Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

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Magdalena61
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#1 Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von Magdalena61 » Sa 6. Jul 2013, 11:32

Durch den Beitrag von Malika inspiriert kam mir ein Gedanke.

Wo kommt ihr her? Wo wohnt ihr? Warum wohnt ihr da, wo ihr wohnt?
Wer hat Lust, ein wenig von seiner (Familien)geschichte zu erzählen? :)

Ich bin in Süddeutschland geboren, genauer gesagt, im Landkreis Biberach. Deswegen zählt man mich zu den Schwaben.
Vater Schwabe, Mutter geboren in Ostpreußen, 1945 geflohen und dann irgendwann im Süden gelandet.

Nach einigen Stationen und häufigen Wechseln... innerhalb Baden-Württembergs, in der Pfalz, im Badischen und im Allgäu... wohne ich nun seit mehr als sechs Jahren in der Nähe von Rottweil, am Rande des Schwarzwaldes... da wollte ich hin und Gott war so nett, mir diesen Wunsch zu erfüllen.

DSC_1335.jpg Fahrrad.jpg
LG
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Abischai
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#2 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von Abischai » Sa 6. Jul 2013, 11:56

Meine Eltern mütterlicherseits haben in der berühmten Stadt Königsberg gelebt, Großvater stammt aus Tilsit. Väterlicherseits waren meine Ahnen Bauern in Pommern, Netzekreis, nächst größere Stadt war Schönlanke, wer sich da ein wenig auskennt. Dann kam, das ist nichts neues, der Krieg, und nach dem Krieg die Russen, Vaters Vater und Onkel kamen nie wieder. Das war dann in Pommern wirklich kein leichtes Leben, aber sie haben es irgendwie mit hängen und würgen überlebt. Ende '46 dann der Befehl zu verschwinden, Haus und Hof zu verlassen, alles, wofür Generationen wirklich unglaublich hart und fleißig gearbeitet haben. Als Flüchtlinge der 2. Welle von denen zuvor ausgegrenzt und wie "Ausländer" mißhandelt, gerieten sie in auffanglagerartige Unterkünfte, bis sich dann langsam das Volk auf umliegende Orte und Wohnungen verteilen konnt. Die Armut war so, wie wir das heute von Bildern aus Rumänien her kennen, aber man war wenigstens am Leben.
Januar '45 unterdessen wurde Königsberg evakuiert, zumindest floh Großmutter mit ihrer Mutter und 2 Kindern, eins davon meine Mutter über Gotenhaven (weiß gar nicht wie das geschrieben wird) über die See ins Reich, nach Westen. Aber man nahm auch bei der Mutter mit 2 kleinen Kindern und Oma wenig Rücksicht, das Schiff war voll, nichts zu machen. Und es war das letzte Schiff, was jemals noch auslaufen sollte. Heute sind wir froh, daß sie es nicht nehmen konnten, denn jeder weiß, was kurze Zeit danach mit jenem Schiff passiert ist (es war die Wilhelm-Gustloff). Auf beschwerlichem Landweg kam man dann auch irgendwann im amerikanisch besetzten Leipzig an, wo aber der Jüngste der Familie, Mutters 2-jähriger Bruder endlich am Ziel, im KH verstarb, habe meine Onkel also nie kennengelernt.
Dann wurde Deutschland neu aufgeteilt und die Amerikaner zogen ab, überließen die Gegend der Sowjetischen Militäradminsitration. Das ist der Grund, warum ich heute "Ossi" bin. In der Region haben sich meine Eltern kennengelernt und in kleinsten Schritten aufbauend den Krieg und den Hunger hinter sich gelassen (das ist noch ein ganz eigenes Thema). Im Wesen unserer Eltern ist die Zeit so tief verwurzelt, darum führe ich das auch so weit aus, daß ihr Verhalten heute noch
von den Ereignissen: Flucht, Vertreibung, Hunger und Armut geprägt ist.
Möge niemals jemand von uns vergessen, was unsere Eltern geleistet haben, und wie sie für uns ihr Fell hingehalten haben.

Da kommen wir her, und so sind wir, wie das, wo wir herkommen, wen wundert's ...


"Du sollst Vater und Mutter ehren..."
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Pflanzenfreak
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#3 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von Pflanzenfreak » Sa 6. Jul 2013, 17:55

In meinen Adern fliesst nur schwäbisches Blut. Sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits zumindest bis in die Generation meiner Grosseltern bin ich sozusagen Sortenrein.
Im Schwabenland bin ich schon ein bischen herumgekommen, hab es aber ausser für Urlaub noch nie verlassen.

