Reduktionismus oder Holismus

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Scrypt0n
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#61 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Scrypt0n » Mo 2. Mär 2015, 19:39

closs hat geschrieben:Mit "holistisch" ist meinerseits nicht gemeint, dass man sich mit Details beschäftigt (das tut man auch hermeneutisch ständig), sondern dass man "Vorwissen" hat
Definiere "Vorwissen"!

closs hat geschrieben:Mit Deiner hier vorgestellten Art konkreter Fragenstellungen ist mir übrigens irgendwann klar geworden, warum es überhaupt Jesus gibt - nicht im "geglaubten" Sinn, sondern im Hinblick auf ontologische Notwendigkeit.
Welche ontologische Notwendigkeit bitte zeigt denn, dass es Jesus gibt?

closs
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#62 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 19:48

Pluto hat geschrieben:Das ist doch das trügerische am Bewusstsein weil es vermutlich gar keine so scharfe Trennung zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein gibt.
Natürlich ist das menschliche Bewusstsein nicht perfekt. - Und wenn es mal Fehlleistungen erbringt, dann koinzidieren eben Wahrnehmung und Realität NICHT.

Dass die Physik IHR Wahrnehmungs-Segment objektivieren kann, ist doch unbestritten. - Trotzdem bleibt es ein Segment. - Wenn die Physik objektiv wahrnimmt, dass das, was wir normalerweise "rot" nennen, eine Welle x ist, nimmt sie gleichzeitig NICHT wahr, wie eine Rose aussieht. - Das subjektive Wahrnehmungs-Segment ist also keine reduzierte objektive Wahrnehmung, sondern etwas ganz Eigenes und trotzdem authentisch. - Nicht-authentisch wäre es, wenn man statt einer Rose einen Staubsauger sieht - das mag es geben, sollte aber die Ausnahme sein. - Dann ist es eben eine Fehl-Wahrnehmung.

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#63 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2015, 19:59

closs hat geschrieben:Natürlich ist das menschliche Bewusstsein nicht perfekt. - Und wenn es mal Fehlleistungen erbringt, dann koinzidieren eben Wahrnehmung und Realität NICHT.
Ich würde sagen, die Wahrnehmung passt immer, aber das Bewusstsein irrt sich in der Interpretation.

closs hat geschrieben:Dass die Physik IHR Wahrnehmungs-Segment objektivieren kann, ist doch unbestritten. - Trotzdem bleibt es ein Segment. - Wenn die Physik objektiv wahrnimmt, dass das, was wir normalerweise "rot" nennen, eine Welle x ist, nimmt sie gleichzeitig NICHT wahr, wie eine Rose aussieht.
Das stimmt doch nicht!
Ein Wissenschaftler kann die Schönheit einer Rose genauso wahrnehmen wie ein Spiritist. Nur der Wissenschaftler kann noch viel mehr, weil er das Innere der Rose zu verstehen vermag.

closs hat geschrieben:Das subjektive Wahrnehmungs-Segment ist also keine reduzierte objektive Wahrnehmung, sondern etwas ganz Eigenes und trotzdem authentisch.
Damit habe ich keine Probleme.
Nur woher willst du wissen, dass die wahrgenommenen Segmente der Welt nicht identisch sind?

Ich meine der Wissenschaftler sieht mit seiner Methodik einfach mehr.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#64 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 20:05

Scrypt0n hat geschrieben:Definiere "Vorwissen"!
Ein Bewusstsein, dass da etwas ist - es handelt sich hierbei nicht um intersubjektiv vermittelbares Wissen - deshalb die " ".

Scrypt0n hat geschrieben:Welche ontologische Notwendigkeit bitte zeigt denn, dass es Jesus gibt?
Das wäre jetzt WIRKLICH zu ausschweifend - das Ergebnis kann ich Dir aber nennen: Jesus ist die Überwindung der ontologischen Differenz zwischen Dasein und göttlichem Sein. - Dies geht nur, wenn eine Person sowohl Mensch (Dasein) als auch Gott (Sein) ist. - Mit anderen Worten: Jesus macht ontologisch nur Sinn, wenn man ihn trinitarisch versteht.

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#65 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 20:12

Pluto hat geschrieben:Ein Wissenschaftler kann die Schönheit einer Rose genauso wahrnehmen.
Wir sprechen nicht vom Wissenschaftler, sondern von der Wahrnehmungs-Form der Wissenschaft. - Natürlich sieht der Wissenschaftler eine Rose wie jeder andere auch.

