Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

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Pluto
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#11 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von Pluto » Mo 11. Mai 2015, 22:50

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Im Fernost schaffen es die Menschen, vielleicht Dank einer ganz anderen Mentalität.
Aber nicht unbedingt deswegen, weil "der" Chinese so gepolt ist, sondern weil man dort in der selben Aufstiegsphase ist wie wir vor 50 Jahren. - Das kann auch bei uns wieder mal kommen.
Ähm.... ich dachte nicht an China, sondern eher an Japan, Korea, Taiwan, Malaysien oder Singapur...
Schau dir dort mal die Mentalität der Gymnasiasten an, im Vergleich zu uns.
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closs
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#12 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von closs » Mo 11. Mai 2015, 23:19

Pluto hat geschrieben:Ähm.... ich dachte nicht an China, sondern eher an Japan, Korea, Taiwan, Malaysien oder Singapur...
Da müsste man genauer hingucken. - Japan ist auf dem absteigenden Ast - die Jungen leben dort oft vom Kapital der Eltern - insofern ist man dort "weiter" im Abstieg als bei uns. - In manchen der anderen Länder geht es eher aufwärts - ich glaube, dass Bildungs-Motivation eine Sache von Perspektive ist.

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#13 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von Pluto » Mo 11. Mai 2015, 23:25

closs hat geschrieben:Japan ist auf dem absteigenden Ast - die Jungen leben dort oft vom Kapital der Eltern - insofern ist man dort "weiter" im Abstieg als bei uns.
Da wäre ich mir nicht so sicher.
Warst du schon mal in Japan, und hast dir dort persönlich die Einstellung der Jugend angeschaut?

closs hat geschrieben:In manchen der anderen Länder geht es eher aufwärts - ich glaube, dass Bildungs-Motivation eine Sache von Perspektive ist.
Das glaube ich eher weniger. Ich glaube es hat eher damit zu tun, was du zuvor gesagt hattest, dass die Kinder bei uns es in unserer Überflussgesellschaft einfach zu leicht haben. Japan hinkt uns 20 Jahre hinterher mit dem Aufbau. Und die Koreaner sind noch weniger vom Erfolg verwöhnt. Ich sehe als Zeichen einer dekadenten Gesellschaft.

Ich glaube es ist eine Frage der Mentalität, und ich weiß beim besten Willen nicht wie man das Problem lösen kann.
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#14 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von closs » Mo 11. Mai 2015, 23:41

Pluto hat geschrieben:Warst du schon mal in Japan, und hast dir dort persönlich die Einstellung der Jugend angeschaut?
Nein - aber ich habe neulich mal ein langes Dossier gelesen, in dem Japan als negatives Parade-Beispiel für ein zurückfallendes Land bezeichnet wurde.

Genannt wurde die hohe Anzahl von Ehelosen, weil dort Job-Qualität und Heirats-Bereitschaft sehr eng verbunden seien, gleichzeitig die guten festen Jobs noch über Jahrzehnte vergeben seien (Senioritäts-Prinzip). - Zwar gäbe es noch eine Wachstumsrate, die jedoch nur deshalb bestehe, weil die reiche Vorgänger-Generation (heute Rentner) sehr viel Geld ausgäbe - es scheint also wenig Wachstums-Impulse aus zukünftig relevanten Unternehmungen zu geben. - Oder platt gesagt: Rentner, die nicht mehr arbeiten, hauen ihr Geld raus und alimentieren ihre Kinder, die unverheiratet daheim vorm Computer sitzen (ähnlich krass war es in der ZEIT zu lesen) - und das schlägt sich positiv in den Statistiken nieder, ist aber mittel- und langfristig ungesund.

Pluto hat geschrieben:Ich glaube es hat eher damit zu tun, was du zuvor gesagt hattest, dass die Kinder bei uns es in unserer Überflussgesellschaft einfach zu leicht haben.
Ich habe gesagt, dass sie es SCHWERER haben, weil viele von Haus aus Wohlstand als selbstverständlich wahrgenommen haben und jetzt merken, dass man Glück hat, wenn man ihn mit eigener Arbeit halten kann - psychologisch ist das schwieriger als umgekehrt.

