Asylanten - wie geht es weiter

Politik und Weltgeschehen
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sven23
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#101 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jan 2016, 08:06

Magdalena61 hat geschrieben: Dass einer (ein Mann/ Sohn) vorausgeht, um seine Familie auf legalem Weg nachzuholen, kann man ja noch akzeptieren. Aber NICHT, wenn sich die Männer in Sicherheit bringen und ihre Frauen und Kinder hungernd, obdachlos, in Lebensgefahr, schutzlos.... zurücklassen.
LG
Ob die Alternative, im Mittelmeer mit der Familie zu ersaufen, besser ist, sei mal dahin gestellt. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera.
In vielen Städten Syriens sieht es mittlerweile so aus:

dapd_homs.jpg
Quelle

Als die Flüchtlinge in den Lagern im Libanon, Jordanien und Türkei wegen Geldmangels der UN auf halbe Essensrationen gesetzt wurden, setzte sich der Flüchtlingstreck in Richtung Europa in Bewegung. Es war eine Fluchtbewegung mit Ansage, weshalb man hier davon sprechen kann, daß die EU mal wieder komplett versagt hat. Jetzt hat man mit den Folgen zu kämpfen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Magdalena61
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#102 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von Magdalena61 » Di 2. Feb 2016, 21:23

sven23 hat geschrieben:In vielen Städten Syriens sieht es mittlerweile so aus
Ja.
Man kann dort nicht mehr wohnen.

Die Menschen in Syrien, die nicht fliehen konnten oder wollten, müssen befürchten, zu verhungern.

Teilweise werden Zivilisten verschleppt. Das ist die Hölle dort. Und deshalb ist es nicht nur unchristlich, sondern zutiefst verwerflich, Hilfe, die man geben kann, abzulehnen, radikale Parolen heraus zu schreien, Angstmacherei zu betreiben und Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte zu verüben.

Trotzdem finde ich es nicht richtig, wenn (die) Männer sich zuerst in Sicherheit bringen und hier dann auch noch (teilweise) frech werden. Die Kurden halten aus und stellen sich der Gefahr-- wenn Mann (Plural) sie nicht so alleine gelassen hätte, dann wären sie vielleicht schon weiter in ihren Bemühungen.

Diese Diskussionen um den "ausgesetzten Familiennachzug"-- (???) -- ätzend.
Als die Flüchtlinge in den Lagern im Libanon, Jordanien und Türkei wegen Geldmangels der UN auf halbe Essensrationen gesetzt wurden, setzte sich der Flüchtlingstreck in Richtung Europa in Bewegung. Es war eine Fluchtbewegung mit Ansage, weshalb man hier davon sprechen kann, daß die EU mal wieder komplett versagt hat. Jetzt hat man mit den Folgen zu kämpfen.
So ist es.

Von diesen "Sparmaßnahmen" erfuhr die Mehrheit der Bevölkerung erst zu dem Zeitpunkt, als die Flüchtlinge bereits in Massen über die deutsche Grenze kamen.

Diejenigen, die es sich leisten konnten, hierher zu reisen, waren oder sind aber nicht gerade die Ärmsten.
LG
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#103 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von Pluto » Di 2. Feb 2016, 22:47

Magdalena61 hat geschrieben:Diese Diskussionen um den "ausgesetzten Familiennachzug"-- (???) -- ätzend.
Solche Debatten sind zu erwarten wenn die Stimmung in der Bevölkerung beginnt zu kippen.
In Berlin sagt man "Wir schaffen das!". In den Kommunen im Land werden unter der Hand die Probleme mit den Flüchtlingen diskutiert Quer durch die politischen Parteien herrscht Kritik an "die da oben".

Magdalena61 hat geschrieben:Diejenigen, die es sich leisten konnten, hierher zu reisen, waren oder sind aber nicht gerade die Ärmsten.
So eit ich informiert bin, müssen diejenigen die noch Geld haben, für ihre Unterkunft bezahlen. Das geht so lange bis nur noch 300 Euro pro Kopf übrig sind... erst danach zahlt der Staat. Und nun wird darüber diskutiert, ob nicht das "Taschengeld" weiter gekürzt werden soll.

Es ist ein Erwachen aus der Hoffnung, das die Integration klappt. So weit ich sehen kann, ist alles offen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#104 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von closs » Mi 3. Feb 2016, 01:50

Pluto hat geschrieben:In den Kommunen im Land werden unter der Hand die Probleme mit den Flüchtlingen diskutiert
Bei uns haben sich gerade Paten pro Flüchtling gefunden - ganz normale Leute aus den Dörfern (übrigens CSU-lastige Dörfer). - Da ist noch viel Luft.

Gerade sind wir dran an einem "Internat" für erwachsene Jugendliche - Afghanische Familien sind inzwischen auch da - Iraner sowieso - und am meisten junge Eriträer. - Es funktioniert, weil die Führung gut ist (ein katholischer Priester und eine agnostische Humanistin, die beruflich Managerin in Frankfurt ist). - Anfang März gibt es ein Treffen mit MdB, MdL, Caritas, Arbeitsamt, Polizei, etc. (schreibe gerade das Konzept dazu). - Da iswt noch viel Luft.

