Redensarten

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Ruth
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#21 Re: Redensarten

Beitrag von Ruth » Mo 10. Feb 2020, 12:00

Ruth hat geschrieben:
So 3. Feb 2019, 15:18
Gerade ist sie mir wieder begegnet, eine Redensart, die ich irgendwie paradox finde ...

Da sagt ein User zum anderen: "ich bin stolz auf dich" ...

...für mich stellt sich dann die Frage: welchen Anteil an dem, was derjenige getan hat, hat derjenige, der stolz auf jemanden ist, den er vielleicht sogar nicht einmal persönlich kennt?

Aber auch, wenn man auf die Tat eine Nahestehenden "stolz ist", stellt sich mir die Frage, welchen Grund für den Stolz hat der Stolze denn nun, wenn er mit dem Objekt des Stolzes rein überhaupt nichts zu tun hat :?:
 
Eben erinnerte mich eine verwandte Redensart zu diesem Satz an dieses Thema.
Es geht in diesem Fall um "Fremdschämen".

Das wird oft im Zusammenhang mit dem äußerlichen Aussehen oder dem Benehmen (Aussage) einer Person genutzt,  wenn es ein Foto und/oder ein Video davon gibt. Meistens geht es über Menschen, die im Rampenlicht stehen, und in unerwarteten Momenten von irgendwem gefilmt oder fotografiert wurden. Die Aussage stammt meistens auch von Menschen, welche dieses Urteil fällen über Menschen, die sie nur von Bildern aus den Medien kennen - oder zu kennen glauben.

Ich finde diese Aussage des Fremdschämens genauso wenig angebracht, wie das, stolz zu sein über Dinge, die zu einem Menschen gehören, den man nicht wirklich kennt - geschweige denn, dass man etwas zu dem, worüber man stolz sein will oder sich fremd schämt, beigetragen hat.
 
Wie entstehen solche Redewendungen und was bewegt Menschen dazu, so etwas zu sagen/schreiben ?
Geht es darum, dass man etwas von dem Guten abbekommen will, so als wenn man Einfluss und die Kontrolle über jemanden zu haben glaubt?
Oder will man damit sich selbst präsentieren, die/der "es" ja soviel besser macht, oder eben Anteil daran hat, was ein völlig fremder Mensch von sich zeigt?

Lena
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#22 Re: Redensarten

Beitrag von Lena » Di 11. Feb 2020, 11:37

Das sogenannte fremdschämen kenne ich von mir persönlich. Da macht jemand mit dem ich zusammen bin, eine für mich peinliche Bemerkung. Da kommt in mir ein schämen oder eben ein peinlich berührt sein auf. Vor allem auch weil ich die Umgebung, die Blicke der umstehenden ebenfalls so deute und der der peinlich sich verhalten hat es nicht merkt. Ich stelle mir vor, das Menschen die sehr empatisch sind, sich also stark mit dem Mitmenschen identifizieren, es so erleben. Man schämt sich dann quasi für den andern weil er sich nicht dafür schämt. Es ist vielleicht ähnlich wie wenn man sich entschuldigt, weil der andere es nicht tut - er sich nicht schuldig fühlt. Man es an seiner Stelle tut.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Ruth
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#23 Re: Redensarten

Beitrag von Ruth » Di 11. Feb 2020, 16:05

Lena hat geschrieben:
Di 11. Feb 2020, 11:37
Das sogenannte fremdschämen kenne ich von mir persönlich. Da macht jemand mit dem ich zusammen bin, eine für mich peinliche Bemerkung. Da kommt in mir ein schämen oder eben ein peinlich berührt sein auf.

Ja, in diesem Fall kann ich es auch nachvollziehen, weil du ja dann mit einbezogen bist, in die Peinlichkeit, wenn ihr zusammen dort seid. Das ist meiner Meinung nach auch kein Fremdschämen, sondern man fühlt sich mit involviert, durch die Gemeinschaft mit dieser Person, in diesem Moment.

Wo ich das Wort aber viel häufiger lese, dass ist da, wo man in sozialen Netzwerken das Aussehen, die Haltung, wie der oder die sich darstellt oder ein momentanes stolpern mit diesem Begriff kommentiert. Da hat der Kommentator überhaupt keinen wirklichen Anteil an dem Geschehen, welches dort dargestellt wird. Er/sie gibt nur eine Beurteilung, aus eigener Perspektive ab, um damit zu zeigen, dass der Mensch, um den es geht, peinlich sei.

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