Wer schuldig ist, muss gehen!

[Pluto]

Ergbnis der weltweiten Umfrage war, daß alle unabhängig von Religion, Alter, Geschlecht, Kulturkreis und sonstigen Kriterien praktisch gleich entschieden. Hauser folgerte daraus, daß die Evolution dem Menschen einen Instinkt für Moral mitgegeben hat.

Allerdings gibt es auch Kritik an Hauser.

Ich willl mal Svens Thema der Herkunft unserer moralischen Standards nicht torpedieren, weil ich glaube, dass die Regeln der Ethik die dort angesprochen werden ein wichtiges Thema der modernen Forschung ist (Wie ensteht Ethik?).

Darum hier ein neuer Thread über das Thema Redlichkeit in der Wissenschaft.

Ein Tabu-Thema? — Ich meine nicht!
Der "Fall Marc Hauser" ist in diesem Zusammenhang ganz besonders interessant, weil er zeigt wie sich Wissenschaft gegen Unredlichkeit in den eigenen Reihen wehrt, und gar nicht erst versucht Machenschaften in den eigenen Reihen in Schutz zu nehmen oder zu vertuschen.

Wer für schuldig befunden wird, muss gehen!
Da geht die Wissenschaft knallhart mit ihren Leuten um. Wenn eine Untersuchunngskommission (UK) eingesetzt wird, dann wird meist so lange und gut recherchiert, dass wirklich was dran ist, an den Verdachtsmomenten.

Zum Fall Marc Hauser
Marc Hauser ist in unehren von der Uni ausgeschlossen worden. Nachdem 2007 erste Grüchte hochkamen, hat Hauser zugegeben möglicherweise Fehler gemacht zu haben, doch später befand ihn eine UK für schuldig, Daten manipuliert zu haben, zum Zwecke der Festigung seiner Theorien (zur Evolution der Ethik).

Im August 2010 befand eine interne Untersuchungskommission der Harvard University, dass sich Marc Hauser in mindestens acht Fällen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens schuldig gemacht habe. Nach Angabe der Harvard-Untersuchungskommission, die zuvor drei Jahre lang intern ermittelt hatte, lag das Fehlverhalten alleine bei Hauser. Details über die Art des wissenschaftlichen Fehlverhaltens wurden nicht öffentlich gemacht. Ein Aufsatz von Hauser in der Fachzeitschrift Cognition wurde zurückgezogen. Zwei weitere Beiträge in den Zeitschriften Proceedings of the Royal Society B und Science seien ebenfalls betroffen, hieß es zunächst, allerdings konnte Hauser in beiden Fällen die Experimente wiederholen, wodurch seine ursprünglichen Resultate bestätigt wurden.

Das soll keine Genugtuung für die Unkenrufe so Mancher sein, die man hier und in anderen Foren gelegentlich hört, die Wissenschaft würden sich und ihre Schtzlinge immer in Schutz nehmen. Kritik sei ihr fremd, lautet oft der Vorwurf. Die unterstützen sich genseitig.
Der "Fall Hauser" zeigt, dass Wissenschaftler ihre Arbeit sehr ernst nehmen, und keine Geduld für Fälscher zeigen. Diese Leute werden effizient entlarvt und nach entsprechender Anhörung abgestraft wenn es sein muss.

Noch Fragen?

[closs]

Der "Fall Hauser" zeigt, dass Wissenschaftler ihre Arbeit sehr ernst nehmen, und keine Geduld für Fälscher zeigen.

Das glaube ich auch - manchmal sogar übertrieben, wie der Fall Schavan gezeigt hat.

Allerdings lenkt dieses Thema auch ein bisschen vom eigentlichen Problem der Wissenschaften ab, das darin besteht, dass man zur selben Fragestellung zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann - was mich an die Bibel-Exegeten erinnert, die aus einer Bibel mehrere komplett unterschiedliche Religionen machen können - Beispiele:

* Es gibt zwei wissenschaftliche Untersuchungen, wie hoch die volkswirtschaftlichen Kosten von Rauchen sind: Die eine Antwort ist, dass das Päckchen Zigaretten 45 Euro kosten müsste, um diese Kosten abzudecken. Die andere Studie kommt auf 2,80 Euro pro Päckchen. - Was ist passiert? - Beide Studien sind bezüglich wissenschaftlicher Standards (vermutlich) fehlerfrei. - Aber es werden komplett unterschiedliche Maßstäbe angelegt.

* Während meiner Pharma-Marketing-Zeit war ich involviert in der "Informationsarbeit" für die Öffentlichkeit. - Unter anderem kam dabei folgendes heraus: Eine verkaufsfördernde Broschüre, die durch geschickte Darstellung den Menschen eingeredet hat, sie müssten mehr Eiweiß zu sich nehmen. Und das "Mittel" dazu gab es in der Apotheke zu kaufen. - Formell fehlerfrei, substantiell grottenfalsch.

* Oder: Um den im Rahmen der "grünen Welle" stagnierenden Fleischverbrauch anzukurbeln, flatterte plötzlich eine sehr aufwendig gemachte Broschüre in die Haushalte, die wissenschaftlich fehlerfrei die Meinungsbildung dahin gelenkt hat, dass es ohne Fette in der Welt keinen Sex gäbe. - Formell fehlerfrei und sogar banal - substantiell komplett unethisch, weil das Motiv unethisch war.

* Der Institutsleiter eines unabhängigen Statistik-Instituts, der vom Gesamtverband blablabla gegründet worden war, welcher wiederum eine Interessens-Plattform der von Pharma- und Lebens-Mittel-Größen war, hat damals freimütig gesagt, dass er beliebig Statistiken je nach Anforderung (des Auftraggebers, also Zahlers) erstellen kann, OHNE wissenschaftliche Standards zu verletzen.

