Grüner Antisemitismus ?

Politik und Weltgeschehen
Martinus
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#1 Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von Martinus » Fr 24. Mai 2013, 06:09

Ein lesenswerter Artikel über grünes Gedankengut und ihre Einstellung zu Israel.

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... dukte.html
Angelas Zeugen wissen was!

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GanzBaff
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#2 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von GanzBaff » Fr 24. Mai 2013, 09:01

Was hat das mit Antisemitismus zu tun? Die Keule wird leider allzuschnell hervorgeholt wenn die israelische Politik Kritik von deutscher Seite erhält, daher wird den Linken auch immer gerne Judenhassertum vorgeworfen. Die Anschuldigen gehen gegen die israelische Siedlungs- und Sicherheitspolitik, nicht gegen das israelische Volk. Es gibt auch zahlreiche Juden die den ganzen Staat Israel infrage stellen, sind das auch Antisemiten? Man sollte nicht Antisemitismus mit Antizionismus und Staatskritik in einen Topf werfen, das verwässert jede sachliche Diskussion. Ich erinnere mich da gerade an Günter Grass mit seinem komischen Gedicht, ihm wurde auch direkt Judenfeindlichkeit vorgeworfen, dabei richtete sich sein Appell eigentlich nur gegen die Rüstungslieferungen der Deutschen, die Israel mit atomwaffenfähigen U-Booten beschicken. Ich finde es erbärmlich dass man als Deutscher alles nur beklatschen dürfen soll was die israelische Politik so verzapft. Oder bin ich nun etwa auch ein Rassist weil ich die Politik Phillip Röslers scheiXXe finde? Oder bin ich Antisemit weil ich Michel Friedman nicht leiden kann?

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dvdk
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#3 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von dvdk » Fr 24. Mai 2013, 10:05

GanzBaff hat geschrieben:Was hat das mit Antisemitismus zu tun?
...
Ich bin da vorsichtig. Einerseits kann Antisemitismus politisch als Opposition getarnt werden, andererseits lebt Israel seit seiner Staatsgründung ohnehin schon gefährlich. Und wo soll man die Grenze ziehen zwischen Zionismus und Antisemitismus?
Noch immer gibt es Menschen ostlich von Israel, die sehr daran interessiert sind, das jüdische Volk in's Meer zu treiben. Und zu gern lassen sich die Europäer und auch wir Deutschen uns gern vor diese nicht nur antizionistische sondern auch antisemitische Politik spannen.

Diesen Vorwurf mache ich besonders unseren deutschen Journalisten, die permanent den israelischen Staat kritisieren und auf dem paläsinensichen Auge blind sind.
Windhauch ...

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Janina
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#4 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von Janina » Fr 24. Mai 2013, 12:31

dvdk hat geschrieben:Und wo soll man die Grenze ziehen zwischen Zionismus und Antisemitismus?
Oje, keiner weiß bescheid, aber alle reden mit. Bei solchen Zeitungsmeldungen dreht es einem einfach den Magen um.
Zionismus ist das Bestreben, einen jüdisch-religiösen Nationalstaat in Palästina zu errichten. Damit wäre das Bestreben, Israel zu demokratisieren, schon antizionistisch.
Antisemitismus ist Abneigung gegen alle semitischen Völker. Semiten sind Völker, die eine semitische Sprache sprechen. Das sind Malteser, Hebräer und Araber (Syrer gehören dazu, Türken und Perser nicht).
Meistens wird das mit Antijudaismus verwechselt, und auch da gibt es sowohl die Ablehnung der jüdischen Religion, als auch den Hass auf jüdischstämmige Menschen, was nicht dasselbe ist.
Und das dämlichste Gequatsche - CDU, wen wundert's? - ist ein Antiwasauchimmerismusvorwurf, wenn man Ausbeuter boykottiert.

