Pluto hat geschrieben: Niemand bestreitet, dass Spionage ein schmutziges Geschäft ist.
Und da ergibt sich halt die Frage, ob man sich als Mensch selbst beschmutzen darf.
Da werden die einen achselzuckend mit JA antworten, weil der Zweck die Mittel heiligt. - Da werden andere mit NEIN antworten und sich empört in die Brust werfen. - Beide Gruppen sind aus meiner Sicht mit Vorsicht zu genießen.
Die erste Gruppe, weil sie nur die Frage zulässt, WOZU etwas gut ist, und nicht, OB etwas gut ist. - Die zweite Gruppe, weil sie sich dadurch reinzuhalten glaubt, dass andere die Drecksarbeit machen.
Richtig wäre, wenn beide Gruppen erkennen würden, dass der Mensch sich gegen den den Heiligen Geist (also gegen Gott) schuldig macht - allein dadurch, dass er bewusst lebt. - Erkennt dies aber der Mensch, wird er unter der Differenz aus Ist und Soll leiden.
Konkret im NSA-Skandal würde das heißen, dass ein wirklich christlicher Mensch, der in der NSA arbeitet, darunter leidet, dass er damit Gott nicht gerecht wird, ABER auch weiß, dass er am ehesten das damit verbundene Kreuz tragen kann. - Das wird aber wohl eher selten so gesehen werden. Die Praxis wird eher sein, dass sich der Mensch in einer gott-fremden Balance hält, die es ihm ermöglicht, sein Tun als gutes Tun zu verstehen - er vermeidet also Leid bei sich.
Wenn das ein spirituell (im christlichen Sinn) nicht gebundener Chinese tut, weiß er es nicht besser - aber ein Christ darf es nicht. - Und jetzt kommt aus meiner Sicht der entscheidende Punkt:
Würden die USA ihr Verhalten (Maximal-Überwachung der ganzen Welt per NSA/Kriege aufgrund eigener Interessen - Irak/Öl, etc.) nüchtern per Staats-Raison begründen ("Wir machen es, weil wir es können - ethische/christliche Fragen interessieren uns nicht"), wäre das "normal" im Sinne des Daseins. - Aber sie begründen es (oft) mit "God" - und meinen damit bedauerlicherweise den christlichen Gott (die "Falken" in den USA sind durchgehend bekennende Christen

).
Und das ist eben Blasphemie in höchster Vollendung. - Allerdings mit Rückendeckung biblischer Stellen (siehe Paulus - egal, was er da gemeint hat), die der Obrigkeit quasi einen Persil-Schein geben - in Europa hieß das im Mittelalter "Römisches Reich Deutscher Nation" (der Kaiser musste vom Papst gekrönt werden, der ihm damit Gottesgnadentum verlieh).
Im Sinne dieses "Gottesgnadentums" ist Snowdon in der Tat ein Verräter - er hätte in diesem Sinne gegen Gottes Willen verstoßen, dass die NSA die Welt bis ins letzte ausspähen solle. - Im Sinne Gottes jedoch könnte das genau umgekehrt sein.
Diese Konstellation führt dazu, dass hier derart unterschiedliche Bewertungen zu Snowdon stattfinden - von Verbrecher bis Held.