Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Politik und Weltgeschehen
R.F.
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#121 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von R.F. » Fr 9. Jan 2015, 12:29

sven23 hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben: Was mich wundert, dass keiner der Nachrichtendienste von den Vorbereitungen zu diesem Attentat etwas bemerkt haben will.

Allwissenheit ist nun mal auch für irdische Geheimdienste eine Utopie. Wie soll man alle kranken Hirne und vom religiösen Wahn Befallenen überwachen und kontrollieren?
Auch "normale" Amokläufer wird man nie ausschließen könnnen. Man muß sich in einer freien und offenen Gesellschaft eben mit einem Restrisiko abfinden. Völlige Sicherheit
ist und bleibt eine Utopie.
Mein lieber Sven, noch so ‘n paar Rechtfertigungsversuche, und ich erkläre Dich zum meinem Feind Nr. 1... :P

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Magdalena61
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#122 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Magdalena61 » Fr 9. Jan 2015, 12:53

closs hat geschrieben:Um vielleicht das Maß der Beleidigungen der konservativen Moslems verständlich zu machen, stelle man sich vor, die "Titanik" würde eine Bilderserie machen zum Thema "Holocaust" (das ist bei UNS so in etwa das empfindlichste Thema), bei der vergaste Rabbis von Mitgliedern des Bundestags nach ihrem Tod anal penetriert werden (und zwar so, dass man pornografisch alles sieht) - möglichst noch mit einem zynischen Text in der Sprechblase. - Wenn man sich unsere Reaktion darauf vorstellen würde, hätte man in etwa ein Gefühl dafür, was viele Moslems bei "Charlie Hebdo" empfinden.
Auf den Punkt gebracht.

Mich wundert, dass so viele der "überzeugten Kämpfer für die Meinungs- und Pressefreiheit" das nicht kapieren. Blind, doof und blöd oder was? Oder einfach nur ignorant, da im Innersten davon überzeugt: "Ein Arier hat immer Recht, denn kein [d]Jude[/d] Araber.... (diese hinterwäldlerischen Wüstennomaden)... kann ihm das Wasser reichen"?

Der Westen provoziert, und das nicht erst seit gestern. In unerschütterlicher Selbstgerechtigkeit trampelt er in der Weltgeschichte herum, und wenn er Feedbacks kriegt, die seine Handlungsweise und damit sein Selbstverständnis in Frage stellen, ergeht er sich in empörtem Jammergeheule und in pauschalen Schuldzuweisungen; ohne sein eigenes Verhalten wirklich zu hinterfragen, versteht sich.

Zur Thread-Frage: Der Westen muss wieder lernen, Freiheits-Rechte mit Freiheits-Verantwortung zu verbinden. - Es muss etwas gefördert werden, was einen davon abhält, etwas zu tun, nur weil man es darf - vielleicht wäre das eine neue Definition von "Selbst-Verantwortung".
*seufz*
Wenn ich so manche Kommentare lese, ob diese aus der linken oder aus der rechten Ecke stammen, das ist jetzt gerade egal, Hauptsache: Extrem! und... nationalistisch (!)... patriotistisch eingefärbt... und wenn ich sehe, wie sogar hier bei 4religion teilweise nachgeplappert wird, [d]womit man uns verblöden will[/d] was man, will man sich Christ nennen, gar nicht vertreten kann, da das Wort Gottes als Wegweiser und Gesetzgeber für Nachfolger es nicht zulässt... dann habe ich da wenig Hoffnung.
LG
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Magdalena61
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#123 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Magdalena61 » Fr 9. Jan 2015, 13:19

barbara hat geschrieben:Stimmt, sie haben es gewusst, und trotzdem weiter gemacht mit dem, was sie für gut und richtig hielten. Bis dahin, es mit ihrem Leben zu bezahlen. Bravo!
Dann sind sie wohl Märtyrer... von der charakterlichen Machart eines Edward Snowden, klar. :mrgreen:

Demnach ist ab sofort jeder ein Held, der, entgegen deutlicher Warnungen, eine viel befahrene Autobahn zu Fuß überquert und dabei ums Leben kommt. Es gehört sich einfach nicht, einen Fußgänger auf der Autobahn tot zu fahren! Es ist wirklich ein leuchtendes Beispiel von Intoleranz, einem Fußgänger die Freiheit zu nehmen, selbst zu entscheiden, wo er laufen möchte und bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel Autobahnen zu Tabuzonen für Fußgänger zu erklären.

