Evolution - Fitness und Selektion

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Claymore
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#31 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Claymore » So 1. Mär 2020, 17:54

Scrypton hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 16:11
Claymore hat geschrieben:
Sa 29. Feb 2020, 13:55
Scrypton hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 23:15
Verfehlt; um mal beim Pfau zu bleiben ist dessen Schwanz maßgeblich am erfolgreichen Paarungsverhalten beteiligt. Die Auslese hängt nicht zwingend vom Kampf mit anderen Lebewesen oder äußeren Bedingungen ab, sondern oft im Kampf der Individuen gleichen Geschlechts (meist männlich) um die Errungenschaft des anderen Geschlechts. Die Folge des benachteiligten Mit-Wettbewerbers ist nicht der Tod, sondern wenige oder gar keine Nachkommen - was selektiv zum selben Resultat führt.
Ähm, ja. Diese Erklärung für den Schwanz des Pfaus ist jedem hinlänglich bekannt. Aber letztens hast du noch folgendes geschrieben:
Scrypton hat geschrieben:
Do 27. Feb 2020, 18:55
Was, außer eine Anpassung an die Umwelt kennst du denn noch, das die Reproduktion begünstigen würde?

In deiner Erklärung hast du nun
  1. die Definition von Anpassung ersetzt (Überleben kommt nicht mehr vor)
Quark; Überleben kommt sehr wohl vor - oder meinst du, die Geschlechtsreife und Möglichkeit zur Fortpflanzung ist mit Geburt gegeben? o.O
Siehe hier:
Scrypton hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 23:15
Verfehlt; um mal beim Pfau zu bleiben ist dessen Schwanz maßgeblich am erfolgreichen Paarungsverhalten beteiligt. Die Auslese hängt nicht zwingend vom Kampf mit anderen Lebewesen oder äußeren Bedingungen ab, sondern oft im Kampf der Individuen gleichen Geschlechts (meist männlich) um die Errungenschaft des anderen Geschlechts. Die Folge des benachteiligten Mit-Wettbewerbers ist nicht der Tod, sondern wenige oder gar keine Nachkommen - was selektiv zum selben Resultat führt.
Beim Schwanz handelt es sich deiner Aussage nach nicht um eine Anpassung der Art an die Umwelt. Er lässt sich auch nicht durch “Überleben” erklären, denn dafür ist er eher kontraproduktiv.
Claymore hat geschrieben:
Sa 29. Feb 2020, 13:55
[*] was sich anpasst ersetzt.
Habe ich nicht.
Siehe deine zitierte Erklärung oben: die Männchen passen sich an. Nicht die Art.
Claymore hat geschrieben:
Sa 29. Feb 2020, 13:55
Es geht nicht mehr um die Anpassung der Art als ganzes, sondern nur um den männlichen Teil der Art
Du meinst, die Gene (bzw. die Mutation) macht vor dem weiblichen Geschlecht halt? Seit wann ist dem so?
Das behaupte ich doch nicht. Nur dass deine Erklärung des Schwanzes die Weibchen auslässt. Sie bezieht sich nicht auf die Anpassung der Art, d. h. liefert keine Erklärung warum die Spezies Pfau in toto diesen Terz um den Schwanz veranstaltet; wozu eben nicht nur die Männchen gehören sondern auch die Weibchen, d. h. deren Verhalten, dass sie den Schwanz präferieren (das einzige bis jetzt, was sich wenigstens auf das bezog, worum es eigentlich ging, war die Andeutung von JackSparrow in Richtung Handicap-Prinzip. Ja, damit kann man dann alles “erklären”. Auch die leuchtend blauen Eier des Trauerschnäppers. Wenn man nur sagen könnte wie übel das Handicap sein darf!).

Selbstverständlich ging es hier nicht um die Eigenschaften, die bei beiden Geschlechtern auftreten. Durch das Programm der Geschlechtsdifferenzierung entfalten aber bestimmte Gene keine Auswirkung für den Phänotyp bei einem Geschlecht.

