Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#101 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Pluto » Fr 9. Jan 2015, 00:12

Ich hätte mal eine Frage...

Wieviel Meinngsfreiheit sollte erlaubt sein? Könnte man Charlie Hebdo nicht als ausgepsrochen rassistisch bezeichnen?
Z. Bsp. Michael Jackson: Endlich weiß!

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Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#102 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Fr 9. Jan 2015, 00:26

Janina hat geschrieben:Es gibt nunmal keine allgemeingültigen Regeln.
Fällt Dir auf, dass mediale Empörung eigentlich keine Empörung ist, sondern ein Kunst-Ausdruck innerhalb der Political Correctness? - Warst Du schon mal auf echten Galas, bei denen die Presse die Gäste gefragt hat, wie's ist, und die haben alle "faszinierend" gesagt, weil man es angemessenerweise so sagt?

Mit anderen Worten: Es gibt schon allgemeingültige Regeln - nämlich die der Political Correctness. - Und deshalb rennt jetzt jeder rum mit "I am Charly".

closs
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#103 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Fr 9. Jan 2015, 00:28

Pluto hat geschrieben: Könnte man Charlie Hebdo nicht als ausgepsrochen rassistisch bezeichnen?
Man dürfte es wahrscheinlich, weil "Rassismus" innerhalb der Political Correctness angesagt ist. - In der Sache finde ich es weiter weniger anstößig als die (von Janina) vorgestellten Islam-Karikaturen - aber da gibt es halt keine Lobby.

2Lena
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#104 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von 2Lena » Fr 9. Jan 2015, 05:47

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Es gibt schon allgemeingültige Regeln - nämlich die der Political Correctness. - Und deshalb rennt jetzt jeder rum mit "I am Charly".
Lieber closs, du brachtest hier schon einige verständnisvolle und gute Argumente. Es war interessant von Vielen die Meinungen zu lesen, die nun mal auf eine gewisse Erfahrungen beruhen. Man hat mitbekommen, wie es ist ausgegrenzt zu sein, wie es ist dazuzugehören. Es gibt da Grenzen. Auch die Freiheit hat Grenzen.

Satire ist eine Waffe. Wenn sie die Schärfe eines Problem entwaffnet, ist sie sicher willkommen. Als Ärgernis und dauernder Anstoß zum Aufregen - schafft sie jedoch selbst eine Menge Probleme.

Das wird auch nicht besser damit, wenn alle schreien "I am Charly".
Dann sind alle bescheuert. so entsetzlich auch die Gewalttat war, Vernunft hat sie nicht gebracht, nur aufgeschreckt und Beerdigungsunternehmen bereichert.

Mohammed, das die Karikturisten verhunzten, ist eine Lehre über Geliebtsein. Das heißt "xamad". Liebe zeichnet man nicht wüst und verdammt das nicht. Das Mindeste was man tun kann - ist nachfragen, bevor man sich eine Meinung bildet.

2Lena
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#105 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von 2Lena » Fr 9. Jan 2015, 05:52

Der ganze Islamkonflikt ist ein ungelöstes Problem seit Jahrhunderten. Es begann damit, dass im Christentum die Bibel nach der Zeit der Völkerwanderung und der Vernachlässigung der Bildung durch viele Kriege und Seuchen nach dem Zusammenbruch Roms nicht mehr in gleicher Weise verstanden wurde.

Die biblischen Geschichten waren früher mit Gesetzen und Historik verbunden. Das sind sie immer noch. Die wurden aber später in anderen Sprachen anders gelesen. Die Welt der Gesetze Gottes blieb nur als Erzählung und als Glaube an Gott. Bilder kamen in die Kirchen, mit denen die Erzählungen auf etwas andere Art lebendig blieben als Anschauungsunterricht.

Anders war die Entwicklung in den Kernländern des Christentums. Dort kannte man aus früherer Zeit die Lesart und die Gesetze. Generationen hatten erlebt wie sie Staatsgesetze wurden. Rom hatte das Christentum als STAATSRELIGION. Es war die Verbindung - moralische Richtlinien für alle und höchste Perspektive. Auf unterer Ebene war dann Soziales mit ersten organisierten sozialen Unterstützungen, dann Exekutive mit Gericht und Ordnungswesen (grob gesagt). Es sei dahin gestellt wie effektiv und angepasst das war.

Vielleicht versteht ihr aus diesem Zusammenhang, warum der Islam die Bestrebungen "Gottesstaat" hat. Aber er kennt nicht die Gesetze Jesu. Niemand (kaum jemand) wendete das an. Die Kirchen hier zelebrierten leider nur Riten, den Rest der verschiedenenen Fantasie der Leute ausgeliefert - für oder gegen den Rabenvater Staat, der seine Bürger in Kriege schickte.

