Halman hat geschrieben:Was hältst Du vom ekstatischen Zeitverständnis
Das ist nicht dumm, da es aus Sicht Gottes das, was wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nennen, gleich präsent ist. - Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das hier überhaupt notwendig ist.
Halman hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist der altgriechische Grundtext der Evangelien die beste Annäherung an Jesu Worte, da uns das hebräisch/aramäische Orignial jesuanischer Worte (bis auf ein David-Psalm-Zitat) schlicht nicht zur Verfügung steht.
Stimmt - aber dann weiss man ja, dass das hebräisch/aramäische Orignial nicht zur Verfügung steht, und weiss damit ebenfalls, dass in der Übersetzung ins Griechische die erste Sinnbrechung möglich ist. - Das ist doch bereits eine Erkenntnis.
Halman hat geschrieben:Jesus gab seinen Jüngern ein prophetisches "Zeichen", an dem sie die Parusie erkennen konnten, die während dieser Zeitspanne zu beobachten wären.
Dann liegt es am Wort "Parusie" - dann müssten wir uns dieses Wort genauer angucken. - So wie ich Dich verstehe, müsste "Naherwartung" sich nicht auf das zweite Erscheinen Jesu beziehen, sondern auf die Erfüllung während der Lebenszeit der Jünger (Verklärung, Auferstehung, Pfingsten, Himmelfahrt). - Siehst Du das so?
Halman hat geschrieben: Dies wurde etwas irreführend mit "bald" übersetzt.
Ja - und da hilft aus meiner Sicht nur eine holistische Sichtweise, wenn man ein gesamtes Bild bekommen will. - Und dazu würde gehören:
a) Es macht spirituell überhaupt keinen Sinn, dass Jesus früh oder spät wiederkommt - das ist menschlich gedacht.
b) Es gibt glasklare Stellen in der Bibel (Helmut hat welche gebracht - andere gab es früher auch - Catholic, Du, Rembri?), die frontal gegen die Berechtigung einer Nah-Erwartung sprechen.
c) Es gibt die Naherwartungs-Bezugspunkte bis zur Himmelfahrt Jesus sowie Naherwartungs-Bezugspunkte zum zweiten Auftreten Jesu irgendwann, wenn Anti-Christ und sonstwas gelaufen ist.
Und jetzt gibt es tatsächlich AUCH einzelne Bibel-Stellen, die auf eine Naherwartung im Sinne des zweiten Auftretens Jesu hinweisen - zumal Paulus das ja selber geglaubt zu haben scheint. Da muss Ratlosigkeit auftreten - es sein denn, man hat eine holistische und keine reduktive Herangehensweise.
Das erlaubt sogar, eine Brücke zum hiesigen Threadthema im Sinne eines "Geistigen Weltbrands" zu schlagen: Da ist Jesus, da ist eine geistige Wahrheit. - Sobald aber auch nur ein Wort von ihm (ins Griechische) übersetzt wird oder auch nur ein Wort anders verstanden wird, als es Jesu gemeint hat, fängt es geistig an zu brennen. - Oder um Hoffmansthal aus Gedächtnis etwas rustikal zu zitieren: "Sobald ein reiner Gedanke als Wort das Maul verlässt, wird es durch die Ohren derer, die es hören, kontaminiert und wird verfault weitergegeben". - DAS ist Weltbrand.