Novalis hat geschrieben:ThomasM hat geschrieben:Will man gegen dieses Denken "aufklären", würde eine objektive und faktische Gegenargumentation aus Richtung der Geisteswissenschaft benötigt.
Die gibt es nur leider nicht.
Gegenargumentationen gibt es schon, aber diese werden meistens ignoriert oder als irrelevant abgetan.
Die Schwierigkeit ist, dass die Gegenargumente oft dem wissenschaftlichen Standard nicht genügen, um überhaupt in Betracht gezogen werden zu
können.
So werden Bibelstellen als Argumente gebracht oder Zitate von Yoga-Meistern, oder Beispiele aus dem eigenen Leben.
Gerade das trägt eben nicht dazu bei, naturwissenschaftlichen Argumenten entgegen treten zu können. Selbst dann nicht, wenn die naturwissenschaftlichen Argumente selber nicht dem wissenschaftlichen Standard entsprechen. Und das tun sie zu einem nicht zu unterschätzenden Prozentsatz
nicht.
Letzteres meist aus zwei Gründen: die
Naturwissenschaft hat als Untersuchungsfeld die von den Naturwissenschaftlern definierte "Natur" - das ist ein relativ enger Bereich. Den überschreiten viele Kritiker immer wieder mal.
Und, als mögliche Folge: sie wissen nicht Bescheid, dass das Studium innerer Wahrnehmungen in eine andere Wissenschaft gehört; also nicht in die Naturwissenschaft. Und darum gelten dort andere wissenschaftliche Regeln.
Diese anderen Regeln müssen aber den Grundsätzen der
Wissenschaft genügen, wenn auch nicht in allen Fällen der Naturwissenschaft.
Und, wie schon angedeutet: wenn ein Beitrag von seiten naturwissenschaftlich Argumentierender die Grundregeln der Wissenschaft verletzt, haben sie sich selber aus dem wissenschaftlichen Disput ausgeschlossen. Wissenschaft ist nämlich deskriptiv, nicht normativ.
Und daraus folgt: sie wertet nicht. Sie beobachtet und sammelt. Es kann sein, dass die beobachteten Phänomene nicht ausreichen, um zu sagen: ja, dieses Phänomen ist für Menschen typisch. Aber sie sagen nicht: weil die Ergebnisse nicht ausreichen, sind sie nicht existent. Die Beobachter seien Phantasten oder Spinner.
Ein Wissenschaftler käme auf eine solche Wertung oder Abwertung schon darum nicht, weil er viel zu neugierig auf neue Erfahrungen ist. Er will ja nicht sein Weltbild behalten, sondern es ständig erneuern.
Auch das darf natürlich nicht bewertet werden. Wer sein Weltbild behalten will, wird seine Gründe haben. Nur ist er dann eben kein Wissenschaftler.
Dennoch muss man, wenn man bisher unerforschte oder nicht ausreichend erforschte Phänomene sammeln will, notgedrungen erst mal von sich selber ausgehen. Dann aber versuchen zu überprüfen, ob dieses Phänomen bei anderen Menschen auch auftritt.
Ich bringe mal ein Beispiel:
Früher, als ich mal eine Weile ziemlich offen für neue Erfahrungen durch die Weltgeschichte ging, kam es nicht selten vor - vielleicht habe ich das hier schon mal irgendwo geschrieben -, dass mir jemand auf der gleichen Straßenseite von der Ferne entgegenkam, den ich als den Menschen X zu erkennen meinte. Als er aber näher kam, war es gar nicht Mensch X, sondern ein Fremder, der dem Menschen X nicht mal ähnlich sah.
Wenige Minuten später aber kam dann tatsächlich Mensch X mir auf dieser Straßenseite entgegen.
Das ist mir mehrmals passiert.
Falls man das als Zufall abtut, braucht man darüber nicht nachzudenken.
Will man aber wissen, ob da ein für Menschen typisches Phänomen dahintersteht, das nur noch nicht erforscht ist, denkt man halt weiter darüber nach.
Hypothese: Menschen stehen in gewissem Sinne auch noch anders in Zusammenhang miteinander, als durch Sichtbares.
Diese Hypothese ist in anderen Bereichen teilweise schon unterstützt. Zum Beispiel bei der Gruppenmentalität. Da hat man schon geforscht und erkannt, dass da ein Ergebnis mehr sein kann als die Summe seiner Teile.
Ich will das nicht weiter ausführen, weil es mir nur darum geht, zu zeigen, dass die Frage, ob es "unsichtbare Beziehungen" zwischen Menschen gibt, auch wissenschaftlich untersucht werden kann.
Und damit meine ich: diese Phänomene deskriptiv und akribisch genau niederschreiben, in ihrer Struktur erfassen und mit verwandten Phänomenen vergleichen.