sven23 hat geschrieben:Lichtenberg spricht ein weises Wort, wenn er sagt:
"Was hilft alle Aufklärung, alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen."
(J. Chr. Lichtenberg, dt. Physiker u. Schriftsteller, 1742-1799)
Erinnert doch sehr an Johannes: "Ich bin das Licht der Welt, das jeden Menschen erleuchtet"
man könnte ja meinen, die Aufklärer hätten die Licht-Metaphorik eins zu eins vom Christentum kopiert, oder von andern spirituellen Verwendungen des Lichts.
Paßt auch wieder zum Selbsttäuschungs-Thread.
Aber gibt es eine Alternative zur Aufklärung? Ich denke nicht.
"Je religiöser ein Mensch, desto mehr glaubt er; je mehr er glaubt, desto weniger denkt er; je weniger er denkt, desto dümmer ist er; je dümmer er ist, desto leichter kann er beherrscht werden. Das gilt für Sektenmitglieder ebenso wie für die Anhänger der großen Weltreligionen mit gewalttätig intolerantem "Wahrheits"-Anspruch. Dagegen hilft, auf Dauer, nur Aufklärung."
(Adolf Holl, Religionssoziologe)
Das würde ich doch bestreiten, dass einer, der viel glaubt, wenig denkt.
es sind schliesslich zwei unterschiedliche Kontexte. Glauben ist in die Zukunft gerichtet; es hat mit Vertrauen und Hoffnung zu tun und mit der Bereitschaft, sich ins Ungewisse zu wagen und Risiken einzugehen. Wer nichts glaubt, der tut auch nichts. und da spielt es keine Rolle, ob Glaube sich auf Sätze bezieht wie "ich glaube an Gott" oder an alltäglichere Sätze wie "ich glaube, der Bus wird morgen pünktlich fahren." Wenn Kolumbus glaubte "mit unseren Schiffen werden wir Land erreichen, bevor die Vorräte zu Ende gehen und wir alle verhungern und verdursten", so ist das ein grosser Akt des Glaubens - vor allem, da er von zahlreichen Menschen darauf hingewiesen wurde, dass die Erde grösser ist als es seine Berechnungen zeigen, dass Japan und Indien deutlich weiter weg sind, als er meinte.
Denken hingegen analysiert die Vergangenheit, das, was schon geschehen ist. Denken bleibt somit beim Bekannten, bei dem, was schon geschehen ist.
Sinnvoll ist logischerweise, Denken und Glauben zu verbinden - also bekannte Daten aus der Vergangenheit sauber und gründlich zu analysieren, und somit einigermassen sinnvolle Prognosen für die Zukunft zu erstellen - aber eben: das Unerwartete, das Neue, das noch-nicht-Erforschte hat im Denken nie Platz. Es is nicht das richtige Werkzeug dafür. Wer Risiken eingeht und etwas tut, was noch nie gemacht wurde, braucht immer einen starken Glauben.
gruss, barbara