Wenn du die Ausbildung des Schwanzes über die Präferenz der Weibchen erklärst, erklärst du daher nur die Anpassung der Männchen. Und du erklärst sie auch nicht mehr über die Anpassung der Art an die Umwelt.
usw. usw...
Bitte nicht den entscheidende Punkt übergehen:
Claymore hat geschrieben:
Sa 29. Feb 2020, 13:55
Also akzeptierst du das folgende:
Janina hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 09:13
Die Fähigkeit, durch Fotosynthese Energie zu gewinnen, ist nicht für jeden vorteilhaft. Ich z.B. brauche das nicht.
Claymore hat geschrieben:
So 23. Feb 2020, 13:39
Streng gesehen kollabiert so “survival of the fittest” zu: “Die vererbbaren Eigenschaften, die die Reproduktion begünstigen, werden sich auf lange Sicht verbreiten”.
Kollabieren ist das falsche Wort. Definieren wäre richtig gewesen. So wird "fit" definiert.
D. h. dass die Definition von “fitness” (Angepasstheit) ist: “das, was den Reproduktionserfolg erhöht”?

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#32 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Scrypton » So 1. Mär 2020, 18:21

Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 17:54
Beim Schwanz handelt es sich deiner Aussage nach nicht um eine Anpassung der Art an die Umwelt.
Für das Männchen streng genommen schon, denn wie sich das Weibchen entscheidet kann er mit reinem Wille nicht beeinflussen.
Ohnehin aber habe ich damit nichts "ersetzt" sondern nur erweitert oder ergänzt, denn letztlich läuft freilich alles darauf hinaus, seine Gene entweder weitergeben zu können oder es eben nicht oder minder erfolgreich zu können.

Die, meiner Einschätzung nach, eigentlich viel interessantere Frage wäre: Weshalb hat es sich so ergeben, dass die Weibchen bei dieser Art eben dies favorisieren - und hier kommt dann das Handicap-Prinzip: https://www.biologie-seite.de/Biologie/Handicap-Prinzip

Ein Pfau, welcher in der Balz seine Schwanzfedern durch Muskelbewegungen vibrieren lässt, muss umso mehr Energie für den rauschenden Effekt auswenden je länger dessen Schwanzfedern sind. Möglicherweise eine signifikante Information für die Weibchen, denn ein feines Pfauen-Männchen mit offenbar viel Energie könnte gute Gene versprechen.

Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 17:54
D. h. dass die Definition von “fitness” (Angepasstheit) ist: “das, was den Reproduktionserfolg erhöht”?
Kann man so formulieren.

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#33 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von JackSparrow » So 1. Mär 2020, 19:02

Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 17:45
“Alle Lebewesen haben Anlagen, die sie vererben,
Alle Lebewesen haben Anlagen, die potenziell vererbbar sind, aber nur einer Teilmenge aller Lebewesen gelingt die tatsächliche Vererbung.


Scrypton hat geschrieben:Möglicherweise eine signifikante Information für die Weibchen, denn ein feines Pfauen-Männchen mit offenbar viel Energie könnte gute Gene versprechen.
Der Trick ist, dass das Weibchen diese Information ja gar nicht kennen muss. Umso fruchtbarer das Männchen, desto mehr weibliche Nachkommen wird es geben, die die sexuellen Präferenzen der Mutter geerbt haben und sich dann wieder die gleiche Sorte von Männchen suchen.

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#34 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Claymore » Mo 2. Mär 2020, 01:11

Scrypton hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 18:21
Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 17:54
Beim Schwanz handelt es sich deiner Aussage nach nicht um eine Anpassung der Art an die Umwelt.
Für das Männchen streng genommen schon, denn wie sich das Weibchen entscheidet kann er mit reinem Wille nicht beeinflussen.
Ohnehin aber habe ich damit nichts "ersetzt" sondern nur erweitert oder ergänzt, denn letztlich läuft freilich alles darauf hinaus, seine Gene entweder weitergeben zu können oder es eben nicht oder minder erfolgreich zu können.

