sven23 hat geschrieben:Nicht unbedingt, denn schließlich hat er sich ja angeblich über Jahrhunderte den Menschen offenbart, mit ihnen kommuniziert, sie bestraft, zu Bluttaten angestiftet, Menschenopfer verlangt, ja sogar seinen Sohn auf der Erde materialisiert, also ganz konkret ins Dasein hineingewirkt.
Dass die diesbezügliche "Kommunikation" mit dem NT aufhört, wird irgendwo biblisch (meine ich sogar) begründet - mit Jesus, weil mit ihm das Gesetz verinnerlicht ist, die Zeit der äußeren Eingriffe also vorbei ist. - Was die Eingriffe im AT selbst angeht, hatte ich bei er Lektüre sehr oft den Eindruck, dass die Volksanführer den Souverän ihres Staatswesens (also Gott) fatalistisch herangezogen haben: Wenn ein Krieg gewonnen wurde, war es Jahwes Wille - wenn er verloren wurde, auch.
Bibeltreu ist allerdings wirklich zutreffend, dass Gott in (relativ wenigen Fällen) tatsächlich als aktiver Befehlsgeber genannt wird. Persönlich bin ich NICHT sicher, was ihm da in den Mund gelegt wurde und was spirituell tatsächlich von ihm ausgegangen ist. - Nehmen wir den schwerer zu erklärenden Fall, dass Greueltaten nicht nur textweise Gott in die Schuhe geschoben werden, sondern dass es wirklich auf ihn zurückgeht:
In diesem Fall sollte man den Begriff "Heilsgeschichte" heranziehen, der ja nichts anderes heißt, als dass jeder Mensch eine Rolle in dieser Heilsgeschichte (= Weg vom Alpha (also dem Ursprung) zum Omega (also dem Ziel des menschlichen Seins)) spielt - Abraham, David, Einstein, Polpot und Stalin eine große, Sven und Closs eine kleine. - Diese heilsgeschichtliche Rolle endet immer mit dem Tod, weil der Mensch kein ewiges Daseins-Leben hat. Es stirbt damit aber nicht nur die heilsgeschichtliche Rolle, sondern auch der Mensch selbst. - WIE der Mensch stirbt, ist unabhängig von seiner heilsgeschichtlichen Rolle. - Als Rollenträger ist er "character", als Person ist er "actor". Tatsächlich sterben tut man als "actor", also als Mensch wie Du und ich.
In diesem Sinne, also im Sinne der Intimität des Tods, der nur zwischen Gott und Mensch stattfindet, ist es egal, ob man als David stirbt oder als Otto-Normalverbraucher. - Es ist egal, ob man allein in einer Lawine verschüttet wird oder zusammen mit 3.000 anderen im WTC verschüttet wird oder eben als Opfer eines heilsgeschichtlichen Gottesbefehls oder gegen seinen Befehl. - Denn über das individuelle Leid der Betroffenen weiß niemand was, und das Omega ist eine Erlösung für alle (nach meinem Glauben). - Insofern ist es egal - - was wiederum satanisch ausgenutzt werden kann, indem man sagt: "Dann ist auch egal, wenn ich jemand umbringe". - Aber dieser Missbrauch ändert nichts am Grundgedanken.