Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

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Pluto
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#11 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von Pluto » Di 18. Aug 2015, 16:27

ThomasM hat geschrieben:Aber an den Problemen ist doch nicht nur der Verbraucher beteiligt.
Die Verursacher der Misere sind diejenigen die "billig" fordern.
In der Schweiz, wo der Milchpreis mehr als doppelt so hoch ist, sehen die Kühe für mein laienhaftes Auge noch weitaus gesünder aus als in D.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#12 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von ThomasM » Di 18. Aug 2015, 17:13

Pluto hat geschrieben: In der Schweiz, wo der Milchpreis mehr als doppelt so hoch ist, sehen die Kühe für mein laienhaftes Auge noch weitaus gesünder aus als in D.
Also würdest du vorschlagen, die Milchpreise zu verdoppeln.
Wie möchtest du das erreichen?
Wie würdest du verhindern wollen, dass nicht die Zwischenhändler die Gewinne alleine behalten?
Wie würdest du erreichen wollen, dass die Erhöhung dem Tierschutz zugute kommt?

Ich glaube irgendwie nicht, dass die Verbraucher in der Schweiz von alleine auf die hochpreisige Milch zugreifen, wenn sie denn billigere zur Auswahl hätten.
Ich selber habe in D auch kaum einen Einfluss, denn sobald eine der Großen (Rewe, Aldi, Lidl) sagt "wir senken die Preise", ziehen die anderen sofort nach. Der Preiskampf hat sich in gewisser Weise verselbstständigt.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#13 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von Pluto » Di 18. Aug 2015, 17:26

ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: In der Schweiz, wo der Milchpreis mehr als doppelt so hoch ist, sehen die Kühe für mein laienhaftes Auge noch weitaus gesünder aus als in D.
Also würdest du vorschlagen, die Milchpreise zu verdoppeln.
Nein. Ich habe nur meine Wahrnehmung mitgeteilt.

ThomasM hat geschrieben:Wie würdest du erreichen wollen, dass die Erhöhung dem Tierschutz zugute kommt?
Nun... Da müsste man die Politiker fragen. In der Schweiz gibt es entsprechende Gesetze, aber in D. ist vllt. die Lobby der Milchindustrie zu stark.

ThomasM hat geschrieben:Ich glaube irgendwie nicht, dass die Verbraucher in der Schweiz von alleine auf die hochpreisige Milch zugreifen, wenn sie denn billigere zur Auswahl hätten.
Wann warst du das letzte Mal in Konstanz? Schau dir Herkunft der Autos auf den Parkplätzen an, dann beantwortet sich diese Frage von alleine.

ThomasM hat geschrieben:Ich selber habe in D auch kaum einen Einfluss, denn sobald eine der Großen (Rewe, Aldi, Lidl) sagt "wir senken die Preise", ziehen die anderen sofort nach. Der Preiskampf hat sich in gewisser Weise verselbstständigt.
Das ist auch ein Teil des Problems.
Nirgendwo auf der Welt, mit Ausnahme vllt. von den USA und Kanada, ist die Macht der führenden Lebensmittel-Discounter so hoch wie in D.
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barbara
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#14 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von barbara » Di 18. Aug 2015, 22:55

ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: In der Schweiz, wo der Milchpreis mehr als doppelt so hoch ist, sehen die Kühe für mein laienhaftes Auge noch weitaus gesünder aus als in D.
Also würdest du vorschlagen, die Milchpreise zu verdoppeln.
Wie möchtest du das erreichen?
Wie würdest du verhindern wollen, dass nicht die Zwischenhändler die Gewinne alleine behalten?
Wie würdest du erreichen wollen, dass die Erhöhung dem Tierschutz zugute kommt?

Der Gesetzgeber kann Mindeststandards bei der Tierhaltung verfügen, und dann kostet das halt eben mehr. Ist grundsätzlich ganz einfach, auch wenn sich bei der praktischen Umsetzung sicher viele Leute sperren.


Ich glaube irgendwie nicht, dass die Verbraucher in der Schweiz von alleine auf die hochpreisige Milch zugreifen, wenn sie denn billigere zur Auswahl hätten.

Stimmt nicht. Bio-Milch kann man oft gar nicht kaufen, schlicht weil sie ausverkauft ist und es teils Lieferschwierigkeiten gibt.

Auch bei Eiern laufen die teuren aus Freihlandhaltung gut. Ein Ei, das weniger als 60 Cent kostet (das einzelne Ei, nicht die ganze Packung), kann nicht tierfreundlich hergestellt worden sein.

Ich selber habe in D auch kaum einen Einfluss, denn sobald eine der Großen (Rewe, Aldi, Lidl) sagt "wir senken die Preise", ziehen die anderen sofort nach. Der Preiskampf hat sich in gewisser Weise verselbstständigt.

Gibt's denn dort nicht innerhalb des Supermarkts unterschiedliche Qualitäten zu unterschiedlichen Preisen?

gruss, barbara

Pluto
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#15 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von Pluto » Di 18. Aug 2015, 23:30

barbara hat geschrieben:Der Gesetzgeber kann Mindeststandards bei der Tierhaltung verfügen, und dann kostet das halt eben mehr. Ist grundsätzlich ganz einfach, auch wenn sich bei der praktischen Umsetzung sicher viele Leute sperren.
Die Schweiz hat den Vorteil, dass sie als eigenständige Instanz mit eigenen Gesetzen und Zollschranken (Importquoten) handeln kann.