Wer mir WIRKLICH leid tut... das sind "Zufallsopfer", der beiden ermordeten Polizisten und des Fußgängers, den die Terroristen bei der Flucht wohl überfahren haben. Diese Menschen trifft wirklich keine Schuld, sie sind Opfer der Verantwortungslosigkeit anderer geworden. Auch ihren Angehörigen und Freunden gilt mein Beileid.

Karikaturen mögen geschmacklos und fragwürdig sein; allerdings hinderte niemand Muslime daran, ebenfalls geschmacklose und fragwürdige Karikaturen zum Thema "der dekadente Wesen" zu zeichen und publizieren. Material gibt es ja reichlich. DAS wäre die angemessene Antwort, nicht Kalashnikovs!
Wenn sie es nicht tun, sind sie dem Westen moralisch überlegen und der IS wird noch mehr Anhänger finden.

Etwas drastischer ausgedrückt, da man diese Sprache vielleicht besser versteht: Charlie & Co. lieben es, sich in... Exkrementen zu suhlen, wobei sie bei ihren wilden Exzessen ihre Mitmenschen ausgiebig bespritzen und sich daran ergötzen, inklusive ihres Fanclubs. Und nun lautet die Antwort auf Proteste von Kritikern, niemand hindere sie (die Kritiker) daran, ebenfalls in Sch.... zu baden? :mrgreen: Geht's noch? :D

Wer mit geschmacklosen und fragwürdigen Karikaturen nicht umgehen kann, ist hier (= Westen) falsch und soll sich bitte eine nette Diktatur mit vollständiger Zensur suchen, wo er nicht davon belästigt wird.
Aber nein, warum denn? Sollen doch diejenigen das Land verlassen, die sich am Zoten und Lästern erfreuen und tatsächlich der Meinung zu sein scheinen, man könne Feuer mit Benzin löschen.
LG
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Martinus
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#124 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Martinus » Fr 9. Jan 2015, 13:20

Magdalena61 hat geschrieben: Wenn ich so manche Kommentare lese, ....................... dann habe ich da wenig Hoffnung.

das ist berechtigt, es gibt keine Hoffnung auf eine Besserung der aussichtslosen Lage. Allenfalls ein kurzfristiges Verschnaufen und dann geht es hurtig weiter.
Angelas Zeugen wissen was!

closs
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#125 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Fr 9. Jan 2015, 13:36

Janina hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Es gibt nunmal keine allgemeingültigen Regeln.
Fällt Dir auf, dass mediale Empörung eigentlich keine Empörung ist, sondern ein Kunst-Ausdruck innerhalb der Political Correctness?
Nö.
Da wäre aber Nachdenk-Bedarf.

ThomasM
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#126 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von ThomasM » Fr 9. Jan 2015, 13:41

Magdalena61 hat geschrieben: Demnach ist ab sofort jeder ein Held, der, entgegen deutlicher Warnungen, eine viel befahrene Autobahn zu Fuß überquert und dabei ums Leben kommt. Es gehört sich einfach nicht, einen Fußgänger auf der Autobahn tot zu fahren! Es ist wirklich ein leuchtendes Beispiel von Intoleranz, einem Fußgänger die Freiheit zu nehmen, selbst zu entscheiden, wo er laufen möchte und bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel Autobahnen zu Tabuzonen für Fußgänger zu erklären.
Dieses Beispiel ist problematisch.

Im Effekt sagst du, dass wir uns von den Islamisten diktieren lassen müssen, was wir publizieren dürfen. Das wäre die Einführung der Scharia für Journalisten.

Und wenn die Leute merken, dass so etwas klappt. Wer hindert mich daran, anonyme Drohungen gegen die politischen Aussagen z.B. der CDU auszustoßen, mit dem Effekt, dass die CDU keine politische Aussagen mehr veröffentlichen dürfte. Ich könnte ja zur Kalschnikow greifen.

Du nimmst hier speziell das religiöse Gefühl gegen Spott und Hohn in Schutz. Das verstehe ich - in Grenzen.
ABER
Wir brauchen eine Grenze, die definiert werden kann. Eine Grenze, die sagt, wo die Meinunsgfreiheit gelten soll - gelten MUSS. Wo weder Drohungen, noch Kalaschnikows eine Wirkung haben DÜRFEN.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#127 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Pluto » Fr 9. Jan 2015, 13:46

Das Recht auf Meinungsäußerung ist für mich eines des höchsten Güter unserer demokratischen westlichen Gesellschaftsordnung.