Pluto hat geschrieben: Das geht so lange bis nur noch 300 Euro pro Kopf übrig sind... erst danach zahlt der Staat.
Wie auch immer: Die Gesamtkosten sind nicht höher als ein Bruchteil nicht geanhdeter Steuerhinterziehung. - Vor 70 Jahren kamen 14 Mio Flüchtlichlinge in ein zerbombtes (West-) Deutschland - kein Vergleich zu heute.

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#105 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von Pluto » Mi 3. Feb 2016, 08:47

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:In den Kommunen im Land werden unter der Hand die Probleme mit den Flüchtlingen diskutiert
Bei uns haben sich gerade Paten pro Flüchtling gefunden - ganz normale Leute aus den Dörfern (übrigens CSU-lastige Dörfer). - Da ist noch viel Luft.
Auf dem Land mag das so sein, aber in den Städten schein die Stimmung zu kippen: Die Menschen haben Angst. Diese Ängste mögen falsch sein, aber sie sind real.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Das geht so lange bis nur noch 300 Euro pro Kopf übrig sind... erst danach zahlt der Staat.
Wie auch immer: Die Gesamtkosten sind nicht höher als ein Bruchteil nicht geanhdeter Steuerhinterziehung. - Vor 70 Jahren kamen 14 Mio Flüchtlichlinge in ein zerbombtes (West-) Deutschland - kein Vergleich zu heute.
Mit dem Unterschied, dass der ethnische Hintergrund ein ganz anderer war. Die meisten Flüchtlinge nach dem Krieg waren ohnehin deutschstämmige Christen die von den Oststaaten vertrieben wurden.

Objektive gesehen ist Deutschland von einer Überfremdung" noch weit entfernt.
Die Schweiz hat mittlerweile einen Ausländeranteil von über 20%. Das geht so weit, dass sich selbst die Sprache (die Tonart) in einigen Gebieten verändert hat.

Trotzdem ist das was mit Deutschland geschieht, ungerecht. Wo ist die vielgepriesene europäische Solidarität?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#106 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von closs » Mi 3. Feb 2016, 11:12

Pluto hat geschrieben:Trotzdem ist das was mit Deutschland geschieht, ungerecht. Wo ist die vielgepriesene europäische Solidarität?
Stimmt - hier brechen historische Belastungen durch, besonders im ehemaligen Ostblock.

Möglicherweise hat sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten - von sich selbst unbemerkt - kosmopolitischer entwickelt als der Rest Europas - jetzt kommt's raus. - Für unser Image ist es übrigens unterm Strich gut: Die "Hunnen" erscheinen plötzlich menschlich, selbst wenn es manchen dumm erscheint. - Menschlich-dumm.

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#107 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von Samantha » Mi 3. Feb 2016, 12:19

Pluto hat geschrieben:So eit ich informiert bin, müssen diejenigen die noch Geld haben, für ihre Unterkunft bezahlen. Das geht so lange bis nur noch 300 Euro pro Kopf übrig sind... erst danach zahlt der Staat. Und nun wird darüber diskutiert, ob nicht das "Taschengeld" weiter gekürzt werden soll.

Es ist ein Erwachen aus der Hoffnung, das die Integration klappt. So weit ich sehen kann, ist alles offen.
Aha, dann stellt man sich als Politiker sozial, lässt die Flüchtlinge zahlen, verdient wahrscheinlich noch dran, und in der Öffentlichkeit wird gejammert, damit es die Flüchtlinge besonders schwer haben, um sie besser ausquetschen zu können. Für eine solche Unterkunft und eine dermaßen schlechte Versorgung sollte man nicht zahlen müssen.

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sven23
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#108 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von sven23 » Mi 3. Feb 2016, 12:39

Samantha hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:So weit ich informiert bin, müssen diejenigen die noch Geld haben, für ihre Unterkunft bezahlen. Das geht so lange bis nur noch 300 Euro pro Kopf übrig sind... erst danach zahlt der Staat. Und nun wird darüber diskutiert, ob nicht das "Taschengeld" weiter gekürzt werden soll.

Es ist ein Erwachen aus der Hoffnung, das die Integration klappt. So weit ich sehen kann, ist alles offen.
Aha, dann stellt man sich als Politiker sozial, lässt die Flüchtlinge zahlen, verdient wahrscheinlich noch dran, und in der Öffentlichkeit wird gejammert, damit es die Flüchtlinge besonders schwer haben, um sie besser ausquetschen zu können. Für eine solche Unterkunft und eine dermaßen schlechte Versorgung sollte man nicht zahlen müssen.