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dvdk
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#5 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von dvdk » Fr 24. Mai 2013, 13:05

Janina hat geschrieben:Oje, keiner weiß bescheid, aber alle reden mit. Bei solchen Zeitungsmeldungen dreht es einem einfach den Magen um.
...
Und das dämlichste Gequatsche - CDU, wen wundert's? - ist ein Antiwasauchimmerismusvorwurf, wenn man Ausbeuter boykottiert.
Na gut, ich hätte Antizionistisch schreiben sollen. Um diese Grenze geht es mir. Denn die Abneigung gegen einen Jüdisch-religiösen Nationalstaat kann nun mal leicht in Antisemitistus oder genauer Antijudaismus umschlagen.

Sicherlich, Semiten sind nicht nur die Juden sondern alle semitischen Völker, so auch die Palästinenser. Aber wer verwendet hier schon den Begriff Antijudaistisch.

Übrigens, die deutschen Juden sprachen deutsch. Trotzdem richtete sich der Antisemitismus (Antijudaismus) gegen sie. Und wenn ich dann noch Wikipedia zu Rate ziehe ...
Als Antijudaismus (von griechisch-lateinisch anti judaios: „gegen Juden“) wird die pauschale Ablehnung des Judentums aus überwiegend religiösen Motiven bezeichnet.
...so kann ich in Europa - bis auf islamische Kreise - keine religiös geprägte Ablehnung gegen das Judentum finden. Eine politische sehr wohl.
Windhauch ...

Abischai
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#6 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von Abischai » Fr 24. Mai 2013, 13:18

Das sehe ich genau so wie Janina.
___________________

Gerade Christen sollten sich befleißigen, mit Begriffen sauber umzugehen und nicht zu polemisieren. Nur dann wird man auch evtl. ernst genommen.

Der Zionismus hat seine Berechtigung. Als er entstand war er vor seinem historischen Hintergrund nicht nur berechtigt sondern sogar zwingend überfällige Notwendigkeit. Heutzutage könnte man eine solche Grundlegung vielleicht nicht mehr rechtfertigen, aber sie ist nun mal da uns hat Bestandsschutz, genau so wie die Grenzen Deutschlands nach dem 2. WK. Politischer Revisionismus war schon immer ungerecht, das ist er dem Zionismus gegenüber auch.

Man muß exakt sagen, daß alles was sich gegen Israel richtet: Antiisraelismus heißen müßte, denn selbst der mittlerweise anerkannte Begriff "Jude" ist nicht korrekt, weil Juda zwar ein großer, nicht aber der einzige Stamm in Israel war, es gab bekanntlich 13 Stämme.

Allerdings hat "Antisemitismus" auch eine gewissen Berechtigung (als Begriff), weil es die Sippe Sems war, die sich von Babel am weitesten entfernt gehalten hatte.

Und gerade das Thema "Turmbau" zu Babel ist heute wieder aufs Tapet gezogen worden. Im Grunde geht es schon gegen Sem und seine Nachkommen, aber das nur am Rande.
Und die Feindseligkeiten zwischen den Brüdern (Semiten) haben eine Geschichte, die man auch erst mal verstehen muß, als Schlüssel für das, was aktuell geschieht.

Syrien: Laban und Jakob hatten einander geschworen, eine bestimmte Grenze niemals in feindseliger Absicht zu überschreiten, sie errichteten dort einen Gedenkstein.
Laban nannte ihn in seiner Sprache "jegar sahaduta" und Jakob "gal ed" das spätere "Gilead". Man müßte man schauen, wo dieser Grenzstein eigentlich ist oder war.

Die Palästinenser sind alles mögliche, aber im Grunde keine Semiten. Sie sind ein Mischvolk aus allerlei arabischen Nationen, berufen sich aber auf den Namen "Philister" (keine andere Bedeutung hat "Philistäa"= "Palaestine"). Eine unklarere Identitätsstörung gibt es wohl nicht. Philister waren Japhtiten, also keine Semiten.
Wenn die Kanaan bewohnenden, ggf. arabischer Herkunft seienden Menschen keine erklärten "Palaestine" sind, dann kann man sie ernst nehmen, aber so...?

