Paßt der Islam zu Deutschland?

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closs
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#161 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 15:19

sven23 hat geschrieben: Du erinnerst dich: mehr Klartext, weniger Chiffre.
Für Dinge, die man nicht Eins zu Eins in Sprache übersetzen kann, gibt es keinen Klartext in Deinem Sinne - dafür gibt es nur Wahrnehmungs-Annäherungen - Modelle würde man in der QM wahrscheinlich sagen - und Modelle sind Chiffren.

Pluto hat geschrieben:Was du da sagst, entspricht einer christlichen Tradition, die rein gar nichts mit dem Scheol des AT gemein hat.
Naja - dann lies mal das:

Hiob 3,17 Dort hören Frevler auf zu toben, dort ruhen aus, deren Kraft erschöpft ist

Hiob bedauert, nicht gleich nach der Geburt gestorben zu sein (vgl. 3,11), weil er dann „still läge … und … rasten“ (3,13) können würde. „Elende“ (3,20) wie er „würden sich freuen über einen Hügel; fänden sie ein Grab, sie würden frohlocken“ (3,22). – Dies verweist auf die Vorstellung, dass der Tod den Menschen in die Erde bringt – die Vorstellung des Verlassens der Erde nach oben gen Himmel, wie bei Elija (vgl. zu 2Kön. 2,11), scheint Hiob hier noch nicht geläufig zu sein.

Immerhin stellt Hiob sich die Existenz nach dem Tod vor an einem Ort, an dem „klein und groß â€¦ zusammen <ist>, der Sklave ist frei von seinem Herrn“ (3,19). – Spirituell erscheint dabei interessant, dass im Totenreich alle (vgl. 3,19) zusammen sind – nicht nur „klein und groß“, sondern auch „die Schuldigen“ (Buber: 3,17). – Dies verweist in gewisser Weise auf einen Ort des „Holon“ - also als etwas, was als Ganzes "ist". Allerdings ist bei Hiob nicht ausgeführt, dass dieser Holon ein Ganzes mit oder in Gott ist – vielmehr ist hier ein Ort beschrieben, an dem ohne weiteren Kommentar alle Schöpfung versammelt ist. – Weiterhin erscheint bemerkenswert, dass „die Schuldigen“ nicht wertend als „böse“ dargestellt werden, sondern phänomenologisch-neutral als nicht mehr Tobende (vgl. 3,17).

Insgesamt sind - seins-orientiert - die Äußerungen Hiobs interpretierbar als Vorentwurf zu einer geistigen Existenz der Schöpfung nach dem leiblichen Tod (vgl. zu Gen. 3,22), also als Vorentwurf eines Vereintseins von Sein und Dasein (vgl. zu Gen. 6,6). – Daseins-orientiert ist Hiobs Klage jedoch auch interpretierbar im Sinne eines irreversiblen Todes – denn die hier benutzten Begriffe wie „still liegen“ und „rasten“ (vgl. 3,13) oder „aufhören“ und „ruhen“ (vgl. 3,17) wie auch „frei sein“ und „beisammen sein“ (vgl. 3,19) sind ebenfalls verstehbar als Euphemismen für Nicht-Existenz aller Schöpfung durch den Tod.

Allerdings scheint sich bei Hiob die seins-orientierte Version durchzusetzen, wenn er (wie oben erwähnt) sagen kann: 19, 25 Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben.
26 Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los, Gott schauen.

Das ist alles AT und nicht NT.

Pluto hat geschrieben:Als "Chiffre" gesehen, ist die Geschichte für mich Sinnbild eines missgünstigen Gottes. Ich frage mich, wie das mit Barmherzigkeit zu vereinen ist.
Würde ich es so deuten, würde ich mich das auch fragen.

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#162 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Pluto » So 7. Dez 2014, 15:34

closs hat geschrieben:Hiob 3,17 Dort hören Frevler auf zu toben, dort ruhen aus, deren Kraft erschöpft ist

Hiob bedauert, nicht gleich nach der Geburt gestorben zu sein (vgl. 3,11), weil er dann „still läge … und … rasten“ (3,13) können würde. „Elende“ (3,20) wie er „würden sich freuen über einen Hügel; fänden sie ein Grab, sie würden frohlocken“ (3,22). – Dies verweist auf die Vorstellung, dass der Tod den Menschen in die Erde bringt – die Vorstellung des Verlassens der Erde nach oben gen Himmel, wie bei Elija (vgl. zu 2Kön. 2,11), scheint Hiob hier noch nicht geläufig zu sein.
Doch bei Hiob 24,19 steht auch:
Dürre und Hitze raffen Schneewasser weg; so der Scheol alle, die gesündigt haben.

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#163 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 15:42

Pluto hat geschrieben: Weit und breit keine Anzeichen für ein Läutern oder Richten.
Da geht's wirklich hin und her - in Hiob selbst sind ständig Perspektiven-Wechsel. - Einmal denkt er nach hinten gerichtet, einmal nach vorne gerichtet. - Das macht doch gerade das Buch Hiob aus, dass es an der SCheide zwischen AT und NT steht.

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sven23
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#164 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » So 7. Dez 2014, 15:47

closs hat geschrieben: Für Dinge, die man nicht Eins zu Eins in Sprache übersetzen kann, gibt es keinen Klartext in Deinem Sinne - dafür gibt es nur Wahrnehmungs-Annäherungen - Modelle würde man in der QM wahrscheinlich sagen - und Modelle sind Chiffren.