Die, meiner Einschätzung nach, eigentlich viel interessantere Frage wäre: Weshalb hat es sich so ergeben, dass die Weibchen bei dieser Art eben dies favorisieren - und hier kommt dann das Handicap-Prinzip: https://www.biologie-seite.de/Biologie/Handicap-Prinzip
Wie ich in meinem letzten Beitrag geschrieben habe:
Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 17:54
das einzige bis jetzt, was sich wenigstens auf das bezog, worum es eigentlich ging, war die Andeutung von JackSparrow in Richtung Handicap-Prinzip. Ja, damit kann man dann alles “erklären”. Auch die leuchtend blauen Eier des Trauerschnäppers. Wenn man nur sagen könnte wie übel das Handicap sein darf!
Aber lassen wir das erst mal beiseite. Wir sind hier bereits im Bereich der verschiedenen Schulen der Evolutionstheorie (da ist auch das Spektrum Bio Lexikon besser, da wird das Handicap-Prinzip im Gegensatz zu verlinkten Seite als "Hypothese" bezeichnet und nicht bestehender Konsens suggeriert) -- manche Evolutionstheoretiker erkennen das Handicap-Prinzip an, andere nicht und favorisieren eine der alternativen Erklärungen.

Für mich ja reicht schon die bloße Tatsache dieser Schulenbildung aus, dass was mit der Theorie nicht stimmen kann. Wenn sie schon bei Fragen wie "woher kommt der Schwanz?" entsteht.

Da wo es spekulativ wird, ist Schulenbildung nicht erstaunlich. Aber die Theorie soll ja ausgereifte Wissenschaft mit hohem Erklärungsgehalt sein.
Ein Pfau, welcher in der Balz seine Schwanzfedern durch Muskelbewegungen vibrieren lässt, muss umso mehr Energie für den rauschenden Effekt auswenden je länger dessen Schwanzfedern sind. Möglicherweise eine signifikante Information für die Weibchen, denn ein feines Pfauen-Männchen mit offenbar viel Energie könnte gute Gene versprechen.
Du erklärst immer nur eine Hälfte der reziproken Verstärkung in Isolation, aber nie warum sie insgesamt überhaupt in Gang gesetzt wurde. Die auffälligen Schwanzfedern mussten sich als Zeichen für sonst gute Gene erst etablieren. Zuerst mal sind sie das aber nicht, sondern nur Schwanzfedern. Insgesamt hat ein Pfau mit auffälligen Schwanzfedern sogar schlechtere Gene (im Sinne von geringerer Überlebenschance) als der sonst identische Pfau ohne.

Bring noch was wie Exaptation rein, dann besteht vielleicht ne Chance (... nicht wirklich).
Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 17:54
D. h. dass die Definition von “fitness” (Angepasstheit) ist: “das, was den Reproduktionserfolg erhöht”?
Kann man so formulieren.
Und wenn man nun sagt "Reproduktion ist positiv korreliert mit der Angepasstheit" (noch nicht tautologisch) und dann Janina's Definition für "Angepasstheit" in den Satz einsetzt, ergibt sich:

"Reproduktion ist positiv korreliert mit dem, was den Reproduktionserfolg erhöht"

Und das ist eine Tautologie.
JackSparrow hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 19:02
Alle Lebewesen haben Anlagen, die potenziell vererbbar sind, aber nur einer Teilmenge aller Lebewesen gelingt die tatsächliche Vererbung.
Im Deutschen kann man in solchen Fällen das Wort "kann" weglassen. Solche Trivial-Einwände bringen i. Ü. niemanden hier weiter.

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#35 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Scrypton » Mo 2. Mär 2020, 08:24

Claymore hat geschrieben:
Mo 2. Mär 2020, 01:11
Für mich ja reicht schon die bloße Tatsache dieser Schulenbildung aus, dass was mit der Theorie nicht stimmen kann.
Mit welcher Theorie?
Und was stimmt mit dieser konkret nicht? Kannst du Fehler aufzeigen?

