Ja und nein, wobei ich direkt vorausschieben möchte, dass sich meine Position hier mehr auf persönliche Erfahrungen stützt, als dass ich aus dem Stand eine konkrete statistische go-to-Erhebungen zur Hand hätte, die den heutigen Zustand mit dem von vor 20, 30, 40 Jahren vergleicht. Grain of salt und all das.
Ich denke du hast recht, wenn du sagst, dass es schon immer einen gewissen Prozentsatz gab, der empfänglich für verschwörungstheoretische Inhalte/conspiratorial ideation etc. ist und dieser Anteil prinzipiell anfälliger Personen ist, denke ich, nicht signifikant gestiegen. Im Gegenteil, ich finde, dass es eine Reihe von Indikatoren gibt, die einem, zumindest im Westen, die Vermutung oder wenigstens Hoffnung nahelegen, dass wir hier in der Gesamtheit sogar einen Rückgang hatten.
Aber - und das ist ein großes Aber - ich denke schon, dass die Menge derer, die entsprechende Ansichten tatsächlich vertreten in den letzten, ich sag mal grob zwei Jahrzehnten, speziell aber im letzten, massiv zugenommen hat, eben weil (das reißst du ja selbst an) die Einstiegshürde in diese Gefilde fast komplett weggefallen ist. Heute findet jeder der eine halbwegs gerade Anfrage bei einer Suchmaschine formulieren kann einen Eingang zum Kaninchenbau. Jeder kann überall anonym teilhaben und jeder kann sehr einfach nicht nur Konsument sondern auch Produzent sein (was an sich ja beides eigentlich positiv ist) und dieser Paradigmenwechsel ging deutlich schneller von Statten, als sich viele an die neuen Gegebenheiten anpassen konnten. Gerade meine Generation (plus/minus) ist hier massiv betroffen, weil wir noch "jung genug" sind, dass wir diesen "neumodischen Quatsch" nicht kollektiv ignorieren, weil's sich eh nicht mehr lohnen würde, sich da reinzufuchsen und gleichzeitig sind wir alt genug, dass sich unsere Medienkompetenz noch unter völlig anderen Bedingungen ausgebildet hat.
Darüber hinaus würde ich sagen, dass innerhalb der Gruppen derer, die entsprechende Ansichten vertritt, die Identifikation mit der jeweiligen Gruppe deutlich stärker ist, für nicht wenige ist das inzwischen ja wirklich ein Eckpfeiler der eigenen Identität geworden, der auch prominent nach außen kommuniziert wird. Passend zum Thread kann man das bei die-hard-Trump Supportern (speziell dort, wo es Verflechtungen mit QAnon etc. gibt) recht gut beobachten.