ThomasM hat geschrieben:Keine Ahnung, was du meinst, aber du hast oft genug betont, dass du deine Voraussetzungen nicht erklären kannst und dass doch jeder, der so denkt, wie du, automatisch merkt, was du meinst.
Das mit Descartes ist geisteswissenschaftlich sehr konkret - das andere ("Wie begegnen sich spirituell aktivierte Menschen) ist NICHT wissenschaftlich, aber leider Fakt.
Ch.M.Wieland hat mal in den "Abderiten" (ein extrem köstliches und aufgeklärtes Buch) eine Szene geschrieben, die in etwa so ging:
Intellektueller SChläuling: "Du sprichst von Geist. - Beweise ihn"
Geistiger Mensch: "Geist KANN man nicht beweisen - Geist erkennt sich gegenseitig".
ThomasM hat geschrieben:Da hat mein Sohn in Germanistik erheblich klarer gelernt, was eine geisteswissenschaftliche Argumentation ist.
Da ist es aber hilfreich, sich die Entwicklung der Germanistik vor Augen zu führen.
In den 70/80ern hatte ich einen Uralt-Professor als Mentor, dem das Ideal des Universalgelehrten vorschwebt - ich "musste" also alle wichtigen Dramen seit Aischylos über Mittelalter, Racins/Corneille bis Shakespeare studieren (also Primärliteratur!), um überhaupt mit der Germanistik anzufangen. - Weiterhin Pflicht war das, was man heute "Bachelors" nennt, in Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte (ich hab dann noch Musikgeschichte dran gehängt) - also ein sehr anstrengendes Studium Generale.
Begründung: Nur so könne man deutsche Mittealterliteratur, Barock, Klassik und Romantik verstehen. - Dieser Ansatz war bereits zu meiner Zeit nicht mehr en vogue, weil bereits damals mehr und mehr der schnelle Gang zur "Forschung" hin gemacht wurde - giftig gesagt: "Was kümmern mich die Grundlagen der europäischen Kulturgeschichte, wenn ich eine Dissertation über den Einfluss von Kafka auf die Wiederstandsbewegung im 3. Reich mache". - Mein alter Prof hat dazu immer gesagt: "Wir haben einen Verlust der Mitte - nur noch Peripherie, keine Substanz mehr".
Oder freundlicher gesagt: Bei uns ging es nicht so sehr um Wissenschaft als um Wissen. - Insofern ist Deine Aussage über Deinen Sohn sicherlich richtig - aber frage ihn mal, welcher Wert in seiner Uni auf Wissen gelegt wird.