigen kann, ist todgeweiht.
So kann es vorkommen, dass man zu den Waffen des Gegners greift, um sich zu verteidigen. Die Rechtfertigung liegt im Interesse der Gesellschaft die geschützt werden soll.

Und bitte kein Feigenblatt, dass demokratisch legitimierter Gesetzesbruch was besseres wäre als diktatorischer Gesetzesbruch.
Was du als Feigenblatt bezeichnest, ist die brutale Realität der Gegenwart. Eine Demokratie die sich nicht verteidigen kann, überlebt nicht. So einfach ist das.

Bedenke: Dass du in Abgeschiedenheit ungstört in Frieden leben kannst, verdankst du letztlich dem unermüdlichen Einsatz von Organisationen wie der BND oder die NSA.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
Beiträge: 3269
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:07
Kontaktdaten:

#168 Re: Whistleblower

Beitrag von barbara » Sa 4. Jan 2014, 14:05

Pluto hat geschrieben: Bedenke: Dass du in Abgeschiedenheit ungstört in Frieden leben kannst, verdankst du letztlich dem unermüdlichen Einsatz von Organisationen wie der BND oder die NSA.

Ich hab da doch massive Zweifel.

Ich les grad eine Geschichte der Geheimdienste - das fing 1909 mit dem britischen Geheimdienst an, und kurz darauf wollten alle Länder auch einen - und was dort erzählt wird, spricht sehr gegen deine These.

- Geheimdienste müssen, wie alle Behörden, ihre Budgets rechtfertigen - und neigen deshalb dazu, Gefahren zu übertreiben oder sogar zu erfinden.

- vor dem ersten Geheimdienst stand der Spionageroman (eines Herrn Le Queux, im Falle Englands) - und die Sicht auf Abenteuer, fremde Länder, keine Kontrolle durch den Chef, Reisen und Verfügen über grosse Summen zieht nicht unbedingt die seriösen Buchhaltertypen an, sondern fragwürdige Gestalten.

- von Geheimdiensten ausgelöste Hysterien führen nicht zu internationalem Frieden, sondern untergraben die diplomatischen Bemühungen und verschärfen Konflikte. besager Romanautor und Hobbyspion Le Queux löste durch seine Romane eine Hysterie aus, wo britische Bürger es schon als verdächtig meldeten, dass ihr deutscher Nachbar "sich um freundschaftliche Beziehungen mit der Dorfbevölkerung bemüht". :roll:

- oder noch etwas weniger lustig und schlimmer: ein englischer Agent war wesentlich an einem Anschlag auf Lenin beteiligt - der fast gelang. Lenin wurde von zwei Schüssen getroffen und überlebte knapp. Dieses Attentat löste in Russland aber Razzien auf ausländische Bürger aus und jede Menge Gewalt.

- Wenn mal brauchbare Information spioniert wurde, wurde es nicht geglaubt. So hat ein deutscher Offizier den französischen Behörden vor dem Krieg den ganzen Schlieffenplan übergeben, mit vielen Details. Die französische Armeeführung wusste nichts Besseres zu tun, als das Dokument zu verbrennen, weil sie es für die Erfindung eines Phantasten hielt. :roll:

Wenn jemand für Frieden in Europa gesorgt hat, so ist es das Gedankengut der Aufklärung mit seinen Ideen zu Freiheit und Würde, und den daraus entstandenen politischen Systemen; oder auch die Armeen, die im 2. Weltkrieg Hitler bekämpften; ode die Polizisten, die jeden Tag auf allen Strassen der Welt ihren Kopf hinhalten und für Frieden sorgen. Die vielen Leute mit Zivilcourage, die Unrecht benennen und bekämpfen, wenn sie es sehen.

Ob der Beitrag von Geheimdiensten zum Weltfrieden im Ganzen positiv ist, halte ich für sehr fraglich.

gruss, barbara

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#169 Re: Whistleblower

Beitrag von closs » Sa 4. Jan 2014, 15:30

Pluto hat geschrieben:Es gab gute Gründe, warum die Weimarer Republik abgelöst wurde.
Da kam viel Unglückliches zusammen. - Hätten die Leute überlebt, die ermordet wurden (Rathenau, etc) oder eines natürlichen Todes starben (Ebert, Stresemann) oder hätte der Spitzenkandidat der demokratischen Kräfte nicht zufällig "Marx" geheißen, hätte es ganz anders laufen können.

Natürlich sind Deutschland damals und USA heute nicht vergleichbar - aber Mark Twains Wort gilt trotzdem: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

Pluto hat geschrieben:Was bitte soll an einem Krieg unchristlich sein?
Erst einmal geht es darum, dass islamische Terroranschläge vor Polizeischulen und amerikanische Terroranschläge auf Hochzeitsgesellschaften zur gleichen Kategorie gehören.

Ansonsten wäre zu diskutieren, ob eine Krieg überhaupt "christlich" sein kann. - Aus meiner Sicht ist das ein Oxymoron, weil das Kreuz und nicht der säkulare Triumph im Mittelpunkt des Christentums steht. - Aus Sicht vieler christlicher Glaubensgemeinschaften ist das ganz anders. - Das wird man dahingehend interpretieren dürfen, dass das Christentum substantiell noch nicht bei sich angekommen ist - die Heilsgeschichte wird es "richten" (im doppelten Wortsinn!) - dessen bin ich mir gewiss.