Die Einflüsse der Umwelt auf die Menschen und ihre Sprache fasziniert mich sehr.
Ich mag die Schwaben, für die der Bibelvers: "viel Steine gab´s und wenig Brot" so ziemlich den Nagel auf den Kopf trifft, und die durch die Kargheit ihrer Umwelt zu dem wurden was sie sind. Sparsam und fleissig, ehrlich und direkt.
Inzwischen verändern sich die Umstände und damit auch die Schwaben, man wird sehen wohin.

jupi
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#4 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von jupi » Sa 6. Jul 2013, 20:09

Ich bin waschechter Rheinländer aus Langenfeld/Rhld. gebürtig.
Nach der Hochzeit nach Solingen gezogen und jetzt seit 15 Jahren im schönen Leverkusen. :wave:

Munro
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#5 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von Munro » Sa 27. Jan 2018, 16:24

Magdalena61 hat geschrieben:

Ich bin in Süddeutschland geboren, genauer gesagt, im Landkreis Biberach. Deswegen zählt man mich zu den Schwaben.
Vater Schwabe, Mutter geboren in Ostpreußen, 1945 geflohen und dann irgendwann im Süden gelandet.

Nach einigen Stationen und häufigen Wechseln... innerhalb Baden-Württembergs, in der Pfalz, im Badischen und im Allgäu... wohne ich nun seit mehr als sechs Jahren in der Nähe von Rottweil, am Rande des Schwarzwaldes... da wollte ich hin und Gott war so nett, mir diesen Wunsch zu erfüllen.

Das finde ich nun sehr interessant!

Ich oute mich mal als Badener aus dem Rebland um Baden-Baden.

Und alle meine Vorfahren, soweit sie bekannt sind, waren immer nur dieses: Badische Winzer und Weinbrenner.
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Munro
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#6 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von Munro » Sa 27. Jan 2018, 16:25

Lasst uns doch ruhig etwas weitermachen in diesem schönen Thema! :idea:
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

piscator
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#7 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von piscator » Sa 27. Jan 2018, 18:40

Ich bin auch Schwabe, mein Vater wurde in Kleinaspach geboren, meine Mutter stammt aus Wuestenrot-Neuhuetten.
Ich selbst bin viel herumgekommen, lebe seit Jahrzehnten in Schwaebischen Wald. Irgendwann ziehe ich weiter, mein Traum waeren die USA, irgendein kleines Kaff in mittleren Westen,wo ich alt werden kann ohne die hier staendig zunehmende räumliche Enge und die zunehmende staatliche Gaengelei.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

Lena
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#8 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von Lena » Sa 27. Jan 2018, 20:01

Ich bin in Santiago de Chile geboren. Meine Eltern lebten eine Zeit lang dort. Der Vater Schweizer, die Mutter halb Italienerin und halb Schweizerin. Später zogen wir in die Schweiz, ins Bünderland. Von dort ging es dann später weiter in den Kanton Zürich. Dort traf ich in jungen Jahren meinen zukünftigen Ehemann und wir zogen bloss ein paar Dörfer oder Städte weiter. Ich möchte nirgends wo anders leben, als da wo ich bin.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Munro
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#9 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von Munro » Sa 27. Jan 2018, 21:05

Lena hat geschrieben:Ich bin in Santiago de Chile geboren. Meine Eltern lebten eine Zeit lang dort. Der Vater Schweizer, die Mutter halb Italienerin und halb Schweizerin. Später zogen wir in die Schweiz, ins Bünderland. Von dort ging es dann später weiter in den Kanton Zürich. Dort traf ich in jungen Jahren meinen zukünftigen Ehemann und wir zogen bloss ein paar Dörfer oder Städte weiter. Ich möchte nirgends wo anders leben, als da wo ich bin.

Ein echt internationaler Lebenslauf! :idea:
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

piscator
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#10 Re: Völkerkunde-- wo kommt ihr her?

Beitrag von piscator » So 28. Jan 2018, 15:16

In diesem Zusammenhang:
Ich hatte im Jahr 1974 das Abitur gemacht und dann aus verschiedenen Gründen keinen Kontakt mehr zu meinen Schulkameraden. Im Jahr 2004 war erstmals ein Klassentreffen, wo nahezu alle erscheinen sind.
Mir ist aufgefallen, dass die Mehrheit meiner Schulkameraden nach wie vor da wohnten, wo sie aufgewachsen sind, oft sogar noch im elterlichen Haus.
Ich empfand das als seltsam, stammte doch der Großteil meiner Schulkameraden aus so genannten gut situierten Familien und Unternehmerhaushalten, wo man eigentlich annehmen konnte, dass die Kinder sich aufgrund Studium und Ausbildung und der Kontakte weit verstreut niederlassen würden.
Anscheinend war ich die große Ausnahme. Kind aus einer Arbeiterfamilie, nach dem Abitur zum Militär, dann Studium, Auslandsaufenthalt in Malaysia, Nordafrika, lange Jahre ständig in Paris, dann weiteres Studium mit Staatsprüfung m Stuttgart, jetziger Wohnort bzw. Arbeitsplatz 10 Kilometer vom Geburtsort entfernt, aber ohne nennenswerte Kontakte dahin.

Anscheinend ist was dran, dass der durchschnittliche Deutsche letztendlich dort bleibt, wo er geboren wird.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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