sven23 hat geschrieben:Auch Rudolf Carnap entdeckt 2 logische Fehler in Descartes Annahme:
Unter anderem sagt er:
"Aus „ich bin ein Europäer“ folgt nicht „ich existiere“, sondern „es existiert ein Europäer“. Aus „ich denke“ folgt nicht „ich bin“, sondern „es gibt etwas Denkendes“"
Aus "ich bin Europäerin", und der Annahme dies sei eine korrekte Feststellung, folgt in der Tat logisch, dass "ich existiere". Wenn diese Feststellung nicht stimmen täte, wäre der Gebrauch des Pronomens "ich" im ersten Satz schon falsch. Und seit wann kann man einfach die grammatikalischen Personen einfach so austauschen? kann man doch nicht!
"Es existiert eine Europäerin" ist natürlich auch richtig, wenn jemand sagt "ich bin Europäerin" - doch die Person, die diesen Satz sagt, kann sehr wohl zu Recht sagen "ich existiere".
Man kann sogar noch weitergehen und sagen: Ich denke, also gibt es etwas, was mich glauben machen will, daß ich bin.
Du kriegst das denkende, glaubende, seiende Subjekt nicht aus dem Satz raus - egal was du tust, es bleibt da. Es ist immer ein Subjekt da - denken, glauben, sein geht nie ohne ein Subjekt, das denkt, glaubt, ist.
Auch Jaakko Hintikka sieht einen Denkfehler: "Cogito ergo sum“ ist kein logischer Schluss, sondern die Vermeidung eines performativen Widerspruchs. Das heißt, wenn ich versuche meine Nichtexistenz anzunehmen, muss ich unweigerlich meine Existenz anerkennen."
nun ja, auch Philosophie muss mit der Realität übereinstimmen und ist kein völlig abstraktes und abgehobenes Spiel bedeutungsloser Formen. Bedeutung heisst ja nicht zuletzt: Verbindung mit nicht beliebigen, gesetzmässigen, ausserhalb des Egos feststellbaren Realitäten.
Daß Philosphen es nicht einfach haben, zeigt auch Augustinus:
„Selbst wenn ich mich täusche, bin ich. Denn wer nicht ist, kann sich auch nicht täuschen. Und demnach bin ich, wenn ich mich täusche. Weil ich also bin, wenn ich mich täusche, wie sollte ich mich über mein Sein täuschen, da es doch gewiss ist, dass ich bin, gerade wenn ich mich täusche?“
recht hat er, der Augustinus! hör auf ihn und bedenke seine Worte! Genau das ist es ja, was wir dir hier schon längst zu sagen versuchen!
Aber du hast es ja selbst schon oft gesagt: Der Realität ist es egal, was wir von ihr denken. Zum Glück ist das so.

nur bis zu dem Punkt, wo eigene Handlungen ins Spiel kommen - da deine Gedanken zu einer Situation sehr wohl Einfluss darauf haben, welche Handlung du wählst oder auch nicht. Sobald das "Performative" (schönes Wort

) ins Spiel kommt, gestalten Gedanken (und auch Emotionen) Realität, über den Umweg und mit dem Werkzeug des gestaltenden Menschen bzw Wesens.
gruss, barbara