Methodik der Wissenschaft

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Janina
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#1 Methodik der Wissenschaft

Beitrag von Janina » Mi 24. Apr 2013, 10:42

Abgetrennt aus: Physik Forum - Die Schwerkraft


seeadler hat geschrieben:Natürlich ist sie wesentlich umfangreicher und komplexer, als wie ich es hier anführen kann...
Als Newton seine Theorie von der Gravitation vorstellte, hatte er dies sicherlich auch nicht in einem Zweizeiler gepresst, wohlwissend, dass dies dann ohnehin keiner verstanden hätte...
Für eine Theorie reicht es nicht, kompliziert zu wirken. Man muss schon etwas aussagen wollen. Newton konnte seine Gravitationstheorie durch eine Gleichung ausdrücken. Die Elektrodynamik wird durch 4 Gleichungen ausgedrückt, die man als eine 4dimensionale Vektorgleichung mit noch weniger Zeichen formulieren kann.
Das ist weniger als 2 Zeilen.

seeadler hat geschrieben:Was die Hawking-strahlung anbelangt und das Birkhoff-Theorem, ich denke nicht, dass Einstein oder Newton bei der Formulierung ihrer Thesen das berücksichtigte...
Stimmt, aber sie ergeben sich daraus. Darum geht es ja, dass man aus einer einfachen Theorie vielfältige Überraschungen herausbekommt UND auch beobachtet.

Wenn du eine Theorie aufstellen möchtest, dann funktioniert das so:
- Du kennst die bestehenden Theorien in- und auswendig, insbesondere ihre Übereinstimmungen und Widersprüche
- Du kennst Unmengen beobachteter Phänomene, die von den bisherigen Theorien beschrieben werden, und kannst sie im Schlaf vorrechnen
- Du kennst die Grenzen der alten Theorien, z.B. bislang unerklärbare Phänomene
- Deine neue Theorie muss:
- . die bisherigen Theorien auf ihren Einsatzgebieten als Grenzfall beinhalten
- . die Einsatzgebiete vereinigen
- . neue Phänomene erklären

Schon Schritt 1 ist mir zu hoch. Mir ist schleierhaft, wie du das erfüllen willst?

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seeadler
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#2 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von seeadler » Mi 24. Apr 2013, 12:09

also, meine liebe janina,

ich freue mich ja, dass du doch sehr viel Geduld mir gegenüber beweist. Andererseits merke ich aus deinen jetzigen Antworten, dass du gerne den Dialog hier in diesem Thread in eine bestimmte Richtung lenken möchtest, der das beinhaltet, was ihr drei, also Du, Zeus und Pluto eigentlich im Schlaf beantworten könnt im Sinne von deinem zweiten Kriterium des Brauchbarkeitsprinzip eines Theorems :
- Du kennst Unmengen beobachteter Phänomene, die von den bisherigen Theorien beschrieben werden, und kannst sie im Schlaf vorrechnen

Ehrlich gesagt, kann ich keinen dieser von die aufgeführten Punkte in diesem genannten Kontext erfüllen! Und nun? Ist deshalb eine vollkommen neue Basistheorie deshalb sofort ad absurdum zu führen? Eine Theorie (besser gesagt Hypothese) die sich auf der gleichen Ebene befindet wie die "Erfindung des Rades". Ist es nicht vielmehr so, dass man zunächst einmal Ideen einbringt, das heißt, wenn es jemanden gibt, der solche Ideen hat, und diese dann nach und nach auch und vor allem von den Kritikern selbst ohnehin auseinander genommen werden, unabhängig davon, in wieweit der Verfasser oder Autor jener Theorien, sie imstande ist, nach neuesten Gesichtspunkten zumindest halbwegs zu falsifizieren?

....

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Janina
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#3 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von Janina » Fr 26. Apr 2013, 10:49

seeadler hat geschrieben:Ehrlich gesagt, kann ich keinen dieser von die aufgeführten Punkte in diesem genannten Kontext erfüllen! Und nun?
Mach dir nichts draus, ich auch nicht.

seeadler hat geschrieben:Ist deshalb eine vollkommen neue Basistheorie deshalb sofort ad absurdum zu führen?
Ja.
Wenn man eine Idee hat, kann man ja mal einen theoretischen Physiker darauf ansprechen. Leider bin selbst ich kaum in der Lage, seine Erklärung zu verstehen, warum meine Idee nicht hinkommen kann.

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seeadler
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#4 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von seeadler » Sa 27. Apr 2013, 22:10

seeadler hat geschrieben:
Ist deshalb eine vollkommen neue Basistheorie deshalb sofort ad absurdum zu führen?
Ja.

Nein, Janina. Dies ist vielleicht so, wenn man sich den vorgegebenen Schablonen der Wissenschaft und ihrer Vorgehensweise unterstellt. Ich persönlich nehme mir die Freiheit, dies nicht zu tun.

Wer hat denn genau und warum damit angefangen, vorzuschreiben, wie man an einer Sache wissenschaftlich herangeht, oder ab wann man eine Sache als ein wissenschaftlich relevantes Kriterium beachten darf und kann?

Nun, es steht dir frei, die Argumente eines Nichtwissenschaftllers ad absurdum zu führen, weil sie nicht den Kriterien entsprechen, die man als Maßstäbe definiert. Ich behaupte, wer dies tut, bewegt sich im Kreis und kommt keinen Schritt weiter. Es kann sogar gefährlich und fatal werden, weil man dann wirklich nicht mehr für vollkommen Neues offen ist und wie du ja klar sagst, nur noch das akzeptiert, was alles andere auf diesem Weg bis zu diesem Stadium erfüllt.

Darum, wirklich Neues kommt niemals aus einer eingefahrenen Richtung.

Gruß
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#5 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von Pluto » So 28. Apr 2013, 08:27

seeadler hat geschrieben:
seeadler hat geschrieben:
Ist deshalb eine vollkommen neue Basistheorie deshalb sofort ad absurdum zu führen?
Ja.
Nein, Janina. Dies ist vielleicht so, wenn man sich den vorgegebenen Schablonen der Wissenschaft und ihrer Vorgehensweise unterstellt. Ich persönlich nehme mir die Freiheit, dies nicht zu tun.
Hi Seeadler,

Natürlich ist auch in der Naturwissenschaft Fantasie und Ideenreichtum gefragt.
Am Anfang jeder Theorie steht die Neugierde, "Wie kan es sein, dass...?" und dann folgt die zündende Idee :smilie42:
Doch ist diese anfängliche Euphorie erst mal vorbei, sollte man sich sehr schnell fragen, ob nicht die ursprüngliche Idee auch falsch sein könnte, ob es nicht Alternativen gibt die ebenfalls Antworten liefern könnten und zu einem besseren Ergebnis führen.

seeadler hat geschrieben:Wer hat denn genau und warum damit angefangen, vorzuschreiben, wie man an einer Sache wissenschaftlich herangeht, oder ab wann man eine Sache als ein wissenschaftlich relevantes Kriterium beachten darf und kann?
Das Wichtigste in der Wissenschaft ist die Empirie, die Beobachtung der Welt also. Die Methodik der Wissenschaft baut ebenfalls auf Empire. Funktioniert eine Methode, wird sie übernommen, versagt sie, wird sie verworfen. Das ist ein laufender Optimierungsprozess der mit Kopernikus und Galilei begann, und heute noch lange nicht abgeschlossen ist.

Ganz Wesentlich zum Verständnis der wissenschaftlichen Methodik hat Karl Popper in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts beigetragen. Insbesondere die als Positivismusstreit bekannt gewordene Debatte zwischen Popper und Theodor Adorno führte zum Schluss, dass der Schlüssel zur Theorie nicht in ihrer Bestätigung (deshalb Positivismus) liegt, sondern in ihrer Falsifizierung liegt.

Warum?

Weil man zigtausend mal etwas durch Beobachtung bestätigen kann, aber es nur einmal widerlegen muss, um es für alle Zeit ungültig zu machen. Poppers Beispiel: "Alle Schwäne sind weiß", wurde Jahrtausende lang immer wieder bestätigt, bis dann eines Tages in Australien ein schwarzer Schwan gesichtet wurde.

Dies bildete u.a. einen Grundstein für seine Ausführungen zum Kritischen Realismus (Auf der Suche nach einer besseren Welt, erschienen 1984) Poppers kritischer Realismus bietet auch die Grundlage für einen gesunden Skeptizismus. Darum ist es auch so enorm wichtig, uns immer wieder zu fragen, unter welchen Umständen wir bereit wären, unsere Ideen zu Gunsten anderer Erkenntnisse aufzugeben.

Nur durch solche misslungenen Falsifizierungsversuche kann der Wert einer wissenschaftlichen Theorie wachsen. Doch selbst nach millionenfacher Bestätigung bleibt immer ein Restzweifel offen, und das ist gut so. Wer nicht bereit ist, seine eigenen Ideen und Theorien auf diese Weise zu hinterfragen, oder in Frage stellen zu lassen, der macht sich der intellektuellen Unredlichkeit und der Pseudowissenschaft schuldig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Tara
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#6 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von Tara » So 28. Apr 2013, 10:05

schön erklärt und beschrieben Pluto Bild
Der 8te Himmel gehört den Atheisten die der Überzeugung sind, dass die Realität zwar hart sein kann, aber umso wertvoller ist als alle schöne und sanfte Märchen zusammen.

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#7 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von seeadler » So 28. Apr 2013, 12:00

hallo Pluto,

ich gebe zwar Tara recht, dass du dies gut erklärt hast....aber unsere liebe Janina hatte es bereits auch gut erklärt, wenngleich etwas "anders" als du, doch inhaltlich stehen wir bei beiden Erklärungen vor dem gleichen Problem.

Denn ihr beide erwartet von demjenigen, der die Idee einbringt auch zugleich, dass er selbst in dre Lage ist und sich darum bemüht, sie zu überprüfen und nach Falszifizierbarkeitsregeln letztendlich ohne fremde Hilfe selbst für gut oder schlecht bewertet.

Dies ist in meinen Augen ein Unding!

Wie ich ja schon anfangs schrieb, auseinander genommen wird letzten Endes jede Idee, vollkommen unabhängig davon, ob der "ideenspender" selbst dazu in der Lage ist oder nicht. das heißt, er kann es hundert mal für gut und richtig empfinden, und sich dabei auch den wissenschaftlichen Kriterien der Überprüfbarkeit unterwerfen...es wird trotzdem von jedem anderen ebenso unabhängig danach untersucht.
Das Wichtigste in der Wissenschaft ist die Empirie, die Beobachtung der Welt also. Die Methodik der Wissenschaft baut ebenfalls auf Empire.

das ist wohl hier weniger das Problem, denn das ein Apfel zu Boden fällt, lässt sich auch von einem Schulkind nachempfinden.
Funktioniert eine Methode, wird sie übernommen, versagt sie, wird sie verworfen.

nun ja, lieber Pluto, wenn ich aus der Beobachtung schließe dass alle Gegenstände genauso wie jener Apfel zu Boden fallen, kann ist konstatieren, es sit unbestreitbar, dass die Dinge zu Boden fallen.... darum weiß ich aber noch lange nicht warum!!!!
.... dass der Schlüssel zur Theorie nicht in ihrer Bestätigung (deshalb Positivismus) liegt, sondern in ihrer Falsifizierung.

ja, gebe ich euch Beiden, als Janina und Dir, unumwunden recht. ...Aber was genau wird denn nun im Falle der Schwerkraft falsifiziert? Die Ursache der Schwerkraft oder die Symptome der Schwerkraft?

Mir geht es hier nicht um ohnehin beobachtbare Dinge, sondern um das, was ganz offensichtlich nicht beobachtbar ist - die Ursache!

Gruß
seeadler
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#8 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von Janina » Mo 29. Apr 2013, 11:59

seeadler hat geschrieben:Wer hat denn genau und warum damit angefangen, vorzuschreiben, wie man an einer Sache wissenschaftlich herangeht?
https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftstheorie

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#9 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von seeadler » Mo 29. Apr 2013, 22:18

ja, Janina

mittlerweile gibt es so gut wie überhaupt kein Gebiet mehr, welches nicht quasi von vornherein mit einer entsprechenden Erklärungsmatrix versehen ist. Es gibt keine Freiheit mehr, an einer Sache, einer puren Überlegung heran zu gehen, sondern, jede Idee muss sich einer gewissen Zeremonie unterziehen - sprich, du musst schon bei deinen Ideen selbst einen bestimmten Weg einhalten....

Nun ja, dies führt dazu, wie ich schon schrieb, dass es keine wirkliche kreative Freiheit mehr gibt, denn auch der Kreativität sind schon mal Grenzen gesetzt.

Dies merkt man unter anderem besonders stark an der Interpretation der Bibel, wo es gilt gewissen hermeneutischen und exegetischen Grundsätzen zu folgen, will man etwas deuten. Ebenso sehen wir es bei der Wissenschaft in der vorangehenden Erkenntnistheorie, die auch festsetzt, wie man etwas zu verstehen hat....

......

Seeadler
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Demian
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#10 Re: Die Schwerkraft

Beitrag von Demian » Mo 29. Apr 2013, 22:20

Janina hat geschrieben:
seeadler hat geschrieben:Wer hat denn genau und warum damit angefangen, vorzuschreiben, wie man an einer Sache wissenschaftlich herangeht?
https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftstheorie

...

:mrgreen:

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