Claymore hat geschrieben:
Mo 2. Mär 2020, 01:11
Du erklärst immer nur eine Hälfte der reziproken Verstärkung in Isolation, aber nie warum sie insgesamt überhaupt in Gang gesetzt wurde.
Ein "Warum" bei sich in der Vergangenheit durchgesetzten Handicaps lässt sich ohne empirische Beobachtung (meist) nur hypothetisch lösen - das muss man akzeptieren.

Darauf habe ich auch schon geschrieben:
Claymore hat geschrieben:
So 23. Feb 2020, 13:39
Anpassungen an die Umwelt sind dazuhin oft nicht klar zu erkennen
Moment: Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen - denn oft sind diese Anpassungen eben schon "klar zu erkennen" und zwar immer dann, wenn die Anpassung empirisch beobachtet werden konnte.
In der Vergangenheit liegende Anpassungen, für die heute Erklärungen gesucht werden basieren in der Tat "nur" auf Thesen - die aber grundsätzlich von den empirischen Befunden gedeckt sind.

Entgegen deiner Behauptung jedoch, ist die Evolutionstheorie absolut nicht mit einer "teleologischen Sichtweise" kompatibel.

Claymore hat geschrieben:
Mo 2. Mär 2020, 01:11
Und wenn man nun sagt
Hör einfach auf einfach auf irgendeinen weiteren Unsinn zu spinnen und bleibe einfach bei: Anpassung (fitness) ist das, was den Reproduktionserfolg erhöht. Punkt. :)

Diese Anpassung bezieht sich meist auf die Umwelt, welche selektierend wirkt. Da Evolution auch kein Ziel verfolgt, können Entwicklungen in Sackgassen oder Abhängigkeiten führen - die dann, sofern sich die äußeren Umstände ändern, meist zum Aussterben führen.

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#36 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von JackSparrow » Mo 2. Mär 2020, 10:01

Claymore hat geschrieben: Für mich ja reicht schon die bloße Tatsache dieser Schulenbildung aus, dass was mit der Theorie nicht stimmen kann. Wenn sie schon bei Fragen wie "woher kommt der Schwanz?" entsteht.
Erfolgreichere Nahrungssuche führt zu größerer Körpergröße, höherer Fruchtbarkeit und längeren Schwanzfedern. Zum Beispiel weil Kalorienzufuhr die Sekretion von Stresshormonen verringert oder weil Proteine die Sekretion von Wachstumshormonen fördern.

Würden sich also Pfauen mit langen Federn stärker vermehren als Pfauen mit kurzen Federn, dann wäre dies ein Beleg für die Richtigkeit der Evolutionstheorie.

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#37 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Janina » Mo 2. Mär 2020, 10:15

Claymore hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 22:59
"fit" ist ein Adjektiv.
Hast du nicht gerade irgendwas von of topic gesagt?
Was war an dem Satz so schwer zu verstehen?
Claymore hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 22:59
Die Behauptung ist sicherlich (grob) korrekt. Aber auch fast vollständig inhaltsleer.
Nein, sie ist nur einfach zu verstehen. Es steckt nicht viel mehr dahinter als dass diejenigen mehr werden, die tendenziell eher überleben oder sich schneller vermehren. Das ist der Mechanismus von Evolution, und ich habe kein Verständnis für diesbezügliche Verständnisschwierigkeiten.
Claymore hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 22:59
Sie ist sowohl mit der Lamarck'schen Theorie als auch mit einer teleologischen Sichtweise auf die Evolution vollständig kompatibel.
Und das ist der Blödsinn, für den ich kein Verständnis habe.
Laut Lamarckismus müsstens körperliche Verletzungen in der Erbfolge als Schadenssammlung kumuliern, was nicht beobachtet wird. Und Teleologie ist die gegenteilige Aussage, nämlich dass sich Mutationen auch dann erfolgreich vermehren, wenn sie aktuell zu weniger Vermehrungserfolg führen, nur weil in ferner Zukunft aber mit welchem zu rechnen wäre. Deine Aussage über Lamarckismus und Teleologie heißt nur, dass du das Funktionsprinzip fundamental nicht verstanden hast.
Claymore hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 22:59
Außerdem hast du erneut exakt den entscheidenden Satz ignoriert: "Denn wie passt das noch mit der Variation (Mutation) zusammen?"
Was soll an dem Satz entscheidend sein? Beantworte ihn doch einfach.
Claymore hat geschrieben:
Fr 28. Feb 2020, 22:59
Fitness ist definiert über Reproduktion. Aber sie akzeptieren nicht meine Behauptung, dass die Theorie damit tautologisch wird.
Du meinst jedoch, dass ich dieses Fundament inkorrekt wiedergegeben habe.
Stimmt.
Damit hast du den Mechanismus entweder nicht verstanden, oder falsch wiedergegeben. Oder beides.

