Frigida oder der Marsch der Blöden?

Politik und Weltgeschehen
piscator
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#11 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von piscator » So 14. Dez 2014, 17:17

Die Ablehnung des Mainstreams ist aus meiner Sicht nur ein Teil des Spektrums, innerhalb der sich die rechte Szene bewegt. Diese Mainstreamunwilligen sind aus meiner Sicht nichts anderes als Mittel zum Zweck.

Da geht es vor allem ums Geld, die politische Orientierung ist Nebensache. Das erklärt auch die Verquickung der rechten Szene mit den großen Teilen der Esoteriker, der alternativen Heiler, MMS, Hamer, Agnihothra, kolloidales Silber, etc. der Befürworter der freien Energie und ähnlichem Schabernack. Ein großer Teil der einschlägigen Foren im Netz sieht aus, als hätten die einen einzigen Ursprung. Da wird munter per copy&paste publiziert, gegenseitig verlinkt, wobei fast immer ein einschlägig bekannter Verlag im Vordergrund steht.
Natürlich gibt es auch Trittbrettfahrer wie der berühmte Taxifahrer "bignose", die überall dabei sind, wo man ohne Mühe einen schnellen Euro machen kann.

Dagegen sind die Scientologen wahre Waisenknaben.
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closs
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#12 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » So 14. Dez 2014, 17:28

piscator hat geschrieben:. Das erklärt auch die Verquickung der rechten Szene mit den großen Teilen der Esoteriker, der alternativen Heiler, MMS, Hamer, Agnihothra, kolloidales Silber, etc.
Da vermischst Du aber arg unterschiedliche Sachen - es würde sich wirklich lohnen, die Szene etwas nüchterner zu analysieren.

Aus meiner Sicht sammeln sich in der echten rechten Szene viele Loser-Typen, die - wie so oft - ihre Wut auf Minderheiten umleiten - ein typisches psychologisches Muster: Der Schwache macht sich an den Schwächeren ran.

Was die AfD angeht, wird man dort einige recht vernüftige Unions-Enttäuschte finden: Dass auch das rechts-mittige Feld (= CSU/CDU) für sie den Eindruck erweckt, das Normbild der Gesellschaft sei die lesbische Frau mit Bart :devil:, beunruhigt auch Menschen, die sich selber als wert-konservativ bezeichnen würden.

Was "rechts-radikal" mit "Putin-Versteher" zu tun hat, erschließt sich mir nicht: Dann müsste man Menschen wie Frau Krone-Schmalz und Helmut Schmidt als AfD-gefährdet ansehen - das glaube ich nun wirklich nicht.

Und was die "esoterische" Szene angeht (Kristall-Wahrsager??), müsste man näher ausführen - habe nie davon gehört, dass es da Verbindungen gibt.

piscator hat geschrieben:Dagegen sind die Scientologen wahre Waisenknaben.
Bis es so weit ist, müsste man sich noch weitaus besser organisieren. - Das Gebot der Stunde wäre aus meiner Sicht, gedanklich und danach handelnd die echten Rechts-Idioten von den Wert-Konservativen zu trennen und letzteren politische Angebote zu machen - manchmal sind solche Leute schon zufrieden, wenn sie erkennbar gehört werden.

piscator
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#13 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von piscator » So 14. Dez 2014, 18:43

Hallo Closs,

nachfolgend ein paar Links für meine Ansichten. Ich habe mir überlegt, das hier hereinzustellen, denke aber, dass es sinnvoll ist, einmal aufzuzeigen,
wie das rechte Netzwerk funktioniert:

http://www.sonnenstaatland.com/2014/03/ ... gsversuch/
http://staseve.wordpress.com

Reichsbürger sind nicht immer deckungsgleich mit den Nazis, wobei Gemeinsamkeiten vorhanden sind, insbesondere in der Forderung nach der Wiederherstellung
des deutschen Reichs.