Trotzdem kann man sich um eine verständliche Sprache bemühen. Das gebietet schon die Höflichkeit gegenüber den anderen Foristen. ;)
Es sei denn, es ist einem egal, ob andere einen verstehen oder nicht. Aber den Eindruck habe ich eigentlich nicht von dir.
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#165 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » So 7. Dez 2014, 16:39

sven23 hat geschrieben:Trotzdem kann man sich um eine verständliche Sprache bemühen.
Wirklich schwer, weil die relevanten Begriffe oft heute ganz anders verwendet werden - fängt schon bei dem Begriff "Geist" oder "Bewusstsein" oder "Realität" an.

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Halman
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#166 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Halman » Sa 20. Dez 2014, 23:46

Doppelter Skandal

Mit dieser Beitragsüberschrift spiele ich 1. auf dem Skandal an, dass Youtube persönliche Daten eines Mitarbeiters von von Al Hayat TV (einem islamkritischen Sender in Youtube) an radikale Islamisten weitergab. Der 2. Skandal ist natürlich die Mordrohung an sich.
Die Frankfurter Allgemeine berichtete darüber:
Wer auf der Videoplattform Youtube Mut zeigt und gegen Islamisten frei redet, ist in Gefahr: Das Netzunternehmen, das zu Google gehört, leitet personenbezogene Daten auch an radikale Verfolger weiter.
s hier: Youtubes Daten gefährden Islamkritiker

Wer mehr darüber wissen möchte, kann sich das hier verlinkte Video von einer Sendung, die ARD lief, ansehen:
Video: Eine Ex-Muslima im Visier... - ttt - titel, thesen, temperamente - ARD | Das Erste
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#167 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 07:17

Halman hat geschrieben:Doppelter Skandal

In der Tat eine Schweinerei, auch wenn Google sich juristisch korrekt verhalten hat. Mit dem Label "Copyrightverletzung" wird heute so manches Schindluder getrieben.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#168 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Pluto » So 21. Dez 2014, 10:29

sven23 hat geschrieben:In der Tat eine Schweinerei, auch wenn Google sich juristisch korrekt verhalten hat. Mit dem Label "Copyrightverletzung" wird heute so manches Schindluder getrieben.
Wie wahr...
Man sollte auch seine Anonymität als Youtube-User wahren dürfen. Schließlich wäre für mich die Bekanntgabe der Mail-Adressen unserer User auch eine Frage des Gewissens.
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Halman
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#169 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Halman » So 21. Dez 2014, 14:40

sven23 hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Doppelter Skandal

In der Tat eine Schweinerei, auch wenn Google sich juristisch korrekt verhalten hat. Mit dem Label "Copyrightverletzung" wird heute so manches Schindluder getrieben.
In diesem Fall wurde das Leben der betreffenden Menschen gefährdet. Die Antwort kam ja auf arabisch mit verweist auf Al-Qaida und die Dschihadisten in Europa. Die Formulierung "passt auf Deinen Kopf auf" droht eine Köpfung an. Dass so eine Gefahr besteht, darüber wurde Youtube von den Mitarbeitern von Al Hayat TV hingewiesen. Daher ist dies für mich völlig unverständlich. Mir stellt sich dass so dar, dass Youtube grob fahlässig das Leben von Menschrechtlern gefährdete, indem in Kauf genommen wurde, dass deren Daten an Al-Qaida weitergeben wurden. Dies ist m. E. keineswegs juristisch korrekt, da hier zum einen das hochrangige Rechtsgut Leben gefärdert wurde und zum anderen Youtube sich zum Handlanger von Al-Qaida machen ließ. Das ist kein Kavaliersdelikt. sondern m. E., ein Fall für das FBI. Hoffentlich befassen sie sich mit dem Problem.

Übrigens waren aufgrund des grob fahrlässigen Handelns von Youtube Umzüge notwendig. Dies haben sie zu verantworten.

Zitat aus Deutschlandfunk:
Al Hayat TV bat Youtube eindringlich, die persönlichen Daten nicht weiterzugeben, da vermutet werden müsse, dass die Beschwerdeführer Islamisten seien, denen es nur darum gehe, an die persönlichen Daten zu gelangen. Doch von Youtube kamen weiterhin nur standardisierte E-Mails: ohne Offenlegung der persönlichen Daten keine Klärung des Urheberrechts. Um nicht Gefahr zu laufen, den Youtube-Kanal zu verlieren, erklärte sich schließlich jemand aus der Al-Hayat-TV-Gruppe bereit, seinen Namen und seine Anschrift an Youtube zu schicken.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#170 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von Pluto » So 21. Dez 2014, 17:58

Halman hat geschrieben:
Al Hayat TV bat Youtube eindringlich, die persönlichen Daten nicht weiterzugeben, da vermutet werden müsse, dass die Beschwerdeführer Islamisten seien, denen es nur darum gehe, an die persönlichen Daten zu gelangen. Doch von Youtube kamen weiterhin nur standardisierte E-Mails...
Ja das ist ganz typisch für solche Konzerne. Sie handeln rücksichtslos und bezeihen sich dabei auf die Interessen der Allgemeinheit, und der geltenden Gesetzgebung.
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