Das Gehirn und unser Bewusstsein.

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Savonlinna
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#91 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Savonlinna » So 12. Apr 2015, 21:24

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Und schon sehe ich wieder diese Schallmauer. Was ist denn "Geist"?

Grundsätzlich meine ich damit das bewusste Sein oder die lebendige Gegenwart, welche die Schönheit der Natur, die Heiligkeit oder die Essenz einer Blume oder eines Menschen fühlen kann und jede Lebensform belebt. Das, was wir meinen, wenn wir „Ich“ oder „Du“ sagen. Der Verstand versucht das Bewusstsein zu definieren und zu objektivieren, aber das funktioniert nicht, weil etwas immaterielles damit gemeint ist, das, was die Form mit Leben erfüllt und daraus hervor 'scheint', aber kein Ding.

Dadurch wird es mir noch unverständlicher, Novalis. Ich habe doch ebenfalls in meinem Beitrag von Immateriellem gesprochen. Eine Erinnerung ist immateriell, die Erkenntnis, dass alle Menschen dieser Erde miteinander verbunden sind, ist immateriell. Was ich hier schreibe, ist immateriell.
Das könnte man mit dem Wort "geistig" gleichsetzen.

Aber "bewusstes Sein" - was ist das? Eine "lebendige Gegenwart" - was ist das?
Ich habe einfach Angst, dass das alles nur Worthülsen sind. Ich habe Angst, dass genau durch solche Worthülsen die Menschen in den Materialismus getrieben werden.

Novas
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#92 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Novas » So 12. Apr 2015, 21:52

Savonlinna hat geschrieben:Aber "bewusstes Sein" - was ist das? Eine "lebendige Gegenwart" - was ist das?

Du selbst bist hier und liest jetzt diese Worte, woraus ich schließe, dass Du bewusstes Sein bist - und das meine ich auch mit lebendiger Gegenwart. Ich meine Dich, als fühlendes und wahrnehmendes Wesen ("Geist") :)

closs
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#93 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von closs » So 12. Apr 2015, 22:12

Unter "Geist" verstehe ich das, was man als "Gott" bezeichnet, aus dem der Mensch kommt. - Somit ist "Geist" die Essenz des Menschen - also das, woraus er ist bzw.woher er kommt.

Als "geistiges Verhalten" des Menschen würde ich all das bezeichnen, was authentisch ist in Bezug zum Ursprung des Menschen, was also essenz-gerecht ist. In DIESEM Sinne ist Geist immer transzendent - die Übernahme dieses Begriffs ins Materialistische ist somit eine Usurpierung, die man allenfalls euphemistisch als "Sprachentwicklung" bezeichnen kann. - Wie auch immer: Verwirrungen sind vor-programmiert, weil das eine mit dem anderen wenig zu tun hat.

Paulus unterscheidet auch einen falschen Geist, der die Gemeinde „aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen“ kann (2 Thess 2,2). Es ist daher „die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden“ (1 Kor 12,10) nötig. - Letztlich läuft dies hinaus auf die Unterscheidung hinaus von "gut" und "böse". - Wenn man allerdings diese Begriffe utilitaristisch subjektiviert, gibt es diese Unterscheidung nicht - also auch hier eine Ent-Wertung durch materialistische "Sprachentwicklung".

Die einfachste Definition von "Geist" stammt von Chr.M. Wieland, der 1750 schreibt: "Geist ist nicht beweisbar - er erkennt sich gegenseitig". - Aber dies geht nur (spricht der Kultur-Pessimist) in einem Raum, der weiß, was Geist "ist".

Novas
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#94 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Novas » So 12. Apr 2015, 22:15

Ein sehr schöner Beitrag, der die christliche Blickrichtung sehr klar und deutlich formuliert. Und das Zitat von Wieland...

closs hat geschrieben: Die einfachste Definition von "Geist" stammt von Chr.M. Wieland, der 1750 schreibt: "Geist ist nicht beweisbar - er erkennt sich gegenseitig". - Aber dies geht nur (spricht der Kultur-Pessimist) in einem Raum, der weiß, was Geist "ist".

sehr herrlich! Anders gesagt: der Verstand kann den Geist nicht beweisen, aber der Geist kann sich selbst und gegenseitig erkennen ("Liebe").

closs
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#95 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von closs » So 12. Apr 2015, 22:38

Novalis hat geschrieben:das Zitat von Wieland..
Aus der "Geschichte der Abderiden" - eines der humorvollsten und scharfzüngigsten Werke, das mir jemals vor die Flinte gekommen ist. - Allenfalls mit Th. Mann vergleichbar - da muss man auch ständig lachen. :)

JackSparrow
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#96 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von JackSparrow » So 12. Apr 2015, 22:59

barbara hat geschrieben:Ein O2, das eingeatmet wird, wird von "tot" zu "lebendig",
Moleküle sind nicht lebendig. Ihnen fehlt die Fähigkeit der Fortpflanzung.


Novalis hat geschrieben:Etwas ist nicht deshalb lebendig, weil es irgendwelchen definierten Merkmalen entspricht
Nach welchen Merkmalen sollte deiner Meinung nach die Medizin lebendige von nicht lebendigen Menschen unterschieden?

und etwas anderes nicht tot, weil es nicht in dieses Raster passt. Das sind doch nur Konzepte.
Etwas ist auch kein Frosch, nur weil es grün und glitschig ist, vier Beine hat, Eier legt und über die Wiese springt. Das sind nur Konzepte. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesem Tier um einen Biber, und wenn die dummen Nichterleuchteten nicht so verdammt verblendet wären, würden die das mit Leichtigkeit erkennen.