http://derhonigmannsagt.wordpress.com
Antisemitismus, Verschwörungstheorien, verbrämt mit christlichen Inhalten
http://terragermania.com
http://marialourdesblog.com
http://lupocattivoblog.com

http://netz-gegen-nazis.com
http://jungle-world.com/artikel/2014/15/49647.html

Braune Schnorrer im Netz

http://www.joconrad.de
http://www.freigeistforum.com

Seiten mit vielen Informationen

http://www.sonnenstaatland.com
http://ndrrhnr.blogspot.com/

Und hier noch ein Beispiel, wohin das Ganze im Extremfall führen kann

http://www.7stern.info/

Gruss piscator
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#14 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » So 14. Dez 2014, 20:10

piscator hat geschrieben: Ich habe mir überlegt, das hier hereinzustellen, denke aber, dass es sinnvoll ist, einmal aufzuzeigen, wie das rechte Netzwerk funktioniert
Vielen Dank - sehr aufschlussreich.

Im wesentlichen lese ich Verwirrung - eine klare Linie kann ich nicht erkennen. - Warum man Putin gutfinden könnte, habe ich auch nicht kapiert.

Unterm Strich darf allerdings eines nicht passieren: Dass man die alternative Medizin-Szene und seriöse NATO-Kritiker in einen Topf mit der von Dir belegten Szene wirft.

Was weiterhin interessant wäre: Wie zahlreich sind diese Rechts-Aktivisten eigentlich? Denn die Anzahl der Internet-Aktivitäten sagt ja eigentlich nichts aus - zumal deren text-stilistisches Niveau wirklich unterdurchschnittlich ist - als würden hier Leute schreiben, die ansonsten nicht arg viel mehr als die BILD lesen.

Weiterhin wäre zu prüfen, wer die 10.000 sind, die neulich in Dresden demonstriert haben. - Sind das Hardcore-Rechte oder sind da auch viele AfD-Leute (etc.) dabei, die ohne Kenntnis der politischen Meinung der Initiatoren rein gefühlsmäßig mitlaufen, weil die Schlagworte ("Raus aus der EU") attraktiv wirken. - Man sollte annehmen, dass der Verfassungs-SChutz diese Fragen klärt.

Zuletzt wäre die auch für mich offene Frage: Geht man medial offensiv vor - was natürlich deren Bekanntheitsgrad gerade explodieren lässt. - Oder schweigt man sie tot - als ehemaliger Marketing-Mensch tendiere ich eher dazu.

Wie auch immer: Vielen Dank für Deine Mühen - es ist immer wieder erstaunlich, wieviel SChrott unterwegs ist.

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Janina
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#15 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Janina » So 14. Dez 2014, 22:37

Pluto hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Frigida, Pegida, Dügida oder Hogesa. :?: :?:
So ist es. Die Leute haben nichts zu tun, also kommt ihnen eine Demo gerade recht.
Also geht man zur Demo, und macht irgendeine Minderheit nieder. Da ist es ganz eal, ob Asylbewerber oder Muslime, hauptsache sie sind in der Minderheit, und können sich nicht wehren.
Aha, Salafisten sind Minderheiten, die sich nicht wehren können, und die man beschützen muss? :roll:

ThomasM
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#16 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von ThomasM » Mo 15. Dez 2014, 15:36

Ich finde es durchaus bedrückend, dass auch in diesem Forum die Pegida Bewegung wieder mit den rechten Mitläufern gleichgesetzt wird. Damit geht man hier einen Konformismus mit der breiten Medienmehrheit ein, die die wirklichen Probleme totschweigt, von diesen ablenkt oder sie marginalisiert.

Und die Wirklichkeit ist, dass die deutsche Politik - und insbesondere die grün-linke Mehrheit - keine Antwort auf die Frage hat, wie mit den Flüchtlingen und Asylanten umgegangen werden soll. Meine Gemeinde beteiligt sich aktiv an der Unterstützung von Flüchtlingen, denn auch in unserer Kleinstadt wurden solche einquartiert. Ohne das Engagement der lokalen Gemeinden wären diese Menschen noch viel schlimmer dran.