Das ist in D. nicht so einfach, weil es EU Richtlinien gibt.
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Martinus
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#16 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von Martinus » Di 18. Aug 2015, 23:39

barbara hat geschrieben: Ein Ei, das weniger als 60 Cent kostet (das einzelne Ei, nicht die ganze Packung), kann nicht tierfreundlich hergestellt worden sein.

Kann ich als Besitzer von frei laufenden Bild Hühner nur bestätigen.
Angelas Zeugen wissen was!

Salome23
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#17 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von Salome23 » Mi 19. Aug 2015, 06:26

ThomasM hat geschrieben: Wie würdest du verhindern wollen, dass nicht die Zwischenhändler die Gewinne alleine behalten?
Wie hat denn das Ganze in "früheren" Zeiten funktioniert , als alles noch [d]besser[/d] anders war und es noch viel mehr Bauern gab?

barbara
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#18 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von barbara » Mi 19. Aug 2015, 09:13

Pluto hat geschrieben: Die Schweiz hat den Vorteil, dass sie als eigenständige Instanz mit eigenen Gesetzen und Zollschranken (Importquoten) handeln kann.

Das ist in D. nicht so einfach, weil es EU Richtlinien gibt.

Auch Frankreich ist ein EU-Land und hat nicht diese unterirdische Massenhaltung an Tieren; zumindest nicht in dem Ausmass wie in Deutschland.

Aber da ist auch die Mentalität in Bezug auf das Essen eine andere, essen hoher Qualität wird geschätzt und Bauern/Züchter, die entsprechend ihre Tiere aufziehen, haben auch Abnehmer. Andererseits klagen vermehrt Sternerestaurants darüber, dass es für sie immer schwieriger wird, and Grundzutaten von bester Qualität heranzukommen.

In Deutschland scheint es vielen nach wie vor wichtiger zu sein, dass ihr Auto das beste Benzin bekommt, auch dann, wenn ihre Kinder billiges Essen kriegen.

gruss, barbara

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#19 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von Pluto » Mi 19. Aug 2015, 10:17

barbara hat geschrieben:Auch Frankreich ist ein EU-Land und hat nicht diese unterirdische Massenhaltung an Tieren; zumindest nicht in dem Ausmass wie in Deutschland.
Das liegt an der Mentalität, nicht an den Fakten. Der Deutsche ist was Selbstkritik angeht da sehr viel offener.

barbara hat geschrieben:In Deutschland scheint es vielen nach wie vor wichtiger zu sein, dass ihr Auto das beste Benzin bekommt, auch dann, wenn ihre Kinder billiges Essen kriegen.
Naja... französische Autos taugen auch nichts. :lol:

Im Ernst...
Franzosen sind anders aber nicht unbedingt besser. Sie stopfen massenweise Gänse und Enten, damit sie eine dicke, kranke Leber entwickeln.
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ThomasM
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#20 Re: Tierhaltung in Deutschland: Milchkühe

Beitrag von ThomasM » Mi 19. Aug 2015, 14:07

barbara hat geschrieben: Der Gesetzgeber kann Mindeststandards bei der Tierhaltung verfügen, und dann kostet das halt eben mehr. Ist grundsätzlich ganz einfach, auch wenn sich bei der praktischen Umsetzung sicher viele Leute sperren.
Ich habe den ursprünglichen Bericht, den Magdalena gepostet hat, nicht angeschaut, aber es ist zu vermuten, dass viele Missstände tatsächlich verboten sind, also gegen geltendes Recht verstoßen. Insofern ist das nicht ein Problem der Standards.

Hier gibt es ein Problem der Kontrolle. Viele Missstände entsehen, weil die Strafe eines ertappt-werdens mit so geringer Wahrscheinlichkeit geschieht. Das kann auch durchaus bei der Milchproduktion so sein (bei der Fleischproduktion weiß ich es, weil ich davon gelesen habe).

Was wäre also dann der Ausweg? Die Kontrolle verbessern. Aber auch da gibt es wiederum Hürden.

- Mehr Leute einstellen. Das sind aber dann Beamte. Die kosten und die Haushalte sind leer.
Soll man also z.B. Gelder von der Unterstützung von Schulen streichen, oder von den sozialen Projekten oder sonstwo, um die zusätzlichen Gelder frei zu machen?
Oder wäre es besser, die Steuern zu erhöhen, z.B. die Mehrwertsteuer?
Oder einen "Milchpfennig" erheben, was eine Sondersteuer auf anderem Weg wäre?
Und wer würde verhindern, dass die zusätzliche Gelder nicht plötzlich in andere politische Kanäle fließen?

- Die Kontrollen privatisieren?
Wie verhindert man Kungelei und Missbrauch? Kontrolle ist eigentlich Staatsaufgabe.
Wer kontrolliert die Kontrolleure?

- Wie verhindert man ein Ausweichen ins Ausland? Firmen gehen gerne in Länder, in denen die Kontrollen lax sind. Das würde die heimischen Milchbauern schlecht bekommen. Steuerhürden sind innerhalb der EU verboten und das Freihandelsabkommen macht es auch nicht besser.

Du siehst, es ist alles nicht so einfach. Ein klares politisches Konzept fehlt bei allem guten Willen und kann immer scheitern.
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