Novas
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#97 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Novas » So 12. Apr 2015, 23:02

Aus spiritueller Sicht manifestiert sich Bewusstsein/Geist als Form, wodurch die Welt und alle Lebensformen entstehen. Alles - Sterne, Pflanzen, Tiere, Menschen, die ganze Erde und alles weitere, nichts ist davon ausgenommen - selbst ein Stein repräsentiert ein elementares Bewusstsein, andernfalls könnte er nicht in dieser Form sein, er würde sich in seine atomaren Bestandteile auflösen und das Universum würde sich nicht ausdehnen und entwicklen, sondern kollabieren, wenn da keine universelle Energie wäre, die es aufrecht erhielte.

Bewusstsein bringt sich zweifellos in unterschiedlichen Graden zum Ausdruck - der Sprung von einer einzelnen Zelle oder einem Stein zu einem Menschen ist gigantisch - aber das gesamte Leben und die Evolution hängen mit dem Universum als einer belebten Ganzheit logisch zusammen, sonst wären wir nicht hier.

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#98 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Novas » So 12. Apr 2015, 23:51

JackSparrow hat geschrieben:Nach welchen Merkmalen sollte deiner Meinung nach die Medizin lebendige von nicht lebendigen Menschen unterschieden?

Das ist die Sache der Mediziner.

Etwas ist auch kein Frosch, nur weil es grün und glitschig ist, vier Beine hat, Eier legt und über die Wiese springt. Das sind nur Konzepte. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesem Tier um einen Biber

Unsre Weltbilder – alle Überzeugungen und Begriffe – sind mentale Konstrukte. Das ist eine Tatsache. „Wahrheit“ bzw. „Realität“ kann nicht konzeptuell in Worte gefasst werden, weil sie kein Ding ist, das wir besitzen können. Wir können sie erkennen, Einsicht in sie gewinnen oder in eine sinnvolle Beziehung zu ihr gelangen - darum geht es in den spirituellen Lehren.

und wenn die dummen Nichterleuchteten nicht so verdammt verblendet wären, würden die das mit Leichtigkeit erkennen.

Es gibt nur eine falsche Sicht: die Überzeugung, meine Sicht ist die einzig Richtige. So sagte es ein wirklich „erleuchteter“ (weiser/heiliger) Meister. Nagarjuna ist sein Name. Die buddhistische Definition von Erleuchtung ist übrigens "die Abwesenheit von Leiden". Es geht also nicht darum den "dummen Nichterleuchteten" eine rein zu prügeln, sondern um die Befreiung aller Wesen (nicht nur der eigenen Person!) vom Leiden in all seinen Formen.

Ich selbst praktiziere Zen und da ist "Erleuchtung" ein fortschreitender Prozess der Ausdehnung von Liebe, Freude, Gleichmut, Frieden, Mitgefühl, Freiheit, Glückseligkeit, die Reinigung und Klarwerdung des Geistes und die Erkenntnis seiner wahren Natur..... Es gibt auch nicht wenige Buddhisten, die den Begriff der Erleuchtung nur rein metaphorisch oder gar nicht verwenden, weil er MEISTENS (vorallem hier im Westen) sehr falsch verstanden wird. :)

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Savonlinna
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#99 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Savonlinna » Mo 13. Apr 2015, 00:08

Novalis hat geschrieben:Unsre Weltbilder – alle Überzeugungen und Begriffe – sind mentale Konstrukte. Das ist eine Tatsache. „Wahrheit“ bzw. „Realität“ kann nicht konzeptuell in Worte gefasst werden. Sie ist kein Ding, das wir besitzen können.
So ist es. Das ist auch durch die strukturale Linguistik - Ferdinand de Saussure und seine Nachfolger - deutlich geworden.

Man braucht dazu kein Christentum, keine spirituelle Begrifflichkeit. Das kann man alles über Bord werfen. Es genügt, sich dieser leeren Begrifflichkeiten bewusst zu werden, um "einfach" auf die Dinge schauen zu können.

Man bekommt dann tatsächlich ein anderes Gefühl für "Realität". Aber von "Wahrheit" spreche ich dennoch nicht. Auch dieser Begriff gehört über Bord geworfen, so ist es meine Erfahrung.

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#100 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von closs » Mo 13. Apr 2015, 00:35

Savonlinna hat geschrieben:Man braucht dazu kein Christentum, keine spirituelle Begrifflichkeit.
Zum Er-Leben braucht man es nicht - zum Beschreiben schon.

Im Grunde favorisierst Du den Weg des "Zurück zur Natur", also der Ent-Dämonisierung des Lebens von dessen systematischer Beschreibung durch Weltanschauungen. - Dies ist naiv im besten Sinn des Wortes und erinnert an Röm. 2,
14 Wenn nämlich Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz,
15 da sie ja beweisen, daß das Werk des Gesetzes in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen bezeugt


"Werdet wie die Kinder". - Sollte man dann nicht Sprache, die sich nicht auf konkret Fassliches konzentriert, abschaffen. - Eine "haptische" Sprache und ansonsten Musik? - Wäre nicht das Schlechteste.

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