Pluto hat geschrieben:Ich glaube es ist eine Frage der Mentalität, und ich weiß beim besten Willen nicht wie man das Problem lösen kann.
Da sind wir uns einig - wobei ich eben glaube, dass Mentalitäten stark durch die Frage bestimmt werden: In welche Zeit bin ich hier reingewachsen? Welche Perspektiven habe ich? - Wie stehen meine materiellen Erwartungen im Verhältnis zu meinen finanziellen Möglichkeiten? - Und diesbezüglich möchte ich ganz bestimmt nicht mit der heutigen jungen Generation tauschen müssen.

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#15 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von Pluto » Di 12. Mai 2015, 10:22

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warst du schon mal in Japan, und hast dir dort persönlich die Einstellung der Jugend angeschaut?
Nein - aber ich habe neulich mal ein langes Dossier gelesen, in dem Japan als negatives Parade-Beispiel für ein zurückfallendes Land bezeichnet wurde.
Japan scheint sich aus der Krise Ende der 80-er Jahre nie erholt zu haben.
Doch ich rede von der Motivation der jungen Menschen. Es ist angesichts der Probleme in Japan erstaunlich, wie die jungen Leute dort sich bemühen. Darüberhinaus haben wir dasselbe Bild in Süd Korea, Taiwan, Malaysien, Singapur, den Philipinen, usw.

closs hat geschrieben:Ich habe gesagt, dass sie es SCHWERER haben, weil viele von Haus aus Wohlstand als selbstverständlich wahrgenommen haben und jetzt merken, dass man Glück hat, wenn man ihn mit eigener Arbeit halten kann - psychologisch ist das schwieriger als umgekehrt.
Ja. Sie haben es schwerer auf eigenen Füßen zu stehen. Aber der Grund liegt in der Selbstverständlichkeit, alles bekommen zu können.
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#16 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von closs » Di 12. Mai 2015, 11:21

Pluto hat geschrieben: Aber der Grund liegt in der Selbstverständlichkeit, alles bekommen zu können.
Eben - und dafür können sie nichts, weil sie es so in der Zeit ihres Aufwachsens gelernt haben. - Diese Last müssen sie jetzt tragen - diese Last hatten wir NICHT. - Und zu erkennen, dass es vielleicht ganz anders sein könnte, ist nicht gerade motivierend - vor allem, wenn inzwischen geistige Grundlagen zeitbedingt weggefallen sind, die darüber stehen würden, wenn sie da wären.

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#17 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von Pluto » Di 12. Mai 2015, 11:49

closs hat geschrieben:Diese Last müssen sie jetzt tragen - diese Last hatten wir NICHT. - Und zu erkennen, dass es vielleicht ganz anders sein könnte, ist nicht gerade motivierend - vor allem, wenn inzwischen geistige Grundlagen zeitbedingt weggefallen sind, die darüber stehen würden, wenn sie da wären.
Die geistigen Grundlagen sind keineswegs weggefallen; sie haben sich nur verlagert — Weg von der Religion, hin zur inneren Moral und (wie Kant sagen würde) zur Sittlichkeit. Wenn unsere Jugend nicht in der Lage ist dies zu erkennen; nicht in der Lage ist, selbst Verantwortung auf sich zu nehmen, wer soll dann noch für die Renten und das ALG garantieren?

Ein höchst beängstigender Zustand für die arbeitende Bevölkerung von heute.
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#18 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von closs » Di 12. Mai 2015, 12:32

Pluto hat geschrieben:Die geistigen Grundlagen sind keineswegs weggefallen; sie haben sich nur verlagert
Meinst Du wirklich, dass die neue Grundlage ausreichend sein kann?

Pluto hat geschrieben:Wenn unsere Jugend nicht in der Lage ist dies zu erkennen; nicht in der Lage ist, selbst Verantwortung auf sich zu nehmen, wer soll dann noch für die Renten und das ALG garantieren?
Dazu können sie doch nichts.