Pluto hat geschrieben:Nur woher willst du wissen, dass die wahrgenommenen Segmente der Welt nicht identisch sind?
Gegenfrage: Woher weiss das Messgerät, ob der Mensch eine Rose als rot oder blau sieht? - Mit anderen Worten: Das Messgerät sieht nicht mehr, sondern sein Wahrnehmungs-Ausschnitt ist objektiv - aber eben als Welle und nicht als "rot".

Ansonsten weiss man streng genommen selbst NICHT, ob eigene Wahrnehmung authentisch zum Ursprung der Wahrnehmung sind. - In der Praxis wird man es klären können: Wenn 1000 Leute eine Rose sehen und nur einer einen Staubsauger, ist die Wahrscheinlichkeit annähernd 1, dass die 1000 recht haben.

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#66 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Scrypt0n » Mo 2. Mär 2015, 20:13

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Definiere "Vorwissen"!
Ein Bewusstsein, dass da etwas ist
Das da was ist? Die Welt? Das Dasein?
Was hat das mit "Vorwissen zu tun?

Wenn es darum geht, ess es darüber etwas gibt, ist das kein Wissen; auch nicht, wenn man ein "Vor" davor setzt. :D

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Welche ontologische Notwendigkeit bitte zeigt denn, dass es Jesus gibt?
Das wäre jetzt WIRKLICH zu ausschweifend
Ach komm schon; einmal nicht ausweichen sondern die Frage beantworten. ;0)

closs hat geschrieben:Jesus ist die Überwindung der ontologischen Differenz zwischen Dasein und göttlichem Sein. Dies geht nur, wenn eine Person sowohl Mensch (Dasein) als auch Gott (Sein) ist.
Somit begründest du eine Behauptung mit einer weiteren Glaubensbehauptung. Mit Zirkelschlüssen wird das nichts; und eine ontologische Notwendigkeit schon sowieso nicht.

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#67 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 20:30

Scrypt0n hat geschrieben:Was hat das mit "Vorwissen" zu tun?
"Bewusstsein" wäre evt. besser - es ist etwas bewusst, dem man nachgeht. - Am Ende stehen Schlussfolgerungen im Rahmen eines in sich widerspruchsfreien Systems, welches allerdings deduktiv aufgebaut ist - also von einer Setzung ausgeht (nämlich das "Bewusstsein"/"Vorwissen").

Naturwissenschaftlich geht dieser Weg NICHT - aber da geht es ja auch um rein innerbetriebliche Dinge. - Verlässt man gedanklich die naturalistische Welt, geht's eigentlich nur hermeneutisch.

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#68 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2015, 21:56

closs hat geschrieben:Naturwissenschaftlich geht dieser Weg NICHT - aber da geht es ja auch um rein innerbetriebliche Dinge. - Verlässt man gedanklich die naturalistische Welt, geht's eigentlich nur hermeneutisch.
Die Naturwissenschaft versteht ihre Aufabe darin die Welt zu untersuchen.
So lange nicht erwiesen ist, dass sich die Welt in ein spirituelles und ein materialististisches System unterteilen lässt, ist der Begriff innerbetrieblich so sinnlos, als würde man anfangen Gegenstände nach ihrem Geschlecht zu unterscheiden. :roll:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#69 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 22:56

Pluto hat geschrieben:So lange nicht erwiesen ist, dass sich die Welt in ein spirituelles und ein materialististisches System unterteilen lässt, ist der Begriff innerbetrieblich so sinnlos
"Die Welt" in DEINEM Sinne wird natürlich auch von spirituellen Menschen unterteilt.

"Erweisen" kann man diese Unterteilung prinzipiell NICHT, weil nur die materialistische Welt nachweisbar ist, da sie als Objekt auf derselben Ebene stattfindet wie das Subjekt (beobachtender Mensch). - Das heisst: Man kann generell nur Materialistisches naturwissenschaftlich nachweisen. - Wenn Du nun diesen Nachweis für die geistige Ebene haben willst, erwartest Du die Anwendung einer Methodik für das Materialistische auf das Geistige - das ist so ähnlich, als wollte man 1000 Meter unter Wasser nachweisen, dass es Wolken gibt.

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#70 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2015, 23:41

closs hat geschrieben:Wenn Du nun diesen Nachweis für die geistige Ebene haben willst, erwartest Du die Anwendung einer Methodik für das Materialistische auf das Geistige - das ist so ähnlich, als wollte man 1000 Meter unter Wasser nachweisen, dass es Wolken gibt.
Ein schönes physikalisches Gleichnis. :D
Aber mir mir geht es nicht um Wolken unter Wasser und auch nicht um die mögliche Existenz einer postulierten Seinswelt.
Ich verwehre mich gegen die Errichtung imaginärer Barrieren, wo möglicherweise gar keine sind. Deshalb finde "innerbertrieblich" das falsche Adjktiv.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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