ThomasM hat geschrieben:Wir kommen jetzt in die Gegend der Gehirnchemie und da sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet. Aber Grundzüge sind schon erkennbar
Schon klar!
Im Gehirn ist das dann ein Massenphänomen, d.h. wenn genug Neuronen feuern, dann ergibt sich eine Reaktion des Gehirns.
Genau so ist es. Ein einzelnes Neuron kann (fast) nichts. Gedanken, ja selbst das primtivste Wissen (1+1=2) benötigt einen synchron feuernden Verbund von millionen Neuronen. Denn nur als Ganzes erzeugen solche neuronale Netzwerke überhaupt einen Gedanken.
Dabei kann es gut sein, dass bestimmte Reaktionszyklen deterministischer sind als andere
Sehr gut möglich.
Aber das ist reine Spekulation.
Ich habe ja nicht von Störungen geredet, sondern Veränderungen.
Da sehe ich keinen Unterschied. Störungen verursachen auch Veränderungen!
Solche Denkvorgänge werden nicht durch Sinneseindrücke getriggert und kommen in Form von Planungen auch schon beim Tier vor. Im Gehirn gibt es ein inneres Abbild der Umwelt, auf der Denkvorgänge ablaufen.
Naja.... Aus selbst erzeugten Bildern desGehirns entstehen auch Reize, und sie werden analog den Signalen der Sinnesorgane abgehandelt.
Für mich sind die initialen Trigger solcher innerer Reaktionsketten interessant. Ein äusserer Trigger ist nicht wahrscheinlich, es muss ein innerer sein. Aber wie sieht der aus? Und könnte ein solcher Trigger auch so wirken, dass Assoziationen, Visionen, Ideen usw. entstehen?
Ich stelle mir die Funktion des Gehirns als eine Konkurenz der Gedanken vor, um die Herrschaft über das Bewusstsein zu erlangen (oder ist das zu poetisch?).
Es ist IMO nicht relevant, ob der Reiz von innen oder außen kommt. Alle Reize werden im Cortex als synchrone Schwingungen von neuronalen Netzwerken dargestellt und erzeugen Gedanken die sozusagen miteinander um die Dominanz über alle anderen Netzwerke (Aufmerksamkeit) buhlen. Gelingt es einem Netzwerk, den Großteil der anderen zum synchronen Feuern anzuregen, so wird dieser Gedanken bewusst. Dieser Prozess geschieht im wachen Gehirn im schnellem Wechsel und am Laufmeter. Somit wrden die ständig wechselnden Vorgänge in uns verständlich.
Aber ich denke, dass wir am Ende mit Antworten dastehen, die sagen "Mit Wahrscheinlichkeit ... erzeugt dieser Gehirnzustand eine Idee in Richtung..." Das wäre schon sehr viel, aber ein deterministischer Computer ist das Gehirn nicht, da bin ich sicher.
Ist das Gehirn ein deterministischer Computer?
Eine wirklich interessante Frage!
Meine Antwort ist ein klares JEIN!

Auf der mikroskopischen wird das Feuern durch viele unterschiedliche Impulse an den vielen Dendriten (Eingängen) gesteuert. Diese Impulse sind sicher teilweise zufällig. Ob das Neuron feuert ist abhänging von der Zahl und der Stärke dieser Impulse an den Eingängen.
Dazu gehören auch äußere Reize (äußerlich bezogen auf das Neuron, nicht unbedingt auf das Gehrin). Durch dieses Zusammenspiel ist also das Gehirn auf mikroskopischer Ebene nicht deterministisch. Wieviel davon quantenmeschanisch ist, ist eine andere Frage. Das Gehirn ist ein warmer Körper, sodass die Dekohärenz von Quanteneffekten sehr schnell anläuft und den Einfluss von Quaneneffekten reduziert oder gar ausschließt (darüber sollte man sicherlich noch mehr nachdenken).
Ein einzelnes Neuron beeinflusst in den seltensten Fällen (nie?) unser Verhalten. Deshalb ist eine andere Frage wichtig, Inwiefern ist die Reaktionen eines Menschen vorhersehbar, in Abhängigkeit von den ankommenden kausalen Reizen, moduliert durch seine Erfahrungen und Wissen? Da ist meine Antwort ein ebenso deutliches "JA". Menschen sind vorhersehbar in ihren Handlungen, sonst könnten wir ja gar nicht so komplexe Aufgaben wie das Autofahren meistern.
Zusammenfassend ...
Auf der Makroebene funktioniert das Gehirn deterministisch, aber auf der Mikroebene wohl eher zufällig. Wie in so manchen Dingen, hängt es auch von der Perspektive der Betrachtung ab.
Dieser Umstand ist es, der das Studium des Gehirns genauso schwierig wie auch interessant macht.