Das Verantwortungs-Bewusstsein für sich selbst ist bei den heute Jungen sogar höher als zu unserer Zeit, weil man heute um viele Jahre früher "erwachsen" sein muss. - In meiner Generation hat man (nach heutiger Kaufkraft) ca. 600 Euro pm gebraucht - 150 Euro Studentenbude, 150,- Euro für Mensa und Kühlschrank-Minimal-Ausstattung, der Rest war für Zigaretten, Getränke (Klamotten und Friseur waren keine wirklichen Posten) - und der Rest war für Oper, Theater, Events, Tramp-Reisen in den Semesterferien. - Ich darf hiermit stolz vermelden, dass ich 1977 für 6 Wochen Irland-Tramp-Urlaub insgesamt 600 DM gebraucht habe - und 1974 für 3 Wochen Rumänien-Tramp-Urlaub 400 Euro - wir haben es bis zum SChwarzen Meer geschafft und uns dort von DDR-Urlaubern durchfüttern lassen. :D

Jetzt soll man natürlich die Nostalgie nicht überborden lassen: Aber außer fürs Studium (in möglichst vielen Städten und im Ausland) und die paar Kröten, die man für sich selber brauchte, hatten wir bis zum 28. Lebensjahr keine Verantwortung zu tragen. - Natürlich wurde viel gearbeitet - es gab damals ja nur Master-Studien - , aber Verantwortung? Nein - viel weniger als unsere Kinder heute.

Außerdem: Unsere Kinder-Generation kann doch nichts dazu, dass die Renten-Einzahlungs-Überschüsse unserer Generation zweckentfremdet verprasst und nicht angelegt wurden. - Es ist in der Tat nicht einzusehen, warum die heutigen Jungen mehr zu unserer Rente beitragen sollen, als sie später bekommen. - Das ist in der Tat ein Sündenfall von Adenauer, der sich Generationen danach bitter rächt.

Nein - auf unsere Jugend deute ich nicht mit dem Zeigefinger - sie hat es verdammt schwer UND ist zudem geistig wenig gerüstet.

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#19 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von Pluto » Di 12. Mai 2015, 12:45

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die geistigen Grundlagen sind keineswegs weggefallen; sie haben sich nur verlagert
Meinst Du wirklich, dass die neue Grundlage ausreichend sein kann?
Es ist keine "neue" Grundlage. Die Moral wurde von der Religion einverleibt, so dass Viele meinten, der Ursprung der Moral sei die Bibel. Die Bibel verbreitet die ethisch/moralischen Grundwerte, aber sie ist nicht der Urheber. Moral und Ethik sind viel älter als alle Religionund ein fester Bestandteil des Handelns des Menschen, seit huderten von Jahrtausenden.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn unsere Jugend nicht in der Lage ist dies zu erkennen; nicht in der Lage ist, selbst Verantwortung auf sich zu nehmen, wer soll dann noch für die Renten und das ALG garantieren?
Dazu können sie doch nichts.
Dann liegt es eben an der Dekadenz des Systems.

closs hat geschrieben:Das Verantwortungs-Bewusstsein für sich selbst ist bei den heute Jungen sogar höher als zu unserer Zeit, weil man heute um viele Jahre früher "erwachsen" sein muss.
Nicht muss... sondern "werden sollte..."
Theorie und Praxis klaffen das aber weit auseinander.

closs hat geschrieben:Natürlich wurde viel gearbeitet - es gab damals ja nur Master-Studien - , aber Verantwortung? Nein - viel weniger als unsere Kinder heute.
Ich denke, hier irrst du. Meine Beobachtung ist, dass man heute im Vergleich zu früher nicht bereit ist, die Verantwortung zu tragen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

closs hat geschrieben:Das ist in der Tat ein Sündenfall von Adenauer, der sich Generationen danach bitter rächt.
Gut möglich, das Adenauer da was falsch gemacht hat (ich weiß es nicht). Aber es gibt auch Länder wo das Rentensystem funktioniert.
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#20 Re: Soziale Konflikte weil man nichts mehr miteinander zu tun hat

Beitrag von closs » Di 12. Mai 2015, 13:34

Pluto hat geschrieben: Die Bibel verbreitet die ethisch/moralischen Grundwerte, aber sie ist nicht der Urheber.
Stimmt - nach christlicher Lesart ist es Gott.

Pluto hat geschrieben:Es ist keine "neue" Grundlage.
Aus christlicher Sicht schon.

Pluto hat geschrieben:Meine Beobachtung ist, dass man heute im Vergleich zu früher nicht bereit ist, die Verantwortung zu tragen
Kann ich ebenso bestätigen. - Der Unterschied: Früher musste man erst gar nicht "nicht bereit" sein, weil keine Verantwortung gefordert war - außer natürlich die Verantwortung für sich selbst - aber das war damals leicht, weil die Zeit persönlichkeits-freundlicher war.

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