Dennoch distanziere ich mich von manchen Inhalten auch von Charlie Hebdo. Unnötige Provokationen müssen nicht sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#128 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Janina » Fr 9. Jan 2015, 13:52

R.F. hat geschrieben:Wäre ich nicht so furchtbar höflich...
Was heißt höflich? Verlogen oder feige?

R.F. hat geschrieben:Nina, Du bist eine Extremistin...
Dann pass beim Fummeln aber auf meinen Bombengürtel auf. :lol:

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#129 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Fr 9. Jan 2015, 14:00

Es wäre durchaus der Zeitpunkt, auch einmal über "Demokratie-Faschismus" zu sprechen. - Der Journalist Wolfgang Herles hat diesen Begriff bei einem vergleichbar sehr harmlosen Anlass eingeführt: Dem Nicht-Raucher-Gesetz in Bayern.

Es soll hier NICHT um den Inhalt dieses Gesetz geben, sondern um dessen Zustandekommen:
Eine Volksbefragung zum Thema Nicht-Raucherschutz wird durchgeführt. - Die Beteiligung ist gering, weil eigentlich jeder (auch Raucher) für Nicht-Raucher-Schutz ist - ca. 60% (?) der Teilnehmenden votieren für ein diesbezügliches Gesetz. - Am stellt sich heraus, dass dieses Gesetz auch für Raucherkneipen gilt, weil man Bedienungs-Personal in Raucherkneipen ebenfalls schützen müsse UND es Diskriminierung wäre, wenn man nur Raucher-Personal einstellen würde.

Als danach das Geschrei groß ist, werden die Empörten aufs Kleingedruckte verwiesen, das natürlich keiner gelesen hat - schließlich ist die Ansage "Nicht-Raucher-Schutz" eindeutig. - Weiterhin wird den Empörten vorgehalten, sie hätten "selbstverantwortlich" dieses Kleingedruckte lesen können, und den Nicht-Wählern, sie hätten ja dagegen stimmen können. - Alles formal richtig.

Unterm Strich - so Wolfgang Herles - nenne er dies "Demokratie-Faschismus", weil mit juristischer und formaler Trickserei und mit demokratischen Mitteln bewusst das Volk über den Tisch gezogen werden würde - denn ein Quorum gab es auch nicht - das heisst, am Ende haben weniger als 20% der wahlberechtigten Bevölkerung entschieden. - Und dies gehe - so Wolfgang Herles - gegen den "Geist der Demokratie".

Und das ist der Begriff, der zu unserem Thema zurückführt. - Es ist aus Sicht vieler gegen den Geist der Demokratie, wenn man die gewährte Freiheit bis zum Äußersten ausbeult, um Inhumanität gerade noch legal auf die Menschen loszulassen. - Und wenn dann mit Hinweis auf das hohe Gut der Meinungs-Freiheit gerichtlich die Legalität dieser Ausbeulung beschieden wird, bekommt man "Na also - wir sind freiheitlich, fortschrittlich, demokratisch und ihr nicht".

Dass damit die Demokratie auf Sicht unterhöhlt wird und irgendwann in sich zusammenfallen kann (Putin und Pegida sind aktuelle Indizien), will man nicht sehen. - Und kommt es dann wirklich so weit, wird man NICHT sagen "Oje, da sind wir mitschuldig - wir haben das provoziert", sondern wahrscheinlich umgekehrt "Trotz unserer Bemühungen ist es so gekommen" - man wird also wieder Unschuldslamm spielen.

"Demokratie-Faschismus" kann ein Begriff werden, der künftig an Bedeutung gewinnst. - Wir brauchen mehr "Demokratie-GEIST" - nur: Wie soll das gehen, wenn man den Geist an sich negiert?

Pluto
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#130 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Pluto » Fr 9. Jan 2015, 14:10

closs hat geschrieben:Wir brauchen mehr "Demokratie-GEIST" - nur: Wie soll das gehen, wenn man den Geist an sich negiert?
Keine Frage! Da hast du völlig recht.
Was lässt dich vermuten, dass hier Jemand die Existenz von GEIST ablehnt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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