"Je suis Charlie"

Politik und Weltgeschehen
barbara
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#151 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von barbara » So 18. Jan 2015, 12:56

closs hat geschrieben:Nein - ist es wirklich nicht. - Aber über Anstiftung dazu könnte man doch mal reden ...

Kein Karikaturist hat dazu aufgefordert, Kirchen anzuzünden und Leute umzubringen. Keiner.

barbara hat geschrieben:Meinst du denn, dass alle Deutschen verhöhnt werden, wenn Merkel karikiert wird?
Nein - aber alle Christen, wenn Jesus (verhöhnend) karikiert wird.

Das ist jetzt ein bisschen inkonsequent. Warum sollten alle Deutschen nicht mitgemeintsein bei Merkelkarikaturen, aber alle Christen bei Jesuskarikaturen?


Dann sollte man die Karikaturen auf diejenigen beziehen, die in diesem Widerspruch stehen - also IS-Leute, etc.

Die beziehen sich ja genau darauf, auf jeden Fall alle, die Islam zum thema haben. Ich habe KEINE einzige Karikatur gesehen, die den gewöhnlichen Achmet Moslem verhöhnt. Nur solche, die sich auf Fanatiker beziehen.


Karikaturisten werden es ganz sicher schaffen, sie zeichnerisch so von anderen Muslimen abzusetzen, dass jeder sofort merkt: Aha - da sind Dschihadisten/IS-Leute/etc. gemeint und nicht Muslime als solche. - Und die "Charlie"-Leute hätten das auch gekonnt - aber sie wollten es offensichtlich nicht - sie wollten den "Jesus" der Moslems, nämlich Mohamed, treffen. - Und damit treffen sie alle Muslime. - Dumm gelaufen? :devil:

mir scheint, du habest da eine sehr verzerrte Wahrnehmung der Realität. :-/

gruss, barbara

jsc
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#152 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von jsc » So 18. Jan 2015, 12:59

closs hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Die grosse Mehrheit der gemässigten Muslime wird nicht verhöhnt.
Doch - genau das ist der Fall. - Es werden nicht (nur) Fanatiker verhöhnt, sondern Mohamed. - Das ist so, als wolle man den KukluxKlan angreifen und zu diesem Zwecke Jesus verhöhnen, weil sich der KukluxKlan sich irgendwie zum "weißen" Christentum bekennt. - Genau da geschieht der Kategorie-Fehler.
Vielleicht wird auch gar nicht Mohammed karikiert sondern das BILD von Mohammed, dass die Islamisten von Mohammed zeichnen? Wenn man sich als "gemäßigter Moslem" davon dann getroffen wird sollte man evtl. Sein Bild von Mohammed über denken?
Wenn eine Karikatur von einem rachsüchtigen Jesus gezeichnet würde, dann wäre ich davon nicht getroffen. Weil das nicht Jesus ist. Wenn dies permanent geschähe, dann müssten sich die Christen fragen wodurch so ein Eindruck erweckt wird. Es kann dann natürlich immer noch den Fall geben, dass einfach so immer wieder so etwas gezeichnet wird obwohl es keinerlei Anlass gibt. Das wäre dann abzulehnen, aber diesen Zustand sehe ich bei Mohammed Karikaturen nicht.

closs
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#153 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » So 18. Jan 2015, 16:51

sven23 hat geschrieben:Das Gewaltpotential ist ziemlich unstrittig.
Das ist wieder mal der reduktive Ansatz ("Da steht aber ...") - frage doch mal bei Lehrstühlen für Islamistik in Deutschland nach - die kennen diese Stellen auch.

sven23 hat geschrieben:Wir müssen mit denen froh sein, die ihre Religion nicht in allem befolgen.
Auch wieder reduktiv - der holistische Anspruch würde zur Frage führen: Welche Stellen sind zeitbedingt? - Welche Stellen stehen in Widerspruch zu anderen (friedlichen) Stellen? - Wie hat sich der Islam in den letzten Jahrhunderten entwickelt? - Was ist eigentlich das Kernanliegen des Islam?