Ja, da hat sich mittlerweile eine "Flüchtlingsindustrie" entwickelt.

http://www.arte.tv/guide/de/064803-000- ... autoplay=1
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Magdalena61
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#109 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von Magdalena61 » Mi 3. Feb 2016, 13:12

Pluto hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Diese Diskussionen um den "ausgesetzten Familiennachzug"-- (???) -- ätzend.
Solche Debatten sind zu erwarten wenn die Stimmung in der Bevölkerung beginnt zu kippen.
Satisfaktion auf Kosten der Frauen und Kinder?
In Berlin sagt man "Wir schaffen das!". In den Kommunen im Land werden unter der Hand die Probleme mit den Flüchtlingen diskutiert Quer durch die politischen Parteien herrscht Kritik an "die da oben".
Wenn die "da unten" sich mit der durch die Bundeskanzlerin vorgegebene Richtung identifizieren würden, wäre das für alle leichter. Ein Staat, der mit sich selbst uneins ist, wird innerlich zerrissen und ist nicht wirklich handlungsfähig.

So lange in diesem Land Wohnraum leer steht, und davon gibt es immer noch zu viel, kann man Kriegsflüchtlingen nicht das Dach über dem Kopf verweigern.
So eit ich informiert bin, müssen diejenigen die noch Geld haben, für ihre Unterkunft bezahlen. Das geht so lange bis nur noch 300 Euro pro Kopf übrig sind... erst danach zahlt der Staat.
Das sind die üblichen Bedingungen, wenn jemand Sozialleistungen beansprucht. Warum sollen Asylbewerber finanziell besser gestellt sein als Hartz-IV- Kandidaten?

Normalerweise gilt die Regel, dass ein Hilfebedürftiger zuerst alle eigenen Mittel einsetzen muß, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, bevor er einen Anspruch hat auf öffentliche Gelder.
Und nun wird darüber diskutiert, ob nicht das "Taschengeld" weiter gekürzt werden soll.
Erhalten Hartz-IV- Empfänger Taschengeld?
Es ist ein Erwachen aus der Hoffnung, das die Integration klappt. So weit ich sehen kann, ist alles offen.
Das in aller Munde anzutreffende Zauberwort: "Integration" kann ich nicht mehr hören.

Was hierher strömt, das sind Flüchtlinge, vielleicht Zuwanderer auf Lebenszeit, aber sicher nicht alle! -- die einfach zuerst einmal versorgt werden müssen. Man kann sie in den Wirtschaftskreislauf "integrieren", wenn sie dafür qualifiziert sind und man kann erwarten, dass sie die Rechtsordnung der BRD respektieren.

Wenn in Deutschland Krieg wäre, und ich müsste mit meinen Kindern nach Syrien flüchten, weil kein anderes Land die Deutschen nehmen will, dann würde ich auch eines Tages wieder zurück wollen. Nach Deuschland oder ein anderes deutschsprachiges Land; Schweiz oder Österreich. Der Osten ist mir zu fremd, der ist nicht meine Welt.
LG
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#110 Re: Asylanten - wie geht es weiter

Beitrag von Pluto » Mi 3. Feb 2016, 13:24

Magdalena61 hat geschrieben:Satisfaktion auf Kosten der Frauen und Kinder?
Was meinst du mit "Satisfaktion"?

Magdalena61 hat geschrieben:Wenn die "da unten" sich mit der durch die Bundeskanzlerin vorgegebene Richtung identifizieren würden, wäre das für alle leichter. Ein Staat, der mit sich selbst uneins ist, wird innerlich zerrissen und ist nicht wirklich handlungsfähig.
Stimmt. Das nennt man Demokratie. Wenn die Politiker aufhören, auf die Leute zu hören, werden sie eben ersetzt (die Politiker).
Was sind die Alternativen?
Immer mehr Menschen wechseln zur AfD. Das bereitet mir Sorgen.

Magdalena61 hat geschrieben:So lange in diesem Land Wohnraum leer steht, und davon gibt es immer noch zu viel, kann man Kriegsflüchtlingen nicht das Dach über dem Kopf verweigern.
Man kann aber auch nicht Jemand zwingen, sein Haus für Flüchtlinge bereit zu stellen. Das ist keine Lösung.

Magdalena61 hat geschrieben:Erhalten Hartz-IV- Empfänger Taschengeld?
Nö. Aber die Flüchtlinge schon. Ich hätte es vielleicht besser "verfügbares Geld" nennen sollen. Sie bekommen das Meiste in Form von Sachwerten. Das "Taschengeld" ist für Bier, Zigaretten, usw.

Magdalena61 hat geschrieben:Das in aller Munde anzutreffende Zauberwort: "Integration" kann ich nicht mehr hören.
Ich auch nicht. ;)

Magdalena61 hat geschrieben:Wenn in Deutschland Krieg wäre, und ich müsste mit meinen Kindern nach Syrien flüchten, weil kein anderes Land die Deutschen nehmen will, dann würde ich auch eines Tages wieder zurück wollen. Nach Deutschland oder ein anderes deutschsprachiges Land; Schweiz oder Österreich. Der Osten ist mir zu fremd, der ist nicht meine Welt.
Da hast du Recht. Was Deutschland so attraktiv macht, sind die Bedingungen, die die Flüchtlinge erwarten. Nirgendwo sonst, gibt es Unterkunft, Geld und medizinische Verpflegung. Diese Lebensqualität ist einzigartig! Vergleiche es mal mit Spanien oder Griechenland.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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