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#38 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2020, 10:19

Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 14:31
Wirkliche zeitliche Vorhersagen der Zukunft evolutionärer Prozesse sind natürlich nur extrem isoliert möglich. Aber es gäbe die Möglichkeit Entdeckungen aus der genetischen Analyse u. ä. von Spezies zuvorzukommen. So wie die Existenz von Helium durch Spektralanalyse der Sonnenstrahlen vorhergesagt werden konnte auch wenn das Element auf der Erde noch nicht gefunden worden war.
Mein liebstes Beispiel einer Vohersage ist die Orchidee. Darwin fand eine Orchidee mit einem sehr langen Blütenstamm (Hals). Er sagte voras, dass es ein Insekt geben müsse mit einem ebenso langen Rüssel der diese Blume bestäuben kann. Dieses Insekt wurde aber erst 20 Jahre nach Darwins Tod entdeckt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#39 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Janina » Mo 2. Mär 2020, 10:31

Claymore hat geschrieben:
Sa 29. Feb 2020, 13:55
Gibt es ... unterschiedliche Arten von Anpassungsmechanismen (natürliche und sexuelle Selektion)? Wobei die Ausbildung von sexueller Selektion ... nicht mit natürlicher Selektion erklärbar ist und ihr sogar zuwider laufen kann?
Nein. Warum sollte?
Claymore hat geschrieben:
Sa 29. Feb 2020, 13:55
Oder gibt es ultima ratio nur die natürliche Selektion? D.h die Ausbildung sexueller Selektion wäre durch natürliche Selektion erklärbar. :?:
So ist es.
sven23 hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 11:00
JackSparrow hat geschrieben:
Sa 29. Feb 2020, 15:14
Wer sich lange Schwanzfedern leisten kann, ist besser an die Umwelt angepasst als jemand, der nur kurze Schwanzfedern zustande bringt.
Nur wenn die Weibchen lange Schwänze präferieren. :wink:
Sogar diese Präferenz unterliegt einer Selektion. Weibchen mit einer Vorliebe für lange Schwänze haben einen besseren Vermehrungserfolg als Weibchen mit mittelmäßigem Geschmack.
Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 14:31
Die Frage ist, ob sie auch Vorhersagen machen kann. Darin zeigt sich immer echter Erklärungsgehalt.
Eine wesentliche "Vorhersage" ist, dass es keine teleologische Entwicklung gibt. Das war sogar Darwins eigener Prüfstein. Fände jemand eine, zöge er seine Theorie zurück.
Claymore hat geschrieben:
So 1. Mär 2020, 17:54
Wenn du die Ausbildung des Schwanzes über die Präferenz der Weibchen erklärst, erklärst du daher nur die Anpassung der Männchen.
Eben nicht!
Es ist eine Anpassung der Weibchen.
Es macht fit, auf lange Schwänze zu stehen. :wink:

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#40 Re: Evolution - Fitness und Selektion

Beitrag von Claymore » Mo 2. Mär 2020, 23:07

Scrypton hat geschrieben:
Mo 2. Mär 2020, 08:24
Claymore hat geschrieben:
Mo 2. Mär 2020, 01:11
Für mich ja reicht schon die bloße Tatsache dieser Schulenbildung aus, dass was mit der Theorie nicht stimmen kann.
Mit welcher Theorie?
Mit der Theorie der natürlichen Selektion.
Und was stimmt mit dieser konkret nicht? Kannst du Fehler aufzeigen?
Dass sie inhaltsleer ist. Alle Beiträge drehen sich darum. Da, wo ich es aufgezeigt habe, hast du nur gesagt "Hör einfach auf einfach auf irgendeinen weiteren Unsinn zu spinnen".
Claymore hat geschrieben:
Mo 2. Mär 2020, 01:11
Du erklärst immer nur eine Hälfte der reziproken Verstärkung in Isolation, aber nie warum sie insgesamt überhaupt in Gang gesetzt wurde.
Ein "Warum" bei sich in der Vergangenheit durchgesetzten Handicaps lässt sich ohne empirische Beobachtung (meist) nur hypothetisch lösen - das muss man akzeptieren.
Es ging nicht um den Einzelfall, sondern allgemein um die Frage, wie diese "Handicaps" entstehen.
Darauf habe ich auch schon geschrieben:
Claymore hat geschrieben:
So 23. Feb 2020, 13:39
Anpassungen an die Umwelt sind dazuhin oft nicht klar zu erkennen
Moment: Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen - denn oft sind diese Anpassungen eben schon "klar zu erkennen" und zwar immer dann, wenn die Anpassung empirisch beobachtet werden konnte.
Wobei ich mich frage, wie Anpassungen überhaupt empirisch zu erkennen sind. Allerdings ist das eh Schnee von gestern, da du im Laufe des Threads die Definition von "Anpassung" geändert hast. Die Interpretation von "Anpassung" erreicht hier wirklich den Status geisteswissenschaftlicher Textexegese.
Entgegen deiner Behauptung jedoch, ist die Evolutionstheorie absolut nicht mit einer "teleologischen Sichtweise" kompatibel.
Das ist aber ein Strohmann. Denn ich habe das auf bestimmte Charakterisierungen der ET von dir und Janina bezogen.

Mir ist schon klar, dass die "Kultur" der ET, um's mal so zu formulieren, nicht mit einer teleologischen Sichtweise kompatibel ist. Nur was halt logisch inhaltsleer ist, ist mit allem kompatibel.
Claymore hat geschrieben:
Mo 2. Mär 2020, 01:11
Und wenn man nun sagt
Hör einfach auf einfach auf irgendeinen weiteren Unsinn zu spinnen und bleibe einfach bei: Anpassung (fitness) ist das, was den Reproduktionserfolg erhöht. Punkt. :)
Wenn es solcher Unsinn ist, dann zeig doch bitte auf die Stelle, wo genau der Fehler liegt.

Also, hier noch mal extra aufgegliedert und durchnummeriert:

  1. Und wenn man nun sagt "Reproduktion ist positiv korreliert mit der Angepasstheit" (noch nicht tautologisch)
  2. und dann Janina's Definition für "Angepasstheit" in den Satz einsetzt,
  3. ergibt sich:

  4. "Reproduktion ist positiv korreliert mit dem, was den Reproduktionserfolg erhöht"

  5. Und das ist eine Tautologie.
Diese Anpassung bezieht sich meist auf die Umwelt, welche selektierend wirkt.
Mit deiner Definition von Anpassung als "das, was den Reproduktionserfolg" ergibt "Anpassung an die Umwelt" keinen Sinn.

Was soll schon "Was den Reproduktionserfolg erhöht, an die Umwelt" bedeuten?
Da Evolution auch kein Ziel verfolgt, können Entwicklungen in Sackgassen oder Abhängigkeiten führen - die dann, sofern sich die äußeren Umstände ändern, meist zum Aussterben führen.
Nun soll es also Sackgassen geben (Fisherian runaways). Wenn dem so ist, ist dann das folgende falsch:
Scrypton hat geschrieben:
Do 27. Feb 2020, 18:55
3. Damit würde eine Tautologie erst dann vorliegen, wenn du entweder vernünftig begründen könntest oder direkt ein Beispiel aus der Natur vorlegen könntest, weshalb/wie oder dass sich negative Mutationen (ebenfalls) verbreiten. Wir wissen wohl beide, dass du das nicht kannst.
Oder liegt es nur daran, dass der Faktor Zeit ignoriert wird?

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