Pluto hat geschrieben:Erst mal, Zustimmung!Savonlinna hat geschrieben:Auf jeden Fall scheinst Du das gleiche Unbehagen zu haben wie ich, wenn man "warum" auf das Kausale reduziert.closs hat geschrieben:[...]
Es ist aber ein Phänomen unserer Sprache, dass "warum" Fragen oft verkappte "wie" Fragen sind. So als Beispiel: "Warum gibt es in der Natur eine solche Vielfalt der Arten?", ist eigentlich die Frage: "Wie ist die Vielfalt der Arten entstanden?". Letztere Frage lässt sich mit Modellen (Theorien) sehr wohl kausal, naturwissenschaftlich klären. .
Und darum läge diesen "wie"-Fragen ebenfalls ein kausales Denken zugrunde.
Andere Menschen aber haben andere Fragen, die von der Naturwissenschaft - durch ihre Selbstbeschränkung bezüglich ihrer Zuständigkeit und daraus resultierend ihrer Methodik - weder gestellt noch beantwortet werden können.
Es könnte sein, dass naturwissenschaftlich geschulte Menschen anders als kausal nicht mehr denken können. Was ich allerdings schade fände. Aber zm Glück haben wir ja auch andere Wissenschaften.
Das ist aber ein Beispiel, dass suggerieren könnte - will ich aber nicht unterstellen -, dass solche Fragen zu Gott führen müssen.Pluto hat geschrieben:Ja. Echte "warum" Fragen sind nicht kausal. "Warum gibt es etwas und nicht nichts?" ist eine solche akausale Frage, die als Solche von Augustinus gestellt wurde, und ihn dazu bewegte, Gott als Erstbeweger zu definieren.Savonlinna hat geschrieben:Aber die Überlegungen von Thomas haben mich überhaupt erst darauf gebracht, dass wir "warum" auch anders verstehen als kausal.
Müssen sie aber nicht, weil "Gott" eben auch ein Konstrukt ist, das so vielfältig ist wie "Natur" und "Mensch".
Im Übrigen ist für mich diese Frage "Warum gibt es etwas und nicht nichts" mittels der Sprachwissenschaft zu beantworten. Denn "ist" ist ein Wort aus dem sprachlichen System. Manche Sprachen haben kein "ist", und deren Mitglieder hätten solche philosophischen Fragen auch nicht.
So viele philosophische Fragestellungen brechen in sich zusammen, wenn man einmal erfasst - und akzeptieren kann -, dass sie nur aus der Sprache erwachsen sind. Es sind Scheinprobleme. Habe ich selber schmerzlich - und gleichzeitig befreiend - begreifen müssen.
Mir ging es nicht darum, ob etwas verständlich ist. Sondern darum, was man gegen eine solche mentale Reduzierung tun kann.Pluto hat geschrieben:Dass Naturwissenschaft unser Leben prägt, ist doch eigentlich verständlich, ist sie doch die Kraft die die Entwicklung der Zivilisation (im Guten und im Schlechten) vorantreibt.Savonlinna hat geschrieben:Ich fürchte, dass wir über Jahrhunderte von der Naturwissenschaft mental geprägt wurden, sodass wir tatsächlich ständig Ereignisse kausal in Zusammenhang zu bringen suchen und die Dinge auch so wahrnehmen.
Verständlich finde ich, wenn naturwissenschaftlich Interessierte nur noch kausal denken können. Ich bewerte das nicht, ich suche eigentlich nur nach Zusammenhangen. Aber der Kampf gegen die, die nicht nur kausal denken, ist mitunter sehr heftig.
Das bringt einen aber immerhin dazu, darüber nachzudenken, wie das nicht-kausale Denken, das vermutlich Teil eines jeden Menschen ist, eigentlich beschaffen ist.