Diese Fragen kann ich nicht beantworten - aber dafür gibt es Lehrstühle für Islamistik - am besten in Deutschland, weil hier sicherlich friedlicher Exegese stattfindet als in Saudi-Arabien. - Wenn es um Demokratie ginge, wäre es doch auch albern, das nordkoreanische Verständnis von Demokratie zum Maßstab zu nehmen.

sven23 hat geschrieben:die ja die Wurzel des Übels sind
Auch der Islam wird instrumentalisiert. - Wenn einer besoffen mit einem Porsche in eine Menschenmenge fährt, ist nach Deiner Logik Porsche die Wurzel des Übels (stimmt - ohne Porsche gäbe es keine Porsches :angel:

closs
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#154 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » So 18. Jan 2015, 16:58

barbara hat geschrieben:Kein Karikaturist hat dazu aufgefordert, Kirchen anzuzünden und Leute umzubringen.
So platt gesehen: Volle Zustimmung. :angel:

barbara hat geschrieben:Warum sollten alle Deutschen nicht mitgemeintsein bei Merkelkarikaturen, aber alle Christen bei Jesuskarikaturen?
Das ist schon ein großer Unterschied. - Merkel ist als Kanzlerin austauschbar - Jesus in seiner Rolle nicht.

Wenn Du eine beliebige Merkel-Karikatur anschaust, zielt das in der Regel auf ihren persönlichen Regierungsstil - da fühle ich mich als Deutscher überhaupt nicht angesprochen. - Ist halt zur Zeit unsere Kanzlerin - ab 2017 wahrscheinlich nicht mehr.

barbara hat geschrieben:Ich habe KEINE einzige Karikatur gesehen, die den gewöhnlichen Achmet Moslem verhöhnt.
Das kommt ganz sicher NICHT so rüber - in dem Moment, in dem Mohamed negativ dargestellt ist, betrifft das alle Muslime. - Die letzte Ausgabe könnte diesbezüglich die erste Ausnahme sein. - Wenn ich recht verstehe, ist hier Mohamed als einer dargestellt, der über seine Anhänger weint - das geht (habe ich das richtig verstanden?).

barbara hat geschrieben:mir scheint, du habest da eine sehr verzerrte Wahrnehmung der Realität
Das wäre leicht verschmerzbar - kritisch wird's, wenn es 2 Milliarden Moslems genauso sehen - und dafür gibt es deutliche Indizien.

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sven23
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#155 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » So 18. Jan 2015, 17:07

closs hat geschrieben: Das ist wieder mal der reduktive Ansatz ("Da steht aber ...") - frage doch mal bei Lehrstühlen für Islamistik in Deutschland nach - die kennen diese Stellen auch.

Wäre auch seltsam, wenn Islamexperten diese nicht kennen würden.
Islamische Exegeseakrobaten stehen im Gegensatz zu NT Exegeten vor einer ungleich schwierigeren Aufgabe. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, so viel Aufrufe zur Gewalt gegenüber Ungläubigen wegzuleugnen. Zu sagen, dies gehört nicht zum Islam, ist einfach zu wenig und nicht glaubwürdig.


closs hat geschrieben: Was ist eigentlich das Kernanliegen des Islam?
Abgrenzung. Die Welt wird eingeteilt in Islam-Gläubige und Ungläubige. In schwarz und weiß. Dazwischen paßt nichts.