Mit anderen Worten: Dass Wissenschaft in Bezug auf ihre eigenen Regeln korrekt umgeht, glaube ich aufs Wort. - Das eigentlich ethische Problem findet ganz woanders statt.

[Pluto]

Mit anderen Worten: Dass Wissenschaft in Bezug auf ihre eigenen Regeln korrekt umgeht, glaube ich aufs Wort. - Das eigentlich ethische Problem findet ganz woanders statt.

Mit Ausnahme des Falls Schavan (un Guttenberg), wo offenbar Plagieate gefunden wurden (ob bewusst oder unbewusst verübt, sei dahingestellt), habe alle deine Beispiele mit Wissenschaft an sich nichts zu tun!
Das ist bewusste Falschdarstellung durch die Verkaufsstrategen der jeweiligen Unternehmen.

"Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast!"

... ist ein Sprichwort das manchmal Churchill, und manchmal Goebbels zugeschreiben wurde. Aber in Tat und Wahrheit hat keiner von Beiden jemals etwas derartiges gesagt.
Der Urheber des Sprichworts is unbekannt, aber es passt vorzüglich zu deinem Beispiel der Gefahren des Rauchens.

[closs]

habe alle deine Beispiele mit Wissenschaft an sich nichts zu tun!

Ausdrückliche Zustimmung - ich habe ja ausdrücklich gesagt, dass die "innerbetriebliche" Hygiene der Wissenschaft (vermutlich) gut ist. - Nur: Was ist Wissenschaft wert, wenn sie nur "innerbetrieblich" sauber ist. - Das Zigaretten-Beispiel zeigt doch deutlich, dass es ein reiner Glücksfall ist, ob ein wissenschaftlicher Befund wahrheitsmäßig weiterführt oder nicht - ansonsten wäre das ja alles Onanie.

"Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast!"

[Anton B.]

habe alle deine Beispiele mit Wissenschaft an sich nichts zu tun!

Ausdrückliche Zustimmung - ich habe ja ausdrücklich gesagt, dass die "innerbetriebliche" Hygiene der Wissenschaft (vermutlich) gut ist. - Nur: Was ist Wissenschaft wert, wenn sie nur "innerbetrieblich" sauber ist. - Das Zigaretten-Beispiel zeigt doch deutlich, dass es ein reiner Glücksfall ist, ob ein wissenschaftlicher Befund wahrheitsmäßig weiterführt oder nicht - ansonsten wäre das ja alles Onanie.

Meinst Du, ein Straftatbestand "unangemessene Verwendung wissenschaftlicher Ergebnisse" wäre hier möglicherweise hilfreich? Und die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG wird beauftragt, proaktiv "Falschverwender" wissenschaftlicher Ergebnisse zu identifizieren und den Verfolgungsbehörden zu melden?

Zudem könnten die von Dir erwähnten Statistiken auch einfach nur Statistiken ohne echten Wissenschaftsaspekt sein. Also sollte die leichtfertige Vortäuschung von Wissenschaft ebenfalls sanktioniert werden.

[Pluto]

Nur: Was ist Wissenschaft wert, wenn sie nur "innerbetrieblich" sauber ist. - Das Zigaretten-Beispiel zeigt doch deutlich, dass es ein reiner Glücksfall ist, ob ein wissenschaftlicher Befund wahrheitsmäßig weiterführt oder nicht - ansonsten wäre das ja alles Onanie.

Kan ich nachvollziehen. Aber die Wissenschaft kann dennoch nichts für den Missbrauch ihrer Forschungsergebnisse.
Sonst müsste man Rutherford und Bohr für die A-Bombe verantwortlich machen.

Für den redlichen Umgang mit den Ergebnissen müssen Politik und Rechtsorgane sorgen!

[closs]

Für den redlichen Umgang mit den Ergebnissen müssen Politik und Rechtsorgane sorgen!

Theoretisch richtig. - Aber man darf nicht die Beine breit machen und sich dann beschweren, wenn einer kommt. - In den von mir geschilderten Fällen wussten die Wissenschaftler, was sie tun. - Der Begriff "Industrienutten" war damals schon gängig.

[Pluto]

Theoretisch richtig. - Aber man darf nicht die Beine breit machen und sich dann beschweren, wenn einer kommt. -

Da muss die Frage erlaubt sein, wer "macht die Beine breit" für die Geschäftsleitig?
Die Wissenschaftler die den Auftrag bekommen, eine Studie zu machen, oder diejenigen die die Studie interpretieren.

[sven23]

Für den redlichen Umgang mit den Ergebnissen müssen Politik und Rechtsorgane sorgen!

Theoretisch richtig. - Aber man darf nicht die Beine breit machen und sich dann beschweren, wenn einer kommt. - In den von mir geschilderten Fällen wussten die Wissenschaftler, was sie tun. - Der Begriff "Industrienutten" war damals schon gängig.

[sven23]

Kan ich nachvollziehen. Aber die Wissenschaft kann dennoch nichts für den Missbrauch ihrer Forschungsergebnisse.
Sonst müsste man Rutherford und Bohr für die A-Bombe verantwortlich machen.

Für den redlichen Umgang mit den Ergebnissen müssen Politik und Rechtsorgane sorgen!

Man darf es sich aber auch nicht zu einfach machen. Sicherlich kann man im Stadium der Grundlagenforschung noch nicht abschätzen, was daraus wird. Aber im Falle der Atombombe kann man die Wissenschaflter des Manhatten Projekts um Oppenheimer von einer Verantwortung nicht freisprechen. Ihre Aufgabe war klar definiert, nämlich schnellstmöglich eine einsatzfähige A-Bombe zu liefern. Sie glaubten sicher, das Richtige zu tun, aber das Ergebnis war Völkermord.