Pluto hat geschrieben:man versklavt heute keine Zivillisten mehr
Die Versklavung in demokratischen Staaten ist medialer Natur. - Äußere Freiheit, aber inneres Verkommen.


Pluto hat geschrieben:Napalm ist/war der Handelsname für die Brandrodungs-Flüssigkeit die in Vietnam eingesetzt wurde.
Napalm verursacht extrem schlecht verheilende Brandwunden und große Schmerzen - während des Korea- und Vietnam-Kriegs starben daran Hunderttausende. Napalm ist inzwischen verboten, aber der Nachfolger, die Brandbombe Mk-77, ist praktisch dasselbe, nur dass es nicht mit Benzin, sondern mit Kerosin arbeitet (das Verbot von Napalm beruht auf dem Wirkstoff Benzin - dieses Verbot umgeht man, indem man jetzt Kerosin nimmt). :thumbup: :devil:

Pluto hat geschrieben:Erst mal beweisen, dass es den Satan gibt, bevor du etwas als sein Werk bezeichnest.
Dann ersetze "Satan" durch "das Satanische". - Es kann nicht sein, dass man weiter mordet und foltert, weil der Beweis des Wortes "Satan" noch aussteht.

Pluto hat geschrieben:Eine Demokratie die sich nicht gegen Angriffe verteidigen kann, ist todgeweiht.
Das ist richtig. - Verteidigungs-Kriege sind unter zivilisierten Gesichtspunkten möglich. - Aber nicht, wenn man das Sauerland in Afghanistan oder Alaska im Irak verteidigt - das ist Sprach-Prostitution.

Pluto hat geschrieben:Bedenke: Dass du in Abgeschiedenheit ungstört in Frieden leben kannst, verdankst du letztlich dem unermüdlichen Einsatz von Organisationen wie der BND oder die NSA.
Da ist in Teilen was dran - den Grundsatz "Fuck for Chastity" wird man nie aus der Welt schaffen können, weil die Welt so ist, wie sie ist - das Reich des "Fürsten" (christlich gesprochen).

Aber man darf solche säkularen Dinge nicht mir geistigen/ethischen/humanistischen Dingen vermischen. - Als Bundeskanzler/US-Präsident würde ich ebenfalls bei Bedarf Gewalt anwenden - warum? Weil es Teil des Jobs ist. - ABER: Ich würde es nicht christlich begründen - das ist Blasphemie.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#170 Re: Whistleblower

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jan 2014, 22:40

closs hat geschrieben:Natürlich sind Deutschland damals und USA heute nicht vergleichbar - aber Mark Twains Wort gilt trotzdem: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
Und wie genau wiederholt sich die deutsche Geschichte in den USA heute?

Erst einmal geht es darum, dass islamische Terroranschläge vor Polizeischulen und amerikanische Terroranschläge auf Hochzeitsgesellschaften zur gleichen Kategorie gehören.
amerikanische Terroranschläge auf Hochzeitsgesellschaften ...?
War das Absicht? Wie gut kennst du die Hintergründe?

Pluto hat geschrieben:man versklavt heute keine Zivillisten mehr
Die Versklavung in demokratischen Staaten ist medialer Natur. - Äußere Freiheit, aber inneres Verkommen.
Aha ... Und dafür ist die NSA verantwortlich? :roll:
Napalm verursacht extrem schlecht verheilende Brandwunden und große Schmerzen - während des Korea- und Vietnam-Kriegs starben daran Hunderttausende.
Das waren keine Morde, sondern Kollateralschäden. Das ist nicht schön aber oft unvereidbar in einem Krieg.
Wie sagt der GI? shit happens...

Napalm ist inzwischen verboten, aber der Nachfolger, die Brandbombe Mk-77, ist praktisch dasselbe, nur dass es nicht mit Benzin,
Du bringst hier was durcheinander. Benzin war nie Bestandteil von Napalm. Chemisch war Napalm unfertig polymerisiertes Polystyrol.

Es kann nicht sein, dass man weiter mordet und folter...
Stimmt, das sollte nicht sein. Aber darum geht es hier nicht. Ich glaube nicht, dass die NSA willentlich Folter einsetzt, sondern dass sie zu solchen Methoden gezwugen wird, weil sie ihre primäre Aufgabe das Volk zu schützen, sehr ernst nimmt.

Verteidigungs-Kriege sind unter zivilisierten Gesichtspunkten möglich. - Aber nicht, wenn man das Sauerland in Afghanistan oder Alaska im Irak verteidigt - das ist Sprach-Prostitution.
Sprach-Prostitution...? Unsinn!
Offenbar verstehst du nicht was in Afghanistan läuft. Erstens gab es dort nachweislich Ausbildungslager für Terroristen die weltweit operieren, also auch Deutschland im Visier hatten, und zweitens hat die USA die NATO-Staaten um Hilfe gebeten; einen solchen Bund bricht man nicht leichtfertig.

Weil es Teil des Jobs ist. - ABER: Ich würde es nicht christlich begründen - das ist Blasphemie.
Aber einen Schnösel zu verteidigen, der sein Versprechen bricht (Vertragsbruch) und seinem Land in den Rücken fällt (Hochverrat) ist deiner Meinung nach christlich?
Sorry, aber mit der Logik komme ich nicht mit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten