Ethik kann man nicht programmieren

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ThomasM
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#1 Ethik kann man nicht programmieren

Beitrag von ThomasM » Mi 28. Nov 2018, 13:33

In der Zeit ist heute ein Artikel mit demselben Titel wie dieser thread erschienen. Ziemlich interessant
https://www.zeit.de/digital/internet/20 ... gen-geuter

Der Autor formuliert sechs Irrtümer, die die Menschen im Kontext von künstlicher Intelligenz heute haben und die das Bild in den Diskussionen verfälscht. Diese Irrtümer sind

Irrtum 1: Die Anwendung von Ethik kann man in Computerprogrammen formulieren.
Bekannt wurde das Thema bei der Frage, wie autonome Fahrzeuge ethisch korrekt reagieren sollen.
Die Begründung, warum das ein Irrtum ist liegt an der Komplexität ethischen Handelns. Die Interpretation von Ethik ist Kontext bezogen und daher von einem Computerprogramm nicht leistbar.

Irrtum 2: Daten erzeugen Wahrheit und wenn nicht, braucht man einfach mehr Daten
Der Grund, dass das ein Irrtum ist, liegt darin, dass hinter jeder Sichtweise auf Daten auch Interpretationen liegen, die so vielfältig sind, wie die Menschen. Dies wird nicht durch mehr Daten behoben. Korrekt wäre vielmehr, die jeweiligen Interpretationen offen zu legen.

Irrtum 3: In 20 Jahren ist künstliche Intelligenz so gut wie menschliche
Hier liegt das Problem daran, dass sich der Begriff Intelligenz ständig ändert. Zudem sind Computerprogramme eigentlich nichts weiter als sehr gute Mechanismen zur Berechnung von Statistiken. Auch hier liegt das Problem in der Interpretation. Solange der Interpretationsrahmen eng ist, sind die Programme besser als Menschen. Aber ohne Rahmen, sind sie verloren.

Irrtum 4: Diskriminierung durch Algorithmen ist schlimmer als durch Menschen
Immer mehr Entscheidungsprozesse werden heutzutage automatisiert. Aber sie allein deshalb für schlechter zu halten, als Entscheidungen durch Menschen, ist verfehlt. Hier ist nicht die Technik das Problem, sondern die sozialen und politischen Prozesse, die diese Entscheidungen notwendig machen.

rrtum 5: Gesetze und Verträge können automatisiert angewendet werden
Grundlage dieses Irrtum ist das Bemühen von Gesetzgebern und Vertrags Gestaltern, das rechtliche Werk möglichst formal logisch und bis ins letzte definiert zu halten. Doch das bildet die Realität meist nur unzulänglich ab. Daher ist es nötig, Gesetze und Verträge in den jeweiligen Kontexten zu interpretieren. Das macht gerade die Stärke unseres Rechtssystems aus und das kann ein Computerprogramm nicht.

Irrtum 6: Digitale Freiheit drückt sich durch vollständige Autonomie des Individuums aus
Das Internet soll zur Freiheit beitragen und daher der Kontrolle von Regierungen oder von bösen Großkonzernen entzogen werden. Aber wenn man das genauer betrachtet, ist ein solches Internet nur die Freiheit von einzelnen Nerds, die so viele Kenntnisse haben, wie es notwendig ist, um sich selbstständig in der digitalen Welt zu bewegen. Und ein solcher Begriff der Freiheit ist abwertend gegenüber allen anderen
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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