Janina hat geschrieben:Ist diese Art des Lernens so gefordert? Oder ist das nur eine Strategie von Schülern, um sich durch die Prüfung zu mogeln?
Wie es aussieht: Ersteres.
Heute ist alles derart juristisch durchsetzt, dass man sich als Prüfer/Uni/Staat auf die sichere Seite begibt und gerade NICHT Verständnis, sondern "objektivierbares" Wissen abfragt. - Also NICHT: "Was steht eigentlich in McBeth drin?", sondern "Wann wurde das Stück nach heutigem Wissensstand geschrieben und welche mythologischen Motive sind darin erkennbar?". - Solche Fragen gehören AUCH dazu - aber sie betreffen nicht die Substanz. - Wobei wir schon wieder bei der historisch-kritischen Exegese wären und auch ein bißchen bei unseren "Was-ist-Wissenschaft-Kippeleien".
Mein mich prägender Professor (im 19. Jh. geboren

), bei dem ich ein Privatstudium in England absolvieren durfte, hat immer vom "Loss of Center" gesprochen: Man weicht aus ins Periphere, das man wie die Gans das Buch auf dem Kopf, getrost nach Hause tragen kann, und verliert immer mehr an Substanz.
Janina hat geschrieben:Mit Wortblasen fällt man sofort auf. Zumindest in der Physik.
Das ist nicht das Problem heute - da gibt es eben KEINE Wortblasen, dafür aber objektiverbarer Plastikmüll. - Die Bibelstelle Apg. 8,30 ist hierzu gerade prophetisch: "Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest?" - Diese Frage ist heute nicht mehr relevant.
Janina hat geschrieben:Beispiel: Student kommt in den Raum. Prof weist auf die Heizung - "Was fällt ihnen auf?" - Auf der Heizung liegt ein Ziegelstein. Angucken, anfassen - oh, merkwürdig! Der Stein ist oben warm und unten kalt. Prüfungsaufgabe: "Erklären sie, warum"...
Das mag ein Joke gewesen sein, aber trotzdem ein gutes Beispiel - das erinnert mich an das alte Professorenbild: Berufung, Lehrer, universal, witzig.
In meiner englischen Prüfung war das Thema: "Erklären Sie an einem Stück Shakespeares dessen Stellung in der englischen und europäischen Literatur im Hinblick auf den englischen Klassizismus sowie Corneille/Racine in Frankreich und Gryphius in Deutschland". - Also echte Kontext-Themen, die man nicht gelernt runterbeten kann. - O Gott - wir werden nostalgisch - dabei bist Du noch sooo jung.
Janina hat geschrieben:Treffer. - Das war eine echte Lockerungsübung.
Das ginge heute nicht mehr: "Arglistische Täuschung - Diskriminierung, weil Du eine Frau bist - Shitstorm - Betroffenheits-Piouretten seitens der Hochschulleitung - etc".