Koranexperten und religiöse Vorturner sollten mal an einer Revision des Koran arbeiten, dann könnten sich friedliebende Muslime auch besser mit ihren Schriften identifizieren und müßten sich nicht ständig für diejenigen rechtfertigen, die die Gewalt-Anweisungen der Heiligen Schriften in die Tat umsetzen.
Zuletzt geändert von sven23 am So 18. Jan 2015, 17:09, insgesamt 1-mal geändert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#156 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » So 18. Jan 2015, 17:09

jsc hat geschrieben:Vielleicht wird auch gar nicht Mohammed karikiert sondern das BILD von Mohammed, dass die Islamisten von Mohammed zeichnen?
Das ist jetzt die dialektische Schiene - unter Intellektuellen kann man das so sehen. - Den 2 Milliarden Moslems kann man weit mehrheitlich nicht mit solchen dialektischen Brechungen kommen. - Das wird nicht verstanden (würde bei uns auch nicht verstanden werden).

jsc hat geschrieben:Wenn dies permanent geschähe, dann müssten sich die Christen fragen wodurch so ein Eindruck erweckt wird.
Das stimmt schon. - Der nachhaltige Eindruck ist allerdings der, dass in unserem westlichen Kulturkampf so ziemlich alles runtergemacht wird, was irgendwie nicht der säkularen Social Correctness entspricht. - Es wäre an der Zeit, selbige mit ähnlich drastische Mitteln zu karikieren (cih kann leider nicht zeichnen).

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#157 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » So 18. Jan 2015, 17:12

sven23 hat geschrieben:Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, so viel Aufrufe zur Gewalt gegenüber Ungläubigen wegzuleugnen.
Woher willst Du das wissen? - Auch Religionen entwickeln sich - man nennt das "Heilsgeschichte". - Entscheidend für uns ist, was 90/95/99% der Muslime unter Islam verstehen.

sven23 hat geschrieben:Die Welt wird eingeteilt in Islam-Gläubige und Ungläubige.
Das an sich muss kein Problem sein, wenn man mit Ungläubigen freundlich umgeht. - Der Westen teilt die Welt auch ein in freiheitlich-demokratische und nicht freiheitlich-demokratische Gesellschaften. - Dieser Mechanismus ist nicht neu.

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#158 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Zeus » So 18. Jan 2015, 17:24

jsc hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
barbara hat geschrieben:Die grosse Mehrheit der gemässigten Muslime wird nicht verhöhnt.
Doch - genau das ist der Fall. - Es werden nicht (nur) Fanatiker verhöhnt, sondern Mohamed.
Na und? Ist Mohammed = große Mehrheit?
Warum denn darf man Mohammed nicht kritisieren? Steht der unter Artenschutz oder so was ähnlichem? Wie kann ein vernünftiger Mensch an dessen fantastische Reise in den Himmel glauben?
Ich weiß, dass vom Papst am 1.11.1950 das Dogma der leiblichen Himmelfahrt der Jungfrau Maria erklärt wurde. Beim Islam war's nur eine Person. Die RKK musste noch einen drauf setzen und Zwei in den Himmel reisen lassen.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#159 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » So 18. Jan 2015, 17:24

closs hat geschrieben:Woher willst Du das wissen? - Auch Religionen entwickeln sich -

Wo hätte sich der Islam denn zum Positiven entwickelt? Er war doch zur Blütezeit der arabischen Kultur toleranter als heute.
Die einzige Hoffnung besteht darin, daß immer weniger Muslime ihre Religion nicht vollumfänglich ernst nehmen.

closs hat geschrieben: Das an sich muss kein Problem sein, wenn man mit Ungläubigen freundlich umgeht.

Laut Koran darf man sogar den Ungläubigen gute Miene zum bösen Spiel vormachen, um sie später ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
Der Koran ist ein Anachronismus, der nicht ins 21. Jahrhundert paßt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#160 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Catholic » So 18. Jan 2015, 17:27

closs hat geschrieben:Der nachhaltige Eindruck ist allerdings der, dass in unserem westlichen Kulturkampf so ziemlich alles runtergemacht wird, was irgendwie nicht der säkularen Social Correctness entspricht. - ...

Das ist leider auch wahr,denn ohne den islamistischen Terror irgendwie rechtfertigen zu wollen,stelle ich fest,dass nicht wenige deutsche "Katholiken" mittlerweile so "tolerant" geworden sind,dass sie wirklich fast (!) jeden medialen Angriff seitens der Gegner ihrer Überzeugung einfach hinnehmen.

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