Israel hat seine Brüder eigentlich immer geachtet, allerdings haben Israels Brüder ihn nicht immer geachtet. Was heute so ins Feld geführt wir, hätten sich Israel gegenüber dessen Verwandte Nahor, Lot, Ismael und Esau niemals gewagt, die waren gottesfürchtig. Bei den späteren fing der Verrat an, Laban ist der erste in der mühevollen Reihe.
Zuletzt geändert von Abischai am Fr 24. Mai 2013, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Janina
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#7 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von Janina » Fr 24. Mai 2013, 13:36

dvdk hat geschrieben:Die Abneigung gegen einen Jüdisch-religiösen Nationalstaat kann nun mal leicht in Antisemitistus oder genauer Antijudaismus umschlagen.
Das glaube ich kaum, denn wer bitte IST antizionistisch? Alle Bewohner und Nachbarn, die unter dem faschistischen Regime leiden. Das sind schonmal ALLES Semiten. Sogar säkulare Juden mit demokratischer Gesinnung sind "antizionistisch".
Dass die Nazis "antijudaistisch" waren, ist keine Frage - im Sinne von Hass auf jüdischstämmige Menschen. Die Religion dürfte sie nicht interessiert haben.
Aber antisemitisch waren sie nicht, haben selbst mit Arabern bestens kooperiert. Es gibt sogar ein Loblied Heinrich Himmlers auf die Disziplin und Opferbereitschaft arabischer Krieger.
Und antizionistisch waren sie auch nicht, denn sie haben (vor der Idee von der "Endlösung") die Ausweisung aller Juden nach Palästina angestrebt. Dies übrigens in Zusammenarbeit mit jüdischen (zionistischen) Vereinigungen.

Als Antijudaismus (von griechisch-lateinisch anti judaios: „gegen Juden“) wird die pauschale Ablehnung des Judentums aus überwiegend religiösen Motiven bezeichnet. -
...so kann ich in Europa ... keine religiös geprägte Ablehnung gegen das Judentum finden. Eine politische sehr wohl.
Richtig, da gilt die alternative Definition Hass auf jüdischstämmige Menschen. Übrigens ist auch der islamische Antijudaismus kein religiöser, sondern ein territorialer Konflikt. Was einen kaum verwundern dürfte.

Abischai hat geschrieben:Man muß exakt sagen, daß alles was sich gegen Israel richtet: Antiisraelismus heißen müßte...
Auch da würde ich differenzieren. Man muss die Existenz des Staates nicht angreifen, wenn man eine unterdrückende Politik ablehnt. Denn die Politik ist in der Tat faschistisch, Menschen werden nach Volksgruppenzugehörigkeit getrennt und haben verschiedene Rechte - oder eben keine. Das IST eine Apartheid. Den Staat zu demokratisieren heißt nicht ihn aufzulösen.

Abischai
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#8 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von Abischai » Fr 24. Mai 2013, 13:57

Verwundern?! Na ja.

Wenn ich ein großes Grundstück habe und mein Nachbar ein 10x so großes, ihm aber mein Gärtchen gut gefällt und er mir nahelegt, mich verdammt noch mal dahin zu verpissen, wo ich hergekrochen kam, er als meinen Erwerb streitig machen möchte, ohne Grund, wohlgemerkt, denn er hat ja genug, dann verwundert das vielleicht doch.

Der Ort in dem ich mein Zelt aufgeschlagen habe, wurde einer größeren Stadt einverleibt, ich bin somit Leipziger. Meine Güte, ich könnte das auch boykottieren und beharrlich auf das Dörfli pochen. Der Ort nennt sich imemr noch so, gehört jetzt aber zur Stadt, mit allen Nach- und VORteilen!!
Nichts anderes ist das eigentliche Problem mit dem sog. "Palästina" seit Mai 1948.