Zurück in die Anfänge:
Der Zusammenbruch Judäas hatte Fluchtwellen ausgelöst. Die Meisten waren in arabische Länder geflohen. Dort entstand (aus Gegenreaktion auf die Schieflage im Christentum) um 600 in Mekka der Koran in Arabisch, das sich wie Hebräisch zur Auslegung eignet. Im Islam kennt man keine Bilder. Der Koran wird ausgelegt. Er sagt Gesetze. Als Übersetzung gelesen sind die Verse jedoch katastrophaler als das AT, voll von absurd erscheinenden Sprüchen. In Ländern, die nicht Arabisch als Sprache hatten, geschah später das Wörtlichnehmen, entsprechende Grausamkeiten, falsche Gesetzesanwendung - und all die Gründe, die im Westen sich zur Kampffront auftürmten.

Von der Seite des Islam aus gesehen waren die Christen die Ungläubigen. Klar, die verstanden das AT nicht mehr, auch das NT nicht ganz. Die sahen das AT als grausam an, kannten die Leute doch nur die Übersetzung.

Um die Zeit Karl des Großen 800 n.Ch. war ein Konzil über die Bilderverehrung. In den Moscheen gibt es keine Bilder. Dort stehen Schriftzüge. Folgt man dem Protokoll des Konzils ist nichts als Blabla und Streit zu finden. Es wird aus der westlichen Sicht nichts klar. Die Kirchenlehrer sprachen verdeckt und allegorisch. Karl der Große mischte sich ein. Heraus kam ein unverständlicher Kompromiss, statt einer Lösung. Er lieferte schließlich das Bollwerk für die künftigen Kreuzzüge. Es war niemand, der auf den Mangel des Wissens hingewiesen hätte. Zwar sagten die Gelehrten der Kirche das Richtige, aber das konnte man nicht verstehen, vermutlich verstanden sie sich selbst nicht, da sie im gleichen Sermon Tradiertes wiedergaben. Ihr Widerstand gegen den Islam war ein anderer. Dort ist nämlich nur ein Bruchteil der Lehre, ganz anders als im Christentum, welches im NT mit Jesus einen Schulterschluss der ganzen Lehre bot.

Die Angriffe (falsch aufgefasstes AT) auf christlicher Seite und halber Untergrund im Isalm wucherten dann mit politischem Sprengstoff. Die Länder des Urchristentums wurden von den Arabern erobert. Grad ein bisschen wurde das Judentum toleriert, das sich aus dem Prozess ausgesondert hatte. Fremdheit verstärkte sich gegenüber dem Islam.

Manche Berührung mit den alten Wissenschaften gab es durch die Kreuzzüge. Der Koran wurde übersetzt. Das trug nicht zur Verständigung bei. Jahrhunderte danach kam die Welle der Gastarbeiter in das industrialisierte Europa. Die anfängliche Fremdheit wich. Deren "Berührungsängste" sind nicht minder.

Da ist keiner, der sich mit dem Problem auseinandersetzen konnte. Der Krieg tobt nun noch immer - was logisch ist, denn die Aufklärung ist nicht erfolgt.

Vielleicht kann man das als eigene Diskussion machen - und zum Nachdenken auf ganz andere Art.

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sven23
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#106 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von sven23 » Fr 9. Jan 2015, 06:49

Pluto hat geschrieben:Ich hätte mal eine Frage...

Wieviel Meinngsfreiheit sollte erlaubt sein? Könnte man Charlie Hebdo nicht als ausgepsrochen rassistisch bezeichnen?
Z. Bsp. Michael Jackson: Endlich weiß!

Nö, das ist nur eine Satire auf Jacksons albernen Versuch, weiß zu werden.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#107 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von sven23 » Fr 9. Jan 2015, 06:55

Gestern lief auf Tele5 eine Polemik gegen die islamistischen Mörder aus Frankreich, man könnte sie aber auch an alle religiösen Radikalen richten.

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#108 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Salome23 » Fr 9. Jan 2015, 07:09

Martinus hat geschrieben:In Europa hat die Islamisierung begonnen.
Und wie war das mit der "Christianisierung"?

Vielleicht muss ja zuerst die "frohe Botschaft" des Propheten Mohammeds (Koran) allen Völkern "gepredigt" werden --> und dann wir das Ende kommen :roll:

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#109 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von Salome23 » Fr 9. Jan 2015, 07:13

sven23 hat geschrieben: Nö, das ist nur eine Satire auf Jacksons albernen Versuch, weiß zu werden.
Was veranlasst einen Menschen sich auf solche Art lustig über andere Menschen zu machen, geht ihm dabei "einer ab"? :roll:

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#110 Re: Charlie Hebdo: Freiheitsrechte grenzenlos?

Beitrag von closs » Fr 9. Jan 2015, 08:16

sven23 hat geschrieben: man könnte sie aber auch an alle religiösen Radikalen richten.
Zu Radikalen kann man nicht oft genug sprechen - wobei Kalkofe natürlich schon eine merkwürdige Adresse ist für solche Themen. - Wie auch immer - jetzt fehlt uns noch jemand, der den radikalen Karikaturisten und Comedy-Leuten die Leviten liest. - Wetten, dass sich da keiner findet? Das wäre nämlich Häresie.

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