Die zentralen Fragen aber bleiben:

- Wie kann man Menschen integrieren, die traumatisiert in unser Land kommen?
- Wir sollen gute Gastgeber sein (das ist und bleibt so), aber wer sagt diesen Menschen, dass man auch ein guter Gast sein sollte?
- Wer sagt diesen Menschen, dass es bei uns eine persönliche Kultur der Freiheit geben sollte und dass es daher nicht angebracht ist, wenn sie ihre kulturell bedingten rassistischen, frauenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Ansichten offensiv vertreten?
- Wie macht man diesen Menschen klar, dass sie den Terrorismus unterstützen, wenn sie als Mehrheit zu den islamistischem Ungeziefer in ihren eigenen Reihen schweigen?

Diese Fragen sind es, die die Mehrheit in der Bewegung haben. Sie grenzen sich vermutlich nicht genug von den braunen Mitläufern ab. Aber die Medien nehmen ausschließlich die Braunen wahr.
Warum?

Thomas
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closs
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#17 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Mo 15. Dez 2014, 16:22

ThomasM hat geschrieben:die grün-linke Mehrheit
In welchem Bundesland lebst Du? - Im übrigen: Es sind die C-Parteien, die bremsen.

ThomasM hat geschrieben: Ohne das Engagement der lokalen Gemeinden wären diese Menschen noch viel schlimmer dran.
Zustimmung. - Bei uns gibt es ebenfalls viel konkrete Gemeinde-Arbeit - persönlich haben wir gerade mit Iranern und Äthiopiern zu tun.

ThomasM hat geschrieben: aber wer sagt diesen Menschen, dass man auch ein guter Gast sein sollte?
Unter den ca. 70 Asylanten in unserer Kleinstadt ist keiner, der ein schlechter Gast ist. Allerdings würde sie gerne etwas arbeiten, um die Gastfreundschaft zurückzugeben - aber die Gesetze erlauben es nicht.

ThomasM hat geschrieben:dass es daher nicht angebracht ist, wenn sie ihre kulturell bedingten rassistischen, frauenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Ansichten offensiv vertreten?
Natürlich geht das nicht. - Aus meiner Sicht wäre das Problem gelöst, wenn man Asylanten bundesweit dezentralisieren würde - Ghettoisierung führt zu Eigen-Gärung.

Es gibt dazu einige ermutigende Ansätze - wie etwa der Fall in Baden-Württemberg, bei dem der Bürgermeister die Bürger mobilisiert hat, die jetzt wirklich an einem Strang ziehen und vorbildlichze Asylanten-Arbeit leisten.

ThomasM hat geschrieben: Wie macht man diesen Menschen klar, dass sie den Terrorismus unterstützen, wenn sie als Mehrheit zu den islamistischem Ungeziefer in ihren eigenen Reihen schweigen?
Bei Asylanten gibt es keine "eigenen Reihen", sondern nur Sprengel aus x Ländern, die zufällig am selben Aufbewahrungsort untergebracht werden. - Und im übrigen: Sollen sie als Asylanten Demonstrationen anmelden?

Meiner Meinung nach wird die Asylanten-Szene medial total verzerrt. - Natürlich wird man irgendwo in Deutschland irgendwelche extremistischen Nester finden - vielleicht in Großstädten - aber das spiegelt doch nicht die Realität als Ganzes wider. - Wir kennen ausschließlich freundliche und hoffnungsvolle Gesichter, die gerne eine Existenz bei uns mit eigener Kraft aufbauen wollen - aber vielleicht haben wir in unserer Gegend besonderes Glück.

Im übrigen: Ich habe bis heute nicht verstanden, wie man es sich bei einer Kinderquote von 27% leisten kann, junge und willige Menschen von woanders nicht aktiv aufzunehmen und auszubilden - spätestens in der nächsten Generation sind das Deutsche (WENN man vorher keine Fehler macht). - Eines unserer iranischen (christlichen) Ehepaare hat ihren 6Jährigen bei uns im Kindergarten - das Kind spricht inzwischen besser Deutsch als die Eltern und hat deutsche Freunde. - SOOO geht's.

ThomasM hat geschrieben:Aber die Medien nehmen ausschließlich die Braunen wahr.
Da stimme ich Dir zu - unsere mediale Wirklichkeit ist eine Katastrophe. - Erst geilt man die Bevölkerung auf, und wenn sie dann aufgeschreckt ist, bezeichnet man sie als Braune.

Catholic
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#18 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Catholic » Mo 15. Dez 2014, 16:25

Thomas,die Fragen,die sich die ehrlichen--teils einfach verunsicherten - Demonstranten stellen-einige hast Du bereits genannt -sollen auf jeden Fall ernst genommen werden.
Und teils haben Vertreter der Politik eben diese Unsicherheit in der Bevölkerung zu lange nicht ernst genug genommen.
Was mir Angst bereitet sind nicht die normalen Demoteilnehmer sondern Menschen und Gruppen wie die NPD,die entweder die - durch die Gesamtlage entstehende- latente Fremdenfeindlichkeit aufgreifen oder - wie ein gewisser Herr Lucke - in diesem difus-rechtslastigen "Fahrwasser" der Pegida "mitschwimmen"!

ThomasM
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#19 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von ThomasM » Mo 15. Dez 2014, 16:41

closs hat geschrieben: Meiner Meinung nach wird die Asylanten-Szene medial total verzerrt. - Natürlich wird man irgendwo in Deutschland irgendwelche extremistischen Nester finden - vielleicht in Großstädten - aber das spiegelt doch nicht die Realität als Ganzes wider.
Ich bin hier sogar der Meinung, dass man zwei Ebenen miteinander vermischt.
Die Asylanten selbst sind in der Regel kein Problem, die sind froh, mit dem Leben davongekommen zu sein.

Die Ereignisse, die die Bürger zu Wutbürgern machen, gehen aber in der Regel von Menschen aus, die bereits länger hier in Deutschland sind oder sogar hier geboren sind. Jugendliche und junge Erwachsene, die sich weder in dem Heimatland ihrer Eltern, noch in Deutschland zuhause fühlen, ausgegrenzt werden, sich selbst und andere ausgrenzen und nach Identität suchen. Und diese finden sie eben oft auch im Extremismus.
Oder die zuhause ein frauenfeindliches Bild kommuniziert bekommen und dieses auch leben.

Das heisst, die Probleme machen die Langzeit Hierbleiber und das trifft aktuell auf eine besonders große Welle von Flüchtlingen aus den Krisenherden dieser Welt.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
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#20 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von ThomasM » Mo 15. Dez 2014, 16:44

Catholic hat geschrieben: Was mir Angst bereitet sind nicht die normalen Demoteilnehmer sondern Menschen und Gruppen wie die NPD,die entweder die - durch die Gesamtlage entstehende- latente Fremdenfeindlichkeit aufgreifen oder - wie ein gewisser Herr Lucke - in diesem difus-rechtslastigen "Fahrwasser" der Pegida "mitschwimmen"!
Dieses Problem ist aber inhärent.
Denn die Medien berichten ja auch nur über die. Ich weiß gar nicht, wie groß der Anteil der Rechten tatsächlich ist. Weil mit den anderen schlicht nicht gesprochen wird und wenn, dann werden sie verzerrt dargestellt.
Herr Lucke ist bestimmt ein Opportunist (er ist schließlich Politiker), aber wie rechtslastig seine Partei wirklich ist, ist mir nicht klar. Klar ist nur, dass ich den Darstellungen der Medien sehr misstraue. Dazu ist mir die Berichterstattung zu einseitig.

Gruß
Thomas
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