Es ist also höchst verwunderlich, wenn man sich darob nicht verwundert.

Niemand hat etwas gegen die Demokratisierung des Staates Israel. Wenn es in der Gegend dort überhaupt einen demokratischen Staat gibt, dann ist es Israel, und zwar seit Staatsgründung.
Man kann natürlich Ägypten und Syrien auch als Demokratie bezeichnen, nur ist das eben mit Sicherheit nicht wahr.
Wenn es in Israel nun kontroverse Bestrebungen gibt nicht nur demokratische, dann ist das ganze immer noch demokratischer als alles andere, mindestens so oder gar mehr noch als in Deutschland.
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#9 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von Janina » Fr 24. Mai 2013, 14:04

Abischai hat geschrieben:Der Ort in dem ich mein Zelt aufgeschlagen habe, wurde einer größeren Stadt einverleibt, ich bin somit Leipziger. Meine Güte, ich könnte das auch boykottieren und beharrlich auf das Dörfli pochen. Der Ort nennt sich imemr noch so, gehört jetzt aber zur Stadt, mit allen Nach- und VORteilen!!
Nichts anderes ist das eigentliche Problem mit dem sog. "Palästina" seit Mai 1948.
Einen Unterschied gibt es schon: Leipziger würden in dein Dörfli einziehen, dir dein Haus wegnehmen, Siedlungen in deinem Garten bauen. Und wenn du in die Hundehütte umziehst, setzen sie dir noch eine Müllhalde davor.

Abischai hat geschrieben:Wenn es in der Gegend dort überhaupt einen demokratischen Staat gibt, dann ist es Israel.
Nur ohne volle Bürgerrechte für ALLE Bürger.

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dvdk
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#10 Re: Grüner Antisemitismus ?

Beitrag von dvdk » Fr 24. Mai 2013, 14:04

Abischai hat geschrieben: Man muß exakt sagen, daß alles was sich gegen Israel richtet: Antiisraelismus heißen müßte, denn selbst der mittlerweise anerkannte Begriff "Jude" ist nicht korrekt, weil Juda zwar ein großer, nicht aber der einzige Stamm in Israel war, es gab bekanntlich 13 Stämme.
Klar, wir können das Thema gern auseinander nehmen. Der Zionismus wurde vor allem von Theodor Herzl gefördert. Damit erfüllte sich allerdings nur uralte Profezeiung, nämlich daß Juda wieder in seine alte Heimat zurückgeführt werden würde. Juda war der letzte Stamm, der 70 n. Chr. von Titus aus Israel vertrieben wurde. Die Belagerung Jerusalems und das Drama von Masada sprechen Bände. Die übrigen Stämme wurden schon vorher vertrieben oder gerieten in Gefangenschaft. Sie haben sich mit praktisch allen Völkern der Erde vermischt. Auch das jüdische Volk ist nicht mehr absolut jüdisch. Einerseit heirateten die Israeliten untereinander stammübergreifend andererseits lebten die Juden lange in der Diaspora. Viele heute noch. Dort heirateten einige ebenfalls interkonfessionell.

Nun haben sich also durch die zionististische Bewegung viele Juden aus verschiedenen Völkern wieder in Palästina gesammelt. Ein paar Juden störte die Araber nicht. die gab es schon immer dort. Aber es wurden mehr und mehr. Sie kauften Land, bauten Städte wieder auf, errichteten Kibbuzim, wurden stärker und stärker. Als dann der Staat Israel ausgerufen wurde, war das die Geburtsstunde des Ost-West-Konfliktes, der bis heute fortdauert und in einem mächtigen Krieg enden wird. Denn die Israelfeindlichkeit wird nicht aufhören sondern weiterhin zunehmen.
Windhauch ...

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