Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Alle Themen aus Naturwissenschaft & Technik die nicht in die Hauptthemen passen.
ThomasM
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#191 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von ThomasM » Mi 15. Apr 2015, 12:47

closs hat geschrieben: Ich würde sagen: "Das Formulieren, Feststellen und Untersuchen von kausalen Zusammenhängen, die auch die Basis von Korrelationen sind, ist dann Aufgabe der Naturwissenschaft, wenn diese Zusammenhänge objektiviert werden können". Ansonsten muss man ins Geisteswissenschaftliche ausweichen.
Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig mit dem Begriff "objektivieren". Du könntest Überraschungen erleben, was die Technik so alles in den nächsten Jahrzehnten möglich machen wird.

Aber letztlich ist es eine Frage der Begrifflichkeit.

Eine (naturwissenschaftliche) Kausalität ist IMMER objektivierbar (= messbar) (selbst wenn die Technik dazu aktuell noch nicht existiert). Ein Zusammenhang, der aus irgendwelchen Gründen prinzipell nicht objektivierbar ist, hat ebenso prinzipiell KEINE (naturwissenschaftliche) Kausalität. Oder, wie es gewisse Charaktere hier im Forum auszudrücken pflegen "der von dir erträumte Zusammenhang existiert nicht".

Eine (geisteswissenschaftliche / nicht-naturwissenschaftliche) Kausalität BEDARF keiner Objektivierbarkeit / muss nicht messbar sein. Es ist auch in den seltensten Fällen messbar. In diesem Fall ist es also falsch, mit dem Begriff objektivierbar zu arbeiten. Statt dessen muss man vielleicht mit Begriffen wie definierbar oder herleitbar oder so arbeiten.
Wenn man z.B. bei einer Textanalyse einen Zusammenhang zwischen den Lebensverhältnissen Goethes mit seinen Werken herstellt, dann ist das nicht messbar. Aber begründbar.

Ich habe das Gefühl, dass du diese beiden Begriffsebenen auch immer wieder durcheinanderwirfst, oft das eine sagst und das andere meinst.

Gruß
Thomas
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Faransil
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#192 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Faransil » Mi 15. Apr 2015, 12:49

Rembremerding hat geschrieben:These: jeder menschlichen Sprache liegt eine universale Grammatik zugrunde.
Die da wäre?

Pluto
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#193 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Pluto » Mi 15. Apr 2015, 12:49

Faransil hat geschrieben:Ach, du meinst deine haltlosen Glaubensannehmen...
Können wir bitte sachlich bleiben.
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#194 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Faransil » Mi 15. Apr 2015, 12:52

Sir, yes, Sir.

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#195 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Pluto » Mi 15. Apr 2015, 12:54

Faransil hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:These: jeder menschlichen Sprache liegt eine universale Grammatik zugrunde.
Die da wäre?
Vielleicht ist dir der Begriff "Muttersprache" geläufig?

Schon mal was von der Generativen Transformationsgrammatik gehört?
Das ist eine sprachwissenschaftliche Theorie, die vielseitig Anklang findet.
Wenn keine universale Grammatik allen Sprachen zugrunde liegen würde, könnten Kinder niemals intuitiv die Sprache ihrer Zieheltern erlernen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#196 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Faransil » Mi 15. Apr 2015, 12:59

Pluto hat geschrieben:Vielleicht ist dir der Begriff "Muttersprache" geläufig?
Natürlich. Das hat aber nichts damit zu tun, dass in allen "Muttersprachen", also allen Sprachen, eine universale Grammatik zugrunde liegt.
Muttersprache = Sprache, die man von den Eltern (usw.) selbständig erlernt, also die Sprache, mit der man Aufgezogen wird.
Wo besteht nun der Zusammenhang zwischen meiner Muttersprache und der eines Waldvolkes?

Pluto hat geschrieben:Wenn keine universale Grammatik allen Sprachen zugrunde liegen würde, könnten Kinder niemals intuitiv die Sprache ihrer Zieheltern erlernen.
Offensichtlich können sie es eben SCHON.
Oder wie willst du hier die Sprachen der Phonetik oder der Khoisansprachen unterbringen, die sich über Klick- und Schnalzlaute verständigen?

:)
Zuletzt geändert von Faransil am Mi 15. Apr 2015, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.

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#197 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Rembremerding » Mi 15. Apr 2015, 13:02

Savonlinna hat geschrieben:Ja, man kann sich leer machen. Das ist mir vorstellbar. Aber mit "Sein" hat das an sich nichts zu tun. Das werte ich als ideologische Überhöhung, die empirisch nicht getragen ist. Und was empirisch nicht getragen ist, ist ein reines Kopfprodukt.
Sprache kann sehr betrügen. Wenn ihre Begriffe nicht geerdet sind, ist auch Philosophieren darüber ein Selbstbetrug. So sehe ich das; aus leidvollen und jahrelangen Versuchen, die User, die an das "Sein" glauben, zu befragen. Sie können nie sagen, was dabei empfunden wird, sondern alle Aussagen beziehen sich nur auf diese "Leere" im Bewusstseinszustand.
Ich denke, da sind wir nun bei dem Problem, dass der Begriff "Sein" über Jahrzehnte von fernöstlichen Philosophien und Denkstrukturen geprägt wurde. Zudem wurde es dann noch völlig falsch durch westliche Esoterik interpretiert.
Als Christ bedeutet sich ins "Sein" zu versetzten schlicht die Gegenwart Gottes zu erfahren, der das Sein ist. Eine Erfahrung ist kein Kopfprodukt. Vereinfacht und konkret: Man kann, muss sich aber nicht leer machen, denn der Impuls geht von Gott aus. Man erfährt etwa seine Gegenwart, indem man Gedanken erhält, die noch nie gedacht wurden und/oder Kraft/Mut diese auch zu verwirklichen. Empirisch wird man diese Ergebnisse nie untersuchen können und deshalb drehen sich hier die Diskussionen wieder einmal im Kreis. Aber Gravitation gab es auch, bevor "der Apfel Newton auf den Kopf fiel".
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ThomasM
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#198 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von ThomasM » Mi 15. Apr 2015, 13:05

Hallo Savolinnna
Savonlinna hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Hypothese: Menschen stehen in gewissem Sinne auch noch anders in Zusammenhang miteinander, als durch Sichtbares.
Nein. Ich habe keinerlei Kausalität in meine Frage bringen wollen. Woraus liest Du das?
Und es ging mir auch nicht um Koinzidenz. Insofern auch nicht um "mehr als Koinzidenz".
Mein Themenfeld betraf die Projektion. Dass man eben erst einen anderen für X hielt, der gleich danach kam.
Ich fragte nicht, warum X die Straße entlang kam.
Nun, ich bin Naturwissenschaftler und damit denke ich auch so.
Wenn du daher erzählst "Ich denke an X - ich halte einen Fremden für X - danach begegnet mir X"
dann triggert das (nicht nur bei mir) eine (naturwissenschaftliche) Kausalität denken -> treffen
Wenn du überdies noch die Hypothese aufstellst "Menschen stehen in einem Zusammenhang", dann liegt es für mich auf der Hand, dass du einen physikalisch / kausalen Zusammenhang aufstellen willst nach dem Motto
"Weil ich an X gedacht habe und wir im Zusammenhang stehen, habe ich ihn dadurch dazu gebracht, dort langzugehen, wo ich auch bin, so dass ich ihm begegnen konnte"
Einer solchen Behauptung wird dann durchaus mit Recht widersprochen.

Savonlinna hat geschrieben: Selbst wenn in diesem Falle "warum" da steht, wäre es kein kausales "Warum".
Das meinte ich, als ich schrieb, dass du andere Fragen stellen solltest als dies Naturwissenschaftler tun. Da das die Quelle vieler Mißverständnisse ist, wäre es notwendig, die verschiedenen Ebenen des "Warum" auch sprachlich zu differenzieren.

Savonlinna hat geschrieben: Außerdem bin ich nicht sicher, dass nur die Naturwissenschaft das Recht hat, kausale Zusammenhänge zu ergründen.
Sie hat sich dieses Recht errungen mit den Erfolgen, die sie im Verlauf der Jahrhunderte erreicht hat. Diese waren so groß und bedeutend, dass der Begriff inzwischen fast ausschließlich im naturwissenschaftlichen Sinn verstanden wird. Ich fürchte, dass sich hier die Geisteswissenschaftler anpassen sollten, auch wenn sie ältere Rechte auf den Begriff erheben können.

Savonlinna hat geschrieben: Es gibt jede Menge andere Zusammenhänge, die nicht kausal sind. Es wäre in dem Falle Ideologie, wollte man jeden Zusammenhang als kausal behaupten.
Vielleicht liegt hier der Knackpunkt.
Da liegt durchaus der Knackpunkt.
Modelle, wie dass der Mensch ein chemischer Computer ist und Willensfreiheit eine Illusion ist, haben ihre Ursache doch darin, dass die Welt reduziert wird auf (naturwissenschaftlich) kausale Algorithmen. Auch Dinge wie Liebe, Wollen, Schönheit usw. werden unter dieser (ideologischen) Prämisse zu Gehirnzuständen und Ausschüttungen von Hormonen.

Savonlinna hat geschrieben: "Zweck und Ziel"? Das war noch nie die Aufgabe der Geisteswissenschaften. Deren Untersuchung fällt für mich nicht in das Feld einer Wissenschaft.
Was sind denn dann die Untersuchungsziele?
Ich habe in Geisteswissenschaft zu wenig Erfahrung. Du hast vermutlich auch nur auf einem Teilgebiet KnowHow.
Möglicherweise müssten wir hier klassifizieren. Das Ziel der Literaturwissenschaft ist eben doch ein anderes als das der Soziologie oder der Psychologie oder der Kunst oder der Theologie usw.

Gruß
Thomas
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#199 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von Faransil » Mi 15. Apr 2015, 13:05

Rembremerding hat geschrieben:Eine Erfahrung ist kein Kopfprodukt.
Das heißt, wenn Menschen von mehreren Göttern erfahren, ist das KEIN Kopfprodukt?
Und wenn sie Feen erfahren?

Rembremerding hat geschrieben:denn der Impuls geht von Gott aus. .
Glaubensbehauptung.

closs
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#200 Re: Das Gehirn und unser Bewusstsein.

Beitrag von closs » Mi 15. Apr 2015, 13:20

Savonlinna hat geschrieben:Und Schmerzempfinden ist ebenfalls bereits eine Deutung.
Dann wäre die Frage, was NICHT Deutung ist. - Ist es eine Deutung, wenn ich sehe "Savolinna steht in meiner Küche" --???---

Da würde ich unterscheiden zwischen einerseits sinnlicher (übrigens auch geistiger - aber wollen wir es nicht zu kompliziert machen) und andererseits reflektiver Wahrnehmung. - Nach meinem Begriffs-Empfinden wäre nur reflektive Wahrnehmung mit "Deutung" gleichzusetzen.

Da steht Definitions-Arbeit an - meine Definition